Wo lang?

lostinmusic2

Erfahrener Benutzer
24. Feb. 2004
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Hi @all,

tja, das Wochenende ist vorüber (mit schönen, langen Nächten), der Liebeskummer auch fast, und die Woche fängt wieder an - und damit das Nachdenken über die nächsten Schritte. Nur Jobben und Bewerbungen schreiben sind jetzt zwar nötig, es bringt aber nichts wirklich voran. Und so gibts immer auch Freiräume, wo ich allein dasitze und nicht weiß, welchem großen Ziel ich folgen will. Woher das Selbstvertrauen dafür nehmen? Aus mir selbst? Aber wie finde ich es?

Ratlos

Lostinmusic

 
Hi,

spontan fällt mir dazu ein, daß man Selbstverstrauen manchmal nicht finden kann, sondern langsam und in kleinen Schritten aufbauen muss....

Liebe Grüsse

Verlassen?

 
Hi,

probier lieber was aus anstatt zu warten, denn das Selbstvertrauen wird mit guten erfahrungen bestärkt. sei doch mal ganz ehrlich zu dir selbst und überleg was dich wirklich glücklich macht. und überleg am besten wirklich bis es dir einfällt, und dann gib alles um dieses Ziel zu erreichen.

Ich mag zwar´s das choas aber aber ohne kleine Ziele im Leben komm ich mir auch irgendwie verloren vor...

Woher das Selbstvertrauen dafür nehmen? Aus mir selbst?
sowas kann dir keine noch so feste beziehung geben, man muss es selbst in sich tragen.

Lg

 
Hi @verlassen? und @leirö,

danke für eure Antworten!

Ich darf wirklich nicht nur die ganze Zeit grübeln, sondern was machen. Manchmal isses ja auch egal, was es ist, Hauptsache man tut was. Naja im Moment bewerbe ich mich intern auf ne Stelle und hoffe mal, ich hab Erfolg.

Liebe Grüße

Lostinmusic

 
Huhu Leute,

ich hab grad mit der Teamleiterin gesprochen, in deren Abteilung ich ne Stelle möchte. Haben für morgen nen Termin vereinbart. Sie meinte, sie wollte sowieso schon mit mir darüber sprechen.

Hm, ich bin ganz euphorisch :klatsch: , aber ich weiß auch, dass es noch andere interne Interessenten gibt.

Bis später

Lostinmusic

 
Hi @all,

hab den termin hinter mir. Ich glaub, die Teamleiterin würde mich nehmen, sie findet mich schon ganz gut, glaub ich. leider fürchtet sie etwas, dass ich weg wäre, wenn ich sowas wie die Leitung der Frankfurter Allgemeinen Zeitung angeboten bekäme - ein sehr wahrscheinlicher Fall :rolleyes: Mal sehen, sie will sich bis spätestens Anfang nächster Woche mit dem Personaler absprechen.

Liebe Grüße

Lostinmusic

 
du bekommst die Leitung der FAZ angeboten?

bitte setze Dich weiterhin dafür ein, daß die Rechtschreibreform wieder abgeschafft wird. THX!

Liebe Grüsse

Verlassen?

 
Original von Verlassen?bitte setze Dich weiterhin dafür ein, daß die Rechtschreibreform wieder abgeschafft wird.
weiterhin??! :D ich finde, so schlecht ist die rechtschreibung von lost eigentlich gar nicht... :) ) :) )

hey, lost

du bist nun reich

du bist klug

du bist charmant, sensibel

vermutlich

bist du auch noch gutaussehend

mein gott

deine tage hier im forum sind nun gezählt!

ich freu mich darüber, dass das so gut läuft mit deiner bewerbung! :klatsch: :klatsch:

:schmatz:

gruß

sine

 
Hi sine,

dein Post hab ich ja fast überlesen. :schief:

Hm, noch ist ja nichts in Sack und Tüten. Wie gesagt, die Kollegin scheint mich für ne Art Günter Jauch zu halten, der schon nächste Woche nen Millionenvertrag bei RTL einsacken wird. Dabei muss sie doch wissen, wies gerade im Medienbereich aussieht.

