Mit Koffern voller unerledigter Dinge von Beziehung zu Beziehung......

hallo ibr, hallo zipfel

es stimmt, dass die generation unserer eltern vieles noch nicht thematisieren konnte/durfte, was für uns heutzutage selbstverständlich ist. ich habe deswegen versucht, meine eltern vorsichtig an das thema heranzuführen. auch sie hatten angst davor, dass ich eine therapie beginne und sie haben es mir auch lange auszureden versucht, was ich je nach gemütszustand nicht besonders toll finde...

betreff. des koffer auspackens: ich beginne immer damit, wenn der gesunde teil in mir dominiert. manchmal schaffe ich es auch, die kleineren dinge auszumisten, die wirklich grossen brocken rühre ich jedoch nicht an oder ich fange an, daran zu ziehen bis sie rausfallen und mich unter sich begraben. um mich davon zu befreien brauche ich dann soviel energie, dass der gesunde teil sich verabschiedet und der depression platz macht. dann stopfe ich mit mühe und not alles zurück in den koffer und bin total frustriert.

ich bin mir bewusst, dass man sich in gewissen situationen für die depression entscheidet, weil einem die situation überfordert. aber manchmal ist der berg so gross und man sieht soviel anstrengung auf sich zukommen, dass man schon vorher kapituliert.

@ibr

sicherlich reagieren kinder verschieden auf die probleme ihrer eltern. ich denke jedoch auch, dass es einen unterschied macht, ob der elternteil mit dem problem dem gleichen geschlecht oder dem gegengeschlecht angehört. ich finde es irgendwie logischer, dass dein bruder ein grösseres problem mit eurer familiengeschichte hat, schliesslich muss/will er eine beziehung mit einer frau eingehen und seine erste frau im leben war nun mal eure mutter.

@zipfel

ich finde es spannend, was du zu deinem äusseren schreibst. mich schätzen auch alle einiges jünger ein....manchmal frage ich mich, ob wir äusserlich länger jung aussehen, weil wir das traurige kind in uns immer noch nicht trösten konnten....

 
Hallo sadpk,

da kannst Du Recht haben.

Ich habe mir auch schon überlegt, dass es vielleicht daran liegt, emotional nicht immer erwachsen zu sein. Oder, dass ich selbst nicht Mutter geworden bin. Vor einigen Wochen hat mir der Mann einer Freundin gesagt, ich sehe aus wie ein "Zwitter": etwas zwischen Mädchen und Frau. Ich war nicht beleidigt, habe es ehr als Kompliment genommen. Schließlich fühle ich mich auch so.

Ich habe mir auch die dicken Brocken in meinem Koffer angeguckt. Und ich weiß, wo meine größten Wunden liegen und wieso ich sie habe. Doch ich weiß nicht, wie ich mich heilen und mir helfen soll. Z. B. Angst vor Ablehnung und Verlassen werden: grundsätzlioch habe ich keine Angst vor Ablehnung. Ich bin in leitender Position tätig und werde häufiger aufgrund von Entscheidungen, die ich treffe, abgelehnt. Ich habe auch eine "Palastrevolution" recht unbeschadet überstanden (also schon Mobbing), weil ich nicht die Nerven verloren habe und ruhig geblieben bin. Es hat mich Energie gekostet, doch letztlich war ich sehr stolz auf mich. Es ist also nicht ein grundsätzliches Problem. Ich habe dieses Problem bei Menschen, die ich liebe. Und habe leider in meinem Leben immer und immer wieder diese Erfahrung gemacht. Sei es meine besten Freundinnen (zwei habe ich wirklich auch lieb gehabt) oder die Männer in meinem Leben. Die Ursache liegt in meinem Elternhaus, das weiß ich.

Ich arbeite an meinem Selbstwertgefühl. Wenn ich es dann wieder aufgebaut habe und verliere mein Herz, bekomme ich Probleme. Sobald ich spüre, der andere zieht sich über einen längeren Zeitraum zurück und ich spüre, er/sie zeigt kein Interesse mehr für mich und meine Bedürfnisse, kommt die Angst. Ich verkrampfe mich. Ich versuche, nicht panisch zu werden. Ich artikuliere auch meine Angst. Das finde ich jedesmal echt mutig von mir. Doch es nutzt nichts. Ich verliere irgendwie meine Anziehung und Attraktivität für den anderen. Und das, was ich so befürchtet habe, tritt ein. Wirklich jedes Mal bisher.

