Statt begrenzter Affäre hoffnungslos verliebt

dawn

Benutzer
20. Okt. 2010
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Vor drei Wochen lernte ich bei einer Singlebörse einen gebundenen Mann kennen, Vater von zwei Kindern, 5 und 8. Ich hab selbst ein Kind (11)und war ausschließlich auf der Suche nach einer Affäre, die ich vor ihr geheim halten kann, allerdings hatte ich sogar ausgeschlossen, eine Affäre mit einem Mann, der in einer Beziehung ist, einzugehen. Auch eine feste Beziehung schloß ich aus. Beim ersten Mail erhielt er von mir eine patzige Antwort, die er "so nicht im Raum stehen lassen wollte". Daraus entwickelte sich zuerst Mailverkehr ohne Ende. Irgendwann beschlossen wir, miteinander "unverbindlich" essen zu gehen, weil er selbst zugab, er sei "zu 90% nicht das, was ich suche" - nur waren wir beide einfach neugierig. Statt Neugierde dauerte das erste Telefonat 3 Stunden, das zweite wieder 3 Stunden, das Treffen endete im Hotel. Es war einfach - wir haben uns gesehen und auf einmal nicht Hallo gesagt, sondern in den Arm genommen und geküßt, als ob der Blitz einschlägt. Er ist nur ein paar Wochen im Jahr beruflich in meiner Nähe, wir sind seit dem Tag jeden Tag zusammen und beidseits so in die Affäre hineingekippt, dass ich diejenige bin, die stopp gesagt hat, als er meinte, die Affäre müsse ja nicht enden, wenn er nach Hause fährt (4 Stunden Entfernung), ich hab ihn einfach gefragt, wie er sich das vorstellt. Aber - ich hab mich in meine Affäre total verliebt. Eine Woche nach dem ersten Kennenlernen geht er als guter Freund bei uns ein und aus, wir halten allerdings alles Sexuelle vor meiner Tochter bedeckt - das spielt sich bei ihm im Hotel ab. Wir halten es keinen Abend aus, voneinander getrennt zu sein, er sagt, es sei, als würde er mich schon ewig kennen. Er ist offen, er liebt seine Kinder über alles, er wird sie für nichts auf der Welt enttäuschen und - er wäre auch nicht der Mann, den ich liebe, wenn er etwas anderes gesagt hätte. In seiner Beziehung ist eben der Alltag eingekehrt, er hatte sich zwei Tage vor mir aus Neugierde in diese Singlebörse eingeloggt, na ja, Mann alleine mehrere Wochen in einem Hotel in einer fremden Stadt, was soll ich sagen....

Das Problem ist, das ist nicht einfach guter Sex. Das geht bei uns beiden so tief unter die Haut, dass wir damit nicht mehr umgehen können. Er ist total verzweifelt, weil er sagt, er will seine Familie nicht verlieren, vor allem die Kids, auf der anderen Seite kann er sich nicht mehr vorstellen, wie es nachher ohne mich aussieht. Ich versuche einen kühlen Kopf zu behalten, sag ihm immer wieder, du, wenn du nach Hause gehst, müssen wir das Ganze beenden, weil es nichts bringt. Kaum war meine Tochter bei ihrer Freundin, lagen wir trotz Jobstress beidseits im Bett und haben die ganze Nacht zwei Stunden geschlafen. Wir lachen miteinander, es gibt keine Sekunde, in der wir uns nicht irgendetwas zu sagen haben, gestern hat er auf einmal einen Weinkrampf bekommen und mich nur festgehalten, ich beherrsche mich zwar vor ihm, sitze dann aber im Auto und heule wie ein Schloßhund. Keine Ahnung, wie das weitergehen soll. Ich weiß, dass ich mich nicht in seine Familie einmischen werde, ich bin selbst geschieden. Auf der anderen Seite komme ich mit der Situation überhaupt nicht klar, weil für mich "Geliebte" sein nie in Frage gekommen ist. Und jetzt - Emotionen ohne Ende, dabei sind wir beide schon 40 und stehen beruflich mit beiden Beinen im Leben. Wer kann raten? :mauer:

 
Danke, Angie, nur.....ich bringe es noch nicht fertig. Ich kapier auf der einen Seite nicht, wie ich da so hineinkippen konnte, auf der anderen Seite schaffe ich es nicht, mich herauszunehmen. Abfinden damit? Nein. Ich bin wütend auf mich, ich bin wütend auf ihn und total frustriert, weil ich mir denke, ok, den Mann 9 Jahre früher kennenlernen und das wär es für den Rest meines Lebens gewesen. Er hat ungefähr das gleiche gestern zu mir gesagt, er war total traurig, hat gemeint, wenn er mich vor 9 Jahren kennengelernt hätte, hätte er um seine Versetzung angesucht. Ich denke mir, ich werde versuchen, die nächsten paar Wochen zu genießen und dann die Scherben aufklauben.

Wenn er wieder fort ist, ist es einfacher. *g* 4 Stunden Autofahrt sind definitiv ein Argument gegen eine Affäre.

...und der Mann ist keine Zwischenstation...das wäre genau der Typ fürs Leben und das ist es, was mir so weh tut. Ich hab eine ziemlich kaputte Ehe hinter mir, war dann über vier Jahre bewußt alleine, weil ich mir keine Beziehung mehr antun wollte. Und jetzt das. Bin einfach total frustriert.