Ach ja, Vertragsverhandlungen sind ja sowas von vertrackt.

Danke aber trotzdem für die Komplimente :schmatz: Vor allem, weil sie ja von einer anspruchsvollen Frau kommen. :)

Ich glaub, ich muss mich mal wieder sortieren. Der Tag war irgendwie anstrengend. Puuuh.

Liebe Grüße

Lostinmusic

 
@sine, soweit ich weiss, ist die FAZ doch eine der Zeitungen, die sich gegen die Rechtschreibreform ausspricht, deswegen "weiterhin"........

 
hallo verlassen

ja, ich hab dich - glaub ich - eigentlich schon verstanden... war nur so witzig drauf gestern...

:D

lost ist ein sehr aufmerksamer schreiber... hab schon manche diffizilen nachfragen von ihm beantworten sollen, was den ausdruck und die verwendung insbesondere von fremdwörtern angeht!

daher hab ich mich ein wenig amüsiert... ich fand's witzig...

ähm

ich bin auch eine verfechterin der alten rechtschreibung, zumal ich zu faul bin, mir die neue anzueignen (abgesehen von "dass" mit doppel-s).

aber ich weiß, dass die diskussion durchaus vor allem in die richtung geht, dass die rechtschreib-reform fast keine unsinnigkeiten der deutschen rechtschreibung - quantitativ gesehen - beseitigt hat, sondern viele wortkreationen dem duden hinzugefügt hat, die einem verzweifeln lassen.

"aufwendig" zum beispiel, dabei kommt das von "aufwand".

gell?

:)

gruß

sine

 
Hi @all,

tja, da bin ich auch mal wieder. Ich hab bloß wenig mitbekommen, was in den anderen Threads so passiert ist.

Hm, und was bei mir passiert ist? Kurz gesagt: Job und Frau nicht gekriegt. Job ist einfach zu erklären (ein anderer langjährige Mitarbeiter hat die Stelle gekriegt) - ebenso leicht isses eigentlich auch mit der Frau: es hat einfach nicht gepasst. Sie ist wahnsinnig sprunghaft, wenn man so sagen will: spontan, während ich ja eher so der Freund der leisen Töne bin.

So ganz geklärt ist es aber auch noch nicht, wir reden nur seit Samstag Nacht nicht mehr miteinander.

Weiß auch nicht: aber dieser Mix aus Misserfolgen hat mich mal wieder ziemlich umgehauen. Ist zwar nicht so schlimm, wie im Frühjahr, aber trotzdem muss ich ganz schön zusehen, wie ich aus dem Tief wieder rauskomme.

Liebe Grüße

Lostinmusic

 
Hi,

meld mich mal wieder, um wenigstens "piep" zu sagen.

Leider bin ich in letzter Zeit nicht wirklich durchgestartet, eher wieder in die Grube gehopst.

Bin mit meinen Eltern, aber auch Freunden am streiten, wobei ich mich mindestens den Eltern gegenüber im recht fühle, wenn ich der Meinung bin, sie beleidigen mich. Z.B. rief mich mein Vater nach 2 Monaten mal wieder an, nur um mir zu sagen, dass es mit mir seit Jahren bergab ginge - Anlass war gewesen, dass ich ihm gesagt hatte, ich würde jetzt auch Arbeitslosengeld beantragen, da mein Nebenjob nicht wirklich viel geld abwirft. Hab mich dann wenigstens "halb" gewehrt, ihm gesagt, dass ich nicht das Gefühl hab, dass er mich ernst nimmt.

Das Blöde ist, eigentlich könnte es mir ja egal sein, was mein Vater meint. Seine

Meinung vertrete ich schon lange nicht mehr. Nur trifft es sich halt doof, wenn man wegen Geldsorgen, die akuter werden bei mir, seelisch am Boden ist, und dann kommt noch jemand und behandelt einen wie den letzten Loser.

