Roya und cure,
das ist lieb, dass Ihr antwortet.
Unsere Misere ging eigentlich an unserem staatlichen Hochzeitstag los. Davor war mein Mann immer sehr umsorgend und aufmerksam. Kurz vor der staatlichen Trauung bekam er gesagt, dass er am nächsten Tag zum Orgeln eingeteilt ist. Dafür musste er üben. Er ging also üben, und kam 2 Stunden lang nicht wieder. 30 Minuten, bevor die Trauung losging, rief ich ihn dann mal an, um zu fragen, wo er bleibt. Da meinte er ungehalten: Ist doch nur staatliche Trauung, mach nicht son Stress...
In dieser Leier gings dann weiter...
In unserer ersten Ehezeit (wir waren beide Studenten an der Uni in Halle) hatten wir eine Dachwohnung bei seinem Cousin, leider 150km von meiner Heimatstadt entfernt und auch 200km von Halle entfernt. Halle ist wirklich eine blöde Stadt, und deshalb meinte er, wir müssten jedes Wochenende in diese Dachwohnung fahren, (diese 200km). Er hatte dort auch eine Band, mit der er jeden Freitag bis in die Nacht hinein übte. D.h. Freitags 200km mit dem Auto gefahren, mich in der Dachwohnung sitzengelassen, zur Bandprobe gegangen, spätnachts wieder gekommen.
Ich hatte 2 Möglichkeiten: Ihn zu bitten, eher zu kommen oder gar nicht erst in diese Dachwohnung mitzufahren.
Wenn ich ihn bat, mich nicht so lange allein zu lassen, redete er vergnatzt 2 Stunden nicht mit mir ("Vorwurf"), wenn ich sagte, ich fahre dann am nächsten Wochenende nicht mehr mit hin, kam die Antwort: "Gut, dann komme ich das nächste Mal nicht mehr mit, wenn du deine Eltern besuchst...". Nun ja, das wollte ich natürlich auch nicht, deshalb begleitete ich ihn doch immer wieder in seine Dachwohnung, und seitdem hat sich bei mir großes Heimweh aufgebaut. Aber in meine Heimatstadt mochte er nie ziehen, die gefällt ihm nicht.
Wenn wir dann doch mal meine Eltern besuchten, saß er am Tisch mit langem Gesicht, redete kaum (mit mir schon gar nicht) und versaute mir damit meine Wiedersehensfreude.
Heute fahre ich allein dorthin. Das sind meine schönsten Stunden/Tage, weil ich mich da frei fühle.
Heute ist es so, dass ich z.B. letztes Jahr ein Wochenendgrundstück preiswert kaufen konnte. Da steht ein kleines Häuschen mit einem beheizbaren Zimmer, Dusche, WC und Küchenzeile... Da wir mit den Kindern praktischerweise im Stadtzentrum wohnen, bin ich gern mal auf dem Wochenendgrundstück, um mal allein durchzuatmen. Das kann mein Mann auch nicht ab: Gestern kam: "Jedes Mal, wenn Du dort allein rausfährst, ist es ein Mal weniger, dass ich dich auf dieses Grundstück begleite".
Er hat zwei Chöre, in denen er mitsingt, er ist ehrenamtlicher Organist, er hat einen Vollzeitjob als promovierter Wissenschaftler. Praktisch kaum da, mit seinen Chören unternimmt er sehr viel, geht zu jeder Fete, und ich bin meistens allein, mit mir geht er nicht weg. Er wirft mir vor, ich würde kaum Freunde haben, ich hätte kaum Hobbies, aber wenn ich mal was mache, z.B. ein schönes Buch auf dem Wochenendgrundstück lesen, dann kommt so ein Satz...
Er meint, ich müsse abends (wenn er da ist) mit ihm im Wohnzimmer sitzen und Fernsehen gucken. Wenn ich das mache, liegt er mit dem Rücken zu mir auf dem Teppich und sieht nur auf den Fernseher. Er zappt, ohne zu fragen, ob mir was gefallen würde. Ich habe dann keine Lust, ihm zu sagen, dass ich das oder das gucken möchte. Weil er dann ungehalten wird, denn schon allein in meiner Bitte sieht er einen Vorwurf ("Du zappst immer") Ich geh dann lieber in mein Zimmer und surfe ein bisschen im Internet. (ca 2 Stunden). Das wirft er mir vor: Ich sei abhängig vom Computer, süchtig, würde ihn allein lassen u.s.w. Deswegen geht er, wenn er nicht muss, nie in mein Zimmer. Und wenn, hat er sofort schlechte Laune, sobald er es betreten hat.
Auch heute muss er noch Orgel üben gehen. Er sagt schon eine Zeit, wenn er ungefähr zurückkommt. Jedoch ist er nie pünktlich, so eine Stunde Zuspätkommen ist normal. Da ruft er auch nicht an, ob er später kommt. Ja, da mache ich mit unseren Kindern (17, 15, 9 und 6) allein Abendbrot. Er kommt eine Stunde zu spät, sieht, dass wir schon gegessen haben und fragt entrüstet: Was denn, ihr habt ohne mich gegessen?? Wenn ich sage: