Liebe Lilly,
Recht viele Menschen (in unserem Kulturkreis zumindest) sind durch Erziehung und gleichzeitig aus Überzeugung monogam und leiden, wenn ihr Partner (vorausgesetzt es ist eine Art Liebe da), sich einem anderen zuwendet. Ich glaube nicht, dass man das so einfach ändern kann. Wenn man jemanden nicht verlieren will, kann man alles tolerieren/ ertragen, aber ich bezweifle, dass man so glücklich werden kann und das ist doch unsere einzige Motivation.
Vielleicht hast du nichts gegen teilen oder offene Beziehungen, aber jemanden, der 50 ist und leidet, weil seine Frau ihn offiziell betrügt, wirst du kaum überzeugen können, dass es eine tolle Lösung ist.
Liebe Leela,
wäre es tatsächlich so, wie Du behauptest ("Recht viele Menschen... in unserem Kulturkreis....aus Überzeugung mongam" usw. usf.), gäbe es Seitensprünge "kaum bis gar nicht", es gäbe keine Seitensprung-Agenturen usw., es gäbe keine Puffs bzw. Nachbarschafts-/ Kollegen-Affairen...
Die eine Sache mag sein, was man sich einredet bzw. einreden lässt. Die andere ist aber die Lebensrealität. Da kann man sich auch mal gern damit beschäftigen, woher das Monogamie- Gepredige überhaupt stammt und
was damit ursprünglich (oder auch im Heute noch in unserem und anderen Kulturkreisen) "erzwungen" werden sollte. Das hatte sicher nichts mit Freiwilligkeit zu tun. Das wäre aber ein ganz anderes Thema, als das hier im vorlie-gendem Fall besprochene. Mein von Dir zitierter Post war auch "nur" meine Antwort mit Frage auf den Vorposter, weshalb er meint, diesen Seitensprung der Frau des TE als "eklig" anpreisen zu müssen. Das beinhaltet näm-
lich nichts anderes, als dass eine Frau, die ihre Sexualität gern lebt, eklig ist, da sie andere "Männer" in sich eindrin-gen und sich nicht als Eigentum von einer ganz bestimm-ten Person ausmachen lässt. Diese Denke entspringt al-
lerdings eher ganz fernen Kulturkreisen, da man in Deut-schland offiziell zumindest auch der Frau ihre freie Ent-faltung hier zugesteht.
Die Frau des TE ist sicher auch nicht gleich polygam veranlangt, nur, weil sie nach x- Jahren Beziehung (die sie als ihre Liebesbeziehung so offenbar auch aufrecht erhalten will) in der sie im Sexuellen nicht mehr so auf ihre Kosten kommt, sich genau einen "Liebhaber" außerhalb der Ehe sucht, der das ausgleichen möge. Das heißt nur, dass hier eben sexuell noch weit aktiver ist, als das ihr Ehemann ihr das so bieten könnte und sie offenbar damit das Problem, das sich daraus ergibt, für gelöst betrachtet. Deshalb ist sie weder eine "ekelige Person/ Frau", noch sonstwie darauf aus, "alles und jede echte Intimität"
teilen bzw. verraten zu wollen.
Gerade im Alter bzw. bei langjährigen Beziehungen wird sich früher oder später eine solche Frage mal stellen. Ebenso nach Unfällen, Krankheiten usw. usf.
Nur, wer hier selbstbezogen und unrealistisch ist, wird das nicht so anerkennen bzw. sehen wollen.
"Wahre Liebe" ist eine echte Verbindung, die gerade nicht auf Besitzansprüchen plädiert. Sie ist und bleibt auf Frei-willigkeit begründet, wo es egal ist, wie andere das moralisieren oder für sich halten wollen.
Ich finde, dass der TE sehr gut mit dem Thema bisher umgeht, obwohl es ihn von der Seite getroffen hat. Das zeigt und beweist von seiner Seite jedenfalls, dass ihm seine Frau (auch deren Bedürfnisse) und seine Ehe wahrhaft wichtig und lieb sind. Er zudem selbstreflektiert, anstatt rein egoistisch und besitzergreifend unterwegs ist. Das sind sehr wahrhafte Ansätze der Liebe.
Ich verstehe auch, dass seine Frau ihn damit nicht hat konfrontieren wollen, da er selbst sagt, "eigentlich hätte er das so lieber nicht erfahren/ wissen wollen".
Kann ich sehr gut nachvollziehen und genau auf diesem Prinzip funktionieren ganz viele Beziehungen in Deut-schland. Ob das besser ist, nur um z.B. im Außen die von Dir vorangestellte angebliche Monogamie hoch zu preisen, ist eine andere Frage. Insbesondere, hält sich kaum jemand in echt daran.
Was den TE angeht, würde ich seine Beziehung einzig dann wirklich in Frage stellen, wäre er hier insgesamt der "Depp" (die treudoofe Tomate), wo der echte Beziehungs-rest unwirklich ist bzw. er insgesamt gar nicht z.B. auf Au-
genhöhe zu seiner Ehefrau. "Sex ist nicht alles".
Würden viele Partner (ob männlich oder weiblich) rein darauf vornehmlich abstellen wollen, gäbe es viele langjährige Beziehungen so überhaupt nicht mehr
im Heute. War das "früher wirklich viel anders"? Nein. Die Verteilung der Fremdgänger nach Geschlecht war ggf. lediglich anders verteilt und man war abhängiger vonein-ander aus anderen (materiellen usw.) Gründen.
In anderen Kulturkreisen ist es unabhängig der öffent-lichen Predigt dazu, nur dann wirklich als verwerflich betrachtet, geht ein Partner fremd, lässt derjenige dabei den Respekt am Partner missen. Eben, weil diese Person das eben öffentlich pflegt, wo quasi jedermann davon Kenntnis nimmt, nur der Partner offenbar nicht. Also nicht viel anders, als zu unserem "Kulturkreis", wo es am
Ende halt um das Ego eher geht, als um die "Beziehung an sich".
Außerdem müsstest selbst Du, bei der Annahme, "Recht viele Menschen...", davon ausgehen, auf jemanden zu treffen, der das gerade nicht so sieht bzw. hier ganz andere Vorstellungen (aus seinem Selbstverständnis zu) pflegen mag.
Also, müsste jedes "neue" Paar sich im Speziellen erstmal konkret darüber austauschen, was es sich hier eigentlich so vorstellt. Ob das kompatibel usw. ist.
Das wäre, bei echter Offenheit darüber, dann zumindest ehrlicher.
Ich verwehre mich allerdings partout dagegen, den jeweils anderen (oft sind hier die "Opfer" ohnehin eher die Frau-en) als seinen Besitz zu betrachten und auch so behan-deln zu wollen (gesellschaftlich: so zu dürfen). Dazu muss man auch nicht erst in andere (angeblich schlimmere) Kulturkreise abtriften, ist es hier nicht "besser". Mit "Besitzdenken" geht immerhin zugleich einher, den an-
deren notfalls auch "vernichten" zu dürfen, wendet er sich ab bzw. "bedient sich gar wer Neues daran".
Ich darf im Übrigen davon ausgehen, aus mir selbst heraus dem Grunde nach monogam zu "ticken". Aus kompletter Freiwilligkeit und nicht, weil mir das wer
oder irgendein "Gesetz" vorschreibt. Das heißt aber lange noch nicht, dass ich meinen/ einen Partner als meinen Besitz betrachte oder einen/ meinen Partner an mich binden zu nötigen suchen würde. Er ist und bleibt frei. Wenn er nicht will, seine Entscheidung, die ich zu akzep-tieren weiß. Umgekehrt würde ich mir sicher auch nichts vorschreiben lassen wollen (absolut: Red Flags).
Nach meinen ganz persönlichen Wertevorstellungen haben u.a. weder Neid (incl. eben Missgunst), noch Eifersucht, noch Besitzdenken oder gar Macht-
spiele in echten, zwischenmenschlich gesunden Beziehungen etwas zu suchen ("verloren").
Wenn mein Partner mir z.B. sagt, dass er mir jedes Glück und jede Freude der Welt gönnt, weiß ich, dass er mich wahrhaft lieben muss. Denn nur dann, steht das über alles. Das heißt aber nicht zugleich, dass man das als "Freifahrtsschein" für alles betrachtet, selbst keine Emotionen hat bzw. der Partner nicht doch auch über bestimmte Verhaltensweisen sich doch verletzt fühlen könnte.
Nur wären das ganz andere Themen, als jene bei Egomanie, Besitzdenken usw.
Echte Offenheit hier, zwischen den jeweiligen Partnern, kann zudem viel verbindender sein (damit viel mehr echte, tiefe Intimität), als bloßes Gelaber zu etwas. Sie nimmt einen zudem in viel mehr echte Verantwortung, als der Rest.
Z.B. auch allein, was diverse Verhütungen (Krankheiten, Schwangerschaften usw.) angeht. Was nützt einem da pure Blindheit bzw. Reiten auf Moralansichten bitte weiter?
