hallo hoppel
ich hatte einmal einen freund. ich liebte ihn. er hatte keine zweite frau, er hatte dafür aber auch die eine oder andere macke.
alles an ihm konnte ich einordnen. sogar die schlechten seiten an ihm waren gut, sie gaben mir distanz. sie gaben unserer beziehung würze. und ich liebte nicht ein spiegelbild meiner selbst, sondern einen eigenständigen menschen.
es war meine große liebe.
nur eins, das gab es in unserer beziehung NICHT: wir konnten unsere bedürfnisse nicht ausleben. warum er das nicht konnte, tut hier - glaube ich - nichts zur sache. bei mir war es folgender grund: ich war eine komplex- und problembeladene frau gewesen, bevor ich ihn kennengelernt hatte. ER war mein stern, mein leben, meine kraft. ich wuchs geradezu über mich hinaus durch ihn - und ohne ihn? da war mein leben warten. warten auf seinen anruf, auf ein wiedersehen.
klingt das nicht romantisch?
ach ja
nur die stelle mit den "bedürfnissen", die klang irgendwie blöde.
ja was für bedürfnisse hätte ich denn gehabt, könnte man fragen?
keine ahnung. wußte ich nicht.
ER war mein einziges bedürfnis.
komisch, dass er sich "entliebt" hat. komisch, dass ich danach ein schatten meiner selbst war. und komisch, dass ich nicht gesehen habe, dass ich schon während unserer beziehung kein mensch, sondern nur ein schatten war. ich war sein schatten.
ich hatte mich ihm "geschenkt" und hatte leider vergessen, etwas übrig zu behalten. ich wußte nicht mehr, wer ich bin, ich war nur dann lebendig, wenn ER da war.
im rückblick halte ich für diese meine vergangene große liebe für eine wunderschöne geschichte. aber keine geschichte, auf der ich mein leben hätte aufbauen wollen und ich hätte es wohl auch nicht gekonnt.
ich will dir etwas damit sagen, mit dieser geschichte. ich finde, es gibt da aspekte, die du auch in deinen postings angesprochen hast...
könntest du dir vorstellen, dass DEINE beziehung ähnlich wenig an dich GIBT, dass in wahrheit nicht alles, was du deinem freund schenkst, dir etwas nimmt?
woran das liegt - ob dein freund "schlecht" ist, ob du dich in einem außerordentlichen, geradezu selbstlosen zustand befindest, ob du - vielleicht wie ich damals - den einen oder anderen komplex oder die eine oder andere idee von liebe und romantik hat und zu leben versucht -, das ist - aus meiner heutigen sicht - ohne belang. im gegenteil: ICH kann nicht behaupten, dass jemand wie dein freund "schlecht" ist. wie kommst du darauf?
schlecht ist DEIN zustand.
wichtig ist: eine liebe muss auch etwas geben, sie darf nicht verzehren. und dass sie eine verzehrende droge ist, dafür spricht eben, dass man ohne den geliebten menschen "nichts" mehr zu sein glaubt. dass man tatsächlich sagen kann - obwohl man ein äußerst eigenständiger und denkender mensch ist eigentlich! -: 'ohne ihn hätte ich keinen grund mehr zu leben'.
und glaub mir, mit "geben" meine ich nicht, dass man sich hier und da mal trifft. auch, wenn du wirklich mit deinem herzen ganz woanders bist, weißt du doch sicher, dass liebe aus mehr als aus einem gewissen zeitaufwand und einer gewissen aufmerksamkeit besteht. es gehört vertrauen dazu. eine grundstimmung. glaube.
ich habe angst, dir in deiner situation mit meinen worten eine hoffnung zu rauben, die du vielleicht hegst.
ich werde daher nur noch dieses eine mal was posten zu deinem freund, wenn du dich nicht - oder noch nicht - mit fragen dazu befassen möchtest.
ich fühle mich aber sehr berührt durch deine ganze geschichte, und nun auch durch dein verhältnis zu deinem freund:
du bist eine STARKE frau. das konntest du in den paar postings schon überdeutlich rüberbringen. ich glaube, du wirst eines tages deinen weg gehen.
aber geh ihn nicht, wenn du noch nicht so weit bist.
und triff deine eigene entscheidung. aber: DEINE entscheidung. sei nicht ein harems-mitglied, ohne es auch SELBST zu wollen.
ich hoffe auf dich
und glaub an dich...
ganz viel stärke wünsche ich, davon hat niemand zu viel... und viel glück!
gruß
sine