@ funkfriend
ich frage mich liegt es am heutigen system an der heutigen gesellschaft oder ist das ein phänomen, das schon seit jahrtausenden unter den menschen ist?
das ist eine sehr grundsätzliche Frage, die sich nicht einfach so beantworten lässt.
Erst mal verstehe ich dein Problem - mir kam es eine Zeitlang auch so vor, als würde überall, wo man hinschaut, betrogen und belogen - auch hier im Forum weinen sich Leute aus, die eine Affäre hatten (das Ende der Affäre ist der Grund, warum sie im Forum sind) und die verheiratet sind. Ich war noch nie in der Situation, zwei Menschen zu lieben. Als jemand, der selbst schon mal betrogen worden ist, und der da sehr drunter gelitten hat, bin ich natürlich nicht auf der Seite des "Betrügers" und in mir steigt die Wut auf, wenn sich solche Leute noch selbst bemitleiden. Aber nach einiger Zeit im Forum muss ich sagen: Es scheint eine besch ... Situation zu sein und man kann die Gefühle für den anderen auch nicht einfach so abstellen. Man ist in einer Zwickmühle.
Woran das liegt, dass Leute betrügen und nicht treu sein können? Ich denke, da gibt es Unterschiede. Leute, die sich in ihrer Ehe langweilen und bewusst nach einem Seitensprung suchen, sind für mich Leute, die moralische Werte und zu einem gewissen Maß die Menschenwürde (ich spreche von den betrogenen Partnern) mit Füßen treten. Und das hat meiner Ansicht nach etwas mit gesellschaftlichen Entwicklungen zu tun. Wir leben in einer individualistischen Gesellschaft, das bedeutet, man ist nicht so sehr darauf aus, den Platz in der Gesellschaft zu bekleiden, der einem zugedacht ist und das zu erfüllen, was von einem erwartet wird, sondern lernt schon von Kindesbeinen an, sich selbst zu verwirklichen. Natürlich gehört auch zum Leben, Opfer für andere zu bringen. Aber insgesamt kann man doch beobachten, dass vor allem in Großstädten das Phänomen das ist, dass jeder zusieht, dass es ihm gut geht. Immer weniger Menschen sind, bereit, Opfer zu bringen, wenn für sie nichts dabei rausspringt. Das andere Extrem ist das Helfersyndrom, das bedeutet, dass Menschen sich für andere aufopfern, im Endeffekt aber nur aus dem Grund,w eil sie ihre eigenen Probleme nicht bekämpfen möchten und für ihre Hilfe Dankbarkeit erwarten und ein reines Gewissen haben. Die Zahl der psychischen Krankheiten steigt und steigt. Immer mehr Ehen werden geschieden bzw. existieren nur noch auf dem Papier.
Die Frage, ob es genetisch in uns veranlagt ist, untreu zu sein, ist meiner Ansicht nach falsch gestellt, weil der Mensch für mich nicht ein Wesen wie das Tier ist, das primär durch seine Instinkte und Triebe geleitet wird. Der Mensch ist ein instinktreduziertes Lebewesen und kann sich den Anforderungen, die die gruppe (Gesellschaft, Kleingruppe) an ihn stellt, anpassen. Und wenn eine Gesellschaft Bigamie praktiziert und postuliert, stellt sich der Mensch darauf ein und gibt sich zufrieden. Dass es Menschen gibt, die unter solchen Normen leiden, ist in fast jeder Gesellschaft der Fall. Und dass sich die Rolle der Frau geändert hat und dass Frauen mittlerweile in puncto "betrügen und belügen" auf einer Stufe mit den Männern stehen, darüber muss nicht diskutiert werden.
