Sei froh, dass du fähig bist, so eine Bindung aufzubauen, für viele ist der Partner austauschbar.
Mit der Oma kannst du es nicht Vergleichbar, Sie ist nicht mehr da, das ist einfacher zu akzeptieren, weil kein Zurück mehr denkbar ist, es gibt keine Hoffnung, keine Träume, eine komplett andere Situation.
Wenn du zu viel Zeit hast, lies Ratgeber zum Thema Trauer o.ä.
Trauer muss man akzeptieren, oft bleibt etwas davon für immer, aber es wird mit der Zeit garantiert einfacher, damit zu leben. Man muss geduldig sein und seine Gefühle annehmen, akzeptieren, statt dagegen zu kämpfen. Der Kampf verstärkt es nur unnötig.
Trauer ist in Wahrheit einfach Liebe.
Sie ist die Liebe, die du geben willst, aber nicht mehr geben kannst.
Sie ist die Sehnsucht in deinem Herzen.
All diese Liebe sammelt sich an, in den Winkeln deiner Augen, in dem Kloß in deinem Hals.
Und in dem Loch in deinem Herzen.
Trauer ist einfach Liebe, die nicht weiß, wo sie hin soll ...
"Lasst mir meine Trauer,
denn sie ist alles, was mir bleibt."
Trauer ist ein Gefühl, was fast immer mit dem Tod einer Person oder eines Tieres in Verbindung gebracht wird. Das ist aber nur ein Teilgebiet, wenn man es so ausdrücken will.
Trauer gibt es in genau dem Maße ebenso bei Trennungen, Scheidung der Eltern, wenn ein ET geht, man verlassen wird ... Auch um einen Arbeitsplatz z. B. kann man trauern.
Man trauert nicht nur um die Person, man trauert ebenso um die Zeit, die man noch mit dieser Person verbringen wollte, aber nun nicht mehr kann. Man trauert um den Menschen, der man in seiner eigenen Zukunft, besonders verknüpft mit dieser Person, sein wollte. Man trauert um Pläne und Freude, die bereits durch Vorfreude spürbar war.
Usw
Trauer ist nicht nur bei Todesfällen präsent.
Es ist natürlich richtig, irgendwann muss(?), sollte man akzeptieren, wenn ein Mensch durch Tod von einem genommen wurde. Das gelingt dem einen mehr, dem anderen weniger.
Dir, silos, gelingt das mit Deiner Oma ganz gut. Ich persönlich sehe das als ein Zeichen, das mit Deiner Oma und Dir wenig bis gar nichts offen blieb, ihr eine schöne Zeit hattet, die nicht belastet war von "hätte ich lieber" ... "dies oder jenes gesagt oder getan". Und: Deine Oma hat Dich nicht freiwillig verlassen! Sie ist nicht gegangen, weil sie sich einen anderen Enkel gesucht hat. Sie konnte das nicht entscheiden!
Ich vermisse meine Oma ebenso wie alle anderen, die schon nach nebenan gegangen sind, und manchmal scheint es unerträglich. Denn ich vermisse dabei auch das Leben, was ich mit meinen Lieben hatte, die Zeit mit ihnen, die Gespräche, die Ratschläge, die Feiern, einfach die Zugehörigkeit usw.. Heute bin ich auf mich allein gestellt, weil alle schon auf der anderen Seite des Weges sind.
Ich fahr jeden Tag die Autobahn und da steht dann irgendwo auf einem Schild ihre Heimatstadt.
So in der Art ...
Ich fahre jeden Tag zur Arbeit die Strecke, die mich an "ihn" erinnert, weil er an einer bestimmten Stelle als Jugendlicher (wir kannten uns 40 Jahre) dort angehalten hat, weil ihm am Morgen auf seinem Arbeitsweg nach der Disko schlecht wurde ... Daneben ist der Friedhof, auf dem mein Vati liegt. Ein Stück weiter der frühere Arbeitsweg meiner Mutti.
Dann biege ich ab und im Hintergrund der Markt, der tatsächlich auch nach 35 Jahren noch am selben Platz steht, zu dem "er" mich zum einkaufen mitgenommen hat, vor über 30 Jahren, als ich noch kein Auto hatte.
Auf Arbeit sehe ich fast täglich einen "Fußball-Bekannten" von ihm ... Und ja, das sind tatsächlich alles Zufälle, nichts gemacht oder Umwege in Kauf genommen. Das hat sich so ergeben.
Inzwischen will ich es annehmen, wie es ist, meist gibt es auch Tränen auf meiner Fahrt, aber ich kann nicht mehr dagegen ankämpfen. Und was bringt es auch? Ich bin nicht eine der Menschen, die "irgendwann drüber lachen" können. Ich denke immer noch an meine erste große Liebe als Jugendliche, und ich kann nicht drüber lachen, ich denke an meine Gefühle, aber ich kann mich inzwischen darüber freuen, ebenso wie ich an meine Schulfreundin oder einen Onkel, das waren die Personen, die ich als erstes bewußt durch den Tod verloren habe, denke ...
Und immer sind da irgendwo Spuren deines Lebens ... Ja, so ist es. Man müsste wahrscheinlich "auswandern", um an nichts mehr erinnert zu werden. Seine eigenen Gedanken nimmt man trotzdem mit.
Zum einschlafen würde ich Dir z. B. ein Hörbuch empfehlen, oder Musik, die Du gern hörst. Musik ist für mich inzwischen schwierig geworden, beim Hörbuch schlafe ich zwischendrin immer ein, aber eben mit anderen Gedanken als an das / die / den einen ...
Was wollte ich eigentlich sagen ...

Ich möchte Dich ermutigen, die Trauer als eine Phase zu sehen, durch die Du bewusst gehen kannst, um sie irgendwann nicht nur vergraben zu haben, sondern tatsächlich abgeschlossen hast, so daß es irgendwann "gut" ist, Du damit nicht mehr haderst, sondern es als Teil Deines Weges ansiehst, und dabei nicht mehr Gefühle wie Trauer, Wut, Hass, Liebe, Sehnsucht usw im Übermaß spürst, sondern eher Ruhe und Freude, Versöhnung und - ja, gern auch Liebe, nur in einer etwas anderen Form.
Sie wird immer ein Teil Deines Lebens sein und bleiben, und dennoch wird es leichter, anders, werden.
Verstehen wird man es nicht immer können.
Ich schrieb es bereits vorher schon Mal: Gib Dir noch Zeit. Versuche, die Gedanken an sie zu akzeptieren, nicht zu bekämpfen. Versöhnlich mit ihnen umzugehen. Es ist jetzt so, es ist Dein Leben, es gibt kein anderes.
Ablenkung ist kein Radiergummi!
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"Deine Nähe tut mir weh
Weil ich in uns beiden mehr seh' ...".
Die einen verstehen's, die anderen nicht.
Ist ein Lied von Revolverheld.
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