EineArtRoman

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Gelöschtes Mitglied 40691

Guest
Es war kurz nach Mitternacht; die Turmuhr hatte eben 12 Mal geschlagen. Matilda lag im Bett und dachte über den Tag nach. Es war ein merkwürdiger Donnerstag gewesen. Zuerst hatte eine Anwältin angerufen und erzählt dass Grosstante Maria gestorben war. Matilda kannte keine Maria; aber die Anwältin war sich sicher gewesen, dass Maria einen Brief für Matilda hinterlassen hatte. Dann, nach dem Mittagessen, war Matilda über den Markt geschlendert. Trotz der Hitze scharrten sich die Menschen um die Auslagen. Als Matilda beim Gemüse anstand, hatte eine alte Frau ihre Hand gepackt und umgedreht. Mit ihren Fingern war sie den Linien gefolgt und hatte ein geheimnisvolles Ereignis angekündigt. Matilda war lachend weitergegangen und hatte sich auch ein bisschen geärgert, dass die alte Frau sich so aufgedrängt hatte. 

Matilda war müde und wischte die Gedanken beiseite. Sie war schon fast eingedöst, als sie ein Knarren hörte. Jemand stieg die Treppe hoch, die zur Haustür führte. Das Aussen-Licht ging an. Es klopfte. Vorsichtig öffnete Matilda die Türe und sah nichts als ein grosses Paket; dann spähte ein Gesicht hervor. "Hallo Matilda", sagte die merkwürdig gekleidete Gestalt. Und da erst begriff sie: Was für eine Überraschung, vor der Türe stand

 
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Er stand da, zerzaust mit einem Kapuzenpullover mit lauter Flicken darauf und grinste sie an. Sie wusste gar nicht, was sie sagen sollte. Ihre Sprachlosigkeit ging nicht unbemerkt an ihm vorüber. Sein Grinsen wurde breiter. "Du hast mich wohl so spät nicht erwartet?" fuhr er fort, "wenn du genug Geister gesehen hast und etwas Zeit für mich hast, erzähle ich dir gerne, was mich hierher verschlägt.". sagte er und stupste sie liebevoll-neckisch mit dem Zeigefinger an die Schulter. 

 
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"Hat Rosenkatze dich geschickt?", fragte Matilda. 

Sein Grinsen wurde noch breiter. 

"Was ist das für ein Paket?", fragte sie. Er schob seinen Flicken-Umhang zur 

Seite und holte einen Brief aus der Gesässtasche. Das Papier war leicht vergilbt und das Siegel angebrochen. Mit einem schelmischen und irgendwie auch andächtigen Blick übergab er ihr den  Brief. 

Matilda begann zu lesen: 

 
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"Matilda Müller, Rosenstrasse 12, Lupfingen" stand als Anschrift darauf mit alter, verschnörkelter "Schnürchenschrift". Der Brief war damit unbestritten für SIE bestimmt... Was kann nur wichtiges darin stehen, fragte sie sich. So spät hatte sie noch nie Post bekommen. Und dann erst von einem wohl Überzeit schindenden privaten Boten, der wohl kaum je in einer Uniform gesteckt haben wird...

Trotz des ehrwürdigen Umschlages mit Sigel verspürte Matilda das Verlangen, den Brief mit ihren eben erst für viel Geld verlängerten Fingernägel zu öffnen. "Ich  bekomme noch eine Unterschrift", erinnerte der Bote an seinen Anspruch und streckte ihr eine Quittungsformular in Form eines Blockes und einen billigen Kugelschreiber hin. Nach erfolgter Unterzeichnung entnahm er dem Block ein Kohlepapier und den Durchschlag und überreichte diesen Matilda mit den Worten "Der ist für dich. Was drin steht, geht mich ja nichts an, hat der Auftraggeber gemeint. Ich geh dann mal wieder". So überraschend wie er gekommen war, ist der Bote auch wieder verschwunden.

Matilda zögerte noch kurz, ob sie den Brief nun doch ordentlich mit einem Messer oder einer Schere öffnen wollte und verschwand wieder in ihrer Wohnung...  

 
Das schreibst du Larry!!!!! Und ich möchte hier nicht die einzige Protagonistin sein....also taucht bitte bitte auch in der Geschichte auf....

 
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"Ach, und eine Sache noch!" rief der Bote ehe sie die Türe schloss. Er stand auf der anderen Straßenseite. "Mit dieser Quittung können Sie..." - da bretterte ungewöhnlich laut ein Lastwagen durch die Nacht und seine Worte verloren sich im Getöse. Sie wollte ihm noch nachrufen aber er war verschwunden und es war nurmehr das ferne Bellen eines Hundes hörbar.

 
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Lange stand Matilda auf der Treppe vor ihrer Wohnung und schaute zur Strasse runter. Sie sah nur Dunkelheit. Wo war der Bote?

Matilda drehte sich wieder zur Haustüre; das Paket stand immer noch da; es war auf allen Seiten verschnürrt und verklebt und Matilda wollte zuerst den Brief lesen und ging hinein. Auf dem Tisch lag das Siegel, aber der Brief war weg. 

