Ich habe im Vollrausch meinen Freund betrogen

In der Schweiz ist es so: Solange du einen Psychologen findest, der in einer Praxis unter einem Psychiater arbeitet, übernimmt die Grundversicherung, bis auf den Selbstbehalt (idR. 10% also zwischen 15-20.- pro Sitzung), die Kosten. Natürlich muss der Psychiater dazu der Krankenkasse bestätigen, dass eine Therapie sinnvoll ist. Auch wenn dein Geld knapp ist, ist es vielleicht trotzdem die Investition wert.

Falls du über deine Depressionen reden möchtest, kannst du dich gerne mal bei mir per PN melden, ich habe jahrelange Erfahrung damit und kann dir vielleicht auch ein paar Gedankengänge oder Strategien aus meiner Sicht darstellen. Das ersetzt selbstredend keinen Profi, aber manchmal hilft es trotzdem. Überlasse ich ganz dir.

Warum ich hier auf all das eingehe, fragen sich vielleicht einige andere Mitleser und -schreiber. Weil es oft ganz wichtig ist, dass man die Probleme bei sich selbst sucht, wenn man die Beziehung retten oder den Liebeskummer aus einer Gescheiterten verarbeiten will.
Vielen Dank. Ich werde es in Angriff nehmen.

Und ich möchte meine Beziehung retten, irgendwie, unter allen Umständen. Ich möchte wieder glücklich sein und ihn wieder glücklich machen können.

 
Glaubt ihr, dass eine Beziehung so etwas jemals überstehen kann?
Kann sie. Eine Garantie gibt es nicht. Geh lieber nicht davon aus, dass es wieder wird.

Ich habe den Menschen, um den ich mein Leben gebaut habe, den ich liebe, so unglaublich tief erschüttert. Ich habe ihn noch nie so gesehen. Ich habe ihn zerstört. Ich möchte es alles rückgängig machen oder ihm zumindest irgendwie diese Schmerzen nehmen.
Ja du hast einen Fehler gemacht, das kannst du nicht rückgängig machen. Wenn er jetzt etwas Ruhe und Distanz will, solltest du ihm diese dringend zugestehen. Auf keinen Fall solltest du ihn bedrängen. Er muss jetzt etwas verdauen, was für ihn auch sehr schwer ist. Soll nicht heissen, dass ihr keinen Kontakt haben könnt, du solltest vielleicht einfach vorerst Versuche unterlassen, mit aller Kraft wieder alles ins Lot zu bringen.

 
Es scheint nicht zu harmonieren. Er versteht dich nicht.

Und was hält dich also bei Ihm?

Natürlich: Die Liebe. 

Aber auch nicht so ganz. sonst wäre das ja nicht nötig gewesen, was du beschrieben hast.
Ich weiss, dass ich nichts von dem anderen Mann möchte. 

Und ja, es harmoniert nicht überall mit meinem Freund. Aber ja, ich liebe ihn sehr. 

Und ich fühle das immernoch. Kann das sein?

 
Und ja, es harmoniert nicht überall mit meinem Freund. Aber ja, ich liebe ihn sehr. 

Und ich fühle das immernoch. Kann das sein?


Ja sicher kann das sein, dass du noch was für ihn fühlst.

Es fragt sich nur, wie stark das ist und wann der nächste Ausrutscher kommt.

Und dann ist er ja auch noch beteiligt. Da musst du dich fragen, was er noch fühlt. Und wenn es bei im Schluss ist, kannst du wenig dagegen machen.

Man hat seine Chance, und dann hat man sie auch wieder nicht mehr. Aber seine eigene Befindlichkeit am andern kurieren, das geht auch nicht besonders gut. 

 
Und dann ist er ja auch noch beteiligt. Da musst du dich fragen, was er noch fühlt. Und wenn es bei im Schluss ist, kannst du wenig dagegen machen.

Man hat seine Chance, und dann hat man sie auch wieder nicht mehr. Aber seine eigene Befindlichkeit am andern kurieren, das geht auch nicht besonders gut. 
Er hat gestern gesagt, dass ich ihn dazu gebracht habe, dass er mich liebt. 

Und dass alles eine Fassade war, die jetzt eingestürzt ist. Dass ich ihn niemals wirklich geliebt habe. 5 Jahre. Und ich bin vor einem Jahr in die Schweiz gezogen, damit wir endlich zusammen sein können, vorher haben wir eine Fernbeziehung geführt. Und jetzt wollten wir endlich unser Leben so gemeinsam aufbauen.