Wie komme ich da nur heraus?

Schönen Tag euch,

Zipfel

 
Hallo Ihr Mitstreiter,

ich wünsche Euch ein schönes Wochenende.

Gibt es was Neues?

Lg,

Zipfel

 
lieber zipfel, ich habe dir eine pn geschickt. ich melde mich ende woche wieder hier im forum zurück.

 
hallo methusalem

danke für deine nachfrage. ich versuche im moment, ernsthaft an meinem uni-abschluss zu arbeiten und meine lizentiatsarbeit fertig zu schreiben. gleichzeitig habe ich mich wieder `süüferli` meinen koffern angenähert.

ich würde mich im moment als stabil bezeichnen, kämpfe jedoch gleichzeitig gegen die versuchung an, auf den kontaktversuch meines ex-ex-freundes zu reagieren, welcher sich seit meiner letzten trennung regelmässig per e-mail bei mir meldet. er hat ebenfalls eine beziehung hinter sich, welche ihn, wie er schreibt, realisieren liess, dass ich die frau seines lebens wäre.

ich weiss nicht, was ich davon halten soll. ich denke es ist ein naturgesetz, dass emotional unerledigte dinge immer wieder an einen herantreten, bis sie erledigt wurden. der gedanke "wenn ich zu ihm zurückkehre und diese damals schrecklichen erlebnisse mit positiven überschreibe" ist sehr reizvoll. Gleichzeitig weiss ich nicht, ob er sich wirklich so sehr verändert hat und ich befürchte einen erneuten absturz meinerseits, wenn dies nicht der fall sein sollte.

ich habe ihn immer mit einem minenfeld verglichen und ich weiss nicht, ob sich daran wirklich etwas geändert hat. Zudem betritt man ein ehemaliges minenfeld nicht einfach so, um zu prüfen, ob es denn tatsächlich noch eines ist.....

hinsichtlich meiner unfähigkeit, mir selber ein zuhause anbieten zu können, ist sein angebot eines neuanfanges sehr verführerisch. ich sehe es als zeichen vermehrter ehrlichkeit mir gegenüber, dass ich zögere. gleichzeitig beflügelt mich sein angebot so quasi nach dem motto "ich habe dir doch gesagt ich sei liebenswert".

 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo sadpk

Ich versuche mal auf einen Teil, der aufgeworfenen Fragen einzugehen.

... bis mein Leben vor fünf Jahren zu stocken begann. Ich begann eine Beziehung mit einem ebenso emotional total unfähigen Mann ...

Die Beziehung war schrecklich und ich verfiel bald in furchtbare Depressionen. Kein Wunder, ich erlebte durch die Beziehung ja alle Situationen wieder, die mich bereits in meiner Kindheit gequält hatten. Irgendwie schaffte ich es mich von der Beziehung zu befreien und ich begann eine Therapie. Trotzdem kam die Leichtigkeit und das Vertrauen in mich nie wieder zu zurück. Ich hätte in der Zeit der Trennung mein Studium beenden sollen ...
Zuvor eine Verständnisfrage, ist das der "ex-ex-freund"?

Zum Uni-Abschluss ... Das finde ich super. :super: Wenn Du schon so weit bist, so nahe daran: Ich würde alles - damit meine ich wirklich alles - diesem Ziel unterordnen. Volle Konzentration. Notfalls Studiendarlehen oder/und Stipendium. Notfalls eine Ehrenrunde.

Und bis dahin keine Experimente auf Gefühlsebene, die Dich von diesem Ziel abhalten. Nicht einmal daran denken. Ein allfälliger Traumprinz - den ich auf Grund Deines Threads jedoch nicht sehe - würde (ja, vielleicht nicht gerade freiwillig - aba das erhöht den Appetit - beider Protagonisten notabene :D ) auch warten. Das Risiko erscheint mir zu gross, dass schon bei einer kleineren seelischen Belastung dieses Ziel gefährdet ist.

