Nicht gut genug...

Nein Rosenkatz, Amor ich hab den Beitrag hier nicht geschrieben, um mich in den Mittelpunkt zu stellen oder Mitleid zu bekommen. -.- Ich hab ihn geschrieben, weil ich ein Problem habe und hoffe, hier Hilfe zu bekommen.
Ich habe auch nicht behauptet, dass du dich hier in den Mittelpunkt stellen willst sondern du es in deinem Umfeld machst mit deinem Verhalten so wie du dich beschrieben hast. Das du Hilfe suchst glaube ich dir. Denn man merkt wie verzweifelt du über deine Gefühle und dein Handeln bist welches du anscheinend nicht steuern bzw. beeinflussen kannst. Warum du diese Gefühle hegst was da alles dahinter steckt werden wir hier nicht rausfinden können. Denn ich glaube dass dir einfach zu viel negatives widerfahren ist, was dich glauben lässt nichts wert zu sein und du es verdient hast schlecht behandelt zu werden. Deshalb hältst du auch nichts von anderen Menschen weil dein Innerstes meint es müsse auch so sein. Vom Verstand her weißt du aber, dass dies nicht zwangsläufig so sein muss du kannst aber aus dem Teufelskreis deiner negativen Gefühle nicht entkommen. Ich weiß ja nicht was du für eine Therapie gemacht hast, es gibt ja verschieden Formen wie z.B. analytisch oder Verhaltenstherapeutisch. Vielleicht hilft dir ja eine andere Therapieform als die die du bisher gemacht hast? Denn ich denke alleine kommst du aus deinen negativ behaftenden und fast schon selbszerstörerischem Verhalten nicht raus.

Und wie schon gesagt wenn man so eine negative Einstellung zu sich hat, dann strahlt man diese auch aus. Und das geben dir die Menschen zurück. Auch wenn du tief in dir drinnen anderst sein magst. Aber oft sind Kontakte nun mal nicht so tiefgründig um zu wissen wie es in dir aussieht und um zu verstehen warum du so bist. Du weißt es ja selbst nicht wirklich. Und ich denke da musst du suchen und das geht nun mal nur mit professioneller Hilfe, denn es wird weh tun und du brauchst jemanden der dich auffängt wenn der Schmerz kommt. Denn manchmal muss es richtig weh tun um zu erkennen was in einem los ist. Denn dann kann man von Tiefgründigkeit sprechen.

In manchen Zeilen finde ich mich wieder, ich bin nur 148cm groß weit unter der Norm, ich bin laut, ich bin wahnsinnig neugierig, ich stehe gerne im Mittelpunkt, ich kommentiere viel und rede die meiste Zeit, ich kann wahnsinnig anstrengend sein und ich bin sehr leicht gekränkt, ich bin harmoniesüchtig und wenn einer etwas an mir kritisiert glaube ich meine ganze Persönlichkeit sei scheiße. Dabei hat man vielleicht nur mal gesagt ich solle für 5min mal die Klappe halten. Aber es ist schon deutlich besser geworden mit meiner Kritikfähigkeit. Der Unterschied, ich bin ein Lebensbejahender Mensch, cih versuche optimistisch zu denken, ich lache sehr viel und verdammt gerne, ich alber rum wie ein Kind und freue mich auch so über Kleinigkeiten.

Was mir geholfen hat ist mein Pferd, dort brauche ich nicht zu reden, er zeigt mir meine Stimmung bevor ich sie selber weiß, ich halte Dinge durch und wachse auch über meine Grenzen hinaus. Ich kann besser mit Enttäuschungen und Frustrationen umgehen, denn beim nächsten mal klappts bestimmt. Er gibt mir die nötige Ruhe und fordert mich gleichzeitig heraus, wir müssen uns vertrauen und wir haben Respekt voreinander. All das schenkt mir mein Pferd. Ein Kollege meinte als ich von meinem Pferd was erzählte, sag mal redest du über dich oder wirklich über deinen Gaul? Wir haben uns gesucht und gefunden :D

Was ich damit sagen will, wenn du dir zur Zeit schwer tust dir etwas Gutes zu tun, oder von deinen Mitmenschen nichts Gutes annehmen kannst. Dann versuche es doch einmal mit einem Pferd, Hund, Katze etc. Denn die lieben dich so wie du bist und sie spiegeln deine Seele wider ohne sie zu bewerten. Denn du bist wie du bist, aber du hast das Zepter in der Hand und kannst versuchen etwas in dir zu verändern.

