Ich danke euch für eure empathischen Posts, die mir viele Ansätze geben und mir helfen und mache mal einen Anfang, indem ich etwas mehr von der Situation schildere. Heute Abend will ich gerne genauer auf eure Posts eingehen.
@Medeor, du schreibst, dass du reine Intuition für unwahrscheinlich hältst. Ich denke da hast du recht, denn schließlich habe ich all die Jahre zuvor nie den „Impuls“ gehabt nachzuschauen. Was es genau war, weiß ich nicht, es ist im Nachhinein immer schwer auszumachen und schwer zu unterscheiden, ob man nur eine Art Rechtfertigung für das eigene Handeln nachschiebt. Jedenfalls kam es mir in der letzten Zeit so vor, als würde er immer später zu mir kommen und sich irgendwie verzetteln.
Vielleicht noch zur Erklärung: Im nahen Verwandtenkreis meines Partners sind Menschen sehr schwer erkrankt, was ihn vor große Probleme stellt, da sich sein Leben erheblich verändern wird. Und da mein Leben sehr stark mit meinem verbandelt ist, wird es auch mich betreffen. Will damit sagen, dass es ein stückweit normal ist, dass er zur Zeit mit den Gedanken oft woanders ist. Er bespricht seine Probleme sehr offen mit mir und lässt mich an seinen Entscheidungen teilhaben, dennoch kann ich mir vorstellen, dass es Details gibt, die er mir nicht anvertrauen kann oder will. Bedenken oder Ängste, mit denen er mich vielleicht nicht belasten möchte. So würde ich das zumindest einschätzen.
Was den Inhalt der SMSe angeht, so war ersichtlich, dass der Verlauf nicht mehr vollständig gespeichert war. Ich habe zweimal nachgesehen. Beim ersten Mal habe ich unverfängliche Nachrichten gefunden, die sich lediglich darauf bezogen, dass er nachfragte, ob sie Zeit habe für einen Kaffee. Was wohl auch öfter stattgefunden hat. Beim zweitenmal war fast der gesamte Verlauf auf seinem Handy gelöscht, es fand sich nur noch eine Nachricht von ihm, in der er schrieb, dass er Sehnsucht habe und nach der Arbeit vorbeikomme.
Das ist der Punkt, an dem es für mich schmerzlich wird.
Ich fände es durchaus in Ordnung, wenn er da eine zusätzliche Beraterin oder Stütze hätte, die ihm durch schwere Zeiten hilft. Es gibt Dinge, die man mit dem Partner nicht so besprechen kann, vielleicht gerade wenn es um Ängste geht wie die Beziehung die Umbrüche, die anstehen, verkraften wird. Wenn es so unverfänglich wäre, könnte es es doch sagen. Jemandem zu schreiben, dass man Sehnsucht hat, fällt allerdings unter eine andere Kategorie, weshalb die Heimlichkeiten dadurch auch einen anderen Stellenwert erhalten.
Sein Verhalten mir gegenüber ist gerade in den letzten Wochen phasenweise besonders anhänglich und er sagt mir sehr oft, wie wichtig unsere Beziehung ihm ist, wie sehr sie ihn stützt, wie gut sie ihm tut und wie sehr er es genießt mit mir zusammen zu sein. Auch Pläne für die Zukunft (Zusammenziehen) werden ausgesprochen. Also eigentlich könnte man eher den Eindruck gewinnen, dass sich die Beziehung noch mehr verfestigt. Er fragt mich allerdings auch öfter, ob ich ihn noch liebe, ob ich noch zufrieden bin.
Vor dem Hintergrund der Ereignisse, kann man das alles aber auch ganz anders deuten. Spricht aus ihm das schlechte Gewissen? Will er auskundschaften, ob ich mit einer Trennung umgehen könnte?
Letztlich tut es mir auch weh, dass er sich auch mit einem Geheimnis herumschlägt. Die Unsicherheit, die ich ihm manchmal anmerke, rührt vermutlich auch aus seinem schlechten Gewissen und eigentlich sollte er sich das ersparen, denn das Leben kostet ihn gerade genug Kraft.
Schwierige Situation, die mich echt fertig macht.
