Es ist gut, daß Du das sagst. Ich glaube ja sowieso, daß Liebe bedingungslos sein muß - Beziehung ist was anderes, und vielleicht ist schon eine Zielstellung falsch. Interessant finde ich übrigens die Wörter, die wir benutzen, wenn wir scheinbar von Liebe reden.
Beziehung - Ziehen, man zieht, zieht was über, rüber, sonstwohin. Ich habe (unbewußt) versucht U. die letzten male zu beeindrucken, ihr meine vermeintliche Attraktivität "aufzudrücken", was mir ja auch gelungen ist. Deshalb die Verunsicherung bei ihr. Strategisch gesehen könnte man dies aus anderer Sicht als Erfolg verbüßen. Aber ich habe gegen die Liebe gearbeitet. Beeindrucken - wieder ein Wort - man geht auf einen zu und drückt etwas auf, vielleicht einen Stempel oder so - kann man blaue Flecken von kriegen. Verstehst Du?
Mir geht es heute etwas besser, und das ist auch interessant:
U. hat mir gestern abend gesmst, daß es ihr schlecht geht und sie viel geweint hat. Ich fand es schön zu spüren, daß meine Reaktion einfach nur die war, mich um sie kümmern, ihr zu helfen usw. ohne irgendeinen Hintergedanken zu haben, ohne Genugtuung zu empfinden. Ich steige nicht gleich wieder in die Startlöcher und wittere, das Opfer ist jetzt verwundbar - ich kann das, eine gute Übung.
Ich denke wirklich immer mehr, daß Liebe nur lebbar ist ohne die funtionalen Denkweisen unserer Kultur, vielleicht sollen wir das als Menschen lernen - Liebe als Prinzip.
Hab dann überlegt, wenn es so ist, das ich keine Genugtuung darüber emfinde, daß sie leidet, warum empfinde ich dann sowas wie Entlastung?
Ich glaube, das hat damit zu tun, daß sie mir Vertrauen entgegengebracht hat, und das so etwas wie eine gemeinsame Trauer entstand. Verlassen werden ist grausam, Verlassen, zumal unsere Liebe ja nicht im Arsch war, ist auch nicht einfach. Ich fühlte zum ersten mal ein gemeinsames Betrauern unsrer Trennung.
Dieses Trauern ging ledigllich per SMS, ich habe sie gefragt, was wir tun können: Uns zum Telefonieren verabreden, unsere Tränen wegküssen, gemeinsam weinen, noch mehr Abstand herstellen?
Mit dieser Antwort ging es mir gut, und ich hab gespürt, sie war ehrlich, hatte keinen Drang ihr meinen Willen aufzudrücken - ich komme/komm in meine Arme.
Habe darauf noch keine Antwort und es ist auch nicht so, daß ich jetzt verzeifelt warte.
Eigentlich ganz gut.
Es ist übrigens weiterhin so, daß ich keinerlei Groll gegen sie habe, und ich bin heilfroh, nicht irgendwann entschieden zu haben: jetzt mußt Du anfangen sie Scheiße zu finden, sie zu hassen, um mich frei zu machen, ich könnte das auch gar nicht.
Ich hab das, glaube ich, schon mal geschrieben, die Unterscheidung zwischen Liebe und dem, was an Beziehung da war, ist für mich eine große Hilfe gewesen - das relativiert einfach die Verletzung, weil die Schmerzen rühren aus der Geschichte mit der Beziehung, haben mit der Liebe eigentlich wenig bis gar nichts zu tun.
Ich werde aus den Dingen, die ich jetzt verinnerliche versuchen zu lernen, ein wirklich guter Gedanke (finde ich) ist der: Man sollte sich immer fragen, wenn man über Beziehung nachdenkt, wie kann die Beziehung der Liebe gerecht werden. Meistens handeln wir doch anders oder? Versuchen die Liebe irgendwo reinzupressen. Das muß scheitern, weil Liebe etwas freies, bedingungsloses ist.
Schön wieder mit Dir zu reden Zitronenfrau
Bis bald
Gruß an alle anderen