 
@amor: wow, danke für den Beitrag. Ich fühl mich verstanden und "beschrieben". Und ich kenn das mit einem Tier. Meine Katzen sind da ähnlich. Die reagieren sofort, wenn sich etwas in mir tut. Und sie sind dabei auch grundauf ehrlich. Und ich liebe sie. :) Was du über die nötige Ruhe unten schreibst, genau das will ich auch. Ich mag deine Sicht der Dinge. Ich glaub, so kann es funktionieren. Hast du eigentlich auch professionelle Hilfe gesucht? Mir scheint, als ob du im Reinen mit dir wärst. Als ob du über dich selber lachen könntest, dich nicht so ernst nimmst und auch nicht die Welt um dich herum. Ich beneide dich und freu mich zugleich für dich.

@alpha: das bin ich auf dem Avatarbild. Es ist eigentlich nur ein schnell gemachtes Webcam-Bild, das ich für Foren nutze. Ich mag das selber, wenn jemand ein Bild von sich hat, weil ich dann irgendwie besser weiß, mit wem ichs zu tun habe. Ich find, Gesichter sagen viel über einen Menschen. Und danke für dein Beispiel. Ich glaub, ich muss wirklich rausfinden, was ich bin und was zu mir gehört. Problem is nur, ich hab fast immer zwei konträre Sichtweisen in mir. Und die hauen sich gegenseitig die Köpfe ein.

@Pantera: ich bin mir auch ziemlich sicher, dass es viel mit meinem Dad zu tun hat. Mein Dad war Alkoholiker und es war echt nicht leicht mit ihm. Meine Schwester und ich haben gemeinsam mit meiner Mama die Familie gemanagt, weil mein Dad dazu nicht wirklich fähig war. Ich liebe ihn dennoch und hab ich auch immer getan. Er ist letzten September gestorben und seither beweihräucher ich ihn noch mehr. Ich hab das schon zu seinen Lebzeiten getan. Eine meiner größten Sorgen war immer er. Dass ihm nix passiert, dass er nicht völlig in den Sog des Alkohol gerät und zum Beispiel auf der Straße lebt. Deshalb war ich immer sehr froh, dass sich meine Eltern nicht scheiden ließen und er so immer in "sichtweite" war.

@serene: danke für die lieben Worte. Klopftechnik? kling einfach. Ich werds auf jedne Fall versuchen. :schmatz:

 
Hallo Loreia,

Ich glaub, ich muss wirklich rausfinden, was ich bin und was zu mir gehört. Problem is nur, ich hab fast immer zwei konträre Sichtweisen in mir. Und die hauen sich gegenseitig die Köpfe ein.
ich mag dir an dieser Stelle mal ein Buch empfehlen, eines meiner absoluten Lieblinge: Die Wunde des Ungeliebten, von Peter Schellenbaum. Ein Buch das m.M nach direkt und ehrlich auf den Punkt kommt, dich aber auf ganz tolle Weise an die Hand nimmt. Das mit den konträren Sichtweisen kenne ich. Gewissermassen ist es wie eine Wellenbewegung, mal schlägt es in dieses und dann mal in das andere Extrem. Heisst nicht, dass eines falsch ist, sondern es fühlt sich einfach für dich unstabil/unruhig an. auch das geht vorbei. Dein Analysieren und deine Ehrlichkeit in Ehren, aber solang du nicht wahrnimmst, was du da schreibst, kommts bei dir nicht an. Es is vielleicht gut zu wissen, warum dies und jenes so ist wie es ist, aber ein Garant dafür, dass du verstehst dass du eigentlich frei davon bist, ist es nicht.

Der Hinweis mit den Pferden könnte dir behilflich sein, das weiss ich nicht. Meditationen, vorallem in einer Gruppe können auch helfen und kosten meist auch nicht viel. Ich kanns empfehlen.

Liebe Grüße

 
Na dann, ich denke wir hier können dich alle beruhigen, du siehst gut genug aus, damit wir nicht von Stuhl fallen vor lauter Entsetzen. :D

So, das wäre nun mal geklärt. Das war ein Depp!

Das mit den paar Kg zu viel...vergiss den Schmarrrn!

Männer haben gern was in der Hand!