 
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Liebe dawn,

ich würde dir raten,es ganz schnell zu beenden,auch wenn es sehr wehtut.

Ich mache auch gerade einen sehr schmerzlichen Prozess durch...und kann mir gut vorstellen,wie du dich fühlst.

Du hast den Vorteil,dass es mit euch beiden noch nicht so lange geht und dass er weit weg wohnt.

Kein Mensch hat es verdient,in einer "Warteschleife geparkt" zu werden und das eigene Leben vorbeigehen zu lassen.

...und genau darauf würde es hinauslaufen.

Befreie dich bitte von diesem Mann,bevor es noch mehr wehtut...und lebe wieder DEIN Leben,sonst gehst du daran auf Dauer kaputt.

Fühl dich mal ganz lieb gedrückt.

LG

vom

Nordwind

 
Lieber Nordwind! Ich weiß, ich sollte das Ganze sofort beenden. Aber der Mann geht mir so verdammt unter die Haut, heute hat er bei mir übernachtet, meine Tochter schläft bei einer Freundin, am Abend kommt er wieder und es ist einfach so, als ob es schon ewig so ist. Ich hab ihn ja auch direkt darauf angeschossen, warum er sich in dieses Forum eingeloggt hat, in dem wir uns kennengelernt haben, - die Erklärung hat mich dann ziemlich umgehaun. Vor 3 Jahren eine Krebsoperation, bösartig, jetzt einen Befund, der kontrolliert werden muß, allerdings noch nichts Definitives. Er hat einfach jemanden zum Reden gesucht, weil er mit seiner Lebensgefährtin nicht darüber sprechen kann. Seine Vorgeschichte: 10 Jahre verheiratet gewesen, ein One- Night-Stand mit seiner jetzigen Lebensgefährtin, eigentlich ein "Ausrutscher" - und sie schwanger. Seine Frau hat ihm gesagt, sie verzeiht ihm, wenn er das Kind nie sieht - daraufhin hat er sich scheiden lassen und mit ihr neu angefangen. Er sagt ehrlich, ihr Verhältnis ist freundschaftlich und ok, er liebt seine Kinder über alles, das, was mit uns passiert ist, war von seiner Seite weder geplant noch gewollt. Nur jetzt hängt er genauso drinnen wie ich, er sagt, es ist so, wie er sich eine Beziehung immer vorgestellt hat.

Bis zu seiner Krebsoperation war die Beziehung auch ok, seither zieht sie sich immer mehr zurück, deshalb hatte er bereits ein Jahr lang eine Affäre mit einer verheirateten Frau, sie haben sich vor einenhalb Jahren wieder getrennt.

Die Befunde habe ich gesehen - keine Gschichteln. Sagen wollte er es mir nicht, aber ich hab halt gebohrt und er hat gemeint, anlügen will er mich auch nicht. Er hat in dem Forum eigentlich nur Kontakt zu irgendjemandem gesucht, mit dem er reden kann, weil er zwar vor dem Tod selbst keine Angst hat, aber davor, die Kids in Stich zu lassen.

So. Und jetzt steh ich da, hab einen Mann, der in Art und Charakter so ist, wie ich mir selbst einen Partner immer gewünscht hab, für ein paar Wochen. Ich weiß, dass ich halb zusammenbrechen werde, wenn wir uns trennen und frag mich, was besser ist...ein paar Wochen den Himmel auf Erden, den besten Sex, den ich je hatte und unglaubliche Zärtlichkeit, reden, reden, reden...und dann nix, oder gleich nix und für den Rest meines Lebens nach jemandem suchen, der mir das gibt, was ich bei ihm empfinde. Er hat zu mir gesagt, er weiß nicht, was er sagen soll, denn was er mir antut, sei unverzeihlich - nur ich sei die wunderbarste Frau, die er je kennengelernt hätte und er hat nicht die Kraft, nein zu sagen.

 
Und jetzt steh ich da, hab einen Mann, der in Art und Charakter so ist, wie ich mir selbst einen Partner immer gewünscht hab..
Liebe dawn

Glaub mir du bist nicht die einzige die so was erlebt.

Ich dachte auch er ist mein Traumprinz, es passt alles und unsere tolle Liebe wird mit allen Problemen fertig. Was ist da seine Ehefrau dagegen! Tja mehr als du denkst...

Er hat zu mir gesagt, er weiß nicht, was er sagen soll, denn was er mir antut, sei unverzeihlich - nur ich sei die wunderbarste Frau, die er je kennengelernt hätte und er hat nicht die Kraft, nein zu sagen.
Auch das hörte ich, wortwörtlich.

Mach nur kein Fehler wie viele andere zu denken, dass bei dir etwas besonderes passiert. Nein absolut nicht. Du bist nur seine Geliebte, nicht mehr und nicht weniger.

 
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Hallo dawn,

ich habe mir zwar geschworen keine Beiträge in irgendwelchen "Affairen-/Fremdgeherthreads" zu schreiben, da ich für so etwas absolut NULL Verständnis aufbringen kann, weder für die Fremdgeher noch für diejenigen, die sich auf so jemand einlassen.

Ein Fremdgeher (egal ob m oder w) ist für mich eine unaussprechlich riesige Hintereingangsöffnung und jemand der sich darauf einlässt im Grunde genommen selbst Schuld an seinem Unglück.

