Gegen Gefühle kann man nichts machen? Nein! Aber....

Moin allerseits!

Die intellektuelle Sicht der Dinge sollte auf jeden Fall beinhalten woher wir kommen, unsere Wurzeln aus dem Abendland haben nun einmal eine gewisse Moral in die unsere Welt gebracht. Diese zu leugnen schwächt die eigene Position ungemein, weil andere Völker eben nicht mit diesem laxen, selbstgefertigten Individualismus durch die Gegend laufen sondern diverse, sehr konsenquente (Ehren)kodizes haben.
was sie meint ist, dass es für das zusammenleben von vielen so etwas wie einen "sozialen" vertrag braucht, an dem sich die leute halten.
Einverstanden: Wir brauchen irgend sowas. Was den "sozialen Vertrag" betrifft, sind viele Aspekte davon ja rechtlich geregelt, etwa Zahlungen zwischen Generationen, nach einer Scheidung etc.. Vergesst bitte nicht das Eherecht, das zum Teil genau die hier zur Debatte stehenden Fragen verbindlich regelt. Nun ist es so, dass viele Paare sich nicht mehr unter den Schutz dieser Regelungen stellen mögen. OK. Aber ist es dann wirklich Sache der Gesellschaft, für diese Paare, früher "wilde Ehe" genannt, einen eigenen Verhaltenskodex zu zimmern? Also quasi die wilde Ehe zu domestizieren?

Ich sehe dafür keinen Anlass. Zumal solche Regeln dann de facto immer mit den unsäglichen beiden Unworten "Man sollte" beginnen - letztlich also dennoch unverbindlich bleiben. Sie werden vielleicht vom ohnehin Gewissenhaften beherzigt, von den Rücksichtslosen aber sowieso nicht. Damit wird das Machtgefüge zugunsten der Rücksichtslosen verschoben.

Die Mehrheit pflichtet wohl der Vorstellung bei, dass man von einem vergebenen Partner die Finger lassen sollte.
"Vergeben" halte ich in diesem Zusammenhang für einen absolut untauglichen Begriff, weil er vollkommen Gegensätzliches vereint und z.B. auch Ehepartner mit expliziter Bereitschaft oder gar Absicht zum Fremdgehen oder zum Absprung einschliesst.

Zu den Wurzeln unserer Moral noch soviel:

- Das Christentum sagt: "Was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden." Fragt sich nur, ob wirklich alle Paare von Gott zusammengeführt worden sind. Meine Meinung: Eine solche Behauptung käme einer Gotteslästerung gleich!

- Vergessen wir nicht, dass unsere traditionellen Moralvorstellungen zu wesentlichen Teilen schlicht aus Notwendigkeiten des biologischen und ökonomischen Überlebens entstanden sind! Notwendigkeiten, die so nicht mehr bestehen. So war z.B. Kinderlosigkeit ein allgemein anerkannter und hinreichender Scheidungsgrund.

Nehmen wir z.B. mal die Konstellation eines kinderlosen Paares, bei dem ein Partner von einer Drittperson umworben wird, wobei diese neue Paarung unter Umständen die Zeugung eines Kindes ermöglichen würde. Sowohl aus traditionell-christlicher Ethik wie auch im Hinblick auf das Wohl der Allgemeinheit ergibt sich ganz eindeutig: Die Besitzansprüche des alten Partners sind unmoralisch.

In diesem Beispiel könnte man zwar sehr wohl etwas gegen die Gefühle machen. Doch es ist eben keineswegs gesichert, dass "etwas gegen die Gefühle machen" in jedem Fall die moralisch bessere Alternative ist.

 
Haach Nuthello, ich habe gerade mit großem Genuß deine Ausfühungen gelesen. Allerdings bin ich überrascht, dass gerade nach deinem Beitrag die Diskussion um das Thema so plötzlich aufgehört hat. Was ich mich gerade frage, stimmen denn die anderen User den Worten nun so uneingeschränkt zu? Kann man sich dem Thema nur über die Moral nähern?

Ich stelle mir gerade die Frage, ob man gegen Gefühle überhaupt etwas machen sollte? Warum sollte man die Gefühle denn Unterdrücken? Ich möchte damit nicht wieder das Thema der "Moral" aufmachen! Vielmehr stelle ich mir die Frage, wieso man sich verliebt, wenn man doch (in den Augen vieler) die perfekte Situation zu Hause vorfindet?

Des weiteren möchte ich die Frage in den Raum stellen, ob es wirklich die sinnvollste Art ist mit seinen Gefühlen umzugehen, wenn man diese unterdrückt? Diese These scheint ja auf eine breite Zustimmung zu stoßen! Allerdings stimme ich Euch zu, manchmal ist es wirklich besser, gerade dann, wenn man verbohrten und selbstherrlichen Menschen gegenüber steht!

Gefühle sind der Ausdruck des individuell Unaussprechlichen (bzw. Unverstandenen)! Ja, so kurz und knapp möchte ich mich zu den Gefühlen äußern!

Ich würde mich freuen, wenn ihr eure Gedanken weiter äußert. Gefühle sind doch ein spannendes Thema, welches nicht nach dem scheinbar "erstbesten" Beitrag versiegen sollte! :eek: ;)

 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ich stelle mir gerade die Frage, ob man gegen Gefühle überhaupt etwas machen sollte? Warum sollte man die Gefühle denn Unterdrücken?
Ich beschäftige mich seit vielen Jahren mit dem Thema "Emotionen". Allerdings nicht auf dem Gebiet der Partnerschaften etc. Daher weiß ich aber auch, dass es manchmal sogar von existenzieller Bedeutung ist, nicht nach den Gefühlen zu handeln. Ich denke aber auch, dass das jeder mit sich ausmachen muss, welche Prioritäten er im Leben hat.

Vielmehr stelle ich mir die Frage, wieso man sich verliebt, wenn man doch (in den Augen vieler) die perfekte Situation zu Hause vorfindet?
Es ist der Reiz des Neuen, des Unbekannten. Die Situation kann zu Hause noch so perfekt sein, aber wenn die Langeweile einkehrt, weil die Abwechslung fehlt, sucht man sich nun mal da die Abwechslung, wo man noch nicht gewesen ist. Es ist der einfachere Weg.

ob es wirklich die sinnvollste Art ist mit seinen Gefühlen umzugehen, wenn man diese unterdrückt?
Wie schon gesagt: Es kommt auf die Situation drauf an.

Aber um beim Thema "Liebe" zu bleiben. Es ist nun mal eine alte Weisheit, dass es nicht unbedingt ratsam ist, sich mit dem Chef einzulassen. In einem Abhängigkeitsverhältnis haben m.M. nach Gefühle nix zu suchen. Letztendlich wird man dafür dann die Quittung bekommen - und braucht sich nicht zu wundern.

Gefühle sind doch ein spannendes Thema
Können sie es sein, wenn man es nicht nur auf den Bereich der Liebe und Partnerschaft bezieht.

 
Ich beschäftige mich seit vielen Jahren mit dem Thema "Emotionen". Allerdings nicht auf dem Gebiet der Partnerschaften etc. Daher weiß ich aber auch, dass es manchmal sogar von existenzieller Bedeutung ist, nicht nach den Gefühlen zu handeln. Ich denke aber auch, dass das jeder mit sich ausmachen muss, welche Prioritäten er im Leben hat.
Meine These stellte nur auf "das Gefühl" der Liebe ab. Kontraproduktive Gefühle, wie beispielsweise Hass, Aggression oder sonstiges negative, waren daher von meiner Frage ausgenommen.

Es ist der Reiz des Neuen, des Unbekannten. Die Situation kann zu Hause noch so perfekt sein, aber wenn die Langeweile einkehrt, weil die Abwechslung fehlt, sucht man sich nun mal da die Abwechslung, wo man noch nicht gewesen ist. Es ist der einfachere Weg.
Wie funktioniert das, die perfekte Situation zu Hause, aber dennoch Langeweile? :confused:

Meines Erachtens fehlt nicht unbedingt die Abwechslung! Ist es oft nicht so, dass wir gerade diese Abwechslung im Alltag verdrängen, da wir vermeintlich immer soviel wichtigeres noch zu tun haben. Und so hetzen wir von a zu b und funktionieren irgendwie nur noch.

Aber um beim Thema "Liebe" zu bleiben. Es ist nun mal eine alte Weisheit, dass es nicht unbedingt ratsam ist, sich mit dem Chef einzulassen. In einem Abhängigkeitsverhältnis haben m.M. nach Gefühle nix zu suchen. Letztendlich wird man dafür dann die Quittung bekommen - und braucht sich nicht zu wundern.
Welche Quittung meinst Du, einen hohen Lohnzettel oder auch mal Verständnis, wenn man kurzfristig und ungeplant frei braucht? =)

 
Wie funktioniert das, die perfekte Situation zu Hause, aber dennoch Langeweile? :confused:
Alle Ziele sind erreicht, nun müsste eine Neuorientierung MIT dem Partner geschehen. Ich meinte halt die Frage, wie die Zukunft MIT dem Partner aussehen soll.

