Hallo Leela,
ich habe jetzt lange überlegt, ob ich folgenden Post schreibe. Aber es ist ein Teil der Krankheit es sich selbst und auch anderen (nicht unbedingt fremden) Menschen einzugestehen. Und da ich dazu stehe folgendes an dich:
Nein, es ist nicht Dummheit, das ist eine Sucht. Und:
„Jeder Abhängige sollte sich klar machen, dass das Verlangen nach der Droge von Gehirnregionen angestoßen wird, die nicht der willentlichen Beeinflussung unterliegen“, erklärt Rolf Schneider in der „Suchtfibel“.
Ich bin suchtkrank (Alkoholikerin) aber ich verrate dir ein großes Geheimnis.
Man kann etwas gegen eine Sucht unternehmen. Sucht ist eine Krankheit, keine Schwäche.
Und ja, mitunter benötigt man Profis die einem helfen die nötigen Schritte in die richtige Richtung zu machen. Denn die haben gelernt mit genau solchen Menschen und diesen Problemen umzugehen.
Aber wie Tonton schon sagte, man muss es annehmen. Eine Therapie ist viel Arbeit und kann mitunter so richtig unangenehm werden.
Vergleich es mit einem offenen Knochenbruch. Es tut weh und wenn sie es richten und an der Wunde arbeiten, tut es erstmal noch viel mehr weh. Aber nur dann hat der Bruch die Chance auch zu heilen.
Ich selber hätte es ohne diese Profis wohl nicht geschafft dort zu stehen wo ich jetzt bin. Nämlich glücklich und zufrieden trocken.
Aber ich würde lügen wenn ich sage, dass es leicht war. War es nicht und ist es auch heute nicht immer. Aber mit der Aussicht danach glücklich zu werden, nehme ich diese Herausforderung gerne an und stelle mich unangenehmen Dingen.
Ok, möglicherweise ist es bei dir auch eine Sucht. Aber sich in seinem Schicksal zu ergeben und den Schmerz ein leben lang zu akzeptieren, kann nicht die Lösung im Falle einer Sucht sein.
Hätte ich das gemacht, wäre ich in ein paar Jahren tot gewesen.
Bei dir stirbt letztendlich die Seele. Tut sie ja jetzt schon, denn du weinst ja unkontrolliert viel.
Und ja, dein Kind bekommt das mit. Da tauchen evtl. Schuldgefühle in deinem Kind auf oder der große Wunsch die Mama beschützen zu wollen.
Das ist nicht gesund für dein Kind. Es sollte sich frei von Sorgen entwickeln dürfen und nicht das Gefühl haben müssen, es muss dich glücklich machen.
Lass dein Kind Kind sein. Auch wenn du selber sagst, dass es deinem Kind an nichts fehlt, doch es fehlt ihm die freie Entwicklung.
Wie soll es denn lernen glücklich frei zu leben wenn es sieht, dass die Mama ständig unglücklich ist?
Was geht, ist eine Sucht durch eine andere zu ersetzen.
Nein, das geht nicht.
Und vom Alkohol rate ich dir natürlich komplett ab. Das kann dich in einen Abgrund ziehen, den du dir jetzt vielleicht nicht vorstellen magst. Glaub mir, da spreche ich aus Erfahrung.
Dann hat dein Kind nicht mal mehr eine halb funktionierende Mama.
Suchtverlagerung funktioniert nicht. Wenn man so tiefgreifende Probleme hat wie du, dann ist da schon etwas mehr Arbeit angesagt.
Du kannst dich vielleicht mit Sport etc. ablenken, deine Gefühle werden dich aber immer wieder einholen.
Es ist letztendlich deine Entscheidung was du mit deinem Leben machst. Wenn du unbedingt weiter leiden möchtest, wird dich davon auch keiner abbringen können.
Für Süchtige gilt immer: Erst wenn sie selber etwas ändern wollen, kann man ihnen auch helfen.
Andernfalls ist jede Hilfe von außen sinnlos.
In dem Sinne, alles Gute.
Nomi