Was mich jedoch dazu gebracht hat trotzdem zu antworten sind folgende Sätze:

10 Jahre verheiratet gewesen, ein One- Night-Stand mit seiner jetzigen Lebensgefährtin,
1. Mal Fremdgegangen

deshalb hatte er bereits ein Jahr lang eine Affäre mit einer verheirateten Frau,
2. Mal Fremdgegangen

lernte ich bei einer Singlebörse einen gebundenen Mann kennen
VORSATZ zu einem erneuten Fremdgehn, denn wer sich als verpartnerte Person bei so etwas anmeldet, Entschuldigung WILL fremdgehen.

Wenn das was er dir gesagt hat stimmen würde,

Er hat in dem Forum eigentlich nur Kontakt zu irgendjemandem gesucht, mit dem er reden kann,
dann hätte er sich ein entsprechendes Forum gesucht und KEINE SINGLEbörse, er ist schließlich kein Single.

nur ich sei die wunderbarste Frau, die er je kennengelernt hätte
So etwas hört JEDER gern. Doch du bist nur die Geliebte und er ist zum

3. Mal Fremdgegangen.

Auch wenn du Gefühle für ihn hast er ist ja wohl ein notorischer Fremdgänger, schließlich sind es 3 Mal (von denen du weißt).

Zitat von dawn

Und jetzt steh ich da, hab einen Mann, der in Art und Charakter so ist, wie ich mir selbst einen Partner immer gewünscht hab..

Du wirklich SO einen Charakter? Was ist denn an dem so toll? Meinst du er würde dir treu sein??? Ich kann es mir ehrlich gesagt nicht vorstellen.

Oder ist Treue etwas auf das du keinen Wert legst?

Es kommen garantiert wieder Kommentare dergestalt: "Für seine Gefühle kann man nichts", was ich jedoch etwas anders sehe. Es mag vielleicht sein, dass man für seine Gefühle nicht viel kann, aber sehr wohl sehr viel dafür WAS man daraus MACHT.

 
Hi, Engel! Null Verständnis? *lach* konnte ich bis vor einer Woche vierzig Jahre lang nachvollziehen, wobei ich da grundsätzlich gesagt habe, ich bin nicht der Papst. Nur kam es für mich selbst eben definitiv nicht in Frage. Was glaubst du, warum ich mich in das Forum gesetzt habe? Vierzig Jahre klare Linien ...dann kommt der Typ daher, bei dem man alles, was man bisher wollte/glaubte/machte voll über den Haufen wirft. Alle Überzeugungen sind zum Teufel und man fragt sich, verdammt, bin ich das? Du urteilst sehr hart, weil: 1. Beziehung seinerseits mit 16. Geheiratet. Einmal fremdgegangen, die Entscheidung Ehefrau (+gemeinsam gebautes Haus, in dem jetzt sie wohnt, er hat ihr alles bei der Scheidung überlassen) oder ONS mit Kind für das Kind getroffen. Neu aufgebaut.

2. Mal Fremdgehen nachdem er Krebs hatte und seine Beziehung darunter gelitten hat bzw. sein Ego, da bin ich mir nicht so sicher. Dauer der Affäre: 1 Jahr, beendet, weil zu intensiv geworden.

3. Mal fremdgehen in 24 Jahren: ich. Bei mir das erste Mal. Und ja, ich bin nur Geliebte und das Gefühl ist bescheiden. Aber er ist immerhin so fair gewesen, klar auszusprechen: Seine Freundin ist ok, er liebt seine Kinder und er hat nicht vor, sich zu trennen. Zumindest mal keine Lügen. Kein Druck auf mich außer diesen verdammt intensiven Gefühlen. Die Wahl liegt bei mir. Und die eigentliche Frage ist, da ich nicht vorhabe, bei seiner Familie hineinzupfuschen, denn das fände ich noch viel mieser als den jetzigen Status quo - wie geht man damit um. Trennen? Die Zeit abwarten, bis wieder räumliche Trennung? Oder, so wie er das vorgeschlagen hat, es einfach laufen lassen? Ich meine, ich hatte vor ihm über vier Jahre keine Beziehung, weil ich einfach nach der Scheidung auf Mr.Right warten wollte. Ich frag mich jetzt schon, ob nicht vielleicht so eine Affäre das Richtige für mich ist, weil es mir den Freiraum für mich und meine Tochter läßt aber einige Bedürfnisse stillt. Nur hab ich eben ein echtes Ethikproblem damit.

 
Liebe Dawn

Ja, manchmal muss man/frau selbst Dinge erleben, um für andere Verständnis aufzubringen. Auch ich hatte meine Prinzipien und klare Vorstellungen, was ich ganz sicher nie tun würde - und doch ist es passiert. Es stimmt, was Engel sagt:

dass man für seine Gefühle nicht viel kann, aber sehr wohl sehr viel dafür WAS man daraus MACHT.
doch manchaml setzt sich der Verstand nicht durch und man/frau folgt einfach seinem Herzen, besonders wenn wie bei Dir endlich die eigenen Bedürfnisse gestillt werden.

Dieser Konflikt, in dem Du steckst, kann Dir niemand abnehmen, da musst Du selbst durch. Kannst Du es verantworten, ev. eine Beziehung zu zerstören? Du weisst ja nicht, wie seine Lebensgefährtin reagiert wenn sie von Eurer Affäre erfährt. Wobei, sie kennt ja diese Situation, sie war auch einmal "Täterin", jetzt ist sie das "Opfer". Wie ich schon schrieb, oft muss eine Situation selbst durchlebt werden, um Verständnis für andere aufzubringen.

