Also achtung, jetzt wirds psychologisch.
Allem vorangestellt: Charlies_Berta, du hattest recht. Ich projiziere meine eigenen Probleme auf meine Herzdame, das ist mir aus unten beschriebenen Gründen total klar geworden.
Ich habe ein grosses Problem damit, mich verletzlich zu machen, meine emotionale Seite zu zeigen, mein Pokerface abzulegen und mein Inneres in Form von Gesten, Körpersprache und Mimik an die Oberfläche gelangen zu lassen.
Folgende Aussagen stammen zwar von einer anderen Person, aus einem anderen Forum, allerdings kann ich mich darin 1 zu 1 wiedererkennen, weshalb ich copypaste um mir die Schreibarbeit zu ersparen.
- Ich kann nicht gut Smalltalk führen.Wenn ich dann doch irgendwie mal eine Frau neu kennen lerne oder eine Frau interessant finde, die ich schon länger kenne (z.B. von der Uni), klappt es aus folgenden Gründen trotzdem nicht:
- Ich kann nicht einschätzen, in wiefern sie an mir interessiert ist (einfach nur Bekanntschaft, potentielle Freundschaft, oder vielleicht wirklich potentielle Beziehung?!?)
- Ich bin zu schüchtern und unerfahren, um den nächsten Schritt zu machen. Wir treffen uns vielleicht mal, aber dann traue ich mich nicht, ihr näher zu kommen - und ich weiß auch überhaupt nicht, wie ich das anstellen könnte.
- Ich verstehe subtile Andeutungen von Frauen meistens überhaupt nicht.
- Ich habe eine eher zurückhaltende, nüchterne und sachliche Art
- Ich zeige kaum Emmotionen und Gefühle
- Ich habe einen ziemlich gewöhnungsbedürftigen Humor
- Ich kenne viele Frauen, die ich wirklich toll und begehrenswert finde... aber ich glaube, dass sie irgendwie in einer höheren Liga spielen und für mich sowieso erreichbar sind. - Nur, ob das auch wirklich stimmt, ist die andere Frage. Vielleicht habe ich da auch einfach zu wenig Selbstbewusstsein.
- Ich habe dein Eindruck, dass ich oft nicht als potentieller Partner wahrgenommen werde, sondern nur als potentieller platonischer Freund.
- Ich habe ziemlich hohe Ansprüche an den Charakter einer potentiellen Partnerin, weil ich nur auf der Suche nach ernsthaften Beziehungen und nicht nach irgendwelchen Spielereien oder ONS bin.
Eins zu eins darin wiedererkannt.
Ich hatte gestern und heute jede menge Erkenntnisse, hauptsächlich angeregt durch die Diskussion in diesem Forum (Deshalb nochmal ein riesen Dankeschön für die Hilfe bei meiner persönlichen Weiterentwicklung!!). Nachdem ich mich hier im Forum etwas geöffnet habe, habe ich mich mit dem Gedanken des Gefühle zeigens immer mehr angefreundet und ein erstes mal 7 anstatt 6 Kreuzchen gemacht.
Darauf hin habe ich gestern und heute, da ich gerade so schön in Schreib-Fahrt war, etwas freie Assoziation betrieben, obwohl mir das ungebändete Sprudeln-lassen von Gedanken und Emotionen schon fast etwas angst macht, zumindest aber unangenehm ist. Ich habe schliesslich an die 20 Seiten an Gedanken niedergeschrieben. Eins zu eins was mir gerade durch den Kopf ging und was mich beschäftigt, und dies danach durchgelesen. Durch das Schreiben seiner Gedanken denkt man diese irgendwie viel bewusster, und wird sich selbst mehr klar.
Dabei bin ich zu einigen grundlegenden Erkenntnissen zu mir selbst gekommen, was denke ich eine grosse Voraussetzung zur Beziehungsfähigkeit ist.
Ich habe tatsächlich ein Problem damit, meine Emotionen an die Oberfläche gelangen zu lassen, deshalb haben meine Avancen dieses mal auch nicht geklappt. Deshalb haben meine Avancen allgemein in den letzten Jahren nicht geklappt. Ich bin ein interessanter Gesprächspartner, unterhaltsam, witzig, charmant etc, schaffe es aber überhaupt nicht, ein emotionales Bonding zu erreichen, da ich nicht wirklich wiederspiegeln kann, geschweige denn meine Gefühle auf der nonverbalen Ebene, die ja über drei Viertel der Kommunikation ausmacht, zu zeigen. Somit bin ich, solange ich hier nicht über mich hinauswachse, verdammt dazu immer auf der Freundschaftsschiene zu fahren.
