Ein Alkoholkranker ist ein schlechter Ratgeber für einen andern Alkoholkranken
Verstehe ich schon, ausser vielleicht ein ehemaliger Alkoholiker, der jetzt trocken ist...
So richtig will es ja nicht funktionieren. Oder meinst du, 18 Jahre Leiden sei eine kurze Zeit? Es werden wohl noch einmal 18 Jahre dazu kommen...
Nein, das meine ich gar nicht. Die 10 Jahre Doppelbeziehung reuen mich schon, und jetzt hab ich weitere Jahre verschwendet. Aber ich muss ehrlich sagen, ich habe letztes Jahr einen ziemlichen Fortschritt gemacht, und diese Woche habe ich so viel erreicht, wie in Jahren nicht. Ich WILL da endlich raus!
Heute konnte ich wieder anknüpfen: War vorher recht nervös, aber hab im Tanzkurs wieder mit einigen rumgeblödelt, bisschen rumgeflirtet, den einen cocky&funny-Spruch gemacht. Bin insgesamt ganz zufrieden mit mir
Nur die Eine war halt heute leider nicht da, ich hatte mir fest vorgenommen, mit ihr wenigstens ein Bisschen mehr als "Hallo" auszutauschen... Bei ihr (oder anderen, die mich so richtig interessieren) würde ich mich das Ganze wieder nicht so trauen, aber es kam voll gut an!
Darum: Etwas Zurückhaltung ist angesagt. Nicht übertreiben vor Enthusiasmus.
Ja, natürlich kenne ich sie schon ein Bisschen, und sie ist ne wirklich gute BJJ-Kämpferin, die könnte sich ohne weiteres wehren. Zudem kommt sie vom Verhalten her etwas burschikos rüber, und als ich nicht loslies, meinte sie, ob ich kuschelbedürftig sei oder sowas in der Art, worauf ich meinte, "Ja sehr, und du?" und sie dann meinte, davon könne man nie genug haben
Aber normalerweise ist es bei mir echt so, dass ich viel zu zurückhaltend bin, insbesondere wenn ich nciht weiss, woran ich bin. Ich habe echt das Gefühl, dass das in der Dating-Phase das Signal erzeugt, ich sei nicht interessiert. Auch die ganzen PUA-Leute sagen ja immer, körperlich eskalieren sei wichtig, wenn man nicht in der Friendzone landen will, und da hab ich echt ein Problem, weil ich weder jemanden belästigen, noch eine geknallt bekommen will...
-> Kann ich mich so verständlich machen dass Du verstehst was ich meine, oder kannst Du mir da zumindest intuitiv folgen?
Ich nehme an, du willst damit sagen, dass mein Alltag gestört ist, oder sich verändert? Oder um es mit Sheldon zu sagen: Die Homöostase ist gestört
Eine Situation, in der man auf Arbeitssuche und Weiterbildung ist, verstärkt depressive Tendenzen, das ist völlig normal.
Ja, ich denke auch, dass die ganzen Umstände mich noch mehr runterziehen als sonst, aber den Anfang meiner Talfahrt würde ich ganz klar darin sehen, dass meine Ex mich zweimal auf den Müll geschmissen hat. Als das das erste mal passierte, ist etwas in mir zerbrochen, dass ich noch nicht wiedergefunden habe. Vorher war ich ein fast naiver Optimist, seither ist das Glas immer halb leer (oder ganz leer)...
Ich habe auch gemerkt, dass als ich mal eine Nacht schlafen und ausschlafen konnte (Baby ruhig), ging es mir um Welten besser.
Kennst Du dieses (positive) Selbstgefühl noch?
Wann hattest Du es zuletzt, und sei es ansatzweise? Was war da der Auslöser?
Wie ist sonst Dein "Selbstgefühl" - gibt es da auch Momente ohne inneren Druck, ohne Zerrissenheit oder Frust mit Dir selbst? Hast Du manchmal auch mit Dir selbst das Gefühl, Dich kaum noch selbst wahrnehmen und interpretieren zu können (wie das manchmal bei anderen Menschen der Fall ist)?
Nein, eigentlich kaum. Also, was ich diese Woche hingekriegt habe, darauf bin ich stolz und es macht mich glücklich, sonst vielleicht meine Doktorarbeit, die ich vor so 10 Jahren abgeschlossen habe, und letztes Jahr war ich an so einer Art Initiationswochenende, da konnte ich auch viel psychischen Ballast abwerfen, sonst ist da herzlich wenig die letzten 18 Jahre. Ab und zu mal ne Kleinigkeit, aber echt selten
Mein Selbstgefühl ist: Ich sollte es schaffen, mit Frauen umzugehen, ich sollte eine Beziehung haben, ich sollte besser bei meiner Weiterbildung sein, ich sollte es schaffen, einen guten Job zu finden, ich sollte eine Lösung für das Lärm-Problem finden, ich sollte endlich mit den Kursen, die mich interessieren weitermachen, ich sollte mir endlich überlegen, ob/wann ich mich selbständig machen will, ich sollte meinen Freundeskreis ausbauen, ich sollte div. Projekte verfolgen. Ich sollte, sollte, sollte, und am Schluss hock ich erschöpft vor dem Fernseher, hab ein schlechtes Gewissen und mach mir noch mehr Vorwürfe und solls...
Also wie gesagt normalerweise. Momentan bin ich ja recht gut drauf, weil ich diese Woche einiges aus mir raugeholt habe, und merke, ich komme eigentlich gut bei den meisten Leuten an, wenn ich mich selber "zwinge" sozial zu sein. Und bei der Weiterbildung darf ich mich nächste Woche einer Lerngruppe anschliessen... Es gibt also schon ein paar kleine Lichtblicke
auch mit Dir selbst das Gefühl, Dich kaum noch selbst wahrnehmen und interpretieren zu können (wie das manchmal bei anderen Menschen der Fall ist)?
Das war sehr lange ein ganz grosses Problem, dass sich zaghaft am Lichten ist: Ich habe viele Selbsthilfebücher und dergleichen angeschaut, und meistens beginnen die mit "Wer bin ich", "Was will ich" etc. und da war bei mir jeweils schon fertig, ich hatte wirklich lange die Verbindung zu mir verloren und beginne jetzt ganz ganz zaghaft wieder mehr Zugang zu finden, etwa seit dem Initiationswochende im letzten Jahr...