Aber wenn du, wie du schreibst, in einer ähnlichen Situation steckst, dann weißt du doch bestimmt auch, wie schwer es ist, jemandem, von dem man enttäusch ist (und ja, ich bin enttäuscht),auch noch Komplimente machen zu müssen.
Das mit dem "entäuscht sein" ist genau Dein Fehler, wenn ich jetzt mal so direkt sein darf. Du machst Dein Glück vom Verhalten Deines Mannes abhängig und wirst deswegen enttäuscht. Um aber Dein wahres Glück zu finden, musst Du versuchen, sämtliche Erwartungen an andere abzulegen und Dich selbst für das Erfüllen Deiner Träume einzusetzen (was aber extrem schwierig ist). Dazu musst Du auch die Bedürfnisse und Eigenheiten Deines Gegenübers verstehen und akzeptieren, denn nur so kannst Du sie für Deine Zwecke nutzen - und euch beide Glücklich machen.
Was Du aber derzeit tust, ist folgendes: Du stehst vor einem Haus (die Psyche Deines Mannes) und rennst ständig gegen die Wand :mauer: . Das Verletzt Dich und Du ärgerst Dich, dass eine Wand da steht. Suche lieber die Tür oder, wenn sie verschlossen ist, die Klingel, dann kommst Du wieder hinein
Ich sage nicht, dass die Situation Deine Schuld ist - aber sie ist auch nicht die Schuld Deines Mannes. Es handelt sich um eine systemische Fehlentwicklung, zu der ALLES in eurem Leben beigetragen hat.
Dennoch möchte ich Dir sagen, dass Du nur glücklich werden kannst, wenn Du Dein Glück selbst in die Hand nimmst und die Verantwortung für Dein Leben im Allgemeinen übernimmst. Das schlimmste, was Du tun kannst, ist, Dich vor den Problemen zu verstecken - so werden sie nie gelöst
Neurobiologisch ist es so, dass Menschen in Stresssituationen in ein Verhaltensstadium zurückfallen, das in etwa dem eines Reptils entspricht - die Entscheide finden im Stammhirn statt und können in drei möglichen Reaktionen enden: Kämpfen (= Streit), Flucht oder Erstarren.
Das ist bei allen Menschen so - auch bei mir (als Hund)
Deswegen musst Du erst einmal den Beziehungsstress loswerden - und das geht nur, wenn Du einfach einmal Deinen Kopf leerst. Meditation oder Ausdauersport können hier sehr helfen (mir hilft letzteres besser).
Wenn Du etwas innere Ruhe gefunden hast und nicht mehr alles so eng siehst (dauert bei mir manchmal Stunden...), schreibe eine Liste mit all den positiven Aspekten Deines Mannes. Und schreibe eine Liste mit all den positiven Aspekten Deiner Persönlichkeit.
Dann schreibe auf eine Liste, was Dich alles an Deinem Mann nervt - und schreibe zu jedem Punkt, wie Du die Verantwortung für diesen Bereich eures Lebens übernehmen könntest.
Denn sich nerven bedeutet, Wut zu verspüren. Wut kommt oft aus Verzweiflung. Wenn man aber die Lage kontrolliert, verzweifelt man nicht, man wird nicht wütend und nervt sich nicht.
Wenn also Dein Mann, sagen wir, nie zu Hause mithilft, übernehmen die Verantwortung und sage "egal, er hilft zu Hause sowieso nicht - also mache ich das selber, dann ist das Haus so, wie ich es will", ohne ihm einen Vorwurf zu machen.
Wenn er Dir körperlich zu unattraktiv wird, überlege, wie Du ihn zu mehr Sport motivieren könntest. Wie wäre es, wenn ihr beispielsweise zweimal die Woche zusammen Tennis spielen geht? Zudem könntest Du einfach versuchen, Essen zu kochen, das kalorien arm ist und trotzdem gut schmecht - aber das wird u.U. ein Kampf mit dem Kind
Und wie im letzten Post gesagt - schreibe ein Tagebuch, in dem Du festhälst, was gut klappt und wo noch Verbesserungsbedarf besteht. (Z.B.: Heute gingen wir Tennis spielen... mein Mann schien aber nicht so Freude daran zu haben. Vielleicht würde ihm Volleyball mehr Spass machen?
Oder: Heute habe ich mich wieder extrem über meinen Mann genervt. Er kam spät nach Hause, zog die Schuhe aus und warf sich gleich aufs Sofa zum Fernsehen. Er hat nicht einmal gefragt, wie mein Tag war! Vermutlich hatte er einen harten Tag. Ich sollte mir mehr Zeit nehmen, um mit ihm über seine Arbeit zu sprechen - das beruhigt ihn bestimmt.).
Ich weiss, dies ist extrem hart - aber Du kannst nur gewinnen. Denn diese Fähigkeiten sind alles Führungsqualitäten - und die lassen sich auch beruflich ganz gut einsetzen. Und Dein Kind wird durch das Beobachten seiner Eltern lernen und sich ebenfalls besser entwickeln, als wenn sich die Eltern anfauchen oder immer eine unangenehmen Spannung vorherrscht.