Ich bin wie am Boden zerstört! Nach langen Zeiten des Wartens, der Hoffnung und der Vorfreude muß ich heute – der Tag war ursprünglich für unser Date vereinbart – aus furchtbar traurigem Anlaß schreiben.
Der Reihe nach will ich es mal erzählen und hoffe – ja ich bin mir eigentlich sicher – daß Ihr mir ein bißchen helfen könnt. Dieses Forum ist wirklich klasse. Seid mir wegen des langen Textes nicht böse, versuche auch das Ganze aufzugliedern.
I. Zunächst war es so (vgl. auch oben), daß wir seit dem Steuerrechtskurs im September und unserem bisher einzigen Date unter der Woche, nur per SMS Kontakt hatten. Sie schrieb auch oft den schönen (aber verhängnisvollen) Satz „denk an dich“, sie schrieb „freue mich auf unser Treffen nach dem Examen“, sie schrieb „bin danach unbeschwerter und kann es mehr genießen“. Was kann ich daraus schließen? Doch nicht etwa das, was mir gestern wiederfahren ist (siehe unten).
II. Aber zunächst ging es in meinen Augen supergut weiter. Die Prüfungen sind vor drei Wochen losgegangen, da hab ich sie auch das erste Mal wieder gesehen. Hab dem Tag irgendwie mit gemischten Gefühlen entgegengesehen und wußte ja nicht ganz genau, wie sie zu mir steht. Aber als wir uns wiedersahen, hat sie schon von weitem gewunken, wir haben uns sehr gut unterhalten, ich hab versucht, sie zu beruhigen, sie war aufgeregt wegen den Prüfungen, haben über alles mögliche gesprochen. Leider immer nur kurz vor und kurz nach der Fünfstundenklausur. Elf Tage waren es. Nachmittags oder am Wochenende hab ich manchmal eine SMS geschickt, sie schrieb mal zurück und mal nicht. Einige Male den Satz „denk an dich“. Besonders schön war es, als wir uns immer wieder zulächelten, kann wirklich dahinschmelzen wenn ich daran denke. Auch kurz vor Beginn der Klausur haben wir uns immer zugelächelt, zugewunken, viel Glück gewünscht. An den Nachmittagen dachte ich an sie, war hin und weg von ihrer lieben Art, von ihrem Lächeln, dachte an ihre Stimme, an das was sie sagte. Sie sagte einmal „du bist süß“. Ein andern Mal, als wir so auf der Straße nach der Klausur entlanggingen, sagte ich in bezug auf ihren lila Corsa, daß ich immer an sie denke, wenn ich einen sehe. Da sagte sie, das sei schön, weil ich da ja sehr oft an sie denken muß. War (und bin) wie irre verliebt und dachte, sie sei es auch. Doch irgendwie zurecht, oder?
III. Den gestrigen und heutigen Tag hab ich mir ganz anders vorgestellt. Für heute hatten wir uns schon vor zwei Wochen verabredet. „Nach den Prüfungen müssen wir uns baldmöglichst sehen“, hat sie gesagt. Mit einigen Leuten, die auch Examen geschrieben haben, hab ich mich gestern abend verabredet, ihr es auch per SMS geschrieben, zunächst hat sie nicht geantwortet. Gestern mittag hat sie gesagt, sie komme da wahrscheinlich nicht, aber „morgen“ (also heute) sehen wir uns auf jeden Fall, haben den Treffpunkt vereinbart, sie schreibe mir eine SMS, wann es klappt, weil sie vorher noch was erledigen müsse.
IV. Und jetzt kommt der Schlag ins Gesicht. War zunächst enttäuscht, daß sie (wieder einmal) nicht geschrieben hat, daß sie gestern nicht zum Treffpunkt mit mir und den anderen kommt (das wäre ja auch kein Problem gewesen). O.k., die Laune ließ ich mir nicht verderben, hatten einigen Spaß und wir hatten auch das eine oder andere Weizen getrunken. Das haben wir uns ja auch verdient. Ich scherzte mit, lachte viel, usw. Bis etwa 20:30 Uhr. Da kam eine SMS von ihr und ab da verging mir das Lachen, was natürlich von den Freunden bemerkt wurde. Sie schrieb: „bin morgen auf Kurztrip mit meinem Freund nach... (große deutsche Stadt). Tut mir sehr leid. Bis bald.“ Ich habe glaub ich 27 mal diese SMS gelesen und kann das ganze auch jetzt nicht annähernd begreifen.