Würde ich es noch einmal tun? Ich weiss es nicht liebe Dawn. Im Nachhinein spüre ich, dass sich mein Denken schon etwas veränderte. Wenn's passiert, passierts. Ob ich es bereue? Nein! Trotz dem Herzschmerz, als sich meine "Affäre" für die Partnerin entschied. Überleg es einfach für Dich. Für wen trägst Du Verantwortung? Kannst Du mit dem, wie Du Dich entscheidest, leben? Übernimm nicht Verantwortung für ihn, er ist ein erwachsener Mann und muss sich selber entscheiden, aber für Dich und Deine Tochter hast Du die Verantwortung.

Auch Du wirst nicht all seine Bedürfnisse stillen können - vielleicht geschieht Dir eines Tages dasselbe, dass Du dann das Opfer bist.

Heute hörte ich im Radio die These, dass Seitensprünge für eine Beziehung auch förderlich sein können, denn es wird erkannt, was alles gut in der bestehenden Beziehung ist. Trotzdem denke ich, dass Seitensprünge mehr zerstören als kitten. Das Ethikproblem musst Du für Dich lösen.

 
Liebe Ditta!

Ja...du hast recht..und das ist das Problem, ich war schon sehr lange alleine, hab immer aus Logikgründen abgeblockt, weil ich die r i c h t i g e Entscheidung treffen wollte...und jetzt hat es mich kalt erwischt. Es ist ja nicht einmal die Frage, ob er sich für mich oder gegen sie entscheidet, das würde ich wegen seiner Kinder nicht wollen. Ich werde einfach die paar Wochen, die bleiben, genießen und dann das Ganze beenden und die Scherben aufklauben. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie in diesen paar Wochen etwas erfährt, ist relativ gering, da er ja eh nicht zu Hause ist, nehme ich ihr in dem zeitlichen Sinn nichts weg- mit seinem Gewissen muß er selbst klar kommen...für förderlich halte ich einen Seitensprung in keiner Weise. Ich halte ihn für demütigend, verletzend und er schädigt das Vertrauen in einer Beziehung. Ich bin nur noch nie auf der anderen Seite gestanden und hab nicht damit gerechnet, dass die Emotionen so hochschlagen können, obwohl man weiß, da gibt es eine andere Frau und eine Familie. Für mich war bis jetzt der Partner einer anderen Frau ein absolutes Tabu, ich hätte ja selbst nie gedacht, dass ich je in diese Situation komme. Es tut weh, es tut aber in dem Moment, wo er da ist, so unheimlich gut ;-). Ach verdammt, ich bin wirklich ein Vollidiot - nur diese Affäre ist bereits jedem vernünftigen Maß entglitten und es wird vermutlich erst die räumliche Distanz uns beide wieder auf den Boden der Tatsachen hinunterholen. Letztens sagte er zu mir, wir haben uns zwölf Jahre zu spät kennengelernt. Ich hab nichts sagen können, weil mir nur noch die Tränen aus den Augen gerollt sind. Wir schlafen fast keine Nacht mehr als drei Stunden, aus lauter Angst, auch nur eine Sekunde miteinander zu versäumen, letztens ist er fast zusammengebrochen, wir mußten einen Tag Pause zum Schlafen einlegen und da haben wir drei Stunden telefoniert. Ich habe ihn am Wochenende mit zu Freunden genommen, Kürbisschnitzen für Halloween, er wurde als Jugendfreund vorgestellt, der zufällig hier ist und hat sich auch so benommen, sich mit den Kindern beschäftigt und war einfach zu jedem liebenswürdig, wie es seine Art ist. Er hat sich diesen Tag nicht nehmen lassen wollen, weil er mit uns einen normalen Familientag verbringen wollte - obwohl er genügend Alternativen hatte. Er hat zu mir gesagt, sein Problem ist, er fühlt sich bei uns zu Hause, als ob er schon seit Jahren hier wäre. Mein Freundeskreis war von ihm beeindruckt und hat gemault, warum ich ihn nicht schon früher mitgebracht habe. Wir sind in Allem bei der Wahrheit geblieben. Nur die Art unserer Beziehung und w i e wir uns kennengelernt haben, haben wir verschwiegen, es hat auch keiner etwas gemerkt. Meine Tochter hatte Besuch durch eine Freundin, kaum waren die Kinder im Bett, lagen wir uns in den Armen. Dann reden, reden, reden, die halbe Nacht nur das und Zärtlichkeit. Ich hab irgendwann, weil es in dem Zusammenhang gepaßt hat, zu ihm gesagt, "Die Frage, was du für mich empfindest, werde ich dir nie stellen - es wäre unpassend." Seine Antwort war, "Ich darf es dir auch nicht sagen, aber was glaubst du, wie es mir geht, wenn ich dich die ganze Nacht nicht aus meinen Armen lassen möchte, dich nur streicheln, berühren und zärtlich zu dir sein will, dein Haar berühren und nicht schlafen mag?" Wir gehen miteinander aus, wir lachen, wir leben miteinander, nach nicht einmal zwei Wochen als ob wir ein Paar nach 15 Jahren wären, das nicht alt geworden ist nebeneinander sondern miteinander. Es ist völlig verrückt und ich schiebe momentan jede Vernunft weg, jeden Gedanken an das, wie es mir in ein paar Wochen gehen wird. Er hat zu mir nur gesagt, er macht sich Sorgen um mich, was nachher sein wird. Ich hab gesagt, es sei mir egal. Ich erfülle nicht seine Erwartungen, ich bin einfach ich zu 100% und er...zeigt mir jeden Moment, dass es das ist, was er will. Es ist der Himmel und ich warte auf das Ende der Hochschaubahn und den Absturz der da kommt mit sehenden Augen.

