Guten Morgen,
nach langer, langer Zeit bin ich wieder hier.
Ich stellte fest, dass es mir zu weh tat zu schreiben. Das hat die Wunden immer und immer wieder aufgerissen. Und auch das Leid der anderen habe ich nicht ertragen können, geschweige denn das ich eine Hilfe gewesen wäre. Daher habe ich mich vergraben. Es tut mir leid, dass ich dies tat ohne mich zu verabschieden!
Wie dem auch sei, heute ist ein bedeutsamer Tag. Heut ist der letzte Tag im letzten Jahr, an dem ich ihn wirklich gesehen habe. Mein Geburtstag. (Den ich nicht feiere, das mache ich seit meinem 18. Lebensjahr nicht mehr. Aber dennoch...). Ich war bei ihm in Österreich, für mehrere Tage. Er hat so getan als sei alles Gut. Heut weiß ich es besser.
Die Zeit, die Distanz, die war wichtig. Ich hab auf einmal so vieles gesehen bei dem mir vorher nie aufgefallen ist wie blind ich doch war! Könnt ihr mir glauben wenn ich euch erzähle das ich auf lange, lange Zeit von vorne bis hinten belogen worden bin?
Alles für sich genommen würde man ja glauben können aber wenn man es aus der Entfernung betrachtet, dann schlägt man sich nur noch auf die Stirn und denkt sich: "Meine Güte, warst diese blinde, blöde Kuh wirklich du selbst?" :mauer:
Angefangen von Kleinigkeiten wie abgesagten Skype-Dates weil die Kompanie auf einmal den Dienstplan geändert bekam oder komplett strafarbeiten mußte weil einer Mist gebaut hat. Ja, sicher kann das vorkommen, aber ständig?
Dann die Versprechen, die nicht gehalten wurden. Mit fadenscheinigen Ausreden, die ich geglaubt hab.
Das vorzeitige Abbrechen von Gesprächen und Chats weil er von jetzt auf gleich plötzlich seine Schwester holen / Fleisch aufhängen / im Gastbetrieb helfen / seine Mutter zum einkaufen fahren / sonstwas erledigen mußte.
All das viel zu gehäuft. Termine, die auf einmal eingefallen sind und die er einfach nur vergessen hat mir zu sagen als er mit mir ausmachte das wir skypen.
Oh, und die Tatsache das ich am Wochenende wissen wollte an welchen Abenden wir uns treffen können, die hat ihn eingeengt und ich hab mich deshalb mies gefühlt. Wie doof von mir! Ich meine: Ich hab ja nicht gesagt ich will soundsoviele Abende. Ich wollte nur ungefähr wissen, wann. Immerhin hatte ich auch noch sowas wie ein Leben und ich finde es nur fair wenn man sich aufeinander abstimmt und nicht der eine auf den anderen warten muß weil man sonst Gefahr läuft sich eine Woche lang garnicht über den Weg zu laufen.
Nun ja.
An meinem Geburtstag hat er mir tagelang erzählt er hätte was ganz Besonderes geordert. (Das hat er mir nicht das erste Mal erzählt, übrigens...) Aber das wollte einfach nicht kommen. Dann sei es da und es war falsch. Er habe es zurück geschickt. Was es war, das hab ich nie erfahren aber an meinem Geburtstag selbst bekam ich eine weiße Keramikschale mit künstlichen Blumen und einem Engel mit einem Spruch nach dem Motto: "Lächle in den Tag und der Tag lächelt zurück."
Mein Sohn hat das hinterher als Grabschale bezeichnet weil er sowas bei der Beerdigung seiner Uroma mehrfach auf dem Friedhof sah.
Einmal hat er mich versetzt. Ich konnte ihn nicht erreichen, erst ging er nicht ans Handy, dann war es aus. Am Abend kam er dann online, ich war schon weg. Eine gemeinsame Freundin hat mich informiert das er mich sprechen wolle. Er hat mir eine haarsträubende Geschichte erzählt, von einem Unfall, den er miterlebt habe, von Rettungshubschraubern, davon das er den Abend beim Unfallpsychologen verbracht habe und dann selbst heimgefahren sei. Und ich hab ihn aufgebaut, habs ihm geglaubt weil er so verwirrt klang.
Heut bin ich mir sicher das er in Wirklichkeit an diesem Abend mit der Neuen zusammen kam. So eine große Lüge trau ich ihm inzwischen durchaus zu denn im Nachhinein, nach der Trennung, hat er mir gezeigt wie skrupellos er lügen kann.
Außerdem wäre grad auf dem Land, wo er wohnt, so ein Unfall in den Nachrichten gewesen. War er aber nicht. Und mein Bauchgefühl sagt mir, dass ich Recht habe. Es hat damals schon sich gewunden weil irgendwas nicht stimmte, irgendwas nicht passte.
Als ich erfuhr, dass er nur drei Tage nach der Trennung schon mit seiner Neuen rumgelaufen ist, da hat er mich bedrängt mir zu sagen von wem ich es wisse. Er würde auch nichts sagen, es sei ok. Er wolle es nur erfahren.
Ich meinte, ich wolle wissen wie die Neue heißt. Er nannte mir einen Namen, "Kerstin" (der Name muß nicht editiert werden, der Grund ist weiter unten zu finden), und fuhr dann zu dem Freund, der mir davon erzählt hatte - ohne Namensnennung, nur um es mir leichter zu machen über den Kerl hinweg zu kommen - und hat mir damit ziemlich ins Gesicht geschlagen.