 
Ja du hast einen Fehler gemacht, das kannst du nicht rückgängig machen. Wenn er jetzt etwas Ruhe und Distanz will, solltest du ihm diese dringend zugestehen. Auf keinen Fall solltest du ihn bedrängen. Er muss jetzt etwas verdauen, was für ihn auch sehr schwer ist. Soll nicht heissen, dass ihr keinen Kontakt haben könnt, du solltest vielleicht einfach vorerst Versuche unterlassen, mit aller Kraft wieder alles ins Lot zu bringen.
Ich möchte unbedingt und mit aller Kraft alles wieder ins Lot bringen.

Aber es stimmt, er braucht jetzt etwas anderes. Es fällt mir nur so schwer das alles zu akzeptieren. Und ich kann mich nichtmal erinnern was passiert ist.

Ich muss an ihn denken, was gut für ihn ist. Und analysieren, was in mir mich so weit gebracht haben könnte. Irgendwie klar kommen. Vielleicht kann er mir das irgendwann, irgendwie verzeihen.

 
Hey, ich glaube dir, dass das sehr schmerzhaft ist und du zeigst auch viel Reue und hast es finde ich ich echt gut erfasst, was hier passiert (ist). Das ist ne sehr gute Basis um weiterzukommen.

Ich will dir nun nicht raten, alles umzudrehen in deinem Leben, wenngleich hier doch ein paar Aussagen kommen, die mich nachdenklich machen. Aber man kann nicht alles auf ein Mal lösen und man wird nie ein völlig harmonisches Leben leben. Daher - identifizieren, was das größte Problem ist und rangehen, das klingt für mich vernünftig. Wenns das Komasaufen ist, dann das. Und wie gesagt, nimm deinen Freund mit ins Boot. Nebenbei: Die Probleme sind verwoben, also wenn du was gegen das Eine machst, hat das auch einen Einfluss auf die anderen z.B. das Selbstwertgefühl. Es ist halt die Frage, wie du dir das erklärst. Man könnte ja zum Bespiel stolz sein, dass man das Trinken in den Griff kriegt. Als Beispiel.

Du gehst offen damit um, zeigst, dass du das nicht willst, genau wie du hier schreibst, und zeigst ihm, dass du ihn liebst, wenn es so ist. Aber lass dir bitte nicht Wochen oder Monate dieses Ereignis vorhalten. Das geht dann auch wieder zu weit!
Vielen Dank für deine Antwort.

Du glaubst, dass es noch einen Weg gibt weiter zu kommen in der Beziehung?

Morgen Abend werden wir noch einmal über alles sprechen...

 
Glaubt ihr eine Paartherapie wäre hilfreich?
Nur wenn beide das wirklich wollen. Wenn sich jemand dazu genötigt fühlt, aber freundlicherweise mitmachen will, bringt es wenig bis gar nichts. Ohne den Willen an sich zu arbeiten ist jede Therapie für die Katze.

Morgen Abend werden wir noch einmal über alles sprechen...
Gut. Entweder wird das der letzte Glockenschlag bei dem er dir erklären wird, warum er nicht mehr weiter machen kann, oder eine der beiden folgenden Situationen:

1. Er wird sich konkret zurückziehen und nachdenken müssen. Das solltest du dann respektieren und abwarten, wenn das für dich tragbar ist. Die einzige Alternative wäre jedoch ein Schlussstrich deinerseits.

2. Er kann irgendwie damit umgehen und ihr macht an dieser Stelle weiter. Vielleicht überschätzt er sich dabei und das ganze kommt noch ein paar mal wieder hoch, eskaliert irgendwann. Kann man nicht voraussehen.

Sein Vertrauen ist so oder so angeschlagen, mach nichts was das noch verschlimmert und versuch vor allem deine Probleme in den Griff zu bekommen.

 
Depressionen kommen auch in meiner Familie vor, und ich habe das von ihm auch irgendwie als "Angriff" auf diese Menschen verstanden...
Weiß er das?

Laut deinen Texten ist das aus meiner Sicht der Punkt, der Auslöser für dein Blackout sein kann. Dann hast du seinen "Angriff" in dich hinein gefressen und hast dich unverstanden gefühlt. Unbewusst war besagter Abend vielleicht dein Gegenangriff. Obs stimmt müsstest du nachvollziehen.