 
Liebe Dawn

Ich traue mich fast nicht Dir zu sagen, geniesse es, koste jeden Augenblick aus, den Ihr gemeinsam verbringt.

Auch ich ging mit sehenden Augen hinein. Auf die Frage "was ist, wenn ich wieder zurück gehe" antwortete ich immer mit den Worten "Heute ist Heute, wir werden sehen, was Morgen kommt". Ich genoss die gemeinsame Zeit, wir verbrachten gemeinsamen Urlaub, genehmigten uns Wellness- Weekends, wurde sogar in den Freundeskreis eingeführt, als gute Freundin und Arbeitskollegin. Die Partnerin wusste dies, verzieh, nahm zurück...... Meine Affäre lebt heute noch, nach sieben Jahren, mit der Freundin zusammen.

Heute tut es nicht mehr weh, es dauerte zwar lange.... etwa zwei Jahre bis ich nicht gleich bei jeder Erinnerung losheulte... etwa fünf Jahre bis es nicht mehr mein Herz zusammenkrampfte bei "unserem Lied" (I cant' stop loving you von Phil Collins!). Trotzdem, ich bereue nichts aus dieser Zeit, denn wir brauchten uns gegenseitig - ausser dass ich die Geliebte war und mit dem Ethikproblem immer noch da stehe. Ich werde mich nicht mehr auf eine gebundene Person einlassen - meine ich heute mit Sicherheit zu wissen.

Eines lehrte mich diese Erfahrung: Sag niemals nie!

Ich wünsche Dir alles Glück der Erde - und jetzt schon die Kraft, die Zeit danach durchzustehen

Ditta

 
Liebe Ditta! Danke für die lieben Worte! Man fühlt sich nicht ganz so alleine, wenn man weiß, dass andere das Gleiche erlebt haben. Weißt du, mir ist ja völlig klar, was da passiert und ich weiß auch, wie es mir gehen wird. Heute, z.B., ist seine Familie für 3 Tage auf Besuch gekommen, ich weiß, dass es nicht einmal ein Mail geben wird. Komischerweise bin ich völlig gelassen, er ist heute früh mit den Worten gegangen, "Ich würde jetzt so gerne einfach noch bei dir bleiben"..Um 6h Früh aufgestanden, damit er um 8h im Hotel ist, wenn sie kommen...für Dienstag haben wir bereits ausgemacht, wann wir uns sehen, für Mittwoch die Karten fürs Theater. Ich bin traurig, ja, aber ich bin auch so unglaublich glücklich, dass all das keine Rolle spielt.

Ich weiß auch, dass ich mir das einmal und nie wieder antue, nur auf diese bittere Süße zu verzichten, schaffe ich einfach nicht. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass seine Freundin ihn wegen einer Affäre nicht verlassen würde...er ist kein Mann, den man so leicht aufgibt. Aber ich weiß, dass er in dem Moment, wo er seine Familie gefährdet wüßte, ohne zu zögern mich aufgeben würde. Witzigerweise respektiere ich ihn dafür, auch dafür, dass er mich diesbezüglich nicht anlügt. Er sagt ehrlich, hätten wir uns früher kennengelernt, wäre die Situation eine Andere. Aber jetzt haben alle Rechte vor denen der Kinder zurückzustehen. Wie bist du damals eigentlich in deine Affäre hineingerutscht?

 
So, jetzt werd ich mir noch ein bißchen etwas von der Seele schreiben, falls es jemanden interessiert. Am Wochenende war seine Familie hier auf Besuch. Er ist um 6h früh von mir ins Hotel gefahren, um sie zu sehen. Gestern am Nachmittag noch eine liebe sms mit 1000 Küssen, dass er am Abend kommt..seither nichts mehr, nicht einmal eine Antwort auf meine sms, in der ich ihm "lebwohl" gesagt habe, weil ich ihm schrieb, mich ohne Absage zu versetzen, akzeptiere ich nicht, hab ich nicht verdient. Männliche Feigheit? Oder was auch immer. Weh tut die Art, wie er gegangen ist, ich war wohl doch nicht mehr für ihn als ein flüchtiger Moment, in dem er aus seinem Alltag ausgestiegen ist...Also früher als erwartet Scherben zusammenklauben und zurück ins Leben, um eine Erfahrung reicher. Verdammt, warum können Männer nicht anständig "Auf Wiedersehen" sagen? Ist denn das Reich der Wirbellosen so groß?

 
Liebe Dawn

Wie geht es Dir heute? Siehst Du ihn noch? Oder war es ein engültiges Lebewohl?

Verdammt, warum können Männer nicht anständig "Auf Wiedersehen" sagen? Ist denn das Reich der Wirbellosen so groß?
Ich glaube, dies geht beide Geschlechter etwas an. Meist ist es einfach Feigheit dem anderen in die Augen zu sehen, welchen Schmerz man/frau verursacht.

