liebe melanie,
ich bin genau das gegenstück zu dir, ich bin eine frau, deren mann eine affäre hatte, nicht so lange wie bei dir, nur ca 3 wochen, aber im grunde ist die zeitspanne egal, denn belogen ist belogen.
ich bin davon überzeugt, dass ein partner nur eine affäre beginnt, wenn daheim etwas nicht stimmt, sei es - wie bei uns - dass wir aufgrund der kinder unsere beziehung nicht mehr pflegten, was nicht heisst, dass wir keinen sex hatten, sondern viel mehr, uns kaum mehr bemühten umeinander, gemeinsame interessen wahrten, das lachen zusammen verlernten, weil einfach jeder zu sehr mit seinen eigenen sorgen, problemen, ängsten oder einfach alltag beschäftigt war, sodass wir oft nicht die zeit genommen haben, nach einem anstrengenden tag uns fürsorglich zueinander zu setzen und darüber zu reden. stattdessen wählt man oft den weg des geringsten widerstandes - und der ist, den mund zu halten.
irgendwann nach einer geraumen zeit tritt dann ein wurschtigkeitsgefühl auf, man verpasst den absprung, an der beziehung zu arbeiten. es wird eigentlich alles so selbstverständlich, selbstverständlich, dass der andere einfach da ist, grad wenn man sehr lange verheiratet ist.
jeder für sich fühlt sich vernachlässigt, aber irgendwann kann man gar nicht mehr definieren, WAS eigentlich schief läuft und man findet keinen konsens, es wieder zu korrigieren. oder man lässt sich gehen, achtet nicht mehr so auf sein äusseres, schmuddelt daheim herum, einfach weil alles so "lasch" geworden ist daheim -
und genau dann kommt die affäre ins spiel! es ist nicht so, dass man sich von heute auf morgen von seinem partner "entliebt", es ist vielmehr so, dass die liebe immer mehr versickert, und die alltagssorgen sich darüber auftürmen. aber im grunde glaube ich daran, dass das, worauf langjährige partner aufgebaut haben, nicht von heute auf morgen verschwunden ist. man muss es nur wieder ausgraben!
liebe melanie, glaube mir, eine ehe kann auch nach so einem vertrauensbruch noch eine chance haben! so wie du sagst, zurückgehen ist der einfachste weg - nein, das stimmt nicht! es ist ein schwerer weg, denn mit dem zurückkommen setzt man sich erst mit dem, was war, auseinander. der einfachste weg wäre genau das gegenteil. sich der thematik zu stellen, dran arbeiten zu wollen - das ist ein weg, der einem den rest seines lebens beschäftigen wird.
wer sagt dir, dass er noch nie einen ons hatte? ich glaube kaum, dass jemand damit angibt, wenn er jemanden rumkriegen möchte. mein mann hat sich daheim am ende wie ein schwein benommen, aber wenn sie in unserer nähe war, da hat er sich von seiner besten seite gezeigt, natürlich, man will ja "ankommen", der reiz, spiel mit dem feuer.
zu dem zeitpunkt, wo man betrogen wird, hat "mann" sicher gefühle - notstand oder der reiz des neuen. das geht anfangs gut, vor allem so wie bei dir, anfangs warst du wahrscheinlich immer verfügbar, wenn er zeit hatte, als er dann daheim auszog und mit dir zusammen wohnte. weil dann wird das abenteuer zum alltag. sei mir nicht böse, aber am anfang sind die hormone so im rausch, da kann man an gar nix anderes denken als an sex, verspricht dinge, nur weil sie der sache dienen. aber nach einer zeit flaut das ab und man denkt wieder neutral. und genau zu diesem zeitpunkt kommt man drauf, ob man mit der vergangenheit wirklich abschliessen möchte oder ob durch die abstinenz des menschen, den man jahrelang geliebt hat, sein leben geteilt hat, in schlechten und in guten zeiten begleitet hat, man ihn plötzlich vermisst, weil es eben nicht selbstverständlich ist, dass dieser jeden tag, jede nacht bei einem ist. und sei mir ned bös, aber mit einer 16jährigen ehe und deren gemeinsamen weg kann keine affäre, die 1 jahr dauert, mithalten. man wächst zusammen in all den jahren, man kennt den anderen im detail, es ist die vertrautheit, die man vermisst, wenn der andere nicht mehr da ist. und plötzlich taucht da wieder das gefühl auf, das man in all den jahren unabsichtlich vergraben hat - die liebe, die zuneigung. zusätzlich zu den verschobenen werten in einer langen beziehung kommt genauso wieder das vermissen, die sehnsucht, das erotische verlangen.
und genau aus diesem grund ist mein mann wieder zu mir zurückgekommen. und genau aus diesem grund ist deine affäre wieder zu seiner frau gegangen.
und du glaubst gar nicht, wie eine verheiratete, betrogene frau kämpfen kann ...! sei dir sicher, er hat sich entschieden, er wird nicht mehr zurückkommen. er muss mit dem leid seiner frau klarkommen als auch mit seinem gewissen, mit dem, was er ihr angetan hat. er wird sich hüten, und sollte er nochmals betrügen, dann wird er sich eine andere suchen, aber nicht dich.
respekt an seine frau - also ich wäre gestorben an dem gedanken, dass mein mann mit seiner affäre gemeinsam arbeitet.