EDIT (automatische Beitragszusammenführung)
@Manana,
danke, es hilft wirklich hier zu schreiben, gelesen zu werden und auch eine Antwort zu bekommen. Ich bin zur Zeit wirklich total durch den Wind.
Ok, ich muss natürlich sagen, dass dein Verhalten - so wie seines - Grenzen überschritten hat. Der Unterschied ist aber das "bewusste" Herangehen an die Sache, das er an den Tag legt: er WEISS, dass er dich und eure Beziehung verletzt (vielleicht sogar gefährdet) - und DENNOCH hat er sich ganz bewusst dafür entschieden.
Das ist die glasklar formulierte Schrecklichkeit des Ganzen. Er kennt mich so gut, er weiß um meine Verletzlichkeit und dann tut er so etwas. Gerade er, der immer darüber gesprochen hat, dass Ehrlichkeit und Vertrauen das Wichtigste sind und dass er so froh ist, dass genau diese Punkte unsere Beziehung ausmachen. Aber damit ist es ja nun irgendwie vorbei. Und ich stelle gerade alles in Frage, was jemals gesagt oder getan wurde.
Ich weiss nicht was besser ist. Wie wird es DIR denn gehen, wenn du in sein Gesicht siehst?
Ich kann es mir nicht einmal vorstellen, wie es sein wird, so schrecklich fühlt es sich gerade an.
Ach ja, hier sagst du es eigentlich. Dann ist JETZT wichtig, dass du 2 Dinge für dich klärst:
- Was will ich? Will ich die Beziehung mit ihm? Was soll ER dazu beitragen, dass ich wieder vertrauen kann? Mir war es wichtig, die Beweggründe meines Partners für den Vertrauensbruch zu erfahren. Was hat ihn an diesem Verhalten gereizt, was gefällt ihm in der Beziehung, wo drückt vielleicht der Schuh? Denn ganz ehrlich: wenn es tatsächlich "rund" läuft in der Beziehung, hätte er kein Interesse an einer anderen Frau, oder? Es gibt so viele Möglichkeiten...
Viele wichtige Fragen. Will ich die Beziehung mit ihm? Ja, aber je nachdem was vorgefallen ist, wird das nicht so leicht oder gar nicht mehr möglich sein. Jedenfalls ist nichts mehr wie es war.
Warum er sich mit einer anderen trifft, was ihm fehlt? Keine Ahnung. Eigentlich war es immer so, dass er sachlich und offen angesprochen hat, wenn es für ihn irgendein Problem gab. Überhaupt setzen wir uns aktiv mit uns und unserer Beziehung auseinander. Es gab auch mal Zeiten des Stresses, wo es ihm an Nähe oder Sex fehlte, das hat er offen angesprochen und auch mich immer ermuntert alles zu sagen. Vor allem sagte er mir immer wieder, ich solle mit ihm sprechen, wenn mir etwas fehle oder missfalle und ich durfte den Eindruck gewinnen, dass er das auch tun würde.
Ich weiß ja nach wie vor nicht, was da wirklich läuft. Tatsache ist, dass er sich heimlich mit einer anderen Frau trifft. Wofür auch immer. Wenn er Sex mit ihr hätte, würde das für mich bedeuten, dass es keinen Weg mehr zurück gibt. Gleiches gilt, wenn er in sie verliebt wäre und nur bis jetzt noch keinen Sex hatte. Wir haben beide schon einige Beziehungen und auch jeder eine Ehe hinter sich, haben beide viele Federn lassen müssen und waren stolz darauf, dass wir offen sein können und uns vertrauen. Seitensprünge kommen vor. Sind sie spontan und die Beziehung an sich stabil, müssen sie kein Grund für eine Trennung sein. Aber eine eklatante Lüge ist eine andere Kategorie. Das verlorene Vertrauen macht mich fertig.
Und wieder einmal sieht man, dass man die eigene Lebenserfahrung nicht überschätzen sollte. Man glaubt, man habe dazu gelernt und steht doch immer wieder am Anfang.