Ich drück Dir die Daumen. Du schaffst das. Du musst jedoch haushälterisch und auch vorausschauend mit Deinen Ressourcen umgehen, aber das weisst Du ja eig. schon.

Soweit wenigstens eine Teilantwort.

 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo zusammen,

ich habe gerade viele Beiträge dieses Threads gelesen, andere nur überflogen. Auch ich habe das Gefühl, schwere Koffer mit mir herumzutragen. Ich habe viele Jahre lang darüber gegrübelt, warum ich so bin wie ich bin, woher die depressiven Phasen kommen und habe natürlich viele Erklärungen gefunden und mir ein solides Weltbild geschaffen.

Ich bin gerade vor zwei Wochen von der Frau verlassen worden, die ich mehr geliebt habe als jede andere zuvor, mit der ich eine Familie aufbauen und alt werden wollte. Sie hat sich in einen anderen verliebt in einer Phase, in der ich schon wieder arg in depressive Verstimmung abgerutscht war und alles nur noch negativ gesehen habe. Ich habe ihr wohl nicht mehr genug zeigen können, wie sehr ich sie liebe.

Das ist das dritte Mal, dass ich in so einer Phase verlassen werde.

Aber ich merke inzwischen, dass ich einiges gelernt habe. Ich habe gewissermaßen einen Werkzeugkoffer mit nützlichen Techniken und vor allem Geisteshaltungen. Ich werde mal versuchen meine Gedanken etwas zu ordnen...

Es gibt keinen Boden unter den Füßen. Niemals. Wir befinden uns immer im freien Fall. Alles andere ist Illusion. Wir müssen "nur" aufhören davor Angst zu haben.

Alles ist vergänglich, nichts ist von Dauer. Wenn uns etwas Freude und Glück schenkt können wir es berühren aber niemals festhalten.

Wenn uns etwas Kummer und Leid schenkt, sollten wir es ebenfalls berühren, aber niemals festhalten.

Gedanklich in der Vergangenheit zu hängen erschafft ein solides Bild davon, wie wir sind und wie die Welt ist. Dieses Bild ist falsch.

Gedanklich in der Zukunft zu hängen schafft ein solides Bild davon, wie die Welt sein wird, im Guten wie im Schlechten. Dieses Bild ist ebenfalls falsch.

In der Gegenwart ist wenig Platz für Gedanken. Unmittelbare Wahrnehmung!

Ich glaube es geht nicht darum die Koffer auszupacken. Warum sollte man sich das ganze Zeug anschauen, was man da im Laufe der Jahre 'reingepackt hat? Es geht darum, die Koffer einfach stehenzulassen! Und ich glaube, dass man das lernen, ja regelrecht üben kann. Anstatt durch immer mehr Gedanken und Grübeleien immer neue Dinge in die Koffer zu packen sollte man lernen alle Hoffnungen, Wünsche und Träume loszulassen und sich einfach auf diesen einen Augenblick einzulassen.

Auch wenn es manchmal so richtig schwierig ist, versuche ich meine aktuelle Lebenskrise als Übung im Loslassen aufzufassen. Ganz genau schauen, was in meinem Geist so vor sich geht. Immer wenn ich gedanklich versuche ein Stück Welt zu erschaffen, z.B. indem ich mich im fiktiven Dialog mit jemandem befinde oder in Vergangenheit oder Zukunft hänge, versuche ich in die Gegenwart zurückzukehren, beobachte was ich gerade sehe etc.

Und in diesem Moment lenke ich mich eigentlich gerade von der Arbeit ab...Darum ist hier erstmal Schluß...:)

 
Hallo sadpk,

ich kann dich sehr gut verstehen was in dir vorgeht. Ich litt früher selbst unter starken Depressionen die mich fast aufgefressen hatten. Wusste einfach nicht mehr

wohin mit meinen Gedanken und Problemen. Alles ist zuviel und alles ist einfach aussichtslos.

Man fühlt sich zu schwach morgens aufzustehen, alles scheint aussichtslos.

Ich sag dir, das ist es nicht.