Noch zu Deiner Frage, wie ich in die Affäre rein rutschte: Wir arbeiteten zusammen, schätzten einander, es war ein freundschaftliches Arbeitsverhältnis. Als wir beide zum gleichen Zeitpunkt (nach ca. einem Jahr der Zusammenarbeit) aus unterschiedllichen privaten Gründen in einer Krise steckten, redeten wir darüber, sprachen uns gegenseitig aus, halfen dem anderen, wo es möglich war - daraus entwickelten sich dann Gefühle. Zuerst war es ein gegenseitiges Trösten, einander verstehen, es wurde aber schnell mehr daraus. Zudem waren wir am Arbeitsplatz in einer personellen Engpasssituation, die einen sehr intensiven Austausch nötig machte. Die Affäre hielt solange wir beide am selben Ort arbeiteten, ca. anderthalb Jahre. Einerseits eine Kündigung, ich wurde versetzt (also niemand wusste etwas von uns, unsere Liebelei war nicht der Grund), die Lebensumstände änderten sich, dann die Rückkehr zur Partnerin (sie wohnten die ganze Zeit immer zusammen, ich war auch häufig Gast dort, da die Lebenspartnerin oft drei Tage hintereinander inkl. Nacht Dienst hatte) - so endete diese Beziehung.

Ich hätte noch als gute Freundin weiterhin mit dem Paar verkehren können, doch dies war zu schmerzhaft, also zog ich mich ganz zurück. Selten einmal sehen wir uns nun heute, eine liebevolle Umarmung liegt noch drin, gegenseitig voller Dankbarkeit für des Erlebte, denn wir brauchten uns damals. Wie geschrieben, ich bereue nichts. Wie die Beziehung meiner Affäre mit der Freundin heute läuft, weiss ich nicht, aber sie sind immer noch zusammen, haben sich also arrangiert. Und ich gönne dies auch.

Diese Erfahrung machte mich reicher, im wahrsten Sinne des Wortes. Denn ich behauptete vorher immer von mir, dass mir dies nie passieren könnte, dazu seien meine ethischen und moralischen Vorstellungen zu hoch. Und vom Glauben her würde ich mir sowieso gleich verbieten, soweit Gefühle zu entwickeln und mich darauf einzulassen. Alles nicht wahr, wenn die Liebe anklopft, wirft man/frau oft alle Bedenken über Bord. Ich wurde barmherziger gegenüber meinen Mitmenschen, kann besser verstehen und annehmen, warum jemand in sowas reinrutscht.

Ich hoffe und wünsche Dir liebe Dawn, dass Du Deine Scherben bereits zusammengekehrt hast und voller neuer Hoffnung in die Zukunft blicken kannst.

Alles Liebe

Ditta

 
Liebe Ditta!

Ich war jetzt eine Weile nicht online, weil - alles natürlich anders weitergegangen ist. Er hat mir gemailt, sich entschuldigt, die Entschuldigung war ok - de facto hat er sich mit seinen Kollegen niedergesoffen (was normalerweise nicht seine Art ist), weil er nicht mehr weiß, wo er steht - und in der nächsten Woche mit Ausrede zu Hause einen extra Tag für uns freigemacht.

