@ charlies berta
„Ich würde sagen, die Wahrscheinlichkeit, daß Dein "Freund" Dich verliert ist nahezu Null. Wenn er weg wäre, wäre Niemand mehr da, der Dich miserabel behandelt und das möchtest Du schon gar nicht. Wäre zu ungewohnt. Neues macht Angst. Dann lieber den Tyrann in Kauf nehmen. Damit kannst Du umgehen. Und ein Thema zum drüber jammern ist auch konstant vorhanden.“
diesen „vorwurf“ habe ich schon oft gehört. dass ich diesen zustand im grunde genieße.
dass ich miserabel behandelt werden will.
aber das entspricht absolut nicht den tatsachen.
und auch wenn ich mich jetzt zum zigsten mal wiederhole:
ich bin so gestrickt, erzogen, modelliert, dass ich vieles auf mich lade.
deshalb erwähnte ich es auch oft mit der verantwortung und das ist nicht nur
um für mein bleiben eine rechtfertigung zu finden.
es ist ein innerliches gefühl, dass ich irgendwann gelernt habe.
zusätzlich kommt meine einstellung zum leben dazu. ich würde nie das leben eines anderen
zerstören wollen etc.
evtl. wird es jetzt lang, aber damit es vllt doch verständlicher ist erkläre ich dir wieso ich so bin wie ich bin.
seit ich kind war gab mir mutter für alles die schuld. wenn ihr etwas nicht passte lief sie zum fenster, riss es auf und sagte sie springt. und wenn sie springt sei es meine schuld.
ich war damals um die 5, 6 jahre alt. was meinst du wie tief das sitzt?
da sie seit dem tot ihres ersten kindes massig tabletten nimmt ist sie psychisch sehr zerstört.
aber anstatt mal in sich zu schauen gab sie uns kinder für ihre missstimmung die schuld.
und wenn man kind ist glaubt man es einfach.
war ich mal unartig dann nahm sie das telefon und sagte sie ruft vater an und lässt sich scheiden.
für ein kind ist es das schlimmste auf der welt.
wenn sie mal durch ihre tabletten wieder herzrasen hatte sagte sie mir ich sei schuld,wenn sie einen herzinfarkt kriegt.
und das sind nur wenige von unzähligen dingen mit denen sie viel in mir zerstört hat.
von den schlägen ganz abgesehen.
in meiner teeniezeit war ich rebellisch. aber nicht zu vergleichen mit der heutigen jugend.
bin zb abends einfach abgehaun etc. also eigentlich so die typsichen pubertätsphasen. ich log auch.
aber meine mutter stellte es immer so hin, als ob ich ein übles kind sei und drohte mir ständig, meine freunde, die eltern meiner freunde, oder meinen freund anzurufen und denen zu sagen, was für ein schlimmer mensch ich doch sei. und manchmal tat sie es auch.bei mir hat das gesessen und ich flehte sie immer weinend es es nicht zu tun.
diesen zustand hat sie so oft genossen und augsenutzt.
und da ich ja rebellisch war, also auch meine fehler hatte, dachte ich ich hätte das verdient.
und wie gesagt…das sind nur ganz ganz wenige beispiele.
all diese dinge haben dazu beigetragen, dass ich mir für vieles die schuld gebe und mich
verantwortlich fühle. dass ich zb auch das verhalten meines freundes jahrelang für normal hielt.
wenn man sein ganzes leben lang ein bestimmtes muster lernt dann bleibt das hängen.
dann hat das nichts damit zu tun, dass man eine miserable behandlung genießt.
denn man sieht es nicht als miserable behandlung sondern als gerechtfertigt.
verstehst du wie ich das meine?
mein freund hatte auch einige seiten meiner mutter. nur da ich ja durch mutter bestimmte dinge lernte, sah ich das verhalten meines freundes nicht als „schlimm“ an.
zu anfang war er ja auch nicht schlimm. nicht ersichtlich.
zwar fing er schon da an mich zu formen (ich war 18. da geht sas noch leicht), aber es war da noch eine schöne zeit.
mit formen meine ich versteckte spitzen die irgendwann einen unbewusst beeinflussen.
ich bin keine hässliche frau und mich finden viele männer gut (hört sich jetzt total übel an. aber das schreibe ich auch nur, damit man das weitere versteh).
das fand er nie gut.
wenn wir abends zusammen aus waren, auch mit mehreren leuten, und ich redete mit freunden die er nicht kannte, dann passte ihm das nicht und am nächsten morgen kamen dann bemerkungen wie zb, dass ich ja nur bestätigung suche etc.
irgendwann ließ ich es dann sein.
auch was das trinken angeht. ich war 18, habe mein leben genossen und am wochenende viel unternommen. habe viele menschen kennengelernt. und wenn ich getrunken habe war ich gut drauf.
weder agressiv noch sonst was. einfach gut drauf. aber auch das passte meinem freund nicht und am nächsten tag kamen aussagen wie, dass ich mich total daneben benommen hätte. dabei war es nicht so. ich glaubte ihm aber, mir war es peinlich und irgendwann habe ich dann über 2jahre keinen tropfen alkohol getrunken.
noch ein beispiel ist das schminken. ich habe mich immer dezent geschminkt. eyeliner etc.
und er machte sich dann immer über den lidstrich lustig so, dass ich mich irgendwann nicht mehr schminkte.
er hatte da schon eine sehr geschickte art mich durch die blume zu formen.
irgendwann fing er an mir für bestimmte dinge die schuld/verantwortung zu geben.
er brach z.b. ohne mein wissen die uni ab. monatelang hat er es mir nicht gesagt.
irgendwann bat er mich zu schauen ob bei mir auf der arbeit jemand gesucht wird.
ich tat es, und es wurde auch jemand gesucht, aber da die stelle dann doch wieder eingekürzt wurde wurde es nichts.
und dann erst sagte er mir, dass er die uni abgebrochen hat und sich ja auf diese stelle verlassen hat. dabei hat er die uni monate vorher abgebrochen.
so lag er es in meine hände, dass er zu der zeit arbeitslos ist und ich was finden soll.
irgendwann fand er dann selber was, aber trotzdem war es schon hart plötzlich die schuldige zu sein, dass jemand keinen job hat.
naja, als ich ihm nach 3jahren meine schulden gebeichtet habe dachte ich, dass ich mich auf ihn verlassen kann. damit meine ich nicht die finanzielle hilfe sondern, dass er dieses unangenehme wissen nicht gegen mich nutzt. was er aber dann tat.
u.a. wirft er mir vor, dass wir ja schon längst ein haus haben könnten, hätte ich diese schulden nicht gehabt (waren 5tausend) und ihm bei der stelle geholfen.
dabei hat er doch die uni abgebrochen, nichts gesucht. ich war zu der zeit in der ausbildung.
also wäre ein haus eh unrealistisch gewesen. aber nein, auch das legte er mir zur last.
auch heute noch. oder, dass wenn er mir damals nicht geholfen hätte, er mehr geld hätte.
dabei hat er sich mittlerweile fast 50t zusammengespart und zwei jahre keinen mietanteil bezahlt.
nachdem ich merkte, dass er die dinge doch gegen mich benutzt habe ich ihn wieder wegen den finanziellen dingen belogen. falls doch mal ne mahnung kam etc. oder wenn ich mal knapp bei kasse war. (ich möchte betonen, dass wir immer getrennte konten, güter etc hatten. es lief nichts auf seiner schulter. er hat keinerlei einbußen, außer das geld was er mir damals geliehen hat).
wenn er es mitbekam gabs richig ärger und demütigende aussagen.
und ich fands gerechtfertig, weil (und ich wiederhole mich erneut) ich ja fehler machte und
es als gerechte „strafe“ ansah.
geschlagen hat er mich nie. das nicht. würde er auch nie. aber er schaffte es mich zu manipullieren. immer mit irgendwelchen spitzen oder abwertenden aussagen.
und ich liebte ihn trotzdem.
und nicht weil ich es geil fand so behandelt zu werden, sondern weil wir sonst prima passten.
wie schon so oft: ich habe das verhalten ja immer als gerechtfertigt angesehen.
aber auch hier sind das nur ganz wenige beispiele.
erst nach meinem zusammenbruch fing ich an über alles nachzudenken. mal alles zu hinterfragen. das ist jetzt über 2jahre her. denn erkenntnisse kommen peu a peu.
man wird sich plötzlich dingen bewusst die man vorher nicht gesehen hat. aber da man vorher 25jahre dieses muster lernte kann man das nicht so schnell einordnen und verstehen.
das ist jetzt ein ganz dummer vergleich, aber wenn man von klein auf lernt mit rechts zu schreiben und dann plötzlich links schreiben muss ist das eine ganz schwere umgewöhnung.
von der zeit her natürlich nicht vergleichbar, aber ich will damit nur sagen, dass man dinge die man als normal ansah, die es aber eigentlich nicht sind und man es erkannt hat, trotzdem schwer und mit viel zeit ändern kann.
