Wenn Beziehung zur Plattform verkommt, um für sich Vorteile herauszuziehen, dann gehört da eine grosses NEIN gesetzt.
Aber du hast Recht: Da wird einem viel Honig ums Maul geredet und alles in den schönsten Farben gemalt. Und man wird hingestellt als der Depp, der dem Glück im Weg steht - dabei hat man dieses ungute Gefühl im Bauch, von dem du schreibst. Und vertraut nicht mehr darauf, weil man eben davon weggebracht wird.
Das passiert nicht immer willentlich, das Gegenüber - wie in deinem Fall - spürt einfach nicht, wo die Grenzen liegen, war sich bisher immer gewohnt, dass alles nach seiner Pfeife tanzt, meint es sicher auch nur gut. Wobei das GUTE sehr unterschiedlich wahrgenommen werden kann und nicht immer für beide am gleichen Ort liegt. Fahrrdfahren: Sein grosser Spass. Und er stellt sich vor, dass das also auch dir viel Freude bereiten wird. Also tut er alles dafür, dass du daran teilnehmen kannst. Und er opfert sich sogar auf, dir ein passendes Rad zu kaufen. Natürlich muss er das tun, denn er ist Profi, und du würdest dich nur eines kaufen, mit dem du Ärger hättest, also keinen Spass, und dann aufhören - ich behaupte, dass sein Verhalten keinesfalls auf Boshaftigkeit oder auf Überrumpeln beruht, sondern auf dem Wunsch, dass du an seinem Leben teilnehmen kannst. Aber er übersieht, dass du ein anderer Mensch bist, der das, was für ihn gut ist, nicht so sehen und leben will und kann, wie er es für sich in Anspruch nimmt.
Klar steckst du da im Dilemma. Aber auf lange Zeit sich verbiegen, damit der andere seinen Weg gehen kann, funktioniert eben nicht. Man kommt so von sich weg, dass man am Schluss nicht mehr weiss, wer man ist. Und das gefällt dann auch dem Partner nicht.
Es erstaunt mich hingegen, dass du trotz deiner schlechten Erfahrung in deiner Ehe, die du durchstehen musstest, nicht schneller auf Abstand gegangen bist bei deinem Arbeitskollegen. Denn du hast doch sicher gesehen, auf was das hinauslaufen wird: Bevormundung. Das wäre wohl der direkteste Weg in einen Zustand gewesen, den du in deiner Ehe wohl gehabt hattest.
Man muss nicht misstrauisch werden, der neue mögliche Partner ist nicht der alte Partner und hat mit ihm wenig gemeinsam. Aber man muss auf sich selber hören und wichtig nehmen. Das eigene Bauchgefühl signalisiert ja, dass es nicht stimmt, bevor der Kopf die Sache analysiert hat. Und der Kopf kommt auch nicht immer so schnell nach, Begründungen zu finden (du beschreibst das sehr schön). Darum eben das Bauchgefühl, die Ahnung, dass was im Argen liegt.
Dann kommt noch die LIEBE in die Quere. Wann immer sie sich meldet, hebelt man alle andern Empfindungen aus und am Schluss findet man sich in einer ungemütliche Lage wieder. Die Natur hat das ja gut eingerichtet, denn sie zielt darauf ab, sich fortzupflanzen. Die besten Chancen dazu sind eben in diesen ersten Momenten, wo man den andern tatsächlich mit dem Lichterglanz und der Aura sieht - später landet man wieder auf dem Boden der Realität.