Pack einen Koffer nach dem anderen aus und lass dir soviel Zeit wie du brauchst dafür. Sortiere den Inhalt Koffer für Koffer aus und verarbeite erst die Erlebnisse vor allem die der Trennung vor ein paar Wochen-lass dir Zeit.

 
lieber methusalem, lieber bergsee, liebe maja25

vielen dank für eure beiträge. mir gefällt deren vielfalt und es ist in jedem beitrag ein input dabei, dem es sich nachzugehen lohnt.

@methusalem

zurzeit äussern sich meine depressionen in form einer riesigen wut und ich versuche diese wut zu kanalisieren, in dem ich jeden tag mit meiner lizentiatsarbeit und deren inhalt kämpfe. manchmals stehe ich vor meinem laptop und schreie ihn an, weil es einfach nicht vorwärts geht, manchmal erledige ich hochkomplexe kapitel an einem tag. das thema der arbeit ist sehr emotional und daher nicht immer hilfreich, aber ich habe 70 seiten von 100 geschafft =) .

mit meinem ex-ex verkehre ich hin und wieder per email (mit demjenigen, den ich als emotional unfähig bezeichnet habe), ich habe begonnen seine ansagen und versprechungen zu hinterfragen und langsam schimmert der alte lack unter der neuen, glänzenden oberfläche hervor....ich denke er fühlt sich ebenfalls heimatlos und fand mich die beste option....

@bergsee (toller name :) )

zu deinem beitrag ist mir der folgende abschnitt aus paolo coelhos buch `zahir` in den sinn gekommen:

"Du trägst noch immer die Narben der Ungerechtigkeit, die Dir in Deinem Leben zugefügt wurden. Nur, was hast Du davon? Nichts als Selbstmitleid, weil Du Dich als ewig Unterlegener fühlst. Oder Du verfällst ins Gegenteil, führst Dich auf wie ein Rächer, bereit, es denjenigen, die Dich verletzt haben, doppelt heimzuzuzahlen. Vergeudest Du dabei nicht Deine wertvolle Zeit?"

dein beitrag hat mich sehr gefreut, weil ich im moment in einer phase stecke, wo ich vermehrt darüber nachdenke, die koffer einfach stehen zu lassen. ich habe mir sogar einen post-it vor die nase geklebt, der es mir verbietet, mich mit demjenigen teil von mir zu treffen, der mich mit selbsthass und selbstzweifeln bombardiert. momentan funktionierts sehr gut, wobei sich diese `schwarzen hunde` wie winston churchill sie nannte, sich auf sehr perfide weise anschleichen können. aber das ist dir sicherlich selber bekannt.

@maja25

liebe maja, ich denke ich befinde mich im moment in einer gesunden phase und versuche die energie zu nutzen, um meinen uni-abschluss voranzutreiben. ich habe mir vorgenommen, die koffer erst wieder anzugehen, wenn ich den abschluss gemacht habe. ich möchte wissen, wie viel von den koffern übrigbleibt, wenn ich den abschluss habe. daher lasse ich sie im moment unangetastet. ich gehe zurzeit auch nicht in die therapie. aber ich weiss was du meinst, sie verschwinden leider nicht von alleine.

noch eine kleine suchanzeige: lieber zipfel, wo bist du? wie geht es dir? schreib mal wieder, der austausch mit dir fehlt mir....

ich wünsche euch allen trotz bibberwetter :eek: einen schönen tag...

 
liebe sadpk,

es freut mich, dass du in dem was ich geschrieben habe etwas für dich finden konntest.

Ich kenne das auch mit den "schwarzen Hunden", die sich anschleichen. Das Problem ist, dass sie meist schon völlig angekommen und präsent sind, wenn wir sie bemerken. Wir erlauben ihnen, viel zu nahe heranzukommen. Und anstatt sie dann einfach stehenzulassen oder ihnen mutig entgegenzutreten lassen wir uns von ihnen hetzen. Dazu fällt mir eine Geschichte von Chögyam Trungpa, einem grossen Lehrer des tibetischen Buddhismus ein: Er ging mit einigen seiner Schüler eine Strasse entlang. Da lag ein großer, gefährlicher Hund an der Kette und knurrte und fletschte seine Zähne, zerrte an seiner Kette. Plötzlich riß die Kette. Trungpa lief im selben Augenblick laut schreiend auf den Hund zu. Der hat sich sofort erschrocken zurückgezogen.

