Man akzeptiert die Liebe, die man glaubt zu verdienen
Schwierige Ausgangslage.
Wie definiert man die Grösse oder Art der Liebe, die man glaubt zu verdienen? Warum verdient man nicht weniger oder mehr?
Wer definiert die Menge davon?
Grundsätzlich würde ich meinen, dass man uneingeschränkt ALLE Liebe verdient, die es gibt. Auch in der Kindererziehung: Kann man zu sehr lieben? Mit Liebe die Kinder verwöhnen?
Oder ist Liebe eher etwas, das man sich erarbeiten muss? Etwas, das man erhält, wenn man brav die Erwartungen anderer erfüllt?
Der Seelenklempner redet dann gerne davon, dass wir ins bekannte Milieu gehen, man also, wenn man in dysfunktionalen Verhältnisen aufgewachsen ist, es erst mal nicht besser kennt.
Ja, so wird es wohl sein. Habe gehört, dass Frauen Männer heiraten, die wie ihre Väter sind. Und Männer immer eine Frau suchen, die ihre Mutter ist.
Wenn man das weiss, ist es ja nicht so schlimm. Und vermutlich ist es wirklich ein Trick der Evolution, möglichst sparsam mit der Energie umzugehen, nicht zu viel Zeit zu verplempern und sich gleich heimisch zu fühlen und mit der Produktion von Nachkommen zu beginnen. Heute ist letzteres nicht mehr so aktuell und die ganzen Verhalten sind irgendwie durcheinandergekommen, weil wir nichts mehr aus absoluter Notwendigkeit machen müssen (Essen, Trinken, Atmen ausgenommen). Den Rest haben wir entsorgt und durch Möglichkeiten ersetzt, mit denen wir unsere Mühe haben.
wenn man in dysfunktionalen Verhältnisen aufgewachsen ist, es erst mal nicht besser kennt. Da kommt man auch nicht so schnell auf die Idee davon zu laufen
Das ist dann die logische Schlussfolgerung.
Da muss man erst viel abstreifen, bevor man übersichtlich denken kann und betrachten, was ist. Und ob man das will und dann auch noch die passenden Schlüsse zieht und sie auch umsetzt.
Viel Arbeit und Ungewisses, wenn man in einem Milieu aufgewachsen ist, das eben die Abnormalität als Normalität lehrte.
So wundert es einem ja, wenn man einem Trump zuhört, wie er schamlos Leute beleidigt. Aber ihm fällt das wohl nicht auf, weil er nichts anderes kennt. Für ihn ist das alles normal. Darum wird er sich auch nie ändern.
Und ja, da ist man jetzt nicht alleine dran Schuld, jedo h wie man mit der Erkenntnis in Zukunft umgeht schon.
Chapeau also, wenn der Absprung gelungen ist. Ich glaube, da muss man erst einmal den Mut und Willen haben, seine ganze Welt zu zertrümmern, um dann eine neue aufzubauen.
Und ich würde dir zustimmen: Das sollte nicht mehr passieren.
Aber man ist sehr anfällig, weil diese Dinge sich tief ins Hirn eingegraben haben. Das bringt man nicht mehr weg, man kann es höchstens im Zaum halten. Lernen, wie man mit den Reizen und Triggern umgeht, wenn sie sich melden.
Unter diesen Umständen finde ich es eben noch wichtiger, dass man sich nicht auf andere abstützt, sondern wirklich sich selber wahrnimmt in den eigenen Wünschen und Bedürfnissen.
Das heisst aber nicht, dass man bis ans Ende der Tage alleine sein muss. Nur darf man nicht einfach davon ausgehen, dass ein neuer Partner einem alle Lasten abnimmt.
Selber für sich verantwortlich sein, kann ganz schön anstrengen.