Stimmts Jungs? ;)

Zu den Menschen die du nicht liebst....du...geht mir genauso...mehr als du glaubst...bin immerhin anderswo aufgewachsen...da war nicht jeder zum Polizist berufen...man ist deutlich freundlicher...kultivierter....diplomatischer....hilfsbereiter miteinander umgegangen.

Und ich ertrage das paar Jahre länger als du!

Ich habe aber beschlossen, mich nicht runterziehen zu lassen.

Ich bin nur für mich und mein Tun verantwortlich.

Ich fühle mich nicht wie Mutter Theresa und auch nicht wie Mahatma Gandhi,

deren Aufopferungsgabe ich sehr bewundere, aber selber nicht folgen mag/kann.

Auch ich selbst habe 5 Katzen, alle von der Straße und zwei Hunde.

Daneben ettliche mehr aufgelesen und weiter vermittelt, erst jetzt im Sommer, eine Hündin + 9 Welpen. Mei waren die süß!

Hätte sie am liebsten alle behalten!

Mein Mann macht da ganz schön was mit....!

Es ist schön, dass du auch zu den Menschen gehörst, die mit offenen Augen rumlaufen und sie nicht verschließen.

Es ist aber weniger schön, dass du wertest. Das steht keinem zu.

Wenn du aus deinem Gedankenkreis mal rauskommst und es schaffst über deinen Tellerrand zu schauen, wirst du in fast jedem

Menschen auch was liebenswertes, ausbaufähiges sehen können.

Denk dran, ALLE BABYS SIND SÜSS!

Dass sie als Erwachsene so krätzig sind, das hat das Leben aus ihnen gemacht.

Geh mit gutem Beispiel voran, der Eine, oder der Andere wird es sehen und annehmen.

 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Da es hier den Rahmen bei Weitem sprengen würde, such mal im Internet nach EKA bzw. Erwachsene Kinder von Alkoholikern. Da solltest Du etliche Aha Erlebnisse haben und auch weiterführende Informationen sowie Hilfe finden. Auch wenn die Idee mit einem Tier nich schlecht ist, werden Tiere Dir nur bedingt weiterhelfen, zu verlockend ist es da für Dich die Tiere als sozialen Ersatz anzusehen. Zumindest als Einstiegslektüre leg ich Dir "Die Liebe und der Suff" an's Herz, das Standardwerk wenn es um Suchtbeziehungen und die Folgen bei Partner und Kindern geht.

Die genannte Schwester ist älter als Du, oder?

 
@Berta, nein meine Schwester ist knapp ein Jahr jünger als ich. Ich hab schon zwei Bücher über Kinder von Alkoholikern gelesen und ich finde mich da auch wirklich wieder. Ich weiß das theoretisch alles und hinterfrage die Dinge auch und hab glaub ich auch in etwa eine Ahnung, was gespielt wird. Ich warte einfach auf diesen Moment, an dem sich was ändert. Es gibt soviele Menschen, die sowas erzählen. Dass sich auf einmal etwas geändert hat. Irgendwie hab ich das Gefühl, dass es nicht anders geht. Dass sich etwas grundlegend ändern muss. Nicht nur in meinem Handeln sondern auch in meiner "Seele". Aber ich weiß nicht wie.

 
Solang Du den richtigen Leidensdruck nicht hast, ist es entsprechend schwierig. Um sich damit auseinanderzusetzen, muss man sich Dinge ansehen die verdammt weh tun. Und dazu muss man nunmal ein Stück tiefer gehen. Der Grund für Deine eher oberflächliche herangehensweise ist, weil Du eben nicht tief gehen kannst, weils da weh tut.

Ich mag Dir ein Beispiel geben. Die Verherrlichung Deines Vaters und der Ehe Deiner Eltern. All das gehört zu zu dem Aussenbild was eine Alkoholikerfamilie um jeden Preis aufrecht erhält. Alle darunter liegenden Gefühle, wie Wut etc. sind nicht erlaubt. Würdest Du nur ein Stück weit tiefer gehen, würdest Du genau an diese "verbotenen" Gefühle herankommen. Die Wut über Deine Eltern und alles was mit Deiner Kindehit zusammenhängt. Nur darf da auf keinen Fall Jemand ran, weil's eben verboten ist und weh tut.

Erst wenn entsprechender Leidensdruck da ist, kann man sich dazu überwinden. Der scheint aber bei Dir nicht da zu sein. Man kann es sich auch in einer baufälligen Bruchbude gemütlich machen und irgendwann passt einem das so gut, daß man anfängt sich im Selbsthass wohl zu fühlen.