Ich glaube, das kann eine Methaper sein, wie man auch mit dem Leben umgehen kann. Das erfordert aber, dass wir das Anschleichen der Hunde wirklich früh bemerken. Und furchtlos sind...

Ich glaube übrigens nicht, dass es immer richtig ist, sich selber zu verbieten Selbstzweifel und Selbsthass zu haben. In dem Moment wo du dir selber etwas verbietest, bist du sehr hart zu dir. Besser ist es, genau aufzupassen, was die Gedanken machen. Wenn die Selbstzweifel kommen muß man dann nicht auf dieser Woge reiten. Man kann einfach sehen: "Interessant, ich denke schon wieder, dass ich schlecht bin und nichts kann!". Es ist etwas völlig anderes, sich für schlecht zu halten oder zu registrieren, dass man denkt dass man schlecht ist. Du nimmst gewissermaßen die Beobachterrolle ein und identifizierst dich nicht mit deinen Gedanken. Glaube nicht alles, was du denkst!

liebe Grüße, bergsee

 
lieber bergsee

ich finde es spannend, dass du Chögyam Trungpa erwähnst, ich habe mich durch mein studium intensiv mit dem tibetischen buddhismus befasst und gehe regelmässig ins tibetische kloster in rikon (bist du aus CH?). es relativiert immer so vieles....

zu den schwarzen hunden: ich habe festgestellt, dass sie sich nicht immer unbemerkt anschleichen. manchmal lade ich sie auch ein. ich habe lange gebraucht, bis ich das realisiert habe und mir das auch eingestehen konnte, aber es ist so. ich tue dies vorallem in situationen, in denen ich mich mit massiven versagensängsten konfrontiert sehe und ohnehin schon labil bin. dann setze mich mich zu den hunden ins körbchen und bin entschuldigt. hast du solche situationen auch schon erlebt?

 
liebe sadpk,

nein, ich bin nicht aus der Schweiz. Tatsächlich bin ich erst durch meine (Ex...)Freundin (es fällt mir noch sehr schwer, das Ex dazuzuschreiben), mit dem tibetischen Buddhismus in Kontakt gekommen. Sie ist Schülerin eines Schülers von C.Trungpa. Ich komme eigentlich aus der "Zen-Ecke".

Und ja, das Einladen der Hunde kenne ich sehr gut. Gerade bei Versagensängsten etc. Früher habe ich das auch gemacht, um Aufmerksamkeit und Zuwendung zu bekommen.

Ich habe mich in meine dunklen Gedanken fallen lassen weil ich wußte, dass bestimmte Menschen Mitleid mit mir haben werden und sich um mich kümmern werden. Ich bin mir nicht sicher, inwiefern solche Muster vielleicht immer noch im Verborgenen arbeiten. Dein Beitrag hat mich gerade darauf gebracht, dass ich unbedingt mal in diese Richtung schauen muß. Danke!

Ich glaube, fast alle Kinder tun etwas in der Art. Jeder hat schonmal ein Kind gesehen das hingefallen ist, sich nach seiner Mutter umgesehen hat und wenn die in der Nähe ist angefangen hat zu weinen. Das heißt nicht, dass der Schmerz und das Leid in dem Moment nicht echt ist. Aber es wird mehr oder weniger bewußt vertieft.

Nur, wir sind keine Kinder mehr.

Ich bin gerade auf ein interessantes Buch gestossen: "Das Ende der Unschuld" von Sheldon Kopp. Der Untertitel ist "Ohne Illusionen leben". Ich habe das Gefühl, es hat viel mit diesem Thema zu tun, habe es aber noch nicht durchgelesen.

viele Grüße, bergsee

 
Hi sadpk,

war in Urlaub und bin somit nicht verschollen.

Du bist ja echt fleißig mit dem Schreiben. Ich hoffe, deine Mühe wird sich lohnen und dein Abschluß fällt gut aus.

Ich bin beruflich total im Stress.

