Hi.
Ist es für einen Menschen möglich, alleine glücklich zu sein?
Kommt auf deine Definition von "allein sein" an. Meinst du als Single mit einem Freundeskreis, dann "ja".
Meinst du als Single ohne Freundeskreis, dann auch "ja".
Wir Menschen sind nicht dafür geschaffen, alleine zu sein.
Manche. Aber für eine andauernde Partnerschaft sind wir ebenfalls nicht geschaffen. Es gehört zwar zu unserer europäischen Kultur, sich einen Partner für den Rest seines Lebens auszusuchen, aber wozu und warum? Das widerspricht der menschlichen Natur, Menschen sind nicht monogam und auch nicht für ein solches Leben geschaffen. Eher suchen die meisten von uns nach Partnern, die ihnen schlichtweg gerade in den Kram passen. Klar, natürlich kann es sein, dass jemand mit Anfang 20 seinen Traumpartner findet und den dann heiratet, aber nach spätestens 10 Jahren ist es langweilig, aber das will sich dann bloß keiner eingestehen, weil die Konsequenzen zu unangenehm wären. Als ob man 10 Jahre lang dazu verdonnert ist, dieselbe Sorte Eis zu schlotzen.
Wer nicht fett werden will, sollte gleich die Finger vom Eis lassen.
Wenn keiner da ist, der einen in den Arm nimmt, tröstet, seine Zuneigung zeigt, kann ein Mensch da wirklich glücklich sein?
Das tröstende in den Arm nehmen hat mit Glücklichsein nicht zu tun, weil ein Mitmensch, der einen tröstet, nichts zum Glücklichsein beiträgt. So was dient nur der kurzfristigen Beruhigung des Menschen, der Trost braucht, aber im Endeffekt derjenige seine Probleme mit sich allein ausmachen, egal, ob er in einer Partnerschaft steckt oder nicht. Es geht kurzzeitig besser, weil man sich schlussendlich nicht alleine fühlt, aber was hilft das schon?
Oder benötigt der Mensch einen Partner um glücklich zu sein?
Nein, weil ein Partner einem unterm Strich unglücklich macht. Ein Partner hat Bedürfnisse und eigene Ideen vom Leben, daraus ergeben sich für den Ersten zwei grundlegende Schwierigkeiten: Erstens Einschränkung und zweitens Kompromisse.
Einschränkung deshalb, weil der Partner IMMER versuchen wird, etwas am ersten zu ändern. Egal, wie groß oder klein es ist, weil der Partner eben eine Vorstellung von seinem Partner hat. Und wenn der Aktuelle da nicht ganz in die Schablone reinpasst, dann wird hier und da ein wenig herumgemäkelt, gemotzt oder sonst wie Druck erzeugt, egal ob auf freundliche oder unfreundliche Weise. Ist der social contract einmal da, entwickelt er sich immer mehr zu einem energiefressendem Sog.
Und dann sind da noch die ewigen Kompromisse, die man auch einzugehen hat, damit der Partner um Gottes Willen bloß glücklich ist, was manche Menschen zur Selbstaufgabe treibt und dann haben wir solche Threads wie "Ich weiß nicht mehr, wie ich ohne sie/ihn leben soll", weil es viele Menschen nicht schaffen, sich in einer Partnerschaft minimal zum Selbstschutz abzugrenzen oder gar nicht merken, wie schnell sie ihre eigene Selbstständigkeit verlieren bzw. dann denken, ohne einen Partner nicht glücklich sein zu können, weil sie sich selbst keinen Halt geben können.
Und das ist der einzige Dreh- und Angelpunkt an diesem gesamten Thread: Wer es schafft, sich selbst Halt zu geben, kann alleine glücklich sein. Derjenige braucht auch keinen Partner, um sich zu vervollkommnen, zu perfektionieren. Das ist Schwachsinn.
Ein Partner bedeutet nur Einschränkungen, Kompromisse, einen Eingriff in die eigene Selbstständigkeit, unnötige und teilweise banale Verpflichtungen, die komplett überflüssig sind.
Von daher besteht zwischen "Lebensglück" und "Partner" keinerlei Verbindung, das eine hängt nicht vom anderen ab bzw. diese beiden Dinge haben nichts miteinander zu tun. Wieso sollte jemandes Lebensglück von einer anderen Person abhängen? Und was, wenn man diese Person zwar findet, diese aber einen verlässt oder hintergeht? Somit ist das Lebensglück zerstört und daher nicht mehr lebenswert.
Von daher kann ein Partner nicht die Erfüllungsbedingung von "Lebensglück" sein.
Ich meine, wenn ihr zu 90% Glücklich seid, aber die 10% aus der Beziehung fehlen euch noch...
Dann nimmt man das entweder in Kauf oder man holt sie sich dann eben außerhalb der Beziehung. Aus dem Grund hat das Fremdgehen-Unterforum so viel Zulauf. Am einfachsten verhindert man diese Problematik dadurch, dass es überhaupt erst nicht zu einer Beziehung kommt, dann braucht man auch nicht ständig dem selbst auferlegtem Zwang nach dem vollkommenen Glück hinterher zu jagen, das sowieso nicht von langer Dauer ist. Wozu nahezu ewig hinter etwas her zu jagen, das nur einen Moment anhält und auch noch von einer zweiten Person abhängig ist? Und eine Partnerschaft ist im Prinzip nichts anderes als eine Abhängigkeit, blendet man mal den störenden Faktor "Liebe" aus. Da bleibt nicht viel Beschönigendes übrig.
Gefühle sind eine komische Sache.
Nein, sie sind eine überflüssige Sache.