Nicht so gesehen zu werden, wie man ist und wie man sich fühlt, kann verletzen. Es schafft Mauern und Barrikaden. Du hattest den Mut, mit ihm über diese Seite von Dir zu reden und er reagierte mit Unverständnis. Es wäre vielleicht nicht zu besagtem Ausbruch gekommen, wenn du dann von Anfang an gesagt hättest, wie sehr dich seine Einstellung belastet und wie du dich dabei fühlst. Spielt aber jetzt keine Rolle mehr. Zur Einsicht und mehr Einfühlungsvermögen kann man auch keinen zwingen.

wie gesagt, mir scheint es aber, dass dieser Punkt für dich sehr wichtig ist.

 
Hallo du.

Vielen Dank für deine Antwort.

Du glaubst, dass es noch einen Weg gibt weiter zu kommen in der Beziehung?

Morgen Abend werden wir noch einmal über alles sprechen...


Du ich kann das wirklich nicht einschätzen. Ich kenn euch beide doch garnicht. Ich mein es gibt Menschen und auch Paare, die können über sowas relativ schnell wieder lachen. Und andere, da kehrt das Vertrauen nie wieder zurück. Woher soll ich das wissen?

Klar, was er dir für Feedback gegeben hat

Er hat gestern gesagt, dass ich ihn dazu gebracht habe, dass er mich liebt. 

Und dass alles eine Fassade war, die jetzt eingestürzt ist. Dass ich ihn niemals wirklich geliebt habe. 5 Jahre. Und ich bin vor einem Jahr in die Schweiz gezogen, damit wir endlich zusammen sein können, vorher haben wir eine Fernbeziehung geführt. Und jetzt wollten wir endlich unser Leben so gemeinsam aufbauen.
Das ist erstmal hart. Aber die Aktion war jetzt halt auch "nicht ohne". Du hast ihn dazu gebracht, dass er dich liebt? Na also keine Ahnung, irgendwie ist das ja immer so ;)  Wenn er allerdings meint, du hättest ihn so manipuliert, dass er sich in das von dir für ihn konstruierte und vorgespielte Bild von dir verliebt hat, dann find ich das schon etwas extrem. Ich glaub eigentlich nicht, dass du das getan hast. Ich glaub sowas mag es auf der Welt geben, aber du kommst mir nicht so rüber. Da spricht die Verletzung und das Unverständnis: "Wenn sie mich liebt, dann tut sie sowas nicht." Das wird zu: "Sie hat mich nie geliebt und jetzt ist es raus." Ja ich glaub er haut grad so einiges durcheinander, aber das kann bei sowas halt passieren.

Ich erleb dich jetzt etwas hektisch, jeder Hebel soll in Bewegung gesetzt werden, um zu retten was zu retten ist. Ich find das schon nachvollziehbar, aber wenn du irgendwie kannst, komm etwas runter. Und versuch dir das in Gedanken zu rufen was ich schrieb: eins nach dem anderen, alles auf ein Mal geht nicht!

Du machst einen Schritt jetzt mit den AA (nebenbei - wie war das erste Treffen?) und du sprichst mit ihm. Da legst du so klar du kannst dar, was da los war, was mit dir ist. Und gleichzeitig sagst du auch, was dir nicht so gefällt (vlt. diese harten Trinkgelage, vlt. was er von Depression hält und da sich mal besser informieren könnte, was in der Intimität schöner sein könnte etc. - aber vlt. auch nicht alles auf ein Mal!) und dass du dir von ihm Unterstützung wünschst. Wirklich auch das, nicht nur dich runter machen vor ihm und "kriechen".

Versuch auf jeden Fall ein bißchen runter zu kommen das hilft in jeder Beziehung.

Und falls es nicht weitergeht - es scheint für dich ja nicht so schwer zu sein, bei Typen zu landen. Trotzdem: Mach nicht jeden Scheiß. Lass das harte Trinken weg. Schau, wie gut du dich unterhalten kannst und wie sehr ein Kerl auf dich eingeht - nicht nur sexuell.

 
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Nur wenn beide das wirklich wollen. Wenn sich jemand dazu genötigt fühlt, aber freundlicherweise mitmachen will, bringt es wenig bis gar nichts. Ohne den Willen an sich zu arbeiten ist jede Therapie für die Katze.
Ich werde es ihm vorschlagen. Ich denke aber nicht, dass er daran interessiert ist. Und es macht nur Sinn, wenn es auch beide Menschen wirklich wollen, da hast du Recht. Er glaubt generell nicht an die Wirkung von "Psychotherapie". Als ich ihn auf meine depressiven Episoden angesprochen habe, hat er mir verständlich gemacht, dass er das Konzept generell ablehnt und es lediglich als "eine schlechte Entschuldigung" empfindet.