Schön finde ich es, dass hier sich noch andere eingefunden haben.

Ich (!) finde, dass ich depressiv bin. Habe mir aber letzte Woche bei einem Beratungsgespräch sagen lassen "müssen", ich sei nicht depressiv oder labil. Sondern ehr im Gegenteil stark.

Ich sei nur unendlich traurig und auch wütend.

Naja, mit dem depressiv weiß ich nicht. Und ich finde schon, ich bin labil. Aber das mit meiner Wut und Trauer stimmt auch. Und ich habe wirklich eine unglaubliche Wut in mir.

Na egal. Darüber will ich mir nicht weiter einen Kopf machen.

Den/die Koffer immer mit herumschleppen, finde ich, ist für mich wenig hilfreich. Er/sie werden immer schwerer und ich trage an der Last immer schwerer. Ich will das nicht mehr. Ich will den Kram loswerden, loslassen.

Doch das ist meine größte Schwäche... loslassen. Da bin ich überhaupt nicht gut drin. Jemand eine Idee, wie ich das besser hinkriegen kann bzw. das lernen kann?

Allen Lesern hier ein schönes Wochenende

Zipfel

 
Ja, Loslassen...Ich glaube das ist ganz allgemein das größte (und vielleicht einzige) Lebensproblem.

Aber ich bin überzeugt, zu Erkennen, dass wir loslassen lernen müssen ist bereits ein großer Schritt.

Es gibt eigentlich immer etwas, was wir haben wollen aber nicht bekommen können oder etwas was wir bekommen aber nicht haben wollen. Wir halten an der Vergangenheit fest oder klammern uns daran, dass es in der Zukunft schön sein soll.

Kein Mensch möchte Furcht haben, aber jeder hegt Hoffnungen. Dabei ist beides nur eine Seite der selben Medaille: Projektion in die Zukunft. Wir alle haben eine sehr solide Vorstellung davon, wie die Welt ist, wie unsere Mitmenschen sind und vor allem wer wir selbst sind. Falls es wirklich gelingen sollte all diese Gedankengebäude loszulassen wären wir völlig ohne Hoffnung, aber auch ohne Furcht. Wunderbar!

Jeder glaubt, er sei etwas besonderes und habe irgendwie ein gutes, glückliches Leben verdient und die anderen sollten sich gefälligst entsprechend verhalten. Diese Ich-Strukturen wirklich zu durchleuchten und ihren illusionären Charakter zu erkennen ist -glaube ich- die einzige Möglichkeit zu einem wirklich freien, glücklichen Menschen zu werden.

Dabei sind Krisen, in denen wir mit heftigen Gefühlen konfrontiert sind und gezwungen werden loszulassen vielleicht ein Schlüssel, DIE große Chance weiterzukommen. Solange nichts uns zwingt, werden wir immer so weitermachen.

Das Problem ist: es reicht absolut nicht, das alles rational zu erkennen, man muß es wirklich leben können. Mir hilft die Beschäftigung mit buddhistischen Lehren und vor allem Meditation dabei. Wie ich es sehe geht es dabei um nichts anderes. Jeden Tag eine Weile ganz ruhig werden und genau schauen, was eigentlich im Geist so vor sich geht hilft wirklich!

viele Grüße, bergsee

 
lieber zipfel

schön von dir zu lesen :) . ich kenne mich mit der klinischen definition von depression nicht aus und du schreibst selber, dass du dich nicht allzu sehr damit befassen möchtest. für mich stellen depressionen eine blockade der lebensenergien dar. leider bleiben diese bei mir nicht nur blockiert, sondern sie wenden sich dann in form von selbsthass und autoaggressiven verhalten gegen mich. mir gelingt es nicht, sie gegen aussen abzuleiten.

soweit ich dich verstanden habe, geht es dir ähnlich. deine frage hinsichtlich des loslassens beschäftigt mich auch immer wieder. ich denke es gibt verschiedene loslassen und je nachdem, was es loszulassen gilt, ist dieses gar nicht so einfach. ich finde es ist einen unterschied, ob man erlebnisse loslassen soll oder verhaltensmuster, die sich aufgrund tief verankerten ängsten ergeben. letzteres ist extrem schwierig, vorallem weil wir die ängste teilweise auch als entschuldigung verwenden, wenn wir zu neuen ufern aufbrechen sollten. und was ist, wenn wir keine neuen ufer erkunden mögen? wenn wir das vertrauen verloren haben, dass uns neue ufer erwarten? was, wenn wir uns nicht auf die reise begeben möchten, weil wir fürchten, dass der energievorrat nicht reicht?