Ich denke, der Egozentrismus, der in jedem Menschen schlummert, wird in unserer Gesellschaft mehr denn je postuliert. man soll sich ausleben, man soll zusehen, dass es einem gut geht, man soll sich wehren, und alles mit dem Verständnis und dem Schutz der anderen Menschen.
wisst ihr, ich denke für viele menschen gibt es nur eine große liebe.
hm, das dachte ich auch einmal, mittlerweile hab ich mittlerweile meine dritte große Liebe gefunden. Ich möchte mit diesem Mann alt werden und denke, dass es für mich keine vierte große Liebe geben wird. Aber - man kann das heute nicht mehr so planen. Meine Großeltern hatten beide nie eine andere Beziehung als die mit sich selbst. Sie haben sich nie betrogen und immer zueinander gestanden. Das ist aber heute nicht mehr zu einem so großen Teil gewährleistet, es gibt zwar mit Sicherheit noch viele Menschen, die so sehr zueinander stehen und für die es selbstverständlich ist, dass sie beieinander bleiben, aber insgesamt sind die "Regeln" lockerer geworden. Es gibt ja auch nicht mehr so viele Sanktionen, Trennungen sind kein Skandal mehr, sondern salonfähig geworden. Warum denn auch nicht, jeder tut es ja? Auch die Hollywood-Stars sind ständig in den Schlagzeilen wegen irgendwelcher Trennungen.
Ich finde es zwar toll, wie unsere Oma-Generation Beziehungen gelebt hat, aber ganz ehrlich - bevor ich Depressionen bekomme, weil ich mit meinem Partner nichts mehr anfangen kann, trenne ich mich liebe. Und da kommt es mir dann entgegen, dass meine Umwelt positiv auf mich reagiert und mich nicht dafür verteufelt, dass ich meinen Partner verlasse.
Und so glücklich ich auch in meiner Beziehung bin - ich schließe es nicht zu 100% aus, dass es vielleicht irgendwann in die Brüche geht. Und auch eine 4. große Liebe schließe ich nicht ganz aus. Manche Menschen erleben eine weitere große Liebe erst mit 70.
naja die frauen sind wie..hm wie soll ich sie am besten bildlich beschreiben,
sie sind wie vogelbeeren, sie sehen lecker aus, aber man vergiftet sich dran, es sei denn man ist das gift gewöhnt großes Grinsen
du, ganz ehrlich, das ist mir mit echt vielen Männern auch so gegangen
Die können auch süß wie die Vogelbeeren sein und irgendwann ballern sie einem was vor den Latz, dass man nur noch die nächste Couch aufsuchen kann
ich war auch mal so "verzweifelt" wie du. Ich hatte nur Fragen im Kopf, denn ich habe viele Menschen mit vielen eigenen Normen kennengelernt. Ich habe mich lange gefragt, was meine Lebenseinstellung für die Zukunft sein wird. Mittlerweile ist mir bewusst geworden, was ich will. Insgesamt würde ich die Lebensform, die ich anstrebe, als ziemlich spießig ansehen
Monogamie, Treue, keine Dreier oder ähnliches, zueinanderhalten, Kinder bekommen, vielleicht auch heiraten. Ich habe einen Partner, der genauso denkt (das sagt er zumindest :yeah:
) und lebe diese Vorgaben mit ihm zusammen aus. Wenn er andere Ansichten hätte, müsste ich überlegen und entweder einen Kompromiss finden oder mich trennen.
Was mir geholfen hat, mich in dem Dschungel zurechtzufinden, der sich unsere Gesellschaft nennt, war folgendes: Ich habe meine eigenen "Dinge", die meinem Naturell und meiner Einstellung entsprechen. Ich habe freunde, die ähnlich wie ich denken, ich habe viele schöne Hobbies und verwirkliche mich beruflich. Ich lebe in vielen Bereichen mit meinen "Dingen" alleine, mein Freund nimmt zwar auch eine große Rolle in meinem Leben ein, aber nicht die einzige. Wenn es nicht klappen sollte, fällt für mich nicht alles zusammen und ich weiß, dass ich sowohl finanziell als auch emotional alleine sein kann.
Vielleicht hilft es dir auch. Mach dir nicht so viele Gedanken, wie gemein manche Menschen sein können und wie sie sich gegenseitig wehtun. Das ist deren Problem. Lebe deine Ideale, artikuliere sie nach außen. Artikuliere sie selbstbewusst und voller Überzeugung. Vielleicht wirst du dann schneller Gleichgesinnte finden als du denkst