Meines Erachtens fehlt nicht unbedingt die Abwechslung!
Abwechslung = etwas Neues. Können neue Hobbys, neue Erlebnisse, was weiß ich sein.

Abwechslung = etwas Neues wird aber sehr, sehr oft mit einem neuen Partner gleichgesetzt. Warum auch immer... :rolleyes:

Welche Quittung meinst Du, einen hohen Lohnzettel oder auch mal Verständnis, wenn man kurzfristig und ungeplant frei braucht? =)
Keine Ahnung. Ich denke mal, jeder wird die Konsequenzen kennen, die ein Verhältnis mit dem Chef einbringen. :rolleyes:

 
Tylli, Du klingst heute etwas ausgebrannt. Das kenne ich von Dir gar nicht, diese "Keine Ahnung", "was weiß ich". Ist alles bei Dir in Ordnung?

Bezüglich der Konsequenzen mit dem Chef: Meinst Du mit Verhältnis eine Affaire oder eine Liebesbeziehung. Aber egal was Du meinst, die Konsequenzen sind doch die gleichen, wie in jeder anderen Beziehung. Wenn es auseinander geht gibt es entweder Streß oder man reißt sich am Riemen. =)

Die Welt ist ungerecht -, nicht wahr?

 
Aber egal was Du meinst, die Konsequenzen sind doch die gleichen, wie in jeder anderen Beziehung.
Na das ist ja wohl keineswegs so. Es kann ja dadurch auch zu beruflichen konsequenzen kommen (Chef redet schlecht über einen, übergeht bei beförderungen etc.je nachdem wer das ganze beendet hat) Ich hab die erfahrung gemacht, dass zurückgewiesene männer zu ganz fiesen typen werden können..

B.

 
"Keine Ahnung" war mehr ironisch gemeint. B52 gibt dir eine wunderbare Antwort. Ich dachte eigentlich, das so etwas klar ist, wenn man sich auf ein Verhältnis in einem Abhängigkeitsverhältnis einlässt.

Meinst Du mit Verhältnis eine Affaire oder eine Liebesbeziehung.
Da gibt´s keinen Unterschied. Egal ob "Affäre" oder "Liebesbeziehung" - die Konsequenzen sind beim Chef-Angestellten-Verhältnis die gleichen. Eben so wie es B52 wunderbar beschreibt.

Die Welt ist ungerecht -, nicht wahr?
Wieso? Bei jedem so ungerecht, wie er sie sich gestaltet.

 
hallo

ich habe heute diesen thread gefunden und muss euch ein dickes dankeschön widmen. sowas habe ich gesucht.

ich war immer der meinung das "nur" egoisten fremdgeher sind oder meistens. (affären, nicht ons)

das die antwort: "es ist einfach passiert, wir fanden uns sympatisch usw." nur eine ausrede für das schlechte gewissen und das eigene versagen ist.

es sind menschen die die verantwortung für ihr handeln und tun nicht übernehmen wollen oder können.

auch ist die grundfrage sehr wichtig für eine beziehung.

kann man seine gefühle kontrollieren? ja, man kann und ja man muss es sogar auch tun, denn sonst wird man von den ganzen reizen der welt überflutet und wird somit sicherlich auch keine längere beziehung führen können. (ewiger sprung zum nächsten reiz)

ist es nicht wichtig sich baldmöglichst abzugrenzen um die beziehung zu schützen wenn man angemacht wird? je früher man sich abgrenzt und diese möglichen gefühle blockiert, desto geringer ist die chance fremd zu gehen oder nicht? (ich meine hier sicherlich nicht den normalen kontakt aber sobald man merkt das mehr daraus entstehen könnte)

die frage ist aber auch ob solche menschen überhaupt merken wann diese grenze überschritten wird und da sind meiner meinung nach die eigenen moralvostellungen, basierend auf den eigenen, gemachten erfahrungen sehr wichtig und auch eine frage des charakters. (egoisten)

was haltet ihr von meinen ansätzen?

liege ich damit falsch?

 
@b52 und @Tylli: Wie konnte ich nur so oberflächlich sein, dass mir dies offensichtliche entging! ;)