@bergsee

ich melde mich heute abend wieder, das thema loslassen lässt mich nämlich zurzeit nicht los, aber der liebe haushalt schreit nach aufmerksamkeit ;)

 
Haloo Sadpk,

hallo Bergsee,

da sind wir ja im Thema.

Klar, einerseits muss man (ich) Erlebnisse und Menschen loslassen, weil die einem nicht gut tun oder weil sie einfach nicht mehr mit mir zusammen sein möchten. Und dann geht es darum, dass eigene Verhalten zu überdenken, neue Lösungen oder Bewältigungsstrategien zu lernen.

Und das finde ich auch schwer.

Ich habe bei den Männern und besten Freundinnen in meinem bisherigen Leben festgestellt, es gibt eine Gemeinsamkeit, ein Muster: emotionale Unzugänglichkeit! Zum Beispiel verheiratetet, Angst vor Nähe, keine Beziehungsbereitschaft, die meisten hatten vorher noch keine längere Beziehung oder wie eine Freundin, noch nie eine Freundin gehabt.

Klar haben die sich bei mir auch irgendwann abgemeldet.

Ich habe das Gefühl, ich orientiere mich an meinem Vater, den ich auch so wahrgenommen habe und noch immer wahrnehme. Dieses Muster habe ich schon vor ein paar Jahren für mich entdeckt. Ich war vorsichtig ... doch es ist mir wieder passiert.

Manchmal zeigt erst die Zeit, dass es wieder "so einer" ist.

Ich habe das Vertauen verloren, in die Menschen+mich.Ich habe Angst, dass ich wieder auf soche Menschen herinfalle, die mir einfach nicht gut tun.

Doch nichts ist ohne Risiko.

Ich arbeite an mir, ich will das Vertrauen wieder finden und eine gesunde Strategie, so dass mir keiner mehr den Boden unter den Füssen wegziehen kann. Und ich mich trotzdem auf eine Beziehung einlassen kann. Ein zienlicher Drahtseilakt!

Und ich bin nicht gut in der Grenzsetzung. Ich entschuldige bei Menschen, die ich liebe, zuviel. Lasse mir zuviel gefallen und bin schlecht in der Lage zu sagen "stop". Ich sorge schlecht für mich und besser für die Anderen. Das muss ich mir dringend abgewöhnen.

Ihr seht, ich habe einiges zu tun.

Doch ich will das lernen! Weil es besser für mich ist.

Viele Grüsse,

Zipfel

 
hallo zipfel

ich kenne sehr gut was du beschreibst. bei mir ergibt sich dieses ewige gewährenlassen bei freunden und in beziehungen daraus, dass ich bei einem `stop`auf mich selber zurückgeworfen werde und wieder diese koffer erblicke.

ich kann mit ablehnung kaum umgehen, bei mir endet das immer sofort in einer totalen krise. manchmal scheint es mir, dass ich lieber unglücklich und im streit mit jemanden bin, als dass ich alleine in frieden lebe. dieser innere friede hat sich ohnehin irgendwie verabschiedet und er fehlt mir schrecklich.

gerne lese ich mehr darüber, wie du in der arbeit mit ablehnung umgehst. du hast von einer palastrevolution geschrieben, die du gut überstanden hast. wie machst du das?

dieses vatermuster ist mir ebenfalls bekannt, manchmal habe ich das gefühl, dass ich es mir bisher zur lebensaufgabe gemacht habe, bei männern um liebe zu betteln, die zu nähe nicht fähig sind.

ich finde es toll, dass du an deiner `umprogrammierung` arbeitest. ich plätschere im moment etwas vor mich hin und versuche nicht allzu viel über mich nachzudenken. ich schicke dir viel kraft und liebe grüsse aus der schweiz.