In einem hast Du recht, es muss was passieren, was den Leidensdruck erzeugt. Meißt sind das Beziehungen. Entweder eine extrem destruktive Beziehung in der Du selbst so enorm leidest, daß Du nahe an den Suizid kommst oder wenn Du wirklich einen Menschen an Dich heranlässt und tatsächlich liebst und die Beziehung durch Dein Verhalten immer wieder sabotiert wird und der Mensch den Du liebst deswegen aufgibt und geht. Oder einfach nur unerträgliche Einsamkeit. Dein eigenes Verhalten bist Du selbst so gewohnt, daß Du daran von allein nichts änderst.

Das ist nicht anders wie beim Alkoholiker selbst, man ändert erst was, wenn man seinen persönlichen Tiefpunkt erreicht hat. Und der ist bei jedem anders. Da Deine Schmerzgrenze schon sehr weit unten bis nicht vorhanden ist, ist auch der Tiefpunkt entsprechend weit unten.

 
Das Problem is auch, ich erinner mich nicht an schlimme Erlebnisse mit meinem Dad. Erst so ab 12-13 Jahren. Das ist ziemlich komisch, weil sich meine Schwestern durchaus erinnern. Anscheinend soll mein Dad meine Mama mal ein wenig gewürgt haben und sie zu Boden geworfen haben. Ich kann mich aber nicht mehr erinnern. Jetzt, da mein Dad tot is, fällt es mir schon viel viel schwerer auch nur irgendwas schlechtes an ihm zu sehen. Ich vermiss ihn, obwohl ich immer schon gesagt hab, dass es eigentlich besser so ist für ihn und für uns. Ich träum von ihm. Dass er wieder da ist und dann hab ich im Traum aber zugleich das Gefühl, dass der Horror jetzt von Vorne los geht. Ich war schon mal in einer Psychiatrie wegen einer Beziehung. Damals hab ich mich jemandem sehr sehr geöffnet, der mich dann belogen und betrogen hat. Das hat lange gedauert, bis ich da drüber weg war und ich träum heute noch davon. Aber wenn ich in Therapie bin, sprich ich kaum über meinen Dad. Ich seh da nie den Zusammenhang, wenn ein Beziehungsproblem grad akut ist. Und ich kann auch nicht so richtig in der Therapie über meinen Dad reden. Da verschwimmt irgendwie immer alles. Ist ganz komisch.

 
Das ist relativ normal. Die von Dir genannten Erlebnisse sind für ein Kind so traumatisch, daß es nur einen möglichen Verarbeitungsmechanismus gibt. Komplette Verdrängung. Das wieder erinnern führt dadurch zu einer Retraumatisierung und man muss etwas nochmal durchleben um es verarbeiten zu können. Das kann man erst als Erwachsener bei ausreichender Stabilität und Begleitung. Ich denke auf einer theoretischen Ebene kann man recht gut mit Dir darüber reden, da bist Du recht aufnahmefähig und reflektiert. Das ist zumindest ein guter Anfang. Den Schlag tuts erst wenn Du es so weit an Dich heranlassen kannst, daß Du in der Lage bist zu realisieren, daß es dabei um Dich geht.

Bei so starken Verdrängungen, daß gar keine frühen Kindeheitserinnerungen da sind, ist auch das Trauma entsprechend schwer. Das bescheuerte ist, daß da alles mögliche schlummern kann. Gewalt zwischen den Eltern ist für ein Kleinkind schon ausreichend traumatisch. Es geht da um Todesängste da das überleben des Kindes von den Eltern abhängig ist. Wird diese Abhängigkeit missbraucht enstehen entsprechend enorme Schäden. Da kann ebenfalls psychsicher, physischer oder sexueller Missbrauch ne Rolle spielen.

Daß Dein Vater für Dich ein Heiliger und unantastbar ist, ist in Deiner Situation normal. Das hat aber wenig mit seinem Tod zu tun. Der ist nur noch das i Tüpfelchen weil jetzt die bescheurten Moralvorstellungen, daß ein Toter automatisch heilig gesprochen wird voll zum Tragen kommen.

Wirklich helfen wird man Dir erst können, wenn Du bereit dazu bist. Deswegen war auch die erste Therapie für den Eimer. Ist sie in Deinen Fällen fast immer. Es braucht schon einen sehr guten Therapeuten, der beim ersten Versuch genau darauf einzugehen versteht. Die sind allerdings selten.