Wenn deine "Beziehung des Lebens" sich nach einem ollen Streit z.B. oder nach einer langen Durststrecke, langer Krankheit usw. usf. wo anders und tatsächlich nur zu diesem Zweck "tröstet/ entlädt", wirst Du jene ganz si-
cher direkt "weg werfen" und nie wieder "zurück haben wollen".
Dabei ist es m.E.n. komplett egal, ob das nun Mann oder Frau trifft. Außer, dass man Männern i.d.R. eher die grundsätzliche Neigung zum reinen Besitzdenken unterstellt. Ich denke hingegen: Frauen nehmen sich darin nicht viel mehr.
Ich denke, dass der TE als Partner viel eher eine echt coole Socke ist, wo ich mir als Frau 1000x überlegen würde, ihn nur wegen "ein bisschen Sex" aufge-
ben zu wollen. Hingegen hätte ich da mal so gar keine Bedenken, bei einem Partner, der echt lieber so einen Kram wie "eine solche Frau sei grundsätzlich eklig und Scheidung usw." propagandiert. Bei Letzterem käme für mich nämlich spätestens hier die bittere Erkenntnis hinzu (dass es wegen Alters usw. ggf. nicht nur im Bett gerade nicht so rosig ist), dass es diesem Mann überhaupt nicht um mich, dem Menschen, geht, mit dem er hier zu tun hat.
Im Übrigen stehe ich sonstigen "als modern angepriese-nen" offenen bzw. sog. polygamen Beziehungen sogar eher kritisch entgegen, da jene m.E.n. i.d.R. nicht einmal "wahre Liebe" und Augenhöhe, als Fundament haben.
Da geht es eher (m.E.n.) um die reine Pflege von Egoma-nie. Nur, hat das mit diesem Thema hier eben gerade mal so rein gar nichts zu tun.
Hier geht es um ein Paar, das sonst funktoniert und seit vielen Jahren zusammen ist (monogam wohl dazu) und wo lediglich der sexuelle Teil einer Person, so nicht mehr befriedigt wird/ werden kann. Das kann unabhängig
vom Alter und er Dauer einer Beziehung so relativ schnell jeden anderen auch mal treffen. Also selbst, wenn das vorher "supidupi" alles war. Eben z.B. aufgrund von Krankheiten, Unfällen usw. usf. Allein die weitverbreiteten u.a. Depressionen mit Medikamentation im Heute sorgen so u.a. für einen enormen Libidoverlust, selbst in jungen Jahren.
Bei dem TE wäre zudem erstmal noch die Frage, ob er sich selbst, bei einer anderen Frau z.B., plötzlich doch wieder "sexuell" mehr regen könnte.
Das "vergessen" Paare u.a. auch gern. Das Unlust auf den Partner usw. u.a. auch gern mal schnell daher kommt, weil jener u.a. nur noch als "Elternteil" fungiert und man mit seiner Mama/ seinem Papa, keinen Sex haben will usw.
Oder man plötzlich ständig dominiert usw. wird, was den Rest komplett killt.
Man den Partner als "selbstverständlich" betrachtet, was ebenso killt, da keine Bemühungen im sexuellen Bereich mehr an den Tag gelegt werden.
Oder wenn der Partner sich z.B. komplett gehen lässt usw. usf. (der Inaktivität geschuldeter Potenzprobleme z.B.). Sogar junge Männer im Heute haben vermehrt Potenz-probleme, da sie so u.a. exzessiv Pornos konsumieren, eine schlechte Durchblutung aufgrund ewigen Sessel-hockens usw. haben. Was sollen jene erstmal "anmelden"?
Bei vielen jungen Männern kommt ja zusätzlich hinzu, dass sie sich obendrein noch schlecht (ungesund) ernähren usw. usf. und nicht einmal ein Bewusstsein darüber pflegen. Jene könnten also noch nicht einmal im Ansatz wenigstens über 18 Jahre usw. bieten, was der TE mithin bot.
Wie gesagt: solange nicht andere "Beziehungsprobleme" dazu treten, finde ich, der TE macht alles richtig und sollte dieser "bloßen Affaire" keinen Raum für seine gelebte, echte Liebesbeziehung bieten. Für sich selbst kann er ne-
benher aber sehr wohl schauen, was ihm gut tut und das in Zukunft ein bisschen mehr für sich auch pflegen.
So "reine Sexgeschichten" erledigen sich i.d.R früher oder später ohnehin von selbst. Weil sie eben nicht wirklich tragfähig sind. Das wären sie nur, basiert das Ganze auf viel mehr dahinter. Seine Frau sagt aber, dass dem nicht so sei.