 
Hallo Zipfel, hallo sadpk,

ich glaube hier bin ich wirklich im richtigen Thema...

Diese emotionelle Nicht-Erreichbarkeit ist auch etwas, was sich wie ein Muster durch meine Beziehungen durchzieht. Bei meiner jüngst verlorenen Beziehung gab es das auch wieder. Allerdings war es so, dass ich es lange nicht gesehen habe und diese Frau sogar für sehr emotional gehalten habe in der Art, wie sie mir bedingungslos Liebe entgegenzubringen schien. Aber den eigentlichen Kern, das Entscheidende habe ich nie erreichen können. Wenn ich versucht habe mit ihr über ihre Bedürfnisse, Wünsche und Gefühle zu reden kam fast nie etwas. Oder es kam ein "ich weiß es nicht". Und je mehr ich gefragt habe, umso mehr hat sie dichtgemacht. Sie hat mir mal gesagt, dass sie es dann wirklich nicht wisse und auch keine Ahnung habe, wie sie an ihre eigenen Gefühle herankommen kann. Und das wurde immer schwerer, je mehr ich gefragt habe. Auch die Unfähigkeit wichtige zwischenmenschliche Entscheidungen zu treffen ist eine Folge davon. Nachdem sie dann unter größter Qual eine Entscheidung getroffen hat (im letzten Falle gegen unsere Beziehung), geht sie diesen Weg mit unglaublicher Brutalität und ohne zurückzuschauen. Ich glaube, sie ist so froh überhaupt eine Entscheidung getroffen zu haben, dass sie sich gezwungen sieht alle Emotionen, die noch Tage vorher für mich da waren komplett abzuspalten und zu verdrängen. Bloß nicht verunsischern lassen!

Gleichzeitig kann sie sich sehr schwer gegen Einflüsse von aussen abgrenzen. Wenn ihr jemand sehr viel Zuneigung entgegenbringt, ist sie nicht in der Lage, dem nicht nachzugeben.

Was ich nicht genau weiß ist, wie es bei mir selbst aussieht. Ich halte mich für einen Menschen, der sich seiner Emotionen bewußt ist und diese auch zeigen kann. Aber ich weiß, dass es Phasen gibt, diese düsteren, depressiven Phasen, in denen ich auch den Kontakt zu mir selber verliere. Wie groß dieser Blinde Fleck ist und wie ich ihn verkleinern kann ist etwas, dass ich herausfinden muß. Wahrscheinlich muß ich jetzt auch erstmal lernen mit mir selbst glücklich zu sein. Aber ich merke, dass ich schon beginne neu zu suchen. Nicht gut...

Warum sucht man sich wohl immer wieder Menschen, die einen an den selben Punkt führen? Schicksal? Karma? Oder eine unbewußte Folge unserer eigenen psychischen Strukturen. Oder ist das alles dasselbe? Und was für eine wahnsinnige Fähigkeit zum unbewußten Erkennen von Charakterstrukturen bei anderen haben wir da?

Gruß, bergsee

 
lieber bergsee

ich kann nur für mich sprechen. mir ging ein riesen licht auf, als ich das buch `wenn frauen zu sehr lieben` gelesen habe. das buch enthält eine these, dass wir emotional ungelöstes aus der kindheit ins erwachsenleben mitnehmen und es dort zu lösen versuchen. sprich, fühlte man sich als kind ungeliebt und heimtlos, so versucht man als erwachsener verzweifelt liebe und heimat zu finden, indem man sich einen ähnlichen gegenspieler sucht.

leider bleibt man dadurch ewig in dieser thematik hängen. ich dachte in meiner letzten beziehung, ich hätte einen anderen typ mann an meiner seite, aber irgendwann habe ich gemerkt, dass er in meinen schwachen zeiten wahnsinnig intensiv für mich da war und mich in meinen starken zeiten wenn auch subtil boykottiert hat. als ich mich dann intensiv ihm zugewandt habe und meine patientinnenstatus verweigerte, wurde er ziemlich ungemütlich.

also wieder zurück zu meinen koffern. bähh.

ich wünsche euch einen schönen abend :)