 
Tiere allein reichen natürlich nicht, dass meinte ich auch nicht, sondern ich sehe sie als Unterstützung und Hilfe, dann auch Wärme und Nähe zu bekommen und geben zu können wenn es mit den Menschen grad gar nicht geht und um Kraft zu tanken. So sein zu können und zu dürfen wie man ist und sich fühlt.

Ja ich habe eine Therapie gemacht, jedoch hatte ich das Glück dies schon mit 14 Jahren tun zu können. Denn ich kenne das Problem auch.

Charlies Berta hat eigentlich das Wichtigste genannt.

Das schlimme an der Sucht ist diese Hilflosigkeit, dieses Ohnmachtsgefühl nichts machen zu können, dem Vater nicht helfen können. Den Druck auszuhalten alles hinter verschlossenen Türen zu halten, obwohl die ganze Siedlung weiß was Sache ist. Das Thema Sucht ist dermaßen Schambehaftet und wurde von der Gesellschaft viel zu lange ignoriert.

Dein Vater war der liebste Mensch auf der Welt, wenn er nüchtern war und du hast ihn gehasst wenn er getrunken hat und diese Wut hat sich in dir festgesetzt. Dein innerstes kann niemanden vertrauen, du kannst nur schwer Nähe zulassen weil du immer wieder von ihm enttäuscht wurdest. Vielleicht hat man auch immer wieder gesagt: "Ihr seid Schuld das ich trinke weil...."

Du hast deinen Vater nicht retten können und du kannst die Welt nicht retten, aber du kannst dich retten aus diesem Teufelskreis rauszukommen.

Warum du in Therapie nicht über deinen Vater sprechen wolltest ist klar, du hast gelernt die Dinge schönzureden"so schlimm ist er doch gar nicht...." du musstest Schweigen, du hast verdrängt. Er war dein Vater und er hatte auch seine guten Seiten und du hast Angst wenn du über das Schlechte sprichst, sieht niemand diese guten Seiten und dann relativierst du wieder das Schlechte.

Du konntest nie wirklich Kind sein, du musstest schon sehr früh Verantwortung übernehmen, mit Existenzängsten leben, Angst dass er auf der Strasse landet, Angst dass ihm was passieren könnte, Angst, Angst, Angst. Das war dein ständiger Begleiter und ist es auch heute noch.

Wichtig ist, dass auch wenn du vom Verstand her weißt das du für sein Leben nicht verantwortlich warst und egal was du getan hättest du hättest ihn nicht retten können, du bist nicht für seine Sauferei und für seinen Tod verantwortlich. Das hat nur er allein in der Hand gehabt und er hat sich fürs Totsaufen entschieden.

Ja, eine Therapie macht nur dann Sinn wenn du bereit bist dein Innerstes nach außen zu kehren, deine Wut rauszulassen und die Verzweiflung, Enttäuschungen und was sonst noch alles in dir schwelt zu verarbeiten. Ohne das Gefühl zu haben deinen Vater zu verraten und sie werden dich in deinem Schmerz auffangen.

Das was dir fehlt ist das Urvertrauen. Du bist zu einer Co-abhängigen erzogen worden und wenn du da nichts dagen tust wirst du immer in einer Co-Abhängigkeit bleiben oder Abhängig sein von etwas oder Jemanden.

Du bist keine schwächliche Person, im Gegenteil, du setzt deine Kraft nur für die falschen Dinge ein.

Mache eine Therapie, lasse dir helfen etwas zu verändern in deinem Leben. Es gibt soviel wofür es sich lohnt diesen harten und auch schmerzhaften Weg zu gehen. Sei nicht wie dein Vater der resigniert hat weil er keine Chance gegen den Alkohol hatte und ihm der Wille und die Kraft gefehlt hat aufzuhören und sich helfen zu lassen.

Du wirst dein Lebenlang bestimmte Verhaltensweisen an den Tag legen, dass wird sich nicht ändern, aber die Einstellung zu dir und zu deiner Umwelt die wird sich ändern und das ist das Wesentliche.

Ich könnte noch viel mehr aufzählen, erzählen aber dies ist ein Thema welches so umfangreich ist und mit so vielen Emotionen und Beispielen verbunden ist, dass würde ins Uferlose führen.