Ein kleiner Lichtpunkt: Auf Druck und Hilfe von einem befreundeten Paar bin ich jetzt wenigstens davon überzeugt, bei lokalen Kulturedaktionen meine freie Mitarbeit anzubieten. Ich würd ja gern schreiben, hab aber jedesmal diese Angst zu überwinden, ich könnte nur Mist abliefern. Aber ich denke, diesmal gehe ich etwas selbstbewusster an die Sache ran. Ich fühl mich schon dadurch etwas besser, nur weil ich hier schreibe.

Auch auf Arbeit ist der Druck nicht so stark wie sonst. Vielleicht liegt es ja an dem schönen Wetter und daran, dass ein paar Mitarbeiter auch mal freundlich zu mir sind.

Hab die Woche mal einen alten Zeit-Artikel über ein Buch gelesen, in dem es um Depressionen ging. Der Autor war da im Interview und meinte, Depressive hätten es nicht gerne, mit Menschen zusammen zu sein, weil sie dann meistens irgendwelche Fragen beantworten müssen - was sie aber nicht gerne tun. Genau so ging es mir in den letzten Wochen auch. Vor allem hab ich Angst, wenn im harmlosen Small Talk die Rede ist von "wie gehts" oder "was macht der Job" - beides Themen, bei denen ich in den letzten Wochen nur kotzen hätte können.

Deshalb bin ich wohl auch jemand, der ziemlich lange braucht, um mit Leuten klar zu kommen: ich schwätze nun mal nicht regelmäßig nur so dahin, sondern sag auch mal Sachen, die andere Leute vielleicht unbequem finden. Klingt etwas überheblich, man könnte auch sagen, die wenigsten Leute, die ich z. B. auf Arbeit treffe, interessieren sich für Themen neben ihrer Arbeit (die sehr technisch ist). Da fallen eben schon mal keine Gesprächsthemen an, über die ich Leute näher kennenlernen könnte.

So, im Moment fühl ich mich gar nicht mal schlecht. Nichtsdestotrotz bleibt immer so ein Gefühl im Hintergrund, dass es ganz schnell wieder umschwenken könnte und ich bin wieder down. Eins sehe ich aber mal wieder sehr deutlich. Ich komme mit den Leuten rings um mich rum nur dann aus, wenn ich mit mir selber gut auskomme - zum Glück funktioniert das etwas besser, aber ich fürchte, zum Beispiel ne Absage oder ein Gespräch mit den Eltern könnte mich wieder runterziehen.

Hm, klingt bestimmt unsortiert das ganze und selbstmitleidig dazu. Aber ich sag euch: das ist für mich schon der Punkt, wo ich wieder Licht im Tunnel sehe. Die letzten Wochen konnte ich überhaupt kein Wort schreiben, so fertig war ich. Fürchte, der Therapeut war auch nicht gerade zufrieden, zumal die Therapie eventuell nächste Woche ausläuft. Die Bestätigung für ne Verlängerung ist nämlich noch nicht da.

Liebe Grüße (falls jemand mitliest)

Lostinmusic

PS: werde sicher auch in Zukunft nur sporadisch schreiben, weil ich von Zuhause nicht mehr ins Internet will, da mir das zur Zeit zu viele Ausgaben wären.

 
hallo lost!

ich hab das leider gar nicht mitgeschnitten, dass du in deinem vorletzten posting die misere schon in kurzen worten beschrieben hast. das war mir einfach entgangen. ich bin also sehr froh (*grins*), wenn du hier nochmal was schreibst.

ich denke, das bild, das du zeichnest, ist und bleibt das bild eines verunsicherten menschen. die dinge entwickeln sich nicht, sondern du wehrst sie nur ab. es reizt dich nicht vieles, und die wenigen dinge, die du machen möchtest, traust du dir nicht zu.

ich kenne mich ganz gut aus mit dem gefühl, aber was dich sehr sympathisch macht, ist, dass du nicht andere menschen verurteilst oder dich abgrenzt. eigentlich bist du offen, eigentlich prüfst du sehr genau, was gehen könnte und was nicht, und eigentlich bist du auch kein spielball für andere.