Die Affäre läuft weiter und wird immer intensiver. Ich weiß jetzt bald nicht mehr, wo mir eigentlich der Kopf steht. Mittlerweilen sagt er nicht mehr - fahren wir zu dir, sondern "fahren wir nach Hause"..er ist jeden Tag hier, für meine Tochter als "guter Freund", was sie so akzeptiert, weil sie ja nichts Anderes kennt und wir uns vor ihr normal benehmen. Wir leben Alltag. Bin ich nicht zu Hause, wäscht er das Geschirr ab. Vorgestern ist er nach Hause gekommen, meine Tochter war bei einer Freundin und wir alleine und hat gesagt, er hat sich wegen einer Versetzungsmöglichkeit nach Wien erkundigt - dann mich nur in den Arm genommen und festgehalten und gemeint, er weiß nicht, was er tun soll - ohne die Kinder würde er morgen ausziehen, der Versetzungsantrag dauert etwa sechs Monate. Woraufhin ich zu ihm gesagt habe, wenn er sich versetzen läßt, hat er Ärger mit mir, denn seine Kids gehen einfach vor. Einen 8 Wochen - Kurs im Februar hat er gebucht, um wieder hier sein zu können. Er sagt, ohne Versetzung könne er nur 10 Wochen im Jahr schaffen. Ich hab nur gemeint, lieber 10 Wochen im Jahr seine Zweitfamilie, als mit jemand Anderem ein ganzes Leben - und das Problem ist, ich hab es genau so gemeint. Mittlerweilen haben wir geschäftliche Beziehungen aufgenommen, ich genier mich total - seine Freundin packt meine Firmenbestellungen zusammen und verschickt sie an mich. Ich hab zu ihm gesagt, ok, seine Kinder brauchen ihn 10 Jahre. Das ist eine halbe Ewigkeit. Wenn wir d a s aushalten und er dann noch stark genug ist, sein Leben aufzugeben und mit mir neu anzufangen, dann können wir darüber reden - keine Sekunde vorher. Weißt du, mir ist klar, dass ich ihm damit einen Freibrief gegeben habe. Und dass die Sache keine zehn Jahre halten kann. Das ist unmöglich. Ich hab die ganze Zeit gedacht, dass die Affäre mit seiner Rückkehr nach Hause beendet ist, nur sucht er jetzt verzweifelt nach Konstrukten, wie er wieder zu uns kommen kann - und wenn ich schreibe verzweifelt, dann meine ich das genau so. Wir schlafen jede Nacht eng umschlungen ein und geizen mit jeder Sekunde. Seine Kollegen wissen mittlerweilen, dass da irgendetwas "läuft", sie mußten ihn letztens gegenüber seiner Freundin decken - und haben es getan. Ich weiß nicht, was er ihnen gesagt hat und habe auch nicht gefragt. Ich weiß, dass er morgen hier vor der Tür stehen würde mit seinen Sachen, wenn es nicht um seine Kinder ginge. Ich weiß aber auch, dass ich die Kraft aufbringen muß, ihn abzustoppen. Witzig finde ich das nicht mehr...weil ich ihm am liebsten Sagen würde..Komm!...und hier aber meine definitive Grenze ist, ich kann nicht zwei Kids ihren Vater wegnehmen. Das Problem ist, es geht nicht nur um Sex. Das was uns verbindet ist...wir lachen miteinander, wir schauen uns an und wissen, was der andere meint, er läßt meine Hand auch auf der Straße nicht für einen Moment aus und wenn ich ihn ansehe, vergesse ich oft, was ich sagen wollte, weil ich ihm wie ein Kind nur über das Gesicht streichen mag, meine Hand auf seiner Wange. Gestern sind wir noch für seine Kids Mitbringsel einkaufen gegangen. Wir reden über jedes Alltagsthema - das einzige, was ausgeschlossen bleibt, ist das Thema seine Freundin. Ich habe ihm einmal gesagt, ich beneide sie, weil sie darf den Alltag mit ihm teilen - woraufhin er, der eine starke, karismatische Persönlichkeit hat, zwei Jobs macht, diverse Funktionen hat, wässrige Augen bekam, mich an sich drückte und nur gemeint hat, er habe sie nie geheiratet und jetzt würde er wissen, wieso. Er und ich fahren miteinander auf einer Hochschaubahn, die jederzeit in einer absoluten Katastrophe enden kann. Ich hab ihm auch gesagt, dass ich leicht reden kann...ich genieße ein paar Wochen im Jahr mit dem Mann, den ich liebe und habe sonst alle Freiheiten. E r muß improvisieren, lügen, riskiert den Absturz und geht durch eine emotionale Hölle. Ich dachte immer, dass es die Geliebte ist, die das Problem der Einsamkeit hat. Ich muß gestehen, ich genieße es, am Wochenende mit meiner Tochter alleine zu sein, mit ihr etwas zu unternehmen, Zeit für sie zu haben und in Ruhe meine liegengebliebenen Dinge zu erledigen...wäre er noch am Wochenende hier, hätte ich ja gar keine Zeit für ihn, weil die Alltagsdinge gemacht werden müssen. Wenn ich ihm etwas sagen will, schicke ich einfach ein mail..und ich habe Zeit für Freunde und Bekannte, ein Luxus, den ich in meinen festen Beziehungen vermißt habe. Wenn er nach Hause kommt und mir von seinem Wochenende erzählt, hat er am Samstag meistens gearbeitet und am Sonntag mit seinen Kids etwas unternommen. Sie kommt in seinen Erzählungen meist nur sehr am Rande vor - so wie sie z.B. gefragt hat, woher er mich kennt, wegen der Bestellung - er hat ihr gesagt, über Kollegen, damit war das Thema erledigt. Ich weiß nicht, wie das weiter geht. Werde mich aber sicher hier im Forum mitteilen...einfach weil ich all das irgendwo los werden muß, was hier passiert. Und wer weiß, vielleicht hat wirklich irgendjemand einen Rat für mich, wie damit umgehen - ich lebe es jetzt einfach und lasse alles auf mich zukommen. Wie ich reagiere, sollte da irgendetwas auffliegen, weiß ich nicht. Ich könnte ihm nur raten, mich sofort zu verlassen und zu Hause um Verzeihung zu bitten, alles hinunterzuspielen. Ob er das schafft? Keine Ahnung. Wenn er nicht der beste Schauspieler der Welt ist, hängt er über einem Abgrund und kann nicht vor und zurück.

 
Liebe Dawn

Dir einen Rat geben, wie Du damit umgehen sollst? Da werden die Ansichten so unterschiedlich sein, wie wir Menschen nun mal sind. Ich kann Dir nur sagen, geniesse jeden Augenblick, bewahr diese kostbaren Augenblicke tief in Deinem Herzen auf, denke nicht daran, dass es noch besser kommen könnte, nimm die Momente, wie sie sind - wertvoll, kostbar, einzigartig.

Noch etwas zu den Kids ihren Vater wegnehmen: Ich verstehe schon was Du meinst, doch ist Dein Freund nicht emotional so bei Dir, dass er gar nicht ganz bei seinen Kindern sein kann? Was, wenn er insgeheim einen Groll entwickelt, dass er nur wegen ihnen nicht bei Dir sein kann? Kinder spüren genau, was vorgeht, er wird ihnen nichts vormachen können. Darum ist es wichtig, dass er selbst zu dem stehen kann, wie es läuft.

Wer weiss, wie es herauskommt. Dazu müsstest Du Hellseherin sein - und selbst die können die Zukunft nicht wirklich voraussehen. Also nimm es wie es kommt, da bist Du schon auf dem richtigen Dampfer.