Es fröstelte sie. 

Warum war der Brief verschwunden? 

Hatte sie die Türe offen gelassen? 

Matilda bekam Angst. Der Bote war ihr sympathisch gewesen, aber die Geschichte fing an, sich etwas unheimlich anzufühlen. 

Lange sass sie am Küchentisch und überlegte. Dann holte sie Block und Feder und fing an zu schreiben: 

Lieber Larry; es ist etwas Sonderbares passiert. Kannst du herkommen?

Matilda zögerte; dann strich sie den Namen Larry durch und ersetzte ihn durch Francesco. 

Würde er es verstehen? Würde er ihr helfen können? 

Matilda war immer noch unsicher. 

Wem sollte sie schreiben? 

Matilda zündete eine Kerze an und schaute lange in die Flamme. 

Sie warf das Papier in den Eimer und nahm entschlossen ein Neues hervor. Die Quittung des Boten hatte sie schon in den Umschlag getan. 

Sie schrieb: 

 
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"Hey Rosenkatze! Das Paket ist mir äußerst suspekt. Und ich vermute, es ist von Dir. Zudem hat es mir wieder dieser ominöse Paketbote gebracht, mitten in der Nacht, und diesmal sehe ich nicht ein, es alleine zu öffnen. Letztes Mal habe ich zwei Wochen nach dem Öffnen noch die Konfetti aus den Fugen gesammelt. Komm bitte her und bring deinen Besen mit! Ansonsten sende ich dir das Päckchen zurück!  ;)  Auf Bald!

Matilda"

Schmunzelnd tröpfelte Matilda ein paar Tropfen Wachs auf den Briefumschlag, drückte ihr selbstgemachtes Siegel darauf und schrieb Rosenkatzes Adresse auf die Rückseite. Ein paar Meter weiter neben der Haustür stand der nächste Briefkasten. Sie zog sich die Gartenschuhe an und schlürfte dorthin. Schob den Brief durch den Schlitz und lauschte in die Nacht. Bis auf Blätterrauschen und eine entfernte Eulestimme, Stille. 

"Etwas aufregendes hat es ja schon", dachte sie ,"aber Rosenkatze muss immer übertreiben.."

Zurück im Haus lenkte sie ihren Blick noch einmal aus dem Fenster und legte sich zu Bett. Es folgten bunte Träume und ein nerviges Weckerklingeln am Morgen. Mit Wucht hämmerte sie de Wecker gegen die Wand und sprang etwas unbeholfen auf. Sie hatte ganz vergessen, vor ihrem Termin noch diese Sache zu besorgen. Eilig machte sie sich fertig und rannte aus dem Haus.

 
Wie hatte Matilda nur fast vergessen können, dass Larry bei dieser unsäglichen Hitze dringend einen neuen Strohhut braucht. Da stand sie nun im Hutfachgeschäft und staunte, wie viele Arten von Hüte unter der Kategorie Strohhüte zu finden waren. Soll es einer sein, der an die "Swinging 30er Jahre" in Chicago erinnern? Nein, wie Al Capone muss er ja nicht gleich daher kommen. Obwohl, dieser würde ihm sicher stehen. Oder doch lieber ein flacher Strohhut? Nein, damit sieht er dann etwas zu sehr nach einem venezianischen Gondoliero aus. Qual der Wahl und wie immer zu wenig Zeit, schoss es ihr durch den Kopf. Plötzlich sah sie ihn: Dieser weisse Hut mit dem schwarzen Band muss es sein, entschied sie sich. 

"Darf ich ihn für Sie als Geschenk einpacken?", fragte die elegant gekleidete, galante Verkäuferin. "Nicht nötig", antwortete Matilda, weil die Zeiger der Uhr schon deutlich weiter standen, als sie es hätten sein dürfen. "Macht bitte 159.00", erklärte die Verkäuferin. Wiederwillig zückte Matilda die Kreditkarte. Die verlorene Wette kommt sie ganz schon teuer zu stehen... 

Nach der Besorgung machte sie sich sofort auf den Weg zu Larry. Aber wo würde er um diese Zeit nur stecken?

 
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Mit dem viel zu teuren Strohhut in der einen Hand und dem mysteriösen Paket unter dem andern Arm, warf sich Matilda ins nächste Taxi. 

"Zu Larry", sagte sie zum Fahrer. Dieser drehte sich grinsend zu ihr um. Es war der Bote. "Hast du die 

Quittung dabei?" fragte er. Matilda  schüttelte den Kopf. "Die Quittung habe ich Rosenkatze geschickt."

Der Bote schien leicht verärgert. "Das ist nicht so gut", sagte er und drückte energisch aufs Gaspedal, so dass Matilda mit Paket und Strohhut ganz nach hinten auf die Lehne fiel und mit dem Kopf anschlug. Der  Bote raste los. "Hoffentlich finde ich Larry", dachte Matilda noch; dann musste sie vor Übelkeit die Augen schliessen, während der Bote wieder viel zu schnell in die nächste Kurve fuhr. 

 
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In der sengenden Hitze hatte sich Larry ein feuchtes Taschentuch auf den Kopf gelegt. So würde er die nächsten Stunden überstehen, wenn nicht noch ein Wunder passiert. Er hatte am Vormittag sämtliche HutGeschäfte abgeklappert, Aber nicht das Passende gefunden. Völlig einsam und verlassen saß er nun in der sengenden Sonne Und versuchte sich an die Gesichter seiner Freunde zu erinnern, die ihn offenbar alle vergessen hatten. Was wog schwerer?  Der Verlust der Kopfbedeckung oder die Einsamkeit? 

 
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Etwas weiter weg, am Waldrand eines Dorfes blätterte Rosenkatze gerade in den Zeitungen und schlürfte Kaffee in der viel zu sengenden Hitze, als zwischen den Seiten ein Brief herausfiel. Es war ein zerschmolzenes Wachssiegel darauf, welches bereits den halben Umschlag beschmiert hatte. Als sie las, was Matilda geschrieben hatte, grübelte sie verdutzt, ob sie ohne eine Erinnerung daran ein Paket gesendet hatte. Es konnte nicht von ihr sein.. sie war schon länger nicht mehr bei der Post gewesen. Vielleicht war dies ein Scherz? Sie schaute in ihrem Kalender nach und erkannte, dass sie genug Zeit haben würde, ihr trotzdem einen Besuch abzustatten. Vielleicht brauchte die gute Matilda einen Stups oder ein paar neue Tassen... alles kam ihr ziemlich verwirrend vor. Sie wusste ja, dass Matilda des Nachts schonmal gerne Geschichten erfand oder ihre Beobachtungen zum Besten gab. Jedenfalls war das Grund genug, für ein paar Tage zu verreisen und die Neugierde über diese seltsame Beschuldigung zu tilgen. So packte sie also ihre Sachen und machte sich für die baldige Reise parat. Zahnbürste, Stiefel, Hut, Tassen, Gitarre, Manchettenknöpfe, Wirsing und den Besen packte sie vorsichtshalber mit ein... es konnte los gehen.

 
Szenenwechsel zu Larry. Die Nachmittagssonne glühte vom Himmel, was das Zeug hielt. Heute dürfte es wohl wieder einen Hitzerekord geben. Larrys feuchtes Taschentuch war inzwischen klatschnass vom Schweiss. Und noch immer musste er ohne den schützenden Strohhut auskommen. Weshalb nur hat er ihn liegen gelassen im Zug. Aber alle Selbstvorwürfe halfen nun nichts und zauberten keinen neuen Hut vom Himmel.

Langsam war es mehr als nur zu viel des Guten. Er wollte deshalb gerade die Strasse überqueren, um unter einem schützenden Baum eine Pause einzulegen. Bevor er die andere Strassenseite erreicht hatte, schoss wie aus dem Nichts ein Auto daher. Mit einem Hechtsprung konnte er sich gerade noch retten. Es war das Taxi mit Matilda und dem immer grimmiger drein schauenden Boten... 

 
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Matilda öffnete die Augen. Sie war offenbar eingedöst gewesen und wusste nicht, wie lange sie mit dem Boten schon unterwegs war. Als sie aus dem Fenster schaute, sah sie dass sie die Stadt längst hinter sich gelassen hatten. Sie fuhren durch eine karge Felslandschaft. 

"Das ist Larry", schrie Matilda, als sie am Strassenrand eine einsame Gestalt entdeckte. Das Taxi hielt mit quitschenden Bremsen. Matilda öffnete die Türe und zog den armen Larry ins Auto. Die Sonne hatte sein ganzes Gesicht verbrannt. 

 
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Puh gerade nochmal gut gegangen. 

Statt Hut, wäre jetzt ein Sturzhelm besser gewesen. Mit Schürfwunden am Bein und am Arm humpelte er auf das Taxi zu, das eine Vollbremsung hin gelegt hatte. 

 
Der Bote war wegen der Vollbremsung mit dem Kopf aufs Steuerrad geknallt und bewusstlos geworden. 

Erst jetzt sah Matilda dass er eine Maske trug. 

 
Larry öffnete die Taxitür und wollte gerade loslegen, als er die Situation erfasste. 

„Matilda!?“

Gemeinsam holten Maltilda und er den Boten hinterm Steuer hervor und nahmen ihm die Maske ab.

Doch was für eine Überraschung!

 
Es war schau70, der in der singenden Hitze sonnenscheinbar seinen Kopf wie tote Boten zu Boden Richtung Senkel senkte, obwohl er barfuß war - oder waren seine Füße auch maskiert?

Da hing er nun im Gurt, der halbtote Bote mit der besonderen Fussnote, irgendwo in dieser kargen Felslandschaft mit dennoch gut ausgebautem Straßennetz und vielen Schildern. Doch was führte er im Schilde?
Plötzlich sprang der Kofferraum des Taxis auf und ein Rasenmäher lugte hervor...

 
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