ich glaub eigentlich, du bist schon ganz weit und verzweifelst "kurz vor dem ziel", lost.

ist natürlich nur geraten! :) )

aber ich kenn das einfach.

ich hab mal gelesen, dass der "witz" am glücklich-sein ist, dass man noch in der millisekunde, bevor man glücklich ist, nicht WEISS, dass man wieder glücklich werden wird.

hm

für MICH war und ist auch immer noch manchmal das problem, dass ich mir meine erfolge, meinen mut auch noch selbst immer zertrampel. GERADE wenn ich merke, hossa, das könnte jetzt glatt mal klappen, dann fang ich an zu bremsen. ich zögere, ich zerstreue mich, ich bin zäh wie kaugummi.

:rolleyes:

ich glaub, irgendwo in meinem herzen weiß ich ganz genau, dass ich das, was ich möchte, auch alles KANN. und wenn es dann kurz davor ist, dass ich die dinge TUE, die ich mir wünsche, befällt mich eine angst.

angst ist immer lähmend. manchmal warnt uns angst auch. ich würde ängste daher nicht negieren. aber wie mein pt so schön meinte: "nehmen sie die angst mit".

hm

hoffe, ich kann dir damit irgendetwas sagen, was dir hilft?

gruß

:schmatz:

sine

 
Hi sine,

danke für die Antwort. Du hast völlig recht: ich bin immer noch verunsichert - dessen bin ich mir ja bewusst.

Und dieses auf-der-Zielgeraden-Abbremsen kenne ich leider auch. Bei mir z. B. in Form von fertig geschrieben Beiträgen für Redaktionen, wo ich aber nach ein, zwei Anfragen meinerseits doch nicht am Drücker bleibe, wenn nicht sofort ne Zusage kommt. Ich weiß, wie blöd das von mir ist, da ich ja ein paar Selbstständige im Freundeskreis (inklusive Dich als virtuelle Selbstständige ;) ) kenne und weiß, wie enorm lange man manchmal Klinken putzen muss, um mal irgendwo zu landen.

Hab seit ein paar Tagen ein komisches Denksystem im Kopf, das mir vielleicht auch hilft, die Dinge auf die Reihe zu kriegen. ich glaub nämlich, dass ich meine Ansprüche immer völlig durcheinander bringe bzw. in vielen Situationen einfach das Falsche erwarte. Dieses Denksystem besteht aus drei Grundpfeilern: Geld, berufliche Entwicklung, emotionale Entwicklung. Ich versuch das als gleichberechtigt zu sehen, aber nicht alles zugleich zu erwarten oder anzustreben. Zum Beispiel geht mir die Arbeit in meinem Nebenjob wesentlich leichter von der Hand, wenn ich mir nur sage, ich mache es des Geldes wegen, aber rein beruflich bringt es mir gar nichts. Damit sind die Fronten klar und ich muss mich nicht so ärgern, dass ich in so einem stupiden Job rumkrauche. Andererseits würde mich das Schreiben von Artikeln vielleicht etwas beruflich voranbringen, weil ich Erfahrungen sammle und Leute kennenlerne, wobei es finanziell kurzfristig nicht viel bringen würde.

Dass ich kurz vor dem Ziel bin, fühle ich im Moment zwar nicht so, aber ich hatte es ein paar Mal in diesem Jahr. Aber naja, auch kurz vor dem Ziel kann man noch hinknallen.

Im Moment denke ich, ich muss vor allem an der Geld-Front kämpfen, aber mal sehen, ob sich das nicht doch ein bisschen mit dem Beruflichen verbinden kann.

Naja, und für das Emotionale bin ich langsam auch wieder entspannter, hoffe ich.