Gut. Entweder wird das der letzte Glockenschlag bei dem er dir erklären wird, warum er nicht mehr weiter machen kann, oder eine der beiden folgenden Situationen:

1. Er wird sich konkret zurückziehen und nachdenken müssen. Das solltest du dann respektieren und abwarten, wenn das für dich tragbar ist. Die einzige Alternative wäre jedoch ein Schlussstrich deinerseits.

2. Er kann irgendwie damit umgehen und ihr macht an dieser Stelle weiter. Vielleicht überschätzt er sich dabei und das ganze kommt noch ein paar mal wieder hoch, eskaliert irgendwann. Kann man nicht voraussehen.

Sein Vertrauen ist so oder so angeschlagen, mach nichts was das noch verschlimmert und versuch vor allem deine Probleme in den Griff zu bekommen.
Er hat mir eben mitgeteilt, dass er heute Abend eine Wohnungsbesichtigung hat. Das hat mir so weh getan. Die Vorstellung, dass wir getrennte Leben haben werden, macht mir Angst, ich kann das noch nicht realisieren.

Ja, ich muss mich nun wirklich meinen Problemen stellen. Wenn ich mich an ihn klammer, werde ich sicher alles verschlimmern. Ich hoffe so sehr, dass wir dann irgendwann wieder zueinander finden können.

 
Weiß er das?

Laut deinen Texten ist das aus meiner Sicht der Punkt, der Auslöser für dein Blackout sein kann. Dann hast du seinen "Angriff" in dich hinein gefressen und hast dich unverstanden gefühlt. Unbewusst war besagter Abend vielleicht dein Gegenangriff. Obs stimmt müsstest du nachvollziehen.

Nicht so gesehen zu werden, wie man ist und wie man sich fühlt, kann verletzen. Es schafft Mauern und Barrikaden. Du hattest den Mut, mit ihm über diese Seite von Dir zu reden und er reagierte mit Unverständnis. Es wäre vielleicht nicht zu besagtem Ausbruch gekommen, wenn du dann von Anfang an gesagt hättest, wie sehr dich seine Einstellung belastet und wie du dich dabei fühlst. Spielt aber jetzt keine Rolle mehr. Zur Einsicht und mehr Einfühlungsvermögen kann man auch keinen zwingen.

wie gesagt, mir scheint es aber, dass dieser Punkt für dich sehr wichtig ist.
Vielen Dank für deine Meinung.

Ich habe mich in der Situation definitiv unverstanden gefühlt. Und auch herab gesetzt. Ich habe das Gefühl gehabt, vor ihm meine Schwäche nicht zeigen zu können. Nicht vor ihm weinen zu können. Dass er mich lediglich als faul wahrnimmt und, ja die Schwäche gegen mich auslegt. Und indem er mich so sieht, habe ich es auch auf meinen Vater bezogen, der dieselbe Problematik hat, und den er in meinen Augen mit seiner Aussage gleichermaßen verurteilt hat. Und dies konnte ich ihm nicht sagen. Ich habe den Schritt getan es ihm zu erzählen und habe mich weg gestossen gefühlt, bin wieder in den Modus des Verdrängens zurück gegangen, den ich inzwischen wirklich gut beherrsche. Auf der anderen Seite möchte ich ihn natürlich auch nicht mit etwas belasten, auf das er keinen Einfluss hat. Es kommt ja häufig dazu, dass sich der Partner für so etwas mit verantwortlich fühlt, und das ist war nicht mein Ziel. Ich weiss, dass ich das nur alleine schaffen kann, hatte dann sogar auch ein kleines Hoch, war motiviert und habe wieder begonnen mich etwas mehr damit zu beschäftigen. Aber ich habe es nicht von Grund auf lösen können. Und das ist, wie es aussieht, nun mir, und ihm, zum Verhängnis geworden.

 
Ja, ich muss mich nun wirklich meinen Problemen stellen. Wenn ich mich an ihn klammer, werde ich sicher alles verschlimmern. Ich hoffe so sehr, dass wir dann irgendwann wieder zueinander finden können.
Vielleicht, vielleicht nicht. Eventuell ist es besser wenn du jemanden findest, der dich akzeptiert wie du bist und deine Probleme nicht unter den Teppich kehrt, weil er sich nicht damit befassen will, wie andere es bereits erkannt haben. Schau jetzt auf dich, nicht auf euch. Und vergleich dich nicht mit anderen. Du bist in dieser schweren Situation, und für dich ist jeder Schritt nach vorne ein Kampf, also lass dich nicht davon entmutigen, dass andere die gleichen Schritte mit Leichtigkeit zu nehmen scheinen.

