lieber marv
herzlichen dank für diesen thread! ich bin seit drei jahren auf diesem weg mich mit meinen ängsten auseinander zu setzen. ich weiss inzwischen, dass ich manches mal im ersten moment machtlos bin gegen die auftauchenden ängste. es ist aber immer seltener so, dass ich komplett den boden unter den füssen verliere. auch weil ich inzwischen weiss woher diese ängste kommen.
und nein, ich gebe meinen eltern nicht die schuld daran
die schuldfrage ist meiner meinung nach nicht relevant um sich weiter zu entwickeln. es war auch nie ein thema irgendwem die schuld zu geben. es ging darum zu erkennen warum ich in gewissen situation so irrational reagiere und jegliche fähigkeit logisch zu denken verliere.
für mich war es sehr wichtig diesen ursprung zu erkennen. als kind konnte ich nicht differenzieren und nahm dinge, die meine eltern machten anders wahr, als ich es heute machen würde. wenn meiner mutter alles zu viel wurde, so fuhr sie manchmal einfach weg. meistens noch mit dem dramatischen satz: ich komme nie wieder! wie soll man das als kind nicht ernst nehmen? selbst nach dem zehnten mal und nachdem sie immer wieder zurück kam, wie kann man so viel vertrauen aufbauen, dass sie es das nächste mal nicht ernst meint und weg bleibt? genau so wie die aussage, dass man nur etwas wert ist, wenn man gute noten nach hause bringt und studiert. dass man nur gemocht wird, wenn man leistet und sich den wünschen anderer anpasst. sich jemals zu sagen oder zu zeigen, dass man sich liebt oder sich zu umarmen völlig ausgeschlossen ist? wenn man einmal nicht so funktioniert, wie das erwartet wird, es einem jahrelang unter tränen vorgehalten wird?
meine eltern sind keine monster. sie sind menschen wie alle anderen auch. auch so wie ich. natürlich gibt es auch noch viele andere dinge, die mich geprägt haben. das dicke mädchen der klasse zu sein hat auch eine menge beigetragen. dass ich jetzt die chance bekommen habe, die wahrnehmungen und schlüsse zu korrigieren, die ich als kind machte ist ein grosser gewinn für mich und mein leben. ich habe alle diese ängste mitgenommen in meine beziehungen. man könnte sagen ich habe meine beziehungen gewissermassen sabotiert. auch die letzte. aber ich lerne dazu und vielleicht mache ich es das nächste mal besser
danke auch an berta! das beispiel mit dem autolack ist super!! trifft voll ins schwarze und ich werde es mir vor augen halten, wenn ich zwischendurch 'vergesse' warum ich auf dem weg bin oder mir die motivation fehlt.
alles liebe anne