Ja, Angst kann durchaus sinnvoll sein. Sie kann aber auch daneben liegen, wenn sich die Umstände mittlerweile verändert haben. Ich bin zum Beispiel so erzogen, mich immer irgendeiner Autorität zu beugen, seien es Eltern oder Schule. Daher vielleicht auch ein Teil der Angst davor, eine eigene Position zu vertreten. Das ist bei mir eben so ein familiäres und DDR-typisches Erbe. Doch diese Angst, ZU selbstständig zu sein, nützt mir heute natürlich gar nichts mehr, wo es ja gerade darauf ankommt, unbeirrt seinen eigenen Weg zu gehen. Insofern behindert mich diese Angst einfach.

Naja, ich verurteile andere Menschen schon auch. Und seien es vor allem meine Eltern. Also ganz so über den Dingen stehe ich dann leider nicht.

Ich glaub, seit September bin ich eher dabei, meine Existenzangst auszusitzen und nur noch auf mein schrumpfendes Konto zu schauen.

Dazu kommt in letzter Zeit auch oft das Gefühl, völlig durchzudrehen, so in dem Sinn, dass am Ende niemand mehr da ist, bei dem ich abends mal anrufen kann, wenns mir nicht so gut geht. Komischerweise verlief die Entwicklung dieses Jahr eher in die entgegengesetzte Richtung: heißt, ich habe mehr Leute kennengelernt, als in den Jahren zuvor. Trotzdem diese diffuse Angst manchmal, ich verstehs nicht.

Sorry, sine. ich antworte ja nicht gerade sehr dialogisch auf dein posting, sondern monologisiere so vor mich hin. ich weiß, das kommt nicht unbedingt gut an, aber mir hilft es trotzdem, mir über einige Sachen klar zu werden. Und wenn bei diesem ganzen Monolog rauskommt, dass ich ein sturer Ochse und kein Partylöwe bin, dann solls mir auch recht sein. :) )

Liebe Grüße

Lostinmusic

 
Original von lostinmusicSorry, sine.
tss tss tss... ich glaub, immer, wenn du dich "entschuldigst" für deine postings, dann versteh ich dich am besten...

mach ruhig wie du meinst!

zu dem geldproblem kann ich nicht allzuviel sagen. ich bin da ein nicht besonders gutes vorbild, fürchte ich.

ich hab jedenfalls keinen bock, mein konto zum götzenbild (ich wollte "mammon" sagen, war aber zu in-sichig) zu machen.

ich kenn die angst, es IST existenzangst. in den erfolgsratgebern steht immer dasselbe: denke nicht an morgen. lebe heute.

so zumindest sprangen mich die paar lettern an, die ich da rausgezogen habe.

ich hab begonnen, ein wenig fromm zu lesen / hören (hab ne cassette ausser bib geliehen)....

eine idee ist mir gekommen: wäre es vielleicht das menschliche paradies auf erden, wenn wir NICHT mehr an morgen denken würden?

klingt jetzt platt und blöd. ich denke aber, wer was mit sich anzufangen weiß, der kann echt produktiv sein, auch wenn er nicht daran denkt, wieviel geld er braucht.

klar klar ich kenn die sorgen alle... wohnung räumen, auto verkaufen (hab mein's grad verkauft, juhu! etc et al). na und?

klingt immer noch blöd, abgestumpft, oberflächlich, jaaa... wie gesagt, ich weiß auch nicht recht. aber ich bin produktiver, wenn ich nicht an das "böse ende ganz zum schluss" denke, sondern die tage geniesse.

gruß

sine

 
Hallo sine,

da ich mich seit heute Morgen ganz gut fühle, wollte ich mich noch mal melden. Ich will aber gar nicht darüber nachdenken, wieso es mir besser geht. Das heißt ich will das nicht so fixieren, weil ich denke, darauf folgt meistens eh wieder eine Verkrampfung.