V. Ich bin nicht (wie sie) der Typ, der eine SMS unbeantwortet läßt und dafür könnte ich mich ohrfeigen. Freilich wäre es richtig gewesen, darauf erst mal gar nichts mehr zu schreiben. Ich habe jedoch geschrieben: „hätte mich über ein klärendes Gespräch vor dem Examen gefreut. Von einem Freund wußte ich nichts. Bin sehr enttäuscht.“ Und ich denke doch, daß ich das zurecht geschrieben habe. Sie schrieb zurück: „Du hast nie danach gefragt. Ich dachte wir wären befreundet. Habe wohl etwas mißverstanden, tut mir leid, war keine Absicht. Mit Freund gibt es anscheinend keine Freundschaft.“ Und ich Depp schreibe zurück: „habe etwas überbewertet. War und bin verliebt in dich. Kann meine Gefühle schwer ausdrücken.“ Dann war Funkstille.
VI. Selbstverständlich hätte ich ihr meine Liebe anders als per SMS gestehen wollen. Nach dem Examen, heute vielleicht, bei unserem Date, nach dem ich mich ewig gesehnt habe, das aber auf so grausame Weise geplatzt ist. Hatte aber nie die Gelegenheit dazu und sie hat Nerven: wann bitte hätte ich sie denn fragen sollen, ob sie einen Freund hat? Wir konnten ein einziges Mal richtig miteinander reden, am 25.09. (siehe ganz ganz oben in meinem ersten Beitrag). Habe zwei oder dreimal versucht, sie vor dem Examen anzurufen, sie nie erreicht (oder ist sie nie rangegangen?), habe es akzeptiert, daß sie vor dem Examen sich mit mir wegen der „Aufregung“ nicht treffen will. Siehe oben I. Sie schrieb, sie sei danach „unbeschwerter“. Ja Entschuldigung, wie soll ich das interpretieren? Nie und nimmer wäre ich auf den Gedanken gekommen, daß sie einen Freund hat, das hat sie niemals erwähnt, auch während den Prüfungen nicht. Ihre Eltern, ihre Geschwister, ihre Katzen, alles mögliche hat sie erwähnt, ihren Freund nie. Bin ich zu naiv? Wie soll ich ihre Zeichen den anders deuten? Freundschaft gut und schön, aber ich bin von ganz anderen Voraussetzungen ausgegangen.
VII. Die Freunde waren gestern sehr lieb, das hat getröstet. Vor 20:30 Uhr ist ja noch der Kommentar: „Du hast morgen ja was vor“, „trink nicht soviel, schon dich“, usw. gefallen, sie hatten es während den Prüfungen ja bemerkt, wie heftig wir kokettiert hatten und unser geplantes Date war auch kein Geheimnis, hab scherzhaft ein paar Anspielungen gemacht und war zunächst noch obenauf. Nach dem „Super-GAU“, also nach ihrer „Klarstellung“ ist ihnen mein Kummer natürlich nicht unverborgen geblieben, da meine Laune total ins Gegenteil umgeschlagen ist. Hab so und sooft die SMS gelesen und meine Miene ist immer finsterer geworden und das Bier hat mir (komischerweise) nicht mehr geschmeckt. Auf ihr Bitten hin („wir können doch miteinander reden“) habe ich mein Herz ausgeschüttet. „Sehe nicht schwarz, gib nicht auf...“ sagen sie. „Der Freund kann nur erfunden sein, weil es ihr zu schnell geht“, „Vielleicht liegt das mit ihrem Freund in den letzten Zügen, bleib dran“, „Meine Freundin war auch noch liiert, bevor wir zusammenkamen“, und so weiter.
IX. Im Wirtshaus konnte ich es zurückhalten, als ich heut nacht heimkam, gab es kein Halten mehr. Ich hab noch nie so arg geweint. Das Letzte Mal hab ich glaub ich geweint als ich 12 war. Aber das tut gut! Im schönen Kinofilm „Das Wunder von Bern“ fällt am Schluß der Satz „ich glaube, deutsche Jungs können ruhig auch mal weinen“. Wie wahr! Super Film auch im übrigen (das nur nebenbei).
X. Gestern (vor 20:30 Uhr) haben wir noch unsere Schul(halb)bildung unter Beweis gestellt und Goethes Faust zitiert. Da steh ich nun, ich armer Thor und bin so klug als wie zuvor. So geht’s mir jetzt. Seid mir nicht böse, wegen des langen Textes, ich weiß, man soll nicht so lang schreiben, aber was soll ich machen, meine Gedanken sind so vielschichtig, und ich bin niedergeschmettert. Das Wichtigste sind mir die folgenden Fragen:
1. War ich zu naiv? Was konnte ich aus ihren SMS schließen?
2. Was bedeutet der Satz „denk an dich“? Ist das nur eine Floskel?
3. War ich für sie nur der „Seelentröster“ während den Prüfungen? Oder hab ich – siehe die Ausführungen der Freunde – noch eine Chance? Haben sie recht? Würde gerne die Geschichte abhaken, aber ich kann nicht. Als wir uns gesehen haben, war sie so lieb, kann das nicht vergessen. Warum ist sie jetzt so grausam?