Später kamen immer wieder kurze Kontakte zustande, die von ihm rasch abgebrochen wurden und irgendwann, ich habs damals geschrieben, war ich auch froh drum.
Was aber dann kam, das fand ich heftig. Ich bin auf einer dieser berühmten Plattformen, die derzeit so in sind. Und die Neue wohl auch. Woher ich das weiß? Ich bekam auf einmal Nachrichten von jemandem, der sich "(k)ein Freund" oder so ähnlich nannte. Ich habs alles gelöscht. Aber der Inhalt war doch recht interessant. Da kamen die Fragen auf ob ich wirklich davon ausgegangen sei das eine so alte Frau wie ich jemanden wie ihn habe halten können. Tja, und es wurde klar, dass sie von mir gewußt hat. Es wurde auch klar, das sie ihn trotz des Wissens aktiv angegraben hat. Und vor allem wurde klar: Sie heißt nicht mal Kerstin. Das war eine Lüge. Schlicht und ergreifend eine gemeine, kalte Lüge von ihm.
Ich hab mich lange gefragt, wie man sich so in einem Menschen täuschen kann. Wie man Mitte dreißig so blind und naiv sein kann, auf so viele nachträglich so offensichtliche Ungereimtheiten herein zu fallen!
Und da ist jetzt die Frage: Wieviele gabs sonst noch so? Womit hat er mich noch verarscht? Aber eigentlich will ich es garnicht mehr wissen.
Den Liebeskummer habe ich lange hinter mir. Ich habe sein Icq gelöscht, ich habe seinen Skype-Kontakt gelöscht, seine Handynummer und auch sonst alles. Ich hab die Dinge fortgeworfen, die ich von ihm hatte, hab dieses Porzellan-Grabgesteck zerbrochen. Und es war gut. =)
Am Ende bekam er eine Email mit dem Hinweis das er aus meinem Leben gelöscht ist und ich auf weiteren Kontakt komplett verzichte. Die Email-Adresse habe ich danach gewechselt.
Nicht, das ich glaube er hätte den jetzt aufnehmen wollen aber er hat schon öfter Leute verletzt und sich dann nach Monaten gemeldet damit es IHM damit besser geht. Das brauch ich nicht. Soll er eines Tages zurück blicken und sehen wie mies er sich verhalten hat, falls er manns genug und empathisch genug dafür ist, und soll er damit leben. Ich helf ihm damit ganz bestimmt nicht. :tongue:
Bleibt nur noch eins zu verarbeiten: So betrogen worden zu sein von jemandem, den man schon lange vor der Beziehung als Freund bezeichnet hat. Ich stelle fest, dass es mir derzeit immer noch schwer fällt zu glauben was man mir sagt und nicht allem zu misstrauen. Das ist ein sehr starker Zug von mir geworden und ich möchte nicht, dass ich dies noch weiter mit mir herum schleppe.
Nun ja. Heute ist mein Geburtstag. Meine Söhne haben mir kleine Rosen, selbstgemalte Bilder, eine selbstgebastelte Laterne und ganz viele griechische Schildkrötenfiguren geschenkt und das ist um so vieles liebevoller wie letztes Jahr! Ein guter Start.
Vom Vater der Jungs, wir führen nach wie vor eine WG, habe ich einen Notenständer bekommen. Ich lerne klassische Gitarre und hab jetzt schon einiges gelernt das mir zeigt, das er selbst in dem von ihm angeblich so beherrschten Gebiet stellenweise einfach nur ein Schaumschläger war.
Das Gitarre lernen, richtig bei einen Lehrer mit eigenen Veröffentlichungen, tut mir ebenfalls sehr gut. Ich habe nun drei Gitarren, eine kleine Ibanez fürs Lagerfeuer (die hielt der Ex für soooo toll aber ich weiß es nun ein wenig besser. Sie ist ok. *gg*), eine Godin 5th Avenue Jazz-Gitarre (ein Traum!) und eine wundervolle Ortega Konzertgitarre (limitierte Edition und laut Gitarrenlehrer von einer sehr guten Qualität). Wenns mir nicht gut geht, dann schnapp ich mir die Ortega und übe. Nicht Akkorde und zig Lieder halbwegs erkennbar, so wie der Ex.
Ich lern nach Noten, ich lern Musiktheorie, ich lern richtiges Melodiespiel. Da ist das Üben auch mal das wiederholte Spiel von Technikübungen. Und grade die tun mir gut, das ist wie meditieren. Immer und immer wieder das Gleiche, bis die Finger es von alleine können und man nicht mehr nachdenkt. Dabei fällt man richtiggehend in eine innere Ruhe.
Seitdem bevorzuge ich nicht mehr meine Western oder die Jazz. Mein ständiger Begleiter ist meine geliebte Ortega.
Eigentlich geht es mir inzwischen wieder richtig gut. Und die Verletzung über das missbrauchte Vertrauen, die bekomme ich auch noch in den Griff.
Ich möchte euch danken. Auch wenn ich letztlich ohne das Forum auf die Beine kommen mußte, so hat es mir doch geholfen. Die Tipps hier habe ich mitgenommen und die Ratschläge und verschiedenen Phasen hatte ich immer im Hinterkopf. Das war gut so.
Ich hoffe, das ich jetzt, wo ich wieder grade stehe, vielleicht hier wieder ein wenig zurück geben kann.