Ich drücke dir die Daumen und wünsche dir ganz viel Kraft, egal was kommt. Vertrau auf deine Stärken und lass dir helfen wieder auf deinen Beinen zu stehen. :)  

 
Du ich kann das wirklich nicht einschätzen. Ich kenn euch beide doch garnicht. Ich mein es gibt Menschen und auch Paare, die können über sowas relativ schnell wieder lachen. Und andere, da kehrt das Vertrauen nie wieder zurück. Woher soll ich das wissen?
Ich weiss, dass ist aus deiner Perspektive natürlich nicht einzuschätzen. Und er ist generell nicht der Mensch, der sich schnell öffnet. Schnell vertraut. Darüber lachen zu können, das wirkt für mich sehr unwahrscheinlich...

Ich erleb dich jetzt etwas hektisch, jeder Hebel soll in Bewegung gesetzt werden, um zu retten was zu retten ist. Ich find das schon nachvollziehbar, aber wenn du irgendwie kannst, komm etwas runter. Und versuch dir das in Gedanken zu rufen was ich schrieb: eins nach dem anderen, alles auf ein Mal geht nicht!

Du machst einen Schritt jetzt mit den AA (nebenbei - wie war das erste Treffen?) und du sprichst mit ihm. Da legst du so klar du kannst dar, was da los war, was mit dir ist. Und gleichzeitig sagst du auch, was dir nicht so gefällt (vlt. diese harten Trinkgelage, vlt. was er von Depression hält und da sich mal besser informieren könnte, was in der Intimität schöner sein könnte etc. - aber vlt. auch nicht alles auf ein Mal!) und dass du dir von ihm Unterstützung wünschst. Wirklich auch das, nicht nur dich runter machen vor ihm und "kriechen".

Versuch auf jeden Fall ein bißchen runter zu kommen das hilft in jeder Beziehung.
Ich muss versuchen runter zu kommen, da hast du recht. Es fällt mir schwer. Und ich weiss, wenn ich mich hilflos fühle, bin ich immer sehr emotional. Ich werde versuchen, nicht vor ihm zu "kriechen". Nicht seine Emotionen zu versuchen anzuspielen. Selber sachlich zu bleiben, wen das möglich ist.

Das Treffen mit den AA war, ja irgendwie natürlich aufwühlend. Ich wäre fast doch nicht hin gegangen, stand einige Minuten nur vor der Tür und habe mich nicht getraut. Aber ich habe es doch getan. Es war eine kleine Gruppe und alle sehr verständnisvoll. Ich habe vor diesen Fremden ausgesprochen, dass ich soviel getrunken habe, dass es zu einem kompletten Filmriss gekommen ist und ich dadurch meine Beziehung zerstört habe. Es war eine grosse Überwindung aber auch irgendwie erleichternd, und ernüchternd zugleich, diese Wahrheit ausgesprochen zu haben. Im Anschluss habe ich nicht mehr viel gesagt. Die anderen Personen sind auf meine Aussage eingegangen und haben mir deutlich gemacht, dass sie ihre eigene Problematik wieder finden. Viele hatten ebenfalls die Erfahrung eines Blackouts und konnten mir bestätigen, dass meine Erinnerung an den Abend nicht wiederkehren wird. Es ist auch deutlich geworden, dass solch ein Muster, wenn man nichts dagegen tut, sich wiederholt und die Tiefe des Falls immer weiter zunimmt. Ich bin mir nicht sicher, ob eine vollkommene Trockenheit für mich der richtige Weg ist. Ich würde mich auch nicht als süchtig bezeichnen (kein heimliches Trinken, nicht den ganzen Tag, sondern eigentlich nur in Gesellschaft). Aber die Definition einer "Alkoholkrankheit" liegt, nach dem Verständnis der AA, alleine bei einem selbst, also ob man sich selbst so bezeichnet oder nicht. Es war auch jeden Fall eine Erfahrung zu sehen, wohin übermäßiger Alkoholkonsum führen kann. Im Anschluss an das Gruppengespräch habe ich ausserdem auch den genauen Grund, meinen Betrug, gestanden. Die Reaktion war wie vorauszusehen, dass dies wohl eindeutig das Ende der Beziehung bedeutet. Ich hab geheult. Aber es wurde mir eine Hand ausgestreckt und vielleicht werde ich nächste Woche wieder hin gehen, auch wenn ich mich in dem Konzept nicht zu 100% wieder finden kann.