ich erkannte immer mehr, immer mehr. bis ich irgendwann zum thera ging. und doch, das war eine gute entscheidung und hilfreich.
denn das war der erste neutrale mensch mit dem ich reden konnte, vor dem ich mich bestimmter dinge nicht schämen brauchte.
ich habe den gleichgerechtigkeitssinn mir gegenüber total verloren und er half mir bestimmte dinge klarer zu sehen.
trotzdem sitzt alles noch tief wie ein kloß in meinem magen. das gefühl kann man gar nicht beschreiben. es ist eine so tiefe und verwurzelte sache, dass der ausstieg, trotz erkenntnissen sehr sehr schwer ist. erschwerend kommt hinzu, dass ich meinen partner und meine mutter liebe. trotz allem. aber eben wie familie.
obwohl ich so langsam an den punkt komme, dass das immer mehr verblasst.
nach dem roman den ich jetzt geschrieben habe verstehst du vllt jetzt ein wenig, wodurch
ich diese einstellungen habe.
dass ich davon wegkommen muss und auch will ist keine frage. nur ist die umsetzung einfach sauschwer.
„"Der Neue" ist perfekt für Dich. Er ist gebunden wie schon sein Vorgänger und somit keine Gefahr daß eine Änderung der Situation von Deiner Seite aus nötig wäre, trotzdem kannst Du Dir dort ein bisschen Geborgenheit abholen. Gerade so ein Häppchen.“
der vorgänger hatte keine freundin. des weiteren bin ich keineswegs darauf aus mir geborgenheit zu holen. klar sehnt sich jeder mensch danach. aber ich lief doch nicht meine ganze beziehung lang durch die welt auf der suche nach ablenkung und anerkennung.
vor meiner affäre habe ich nichtmal geflirtet.
wie schon im vorherigen beitrag geschrieben, war ich auch auf keine affäre aus.
erst nach monaten merkte ich meine gefühle. und dann wurde ich wieder kühl.
hätte ich geborgenheit gesucht, dann hätte ich das ja ausgenutzt und genießen wollen, aber ich versuchte es wegzustoßen.
was mir nicht gelang, da die liebe einfach schon zu groß war.
aber dazu habe ich schon einiges geschrieben.
und dann war bis letzten monat nix mit flirten, kennlernen, daten. ich wollte keinen mann mehr kennelernen.
also auch da passt es nicht, dass ich geborgenheit suche. bzw. krampfhaft suche.
denn auswahl hätte ich genug. aber kein interesse.
und ich wollte auch niemals mehr fremdgehen.
einmal und nie wieder.
mit dem neuen hast du zu einem bestimmten punkt recht.
es war das erste mal nach jahren, dass ich es genossen habe, dass mich ein man anspricht.
taten davor auch viele, aber diesmal war es anders.
und ja der kontakt mit ihm tat super gut. ich nahm mir aber vor keine gefühle zu entwickeln.
klingt komisch, aber ich habe jeden hauch eines mögens versucht zu unterdrücken.
was aber, wie ich vorgestern merkte, nicht gelang.
und deshalb ergriff ich die flucht.
das mit meinem freund will ich beenden. ja ich muss es sogar, denn es bringt uns beiden nichts. vor allem verliere ich immer mehr meines ich’s dadurch.
das ist wie ein sarg aus dem man nicht rauskommt.
es ist ein punkt erreicht andem es kein vorwärts mehr gibt.
noch vor 2jahren bat ich ihn endlich mal auch über sich nachzudenken, weil ich
irgendwann nicht mehr kann.
er nahm es nicht ernst und nun ist es so, dass ich nicht mehr kann.
ich will allein sein und zur ruhe kommen. und ich habe absolut keine angst vor dem allein sein.
eher habe ich angst davor jemanden neuen in mein leben zu lassen.
angst davor, dass sich das dann wiederholen würde.
dann lieber für immer alleine.
„Es gibt Hunderte, Tausende, Zehntausende, Millionen Menschen wie Dich. So besonders wie Du denkst bist weder Du, noch Dein Verhalten noch Deine Situation.“
ich habe nie behauptet, dass meine situation besonders bzw einzigartig ist. mir ist mehr als bewusst, dass es unzählige andere gibt.
„Aber wer Angst vor der Zukunft hat arrangiert sich mit jeder noch so schrecklichen Gegenwart.“
noch mal: ich habe keine angst vor der zukunft! mein verhalten/einstellung hat mit derartigen gründen rein gar nichts zu tun.