bitte gebt euren ehrlichen senf dazu!!
Auch, wenn hier seit ein paar Tagen schon detaillierter und lösungsbezogener diskutiert wird, werde ich es mir jetzt mal nicht nehmen lassen, nochmal zu deinem Ausgangsstatement meinen ehrlichen Senf dazuzugeben.
Ich meine, dass in deinen ersten Bemerkungen sehr viele Dinge stecken, die ganz allgemein Probleme aufzeigen oder aufwerfen, die immer nur am Rande zur Sprache kommen.
Gleich vorweg: Viele können nicht damit umgehen, wenn man seine Blicke auch mal rückwärts richtet. Sehr schnell kommt die Ermahnung, dass vergangene Zeiten vergangen sind und die Dinge geschehen sind, man diese nicht mehr ändern könne und es nur etwas bringt, wenn man den Blick nach vorne richtet. Davon halte ich persönlich gar nix. Es sollte beides Einfluss auf eine Problemlösung haben, da man aus meiner Sicht sonst Gefahr läuft, vielleicht nicht unbedingt die gleichen Fehler, aber ähnliche Verhaltensmuster zu wiederholen.
ich stecke in einer regelrechten identitätskrise und brauche dringen hilfe von erfahrenen leuten! bin 33jahre alt und seit bald zehn jahren mit meinem mann zusammen und wir haben vier wunderbare kinder, eine soweit glückliche beziehung und alles was es dazu braucht, kurz es fehlt mir an nichts.
Das heißt: Du bist mit deinem jetzigen Mann mit ca. 23 Jahren zusammengekommen und hast bis heute - alle Achtung - vier Kinder bekommen.
Mir fällt dazu folgendes unweigerlich ein: Was plant man mit 23 oder 25 oder 27 Jahren für eine Zukunft? Welche Vorstellungen hat jemand in diesem Alter vom Leben? Wenn man ein Kind bekommen hat... was sind die Gründe, noch ein Kind zu bekommen? Fragt man sich z.B., wenn man Kinder bekommen will, ob man ggf. auch bereit ist, diese allein erziehen zu wollen oder bekommt man Kinder, weil man das in einer Partnerschaft meistens so macht?
Ich weiß, wenn man am Beginn einer Beziehung steht, dann kann man sich nie vorstellen, dass das Leben mal in anderen Bahnen verläuft. Es schadet dennoch nichts, sich auch mal ganz unromantisch Gedanken darüber zu machen, wie man sein Leben bereit ist, zu gestalten, wenn es mal nicht so läuft. Was ich sagen will: Es ist insgesamt sicherlich einfacher, wenn man zu bestimmten Dingen vielleicht großzügig ausgelegte Grundsätze hat oder verfolgt, um sein Leben ggf. anpassen zu können. Das sind übrigens keine hohlen Phrasen... ich selber lebe so und kenne genügend Menschen, die einen relativ groben Korridor haben, durch den sie sich bewegen können.
bevor ich mit meinem mann zusammmen kam war ich mit einem zehn jahre älteren zusammen, mit ihm hatte ich eine extrem sinnlich-erotisch erfüllte beziehung... ich war erst 22j. alt...über all die jahre habe ich ,nach einer seeeehr schmerzhafter trennung von ihm, immer wieder das bedürfnis gespürt in zu sehen zu wissen was er macht
Du schreibst, dass du "erst" 22 warst. Ich stelle fest, dass du jetzt auch "erst" 33 bist. Nach meiner Meinung hättest du jetzt dir gegenüber zumindest die Verpflichtung, dich ehrlich und aufrichtig zu fragen, was du für Vorstellungen von Familie, Gefühlen, Liebe, Partnerschaft und vor allem SEX hast.
Man kann nicht erwarten, dass man mit 22 oder mit 33 immer richtig liegt und keine Fehler begeht. Allerdings ist meistens der eigene Anspruch, dass man sich genau überlegt, wie das Leben laufen sollte, wenn man Kinder bekommt. Dies solltest du jetzt nicht als moralischen Zeigefinger verstehen. Du könntest dich aber z.B. fragen, wieso du weiterhin Kinder bekommen hast, wenn du insgeheim einen anderen Mann begehrst.