Im aktuellen Fall haben meine verbalen Signale ("Ich habe Gefühle für dich.") und meine nonverbalen Signale ("Nie romantischen Körperkontakt aufbauen, nie in den Arm nehmen, nie nahe beieinander gehen, nie die Hand nehmen, ganz schwer zu gewichten meine neutrale Mimik, Gestik und Körperhaltung etc. pp.") überhaupt nicht übereinander gepasst. Also genau was ich ihr ankreiden wollte.
Sogar mein Therapeut sagte mir dereinst, man sehe mir nonverbal überhaupt nichts an, ich hätte das perfekte Pokerface, egal was gerade in mir vorging. Und das nicht im Sinne von: Ich versuche mir zB Trauer nicht anmerken zu lassen aber eigentlich sieht man mir genau an dass ich kurz vorm Losheulen bin, sondern man sieht mir wirklich nicht viel an.
Sie hat grundsätzlich Interesse an meiner Person, deshalb das Bedürfnis mich zu sehen, deshalb die Bemerkung zu ihrer Freundin sie verbringe gerne Zeit mit mir und und und. Aber das emotionale Bonding, dass nonverbal hergestellt werden muss, war nicht vorhanden weshalb es nicht zur Entwicklung eines Beziehungswunsches bei ihr kam. Ich will mich nicht übernehmen, aber vielleicht ist diese nonverbale Fehlkommunikation nebst Fehlverhalten (Bedürftigkeit, Nachlaufen) einer der Hauptgründe warum man
überhaupt in der "Friendzone" landet.
Immer dann wenn man es schafft seine Kreuzchen um eins zu erweitern, besteht die Chance den Gedankensprung zu machen, daß man wenn man ein Kreuzchen verändern kann - auch alle verändern kann und alles was einen blockiert, eigene Gedankenkonstrukte sind.
Diese Quote soll stellvertretend für Deinen ganzen Post stehen, da sie die Quintessenz gut zusammenfasst.
Ich glaube ich habe mit dem oben beschriebenen Verhalten einen Weg gefunden, mehr Kreuzchen zu machen, oder wenigstens erfahren, wie man die Brille abnimmt und über den Tellerrand hinausschaut.
Das hat mir extrem geholfen und ich fühle mich massiv erleichtert.
Ich finde es sogar ausgesprochen gefährlich, eben dieses Schubladendenken anzuwenden = "Jetzt ist meine Ausbildung dran und wenn ich die abgeschlossen habe, dann werde ich eine Beziehung eingehen." Das mag jetzt vielleicht übertrieben klingen und ich will ihr jetzt auch nicht wirklich dieses Denken unterstellen, aber dieses "Aufschieben in eine unbestimmte Zeit" nimmt ihr eben die Möglichkeit Erfahrungen zu sammeln. Irgendwann wird es sie behindern.
Aber okay, es ist ihr Leben.
Meine Rede!
Belassen wir es dabei. Ich will mich hier nicht auch noch als Hobby-Psychologe zur Verfügung stellen und nun anfangen, dein Verhalten auseinanderzunehmen. Wenn du tatsächlich autistische Züge aufweist, gehören deine Probleme nicht in einer anonyen virtuellen Welt geklärt. Du wirst mit den Jahren noch lernen, mit deiner Persönlichkeit umzugehen. Das eben die Angst und das Analysieren nichts "falsches" ist. Würde hier aber zu weit führen, darauf detailliert einzugehen.
Nun gut, darauf bin ich oben schon detailiert eingegangen, ich verlange hier von niemandem mich an meiner statt zu verstehen. Alles was ich hier an psychologischem Kram schreibe dient auch eher meiner Selbstreflektion als dass ich darauf wirklich eine akkurate Antwort erwarte.
Nein, nonverbal wäre vielleicht der falsche Ausdruck dafür. Du musst ihr auch kein Candlelight-Dinner auf einem einsamen Berg bieten. Es reichen schon Gesten, wenn ihr zusammen kocht, mit der du eine gewisse Nähe zeigen kannst. Und dann merkst du auch, wie sie darauf reagiert.
Aber eben diese Gesten sind doch nonverbale Kommunikation. Zum Beispiel Kochen:
-Das Lächeln wenn sich die Blicke kreuzen, das signalisiert: ich mag dich, ich geniesse es gerade mit dir.
-Die flüchtige Berührung wenn man an ihr vorbeigeht.
-Kurz den Arm um sie legen wenn man ihr über die Schulter bei etwas zuschaut.
-Ihr gegenüber eine offene, annehmende Körperhaltung einnehmen.
Das alles sind Dinge die mir extrem schwer fallen und nicht einfach von sich aus kommen.
Ich muss mich aktiv darauf konzentrieren diese Dinge zu tun, weil sie aus welchem Grund auch immer einfach nicht automatisch kommen, egal wie verliebt ich bin.
Und ich nehme an dass sie, wenn ich sie aktiv mache, auch etwas komisch und erzwungen rüberkommen, obwohl eigentlich garnicht so gemeint.