Was mir noch einen Denkanstoss gegeben hatte bei den AA, war der Ausdruck ein "Inventar von sich selbst" zu erstellen. Alles aufzuräumen, auf alle Menschen, denen man Unrecht getan hat zuzugehen und es wieder gut zu machen. Wie du auch schon sagst, "klar darlegen was mit mir los ist". Und auch aussprechen, was mir nicht gefällt. Das wird wohl leider eine grosse Herausforderung für mich werden. Aber ich will es heute Abend tun. 

 
Und falls es nicht weitergeht - es scheint für dich ja nicht so schwer zu sein, bei Typen zu landen. Trotzdem: Mach nicht jeden Scheiß. Lass das harte Trinken weg. Schau, wie gut du dich unterhalten kannst und wie sehr ein Kerl auf dich eingeht - nicht nur sexuell.
Ich muss zugeben, ich hatte manchmal den Gedanken, dass ich mich noch nicht richtig ausgelebt habe. Ich bin jetzt 30. Seit ich 17 bin bin ich eigentlich durchgängig in einer Beziehung (insgesamt 3). Ich habe zwischen diesen Beziehungen auch schon "Scheiß" gemacht (ONS), und dachte eigentlich wirklich dass ich jetzt damit durch bin. Ich habe auch Druck empfunden, jetzt in dem Alter, Personen um mich herum fangen an Familien zu gründen, ich habe mich alt gefühlt und dass ich die Zeit die ich hatte nicht richtig genutzt habe. Sehr viel in meinem Leben von meinen Beziehungen abhängig gemacht habe. Ich bin noch immer nicht mit meinem Studium durch... Ich weiss garnicht mehr wie ich auf meinen eigenen Beinen stehen soll, so ganz allein. 

Und dass es nicht so schwer ist für mich bei Typen zu landen, kann schon sein. Aber der Gedanke daran verursacht im Moment wirklich nur Übelkeit. Ich wünschte es wäre nicht so. 

 
Vielleicht, vielleicht nicht. Eventuell ist es besser wenn du jemanden findest, der dich akzeptiert wie du bist und deine Probleme nicht unter den Teppich kehrt, weil er sich nicht damit befassen will, wie andere es bereits erkannt haben. Schau jetzt auf dich, nicht auf euch. Und vergleich dich nicht mit anderen. Du bist in dieser schweren Situation, und für dich ist jeder Schritt nach vorne ein Kampf, also lass dich nicht davon entmutigen, dass andere die gleichen Schritte mit Leichtigkeit zu nehmen scheinen.

Ich drücke dir die Daumen und wünsche dir ganz viel Kraft, egal was kommt. Vertrau auf deine Stärken und lass dir helfen wieder auf deinen Beinen zu stehen. :)  
Vielen Dank für deine Worte, wirklich! Danke, dass du dir die Zeit nimmst!

Es tut so weh. Aber ich hoffe die Kraft und Stärke aufbringen zu können und voran zu gehen.

 
Dass Du ihn dazu gebracht hast dich zu lieben, laut seiner Aussage, ist Blödsinn. Das würde ich nicht so ernst nehmen. Er sucht jetzt ein Ventil um mit seinen eigenen Gefühlen umzugehen. Da ist Schuldzuweisung schnell mal salopp ausgesprochen. Einfacher, alles schwarz weiß zu sehen als sich mit Ursachen auseinander zu setzen.

Ich weiß auch nicht, ob das Ding für euch schon durch ist. Klar, jetzt kochen die Gefühle gerade über und es wird auf Abstand gegangen. Das muss nicht immer ein Aus bedeuten. Falsche Hoffnungen will ich dir aber auch nicht machen. Im Zweifelsfall genügt es immer noch, so weit gucken zu können wie der Scheinwerfer eines Autos leuchtet. Genug, dass man den kurzen Weg vor sich sieht und nicht gegen einen Baum knallt und Totalschaden hat. Leb einfach jeden Tag als ein eigenes Universum. Mehr Klarheit bekommst du bald wieder.

Auf weiter Sicht ist es vielleicht genau das, was du (oder auch ihr) jetzt gebraucht hast. Veränderung kommt eben oft aus ungemütlichen Situationen heraus. Schade eigentlich, dass das oft so ist. Aber mal ernsthaft, hätte dich ein warmes Kuschelkissen mit rosa Flaum aus deiner Komfortzone gerissen?

 
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