Du könntest dich auch damit auseinandersetzen, ob du wirklich davon überzeugt bist, dass du deinen Mann liebst, oder ob du dies hier quasi nur als Schutzbehauptung so betont hast. Wenn du weiterhin meinst, dass du ihn liebst, dann wäre die Frage, in welchen Kategorien du "Liebe" denkst und praktizierst. Und wo letztlich die Diskrepanz herrührt.
Im Kern läuft es nun darauf hinaus, dass du dir die Frage stellst, was du dir persönlich von Liebe versprichst und von ihr erwartest. Denn im harmlosesten Fall ist ja eines deutlich geworden: Du bist offenbar bereit, den Begriff der Liebe zwei Männern zuzuschreiben. Siehe hier:
wir haben uns getroffen und all die emotionen waren wieder da, ich hab mich wieder in ihn verliebt. nach vielen disskusionen mit dem"alten" haben wir uns dann die gegenseiteige liebe neu erklärt.
und ich werds nochmal sagen damits auch alle nochmals hören, vielleicht sogar mein mann, ich liebe meinen mann!
Du schreibst, dass du einen guten Mann und Vater hast, dass dir
nur die sinnlichen Erlebnisse fehlen.
Aus meiner Sicht ist der Knackpunkt: Was genau heißt bei dir "nur"? Ein normales "nur" kann es nicht sein, denn dafür ist dir Sex wohl zu wichtig. Andererseits bist du eben auch nicht bereit, auf dieses "nur" zu verzichten - denn sonst hättest du nicht gesucht und ihn im Internet gefunden.
Nun stellst du die Frage: Soll ich fremdgehen oder nicht?
Was genau ist jetzt das Problem? Offenbar ist dir das Wort "fremdgehen" nicht ganz geheuer, vielleicht ist es mit moralischen Bedenken besetzt. Warum gehst du nicht einfach fremd? HAST du moralische Bedenken? Wenn ja, warum hast du den anderen Mann gesucht?
Moralische Bedenken könntest du haben, weil du dir vielleicht sagst, dass du deinen Mann nach den allgemeinen gesellschaftlichen Konventionen betrügst. Außerdem kann es sein, dass du in diesem Zusammenhang vielleicht denkst, Verantwortung für deine Kinder bzw. deine Familie zu haben.
Damit wäre ich dann wieder am Ausgangspunkt. Letztlich musst du und jeder Mensch sich fragen, was für Vorstellungen und Erwartungen man im Leben hat. Das kann man sich mit 22 fragen, das sollte man sich sowieso immer wieder zwischendurch fragen, auf jeden Fall kann man sich das auch mit 33 fragen. Wenn du nicht bereit bist, auch mal ein paar Jahre im Voraus dein Leben und deine Neigungen durchzuspielen, wirst du in schöner Regelmäßigkeit und in jeder neuen Lebensdekade vor ähnliche Probleme gestellt.
Ich behaupte, dass du dich nicht ausreichend mit 22 oder 23 damit beschäftigt hast, was dir wichtig ist. Ich nehme dir ab, dass du deine Familie als wunderbar empfindest. Trotzdem musst du dich damit auseinandersetzen, warum du mit deinem Mann "so weit" gegangen bist, wenn du deine Neigungen und Sehnsüchte in einem anderen siehst. Wenn du dir mit 43 nicht die gleichen Fragen stellen möchtest, musst du den Gretchenfragen ins Auge sehen. Und die Gretchenfragen sind: Will oder muss ich alles haben, um glücklich zu sein bzw. habe ich unter Umständen einige Dinge bisher nur fälschlicherweise als für mich wichtig interpretiert? Zu einem verantwortungsbewussten Auseinandersetzen mit seinen eigenen Wünschen und Einstellungen sollte meines Erachtens auch die Grundannahme gehören, dass man nicht hoffen kann, im Laufe der Jahre einem anderen Menschen bestimmte Eigenschaften anzutrainieren.
Wenn es heißt, dass sich Gefühle, Anschauungen oder Sichtweisen des Lebens ändern, dann sollte man sich das zugestehen und auch anerkennen, dass man nicht immer alles planen kann, zumal, wenn man gar nicht alles planen will. Dann gehört aber auch dazu, gerade zu stehen und sich möglichen Konsequenzen zu stellen.
Also...
willst du fremdgehen oder nicht?