Ich möchte dir nur sagen, dass mir deine heutigen postings gut gefallen haben. Ich hab da das Gefühl, dir sehr vertrauen zu können. Meistens bin ich ja gleich beleidigt, wenn mir jemand etwas sagt, und insofern finde ich es schön, das Gegenteil zu erfahren. Wie soll ich sagen? Du wirkst auf mich so unaufgeregt. Wirst nicht panisch, wenn es brenzlig wird. Eben ganz anders, als die meisten Leute sonst. Gerade gegenüber meinen Eltern erfahre ich eher nur Mitleid oder Aggressionen – und das wird leider auch nicht besser, wenn ich sie darauf hinweise. Ich glaub ja mittlerweile, dass sich meine Eltern durch solche reaktionen nur selbst davor drücken wollen, sich mit ihren eigenen Problemen auseinanderzusetzen: meine Mutter, weil sie Angst davor hat, ihre Beziehung in Frage zu stellen, und mein Vater, weil er es sich aus beruflichen Gründen nicht leisten kann, eine Auszeit zum Nachdenken zu nehmen.

Nicht an Morgen denken. Das ist nun etwas, das mir meistens gar nicht gelingt. Aber wenn es mir gelingt, geht es mir einfach nur gut. Plötzlich fällt dann so viel Druck von mir ab. Es fällt mir nur schwer, weil ich es nicht gelernt hab. Gerade Eltern erwarten ja ständig von einem, sich vor allem mit der Altersvorsorge zu beschäftigen – als ob damit alle Probleme gelöst wären. Ich weiß nur nicht, was es bringen soll, wenn ich meine Zukunft in dreißig Jahren „gesichert“ habe, aber im Augenblick totunglücklich bin. Das verstehen sie nicht.

Fromm hab ich im letzten Winter gelesen. Dieses Buch über die Liebe. Ich fand es sehr schön und weise – leider freunden sich scheinbar nur wenige Menschen, die ich kenne, mit so einer Art zu denken an. Wobei: die vormalige Traumfrau fand seine Ideen auch sehr schön. J

Naja, der Impuls, wieso ich das jetzt schreiben wollte, war folgender: ich fände es schön, wenn wir mal miteinander telefonieren würden. Das wollte ich nur sagen. Es ist nicht dringend und wahrscheinlich gar kein guter Moment jetzt, weil durch meine augenblicklichen Probleme eine ausgeglichene Kommunikation nur schwer wäre. Das heißt, ich bin mir schon im klaren darüber,dass ich nicht gerade der tollste Gesprächspartner bin zur Zeit. Doch das macht mir gar nicht soviel aus, weil ich weiß, dass ich meine Probleme alleine lösen muss und erst dann wieder so langsam „gesellschaftsfähig“ werden kann.

Hm, was will er damit sagen?: Frag einfach mal nach der Tel-Nummer, wenn dir danach ist. Ähm, ja. Wär auch kein Akt, wenn dir nicht danach ist. Naja, das Angebot steht auch noch in zehn Jahren, denn Freunde vergess ich bestimmt nicht.

So, nun noch ein bisschen philosophisches Abschweifen wegen dem Leben im Hier und Jetzt. Ich glaub, uns fällt das so schwer, weil wir keine Traditionen mehr haben. Wir können eben nicht sagen: „So war es tausend Jahre lang und so wird es tausend Jahre lang bleiben.“ Da steht einfach zuviel an Ungewissheiten vor uns am Horizont, welcher uns verheißt, dass wir alles gewinnen, aber auch alles verlieren können. Niemand kommt mehr mit einem vorbestimmten Lebenslauf auf die Welt und somit wächst eben auch die Unsicherheit und damit schwindet das Vertrauen in die Zukunft. Schon dadurch sind wir ja ständig gezwungen, unsere Pläne immer wieder zu ändern. Ich weiß, da stecken auch sehr viele Chancen drin ( und ich rede bestimmt keinem Konservatismus das Wort), aber es ist nun mal sehr schwer, sich in diesen neu gewachsenen Gewässern zu bewegen wie ein munterer Fisch im Wasser – und lächelnd würde ich vermuten, ich bleibe eher ne kleine Koralle am Riff. Die kann zwar nicht so rumtollen, aber freut sich wenigstens am bunten Treiben ringsumher.

Liebe Grüße

Lostinmusic