Ich hoffe für Dich, dass Du auch eines Tages wie ich sagen kannst: es hat sich gelohnt - und selbst wenn der Schmerz mich fast zerriss und ich Jahre durchs finsterste Tal wanderte für ein paar Monate seligsten Glücks, diese unendliche Liebe, die ich empfand, wird immer ein kostbares Kleinod in meinem Herzen sein (für meine erste grosse Liebe).

Ich wünsche Dir alles, alles Gute liebe Dawn

Ditta

 
Liebe Ditta! Danke für Deine Zeilen...ja, die Ansichten sind so unterschiedlich, wie Menschen es sind...er selbst hat mir heute ein mail geschickt, in dem er schreibt, er fühlt sich nur noch zerrissen und weiß nicht mehr, wo er hin gehört...denn selbst zu Hause ist er mittlerweilen in Gedanken bei mir und möchte nur die Weichen für eine gemeinsame Zukunft stellen. Ich hab ihm gesagt, ich kann ihm die Entscheidung nicht abnehmen, es liegt bei ihm. Ich werde versuchen, ihn nicht zu beeinflussen, denn wenn er zu mir kommt, ist die Tür offen, nur die Konsequenzen müssen ihm klar sein und ich möchte nie den Vorwurf hören, er hat für mich seine Familie aufgegeben. Ich hab ihn gewarnt - wir haben "childhood living", frei nach den Stones..wir erleben momentan nur intensive Zeit miteinander, die wir uns nehmen..wir wissen beide nicht, ob wir auch im Alltag harmonieren würden. Liebe Ditta, es lohnt sich auf jeden Fall...die Tiefe der Emotionen ist etwas, dass ich nie erlebt habe und das alleine die Erinnerung wert ist, zu wissen, dass es das gibt....egal wie die ethischen Gesichtspunkte aussehen mögen. Morgen ist er wieder hier....und ich werde wieder eine Woche nicht zum Denken kommen *lach*. Es ist, wie du sagst...so eine Liebe ist ein kostbares Kleinod im Herzen. Alles Liebe, Dawn

 
Liebe Dawn!

Ich erlebe das, was du beschreibst, seit gut 5 Jahren - Alltag, Seelische Verbundenheit, Liebe, Streit, all dies, was er "normalerweise" daheim erleben sollte.. Ich spiele seit Jahren eine Rolle in seinem Leben, die mir selbst schon unheimlich ist. Wir sind dauernd verbunden, ob per Telefon oder sonst was, wir arbeiten zusammen (bewußte Entscheidung, war keine Arbeitsaffäire o.ä.), wir verbringen den ganzen Tag zusammen, und wenn er dann abends heim geht, meldet er sich bei mir, um mir "Ich liebe dich" zu sagen oder gute Nacht zu wünschen. Wir haben in den Jahren viel erlebt, viel gestritten und vor allem viel über moralischen Aspekt der Angelegenheit diskutiert - offen diskutiert, auch wenn es weh tat. All meine Ausbrüche von "es ist besser für die Kinder" bis zum "du widerst mich an, wie kannst du nur so erbärmlich sein", von seinem "ich will nur eine Affäire" bis zum "ich liebe dich, ich liebe dich wirklich" - DAS und genau das ist die Zukunft, wenn du es weiter laufen läßt. Ich kann nur sagen: ich bereue nichts. Ich kann dir nur sagen (und ich war immer selbst der Meinung, sehr moralisch zu sein und "kommt nicht in Frage" zu Affäiren zu sagen) - ich kann dir nur sagen, sag niemals nie. Wer sagt, Offenheit und wahre Liebe kann nur bei dem oder dem Status einer Beziehung sein? Wer sagt, man kann nicht ehrlich lieben und geliebt werden, und trotzdem den Kindern die Traumas ersparen? Wer ist Schuld, daß ihr euch eventuell erst getroffen habt, wo einer schon Kids hatte? Wer schreibt dir vor, mit wem und unter welchen Bedingungen du glücklich sein darfst? Bleib ehrlich ihm gegenüber, sprich mit ihm über alles, was in dir vorgeht, und vor allem, bleib dir selbst treu. Alles andere wird sich zeigen, lass dich nicht in irgendwelche gesellschaftliche Schubladen drängeln, die dich unter Umständen nicht glücklich machen. Sei offen und sei du selbst, wenn es Liebe ist, wird sie alles andere verkraften - und wenn nicht, dann nicht ;)

 
Liebe Sarah! Danke, Danke, Danke!!! Das war neben Dittas Beitrag die schönste Aufmunterung, die ich bekommen habe!!!! Und es ist so...ich werde mir das, was du mir schreibst, zu Herzen nehmen..einfach ich bleiben und schauen, was passiert. Du hast Recht, wenn es Liebe ist, dann wird es all die Dinge überstehen. Wenn nicht, war es eine schöne Zeit, die ich nicht missen möchte und ich will nicht traurig sein, wenn es endet..

 
Ich finde es bemerkenswert, dass du dich in diese Rolle der Zweitfrau einfinden kannst. Ich selbst habe dies auch selbst erlebt und irgendwann ging es nicht mehr, weil er nicht zu mir stand, weil ich eben nur die Geliebte in seinem Leben war. Auch bei uns war es intensiv, voller wunderschöner Momente. Doch kannst du auf längere Sicht so leben? Nur die eine Seite von ihm und mit ihm erleben? Reicht dir das?