Warum trauern wir eigentlich immer den bösen hinterher?

Guten Morgen,

wow das ist eine der interessantesten Threads - wenn nicht DER interessanteste Thread - den ich hier je gelesen habe!

Mein Senf dazu:

Arschlöchern hab ich ewig lange hinterhergetrauert und wäre dabei fast vor die Hunde gekommen und dachte immer daß ich fast sterbe vor Kummer. Netten und einfachen liebenswürdigen fürsorglichen Männern (kam eigentlich erst zweimal vor) gab ich relativ schnell den Laufpass und wenn ich ehrlich sein soll, habe ich diesen kaum oder gar nicht hinterhergetrauert.

Also bin ich wahrscheinlich das beste Bespiel für diesen Komplex, obwohl ich sicher ein gesundes und ausgewachsenes Selbstbewußtsein und Auftreten habe und ich mir dessen bewußt bin. Die Frage warum ich denn gerade immer solche miesen Charakter anziehe, hab ich mir oft gestellt, scheinbar erfüllen diese einen Teil von dem, nach dem ich mich sehne und ein Teil der von mir selbst nicht erfüllt werden kann.

Die "Bösen" die auf den ersten Blick nicht böse sind, sondern erst auf den 20. Blick, sind meist interessanter, spannender, aufregender und können die gesamte Palette an Gefühlen von Trauer, Einsamkeit, Selbstzweifel etc. in einem hervorrufen. Als Außenstehender würde man vor solchen Typen warnen, wenn man allerdings selbst in so einer Situation ist, hat man ein Brett vor dem Kopf.

Wie auch immer - WAHNSINNS INTERESSANTER BEITRAG und äußerst hilfreich - ich bin überzeugt daß hier noch gute Beiträge folgen werden und wir alle daraus viel lernen können.

Ach ja - ich hatte wieder so einen "Bösen" habe aber erfolgreich seit 88 Tagen keinen Kontakt mehr - obwohl er diesen wieder sucht - was soviel heißt, auch wenn man glaubt man ist schwach und schafft es ohne diesen Teil nicht - man schafft es und kommt durch und es geht mir heute besser denn je . Und wenn ich was draus gelernt habe - ich werde es das nächste Mal schon viel früher "riechen" und abhauen bevor ich mich auf so etwas halbweiches halbwarmes halbherziges einlasse.

Ist ein Lernprozeß - so wie das ganze Leben.

Schönen Sonntag noch!!

LG Gingi

 
Hallo Szgany,

das Thema mit der größeren Trauer um die $-&{'# sehe ich sicherlich auch zum Teil im Selbstbewusstsein des Trauernden. Ich möchte aber noch einen anderen Aspekt anbringen.

Warum trauern wir denn überhaupt?

Wir wurden ent-täuscht! Und ist die Ent-täuschung nicht umso größer je weniger der Mensch um den wir trauern tatsächlich unseren Wünschen entsprach?!? Wir haben uns getäuscht. Wir hatten unerfüllte Hoffnungen, die endgültig begraben werden müssen.

Der Schmerz um eine Liebe, die einfach "nur" vorbei ist, ist zwar da. Aber er steht nicht im Kreise von Enttäuschung, Wut, Unverständnis und Schuldzuweisungen.

Zu deinem Helfersyndrom... vergiss dich selber nicht dabei!!!

Liebe Grüße,

pitsch

 
Ja PITSCH

den Ansatz finde ich super!

Ich glaube dazu kommt auch ;das man merkt wieviel Zeit und Energie man eigentlich in diese Beziehung investiert hat.

Und das eigentlich völlig umsonst!!!

Dann kommt der Frust darüber auch noch hinzu und das Gefühl das man irgendwie versagt hat.

Und das Grübeln:wenn ich....dann hätte......usw.

Ich glaub man trauert dabei auch ein Stück weit um sich selbst!

Hoffentlich hab ich das jetzt verständlich rübergebracht!?

 
hm.

ich glaube ein paar zusätzliche unterscheidungen sollte man hier schon machen.

erstens frage ich mich, was denn überhaupt "böse" ist, und was dann "lieb" ist.

ich glaube eher, dass es so läuft:man sucht doch jemanden, der/die unabhängig und selbststänig ist. ich glaube dass aber selbstbewusste leute ihr selbstbewusstsein halt eher ausnutzen, sprich von solchen leuten wird man auch eher schlecht behandelt als von jemandem, der nur aus angst vor abweisung dauernd lieb und nett ist.

ich persönlich fühle mich v.a. von menschen angezogen, die ich als "gut" beschreiben würde, d.h. einfühlsam, rücksichtsvoll, reflektiert usw. - das ist aber ÜBERHAUPT NICHT das selbe wie jemand, der zu mir nett ist, weil er ein tiefes selbstwertgefühl hat und oder so meine zuneigung "erkaufen" will! das ich mich nicht in einen solchen mann verliebe, ist wohl kaum erstaunlich...

Aber das man sich auch sonst in leute verguckt, die einem eher auf distanz halten, kommt doch auch von unseren verklärten überidealisierten und überromantischen vorstellungen von liebe...und auf eine (scheinbar) unerreichbare person kann man diese nun mal besser projezieren.

 
Aber das man sich auch sonst in leute verguckt, die einem eher auf distanz halten, kommt doch auch von unseren verklärten überidealisierten und überromantischen vorstellungen von liebe...und auf eine (scheinbar) unerreichbare person kann man diese nun mal besser projezieren.

AMEN !!!! Das sind die besten Ansätze, die ich hier je gelesen habe!!! Alles unerreichbare ist natürlich wahnsinnig interessant und wenn man von so jemanden zurückgewiesen, verletzt, vergessen, verlassen etc. wird, schmerzt es nun mal mit einem ganzen Rücksack voll - Ent-täuschung (guter Ansatz Pitsch!!!), Trauer und erfüllte Wünsche und Sehnsüchte und vor allem Träume für die Zukunft - mit all dem reagiert man dann und nicht nur rein mit der Tatsache daß eine Liebe vorbei ist.

Wird immer interessanter hier....

 
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