LG
EDIT (automatische Beitragszusammenführung)
@Virgo, danke für dein post. Du schreibst:
Wenn ich Deinen Thread richtig interpretiere, dann hast Du einen "Partner", nicht wahr? Soweit so gut. Es besteht eine Beziehung, nicht aber eine Verpflichtung im Sinne eines "Eheversprechens" oder ähnliches.
Mir ist nicht ganz klar, was du damit meinst. Vielleicht magst du mir das noch erklären?
Du erwähnst, dass Du genug Lebenserfahrung hast, damit Du Dir klar darüber bist, dass Jedermann oder Frau seine "Geheimnisse und dunklen Seiten" hat. Das ist auch richtig.
Wenn es allerdings die eigene Person betrifft - ja, dann, liebe Nuovamente, frage ich mich (nicht nur in Deinem Fall!) oftmals, WO denn dieses Verständnis, diese Erkenntnisse sind/bleiben?
Auch hier bin ich mir nicht ganz sicher, was du meinst, da du das in Bezug zu meiner Person setzt. Meinst du damit, dass ich zwar theoretisch davon ausgehe, dass jeder Geheimnisse hat, ich sie aber meinem Freund nicht zugestehe? Oder meinst du damit mich selbst in Bezug auf das, was ich getan habe? Ich meinte damit, dass mir klar ist, dass jeder Mensch auch verborgene Wünsche und Sehnsüchte hat und dass er Gedanken und Gefühle hat, die er nicht gegenüber seinem Partner äußern möchte. Ich finde aber, dass "Geheimnisse" in der Form, dass man sich trotz Beziehung mit anderen Personen einlässt, keinen Platz in einer Beziehung haben. Nicht falsch verstehen, ich habe nichts dagegen, wenn mein Partner mal mit jemandem flirtet, er muss mir auch nicht erzählen, was er mit anderen Menschen, die er trifft, bespricht, wenn er es nicht erzählen möchte. Ich hätte nicht einmal Probleme damit, wenn er sich mit einer "Freundin" regelmäßig treffen würde, weil er mit ihr Dinge erleben oder Gespräche führen kann, die mit mir nicht möglich sind. Aber nur solange, wie sie nicht in die Zweierbeziehung eingreifen. Ich habe auch Freunde, die ich regelmäßig sehe, aber ich mache kein Geheimnis daraus, dass ich sie sehe. Warum auch.
Ich folgere daraus, dass er es mir nicht erzählen kann, weil da etwas ist, was er mir gegenüber nicht vertreten kann. Und diese Geheimniskrämerei passt so gar nicht zu ihm.
Ich definiere es mal mit anderen Worten. Was für den Einen passt und stimmt, muss nicht unbedingt für den Rest der "Menschheit" gelten und verbindlich sein.
Du meintest das zwar vorwiegend in Bezug auf meine Person,aber ich möchte es gerne mal auf meinen Partner auslegen. In all den Jahren unserer Beziehung, waren Offenheit, Ehrlichkeit und Vertrauen, die Eckpfeiler, die wir uns für uns ausbedungen haben. Das waren die Punkte, auf die ich mich absolut verlassen habe, weil er sie immer vertreten hat. Nicht nur in Gesprächen über uns selber, sondern auch beispielsweise wenn man mal einen Film anschaute, in dem einer der Partner den anderen hinterging. Da äüßerte sich mein Freund immer so, dass er das als gemein und verletzend empfand. Oder wenn ähnliche Konstellationen wie jetzt bei uns, bei befreundeten Menschen auffällig wurden. Wobei er da nie den Moralapostel gab, sondern immer aus tiefer Überzeugung zu sprechen schien.
Mir war immer klar, dass es passieren kann, dass ein anderer Mensch den Weg kreuzt und man sich verliebt oder ihn begehrt. Aber ich habe mich absolut sicher darauf verlassen, dass er es mir sagen würde.
Dann. bitte, "nimm Dein Herz in die Hände" und sprich Dich aus! Mit andern Worten: Klartext!!!!
Darüber denke ich natürlich ununterbrochen nach, zumal alle eure posts bislang in diese Richtung tendieren. Im Moment ist mein Gefühl eher so, dass es für die Beziehung nur eine Heilung geben kann, wenn er von selber damit rausrückt.