:trost:

 
Den Schlag tuts erst wenn Du es so weit an Dich heranlassen kannst, daß Du in der Lage bist zu realisieren, daß es dabei um Dich geht.
genau das ist der Wendepunkt daran. Is ja schön und gut, wenn du/man versteht, warum dies und jenes von statten geht oder abläuft, aber das blosse Wissen darüber kratzt dich noch nicht. Es macht höchstens son leises dämmerndes Gefühl, dass da noch irgendwas kommt..
Das mit dem Leidensdruck ist interessant. Kann man z.B. in einer Situation wie eine in der du jetzt steckst, das beeinflussen? Ich denke da beispielsweise ans Rauchen, da wir bei Süchten angelangt sind. Es funktioniert nicht dauerhaft damit aufzuhören, wenns nicht "klick" gemacht hat, da kann man sich noch son Bein ausreissen. Ich weiss auch, dass man das "klick" nicht machen kann, aber dem auf die Sprünge helfen geht denke ich schon... ich erwähn nochmal die Meditation. Da bekommst du zumindest ein Gefühl für dich selber, spürst (wieder) Teile von dir, an die du dich im normalen Wachzustand gar nicht so erinnerst. Darum gehts, am Anfang. Finde wieder das Gefühl für dich, verlass mal das Fokussieren auf das Denken.

Ich glaube, so kann ganz von alleine schon Vieles ins Rollen bewegt werden.

Oder was ganz Einfaches: Wenn du morgens aufwachst, schau mal bewusster, was du da wahrnimmst. Ist sehr schön finde ich. Wie fühlt sich das Kopfkissen an deiner Wange an? Spürst du das Tageslicht auf deiner Haut? Wie riecht es? Hörst du den Regen? Ist es still?

oder auch zwischendurch mal, wenn du auf den Bus wartest, oder an der Schulbank sitzt.. Wie fühlt sich der Pullover an, den ich gerade trage? Merk ich die Haare im Gesicht? Wo ist es mir warm? Wie fühlt sich der Raum um mich herum an? ... usw.

eine Frage: da ich psychologisch nur wenig bewandert bin, gehört immer ein Leidensdruck dazu, bevor sich etwas verändert? Kann es auch (theoretisch) anders sein? Nur aus Interesse....

Liebe Grüße

 
Ich mag dich amor :) In deinen Beiträgen fühl ich mich immer sehr verstanden. Ich könnte da jetzt meinen Namen druntersetzen, weil du die Situation wirklich gut getroffen hast. Vor allem das mit dem Urvertrauen. Das fehlt mich wirklich.

Mich würde ähnlich wie Rosenkatze interessieren, ob es wirklich immer nur einen "schlechten" Auslöser für das "klick" gibt. Und vor allem wie bekommt man Erinnerungen zurück?

 
Und vor allem wie bekommt man Erinnerungen zurück?
Verdrängte Erinnerungen sind eine tückische Sache. Du weisst, dass da was in dir schlummert und kannst daher ganz bewusst versuchen dich auf die Suche, und somit an die Verarbeitung, zu machen. Auf diesen Weg solltest du dich mit kompetenter Hilfe begeben.

Bei mir kam eine komplett verdrängte Kindheitserinnerung, ausgelöst durch einen bestimmten Geruch, quasi aus dem Nichts zurück. Ich kam mir vor als hätte mich ein Zug überrollt, weil ich nicht mal was geahnt habe.

Warte also nicht, sondern werde selbst aktiv. Immerhin weisst du, dass es da bei dir was aufzuräumen gibt.

 
Mich würde ähnlich wie Rosenkatze interessieren, ob es wirklich immer nur einen "schlechten" Auslöser für das "klick" gibt.
Das lässt sich nicht pauschal sagen, im Regelfall ist es tatsächlich so. Wobei gut oder schlecht nur eine Frage der Sichtweise ist. Letztlich braucht es immer ein Gegengewicht, damit man aus seiner Komfortzone kommt und eine tatsächliche Veränderung einleitet.

Und vor allem wie bekommt man Erinnerungen zurück?
Das lässt sich nur sehr bedingt beeinflussen. Manchmal ist das auch gar nicht nötig. Was sich beeinflussen lässt, ist der Rahmen. Je sicherer man sich fühlt, um so eher kommen Erinnerungen zurück. Das passiert mehr oder weniger von alleine. Im Grunde musst Du dafür das tun, was Du am wenigsten kannst - die Kontrolle aufgeben. Man kann das alles lernen, aber das ist nicht in einem Forum mit ein paar Tips zu machen.