Wir sind einfach auf Liebe programmiert
Es ist eine Sucht. Und entsprechend müsste man das behandeln.
Mit Liebe an sich hat es wohl wenig zu tun, mehr mit den Gefühlen, die man damit in Verbindung bringt, dem Schmachten, den idealen Fantasien, der idealen Welt - dem grossartigen Gegenpol zum jämmerlichen Leben, das man führt.
Dieser Mann als Katalysator, der durch ein paar schöne Worte, Augenblicke, Berührungen die ganze Lawine an Sehnsüchten losgelöst hat, die man seit langer Zeit nicht mehr erleben konnte. Und das, obwohl du in einer Beziehung bist.
Nun, du sagst, dass du nicht aus Bequemlichkeit in der Beziehung bleibst, Was sind aber die Gründe, die dich hindern, das Leben zu führen, das du möchtest?
mir hat das sehr geholfen. Vor allem zu verstehen, dass ich mit dem Problem nicht alleine bin
Das mag ja tröstlich sein. Andern geht es auch schlecht, darum geht es mir jetzt ein gleich ein wenig besser.
Aber letztlich ist dass vollkommen egal, wie es andern geht. Man lebt sein Leben alleine (selbst in einer Beziehung). Man muss alleine zurecht kommen. Natürlich ist es hilfreich und schön, wenn noch jemand an der Seite ist, der mitgeht und am gleichen Strick zieht - aber selbst das verhindert nicht, dass man alles letztlich selber meistern muss.
Vielleicht ist dieser Mann ja das Ideal, von dem man erhofft, dass er dich aus allem Herausholt, ohne dass du willentlich etwas anderes machen könntest, als ihm zu folgen.
Wenn ein Falter die ganze Nacht um eine Strassenlaterne herumflattert, dann tut er das, weil in seinem genetischen Programm diese Verhalten fest einprogrammiert ist. Er kann das nicht ändern. Und die Natur hast ihm dieses Programm eingegeben, bevor der Mensch mit Glühbirnen kam.
Der Mensch aber hat einen Verstand und recht wenige genetisch einprogrammierte Verhalten (höchstens beim Autofahren kommen die zum Vorschein: Wenn die andern nicht so wollen, die man es gerne hätte, wird er zum Urtier...). Offensichtlich gehört aber die Liebe dazu. Raffiniert, denn ohne diese blinde Zuwendung, würde die Menschheit schon längst ausgestorben sein. Aber diese bedingungslos Zuwendung funktioniert auch nur eine begrenzte Zeit. Ausreichend, um Nachwuchs auf die Beine zu stellen. Ob der auch eine langandauernde Zweisamkeit damit verbunden gewesen wäre? Man darf daran zweifeln. Denn gerade langandauerndes Zusammensein zeigt einem schonungslos die "schlechten" Seiten des Partner, was bisweilen zu gröbster Ablehnung führen kann.
Auf der andern Seite bleibt natürlich dieses Anfangsanziehung und -attraktion auf immer bestehen, wenn man eben nicht zusammenkommt, weil essen dann dieses natürliche Korrektiv nicht gibt. Man erlebt nicht, wie der Gott auf dem Sockel mit der zeit zum normalen Menschen einschrumpft.
Das hat wohl schon jeder und jede erlebt, die sich Gedanken um den momentanen Partner macht, den man so sehr zu hassen begonnen hat. Anfangs war auch er der Gott.
Man könnte sich jetzt aus der Patsche helfen, indem man annehmen könnte, dass auch eine weitere Liaison, wie glorios sie auch beginnt, denselben Weg nehmen wird. Die Scheidungsraten sind dafür ein Indiz, dass das sehr oft so ist. Und dann könnte man den andern auch etwas realistischer Betrachten und würde feststellen, dass er auch "Mängel" hat: Er hat keine Hemmungen, seine Partnerin eiskalt zu hintergehen. Nicht erst der vollzogene Akt muss dafür genommen werden, man könnte bereits von Betrug sprechen, wenn sich die Gedanken dazu formen. Und in deinem Fall sind sie schon so weit, dass er, würdet ihr zusammenkommen, letztlich fremdgehen würde.
Vielleicht würde er das aber auch nicht. Vielleicht ist alles für ihn einfach nur ein hübsches Spiel, das ihm etwas Ablenkung in seinen drögen Berziehungsalltag bringt. Und da kommt Corona gerade rechtzeitig. Man kann die hehren Pläne von alleine Verreisen gar nicht umsetzen, vielleicht wollte er auch gar nie sowas tun. Spricht viel mehr darüber, um dich warm zu halten.
Es liegt natürlich an dir, ob dir so etwas Spass macht, oder ob du entgegen der Unvernunft der Liebesgefühle die Sache angehst, wie das andere Süchtige machen müssen, um vom Alkohol, Zigaretten, Drogen … wegzukommen.