Danke für deine guten und sinnvollen Fragen, liebe Serene, die mir helfen, das Drucheinander, das in mir herrscht, ein wenig zu strukturieren. Das sind ja auch gerade so die Fragen, die mich an dem Punkt, an dem ich stehe weiter bringen. Wenn ich Menschen sehr gerne mag, fällt es mir sehr schwer, das Haar in der Suppe zu finden, selbst wenn da ein ganzer Zopf schwimmt. Das hat es in meiner vergangenen Beziehung auch so schwer gemacht, zu erkennen, was für eine miese Geschichte das war. Leider neige ich auch dazu, für Menschen, die mir nahestehen, stets und ständig Entschuldigungen zu finden und bin da leider oft zu nachsichtig.
Ich habe hier aber in der letzten Zeit schon einige Fortschritte gemacht und habe mir Gedanken dazu gemacht, wo meine Grenzen sind und fange auch gegenüber Menschen, die mir sehr nahe stehen an, diese zu verteidigen. Ich gebe aber gerne zu, dass mir das noch sehr schwer fällt, auch weil ich dazu neige, schnell wieder einzulenken und oft schneller wieder auf Versöhnungskurs bin, als mit manchen Menschen hut ist, weil das dann als Schwäche oder Schuldeingeständnis gewertet wird. Je wichtiger und näher mir jemand ist, desto mehr versuche ich, Konflkte zu vermeiden oder eben schnell und einvernehmlich zu lösen. Mein Vater meinte mal, ich sei in engen zwischenmenschlichen Beziehungen "harmoniesüchtig", was dann bei einem sehr dominanten, egoistischen Partner eben sehr nachteilig sein kann auf Dauer.
Ich kann Menschen gut loslassen, wenn sie das wollen und gestehe anderen auch problemlos ihren Rückzug zu. In Freundschaften bin ich es, die mehr Rückzug braucht, allerdings nicht im Konfliktfall, sondern generell, um mich ausruhen und Dinge zu verarbeiten. Deshalb gestehe ich das auch anderen zu. Ich hatte allerdings auch schon eine Beziehung, in der ich das nicht brauchte, weil die Anwesenheit des Anderen sich so normal anfühlte, wie die Luft zum Atmen. Das beruhte auf Gegenseitigkeit. Da gab es allerdings auch nur freundlichen Austausch und keine Reibung.
Dadurch dass ich selber auch einige Defizite habe, kann ich miit Defiziten oder speziellen Bedürfnissen anderer eigentlich ganz gut umgehen. Ich sehe das eigentlich auch nicht als Schwächen, eher als Besonderheiten, auf die ich mich gut einstellen kann, wenn ich sie verstanden habe.
Ich glaube, wenn die Dinge zwischen uns grundsätzlich geklärt wären, könnte ich mit diesem Rückzugsverhalten besser umgehen. Allerdings auch nur dann, wenn ich nicht das Gefühl habe, dass es ein verletzter Rückzug ist. Rückzug, weil man seine Ruhe braucht finde ich ok.
Wenn ich das Gefühl habe, dass sich jemand, der mir wichtig ist, zurückzieht, weil ich denjenigen verletzt habe, dann ist das schwer auszuhalten, weil es dann schnell wiedergutmachen möchte, weil mich das sonst mit verletzt und ich auch mit leide.
Wenn ich das Gefühl habe, dass jemand, der mir wichtig ist, sich zurückzieht, weil ich Erwartungen nicht verstanden habe (was mir öfters passiert), dann ist das für mich auch sehr schwer auszuhalten, weil ich das dann eigentlich einfach schnell beheben möchte, wenn es kein absichtliches "ich-will-deine-Erwartungen-nicht-erfüllen" war. Wenn es letzteres ist, dann spreche ich es aber auch in der Regel an, wenn es sich um Menschen handelt, die mir wichtig sind, damit sie wissen, wo sie dran sind und das dann auch für die Zukunft geklärt ist oder es ist eben ein jetzt-im-Moment-nicht-weil-aber-sonst-gerne. Leider neige ich bei Menschen, die mir wichtig sind ohnehin eher zu viel dazu, mich zu erklären und zu rechtfertigen.
Früher war es oft schwierig, dass er Fragen oft einfach nicht beantwortet hat, die ich für mein oft sehr begrenztes Verständnis einfach gebraucht hätte. Irgendwann habe ich dann aufgehört zu Fragen und im Gegenzug auch keine mehr beantwortet.
Ich glaube aber, das ist inzwischen besser geworden, weil wir inzwischen auch beide vielleicht doch etwas weiter sind. Genau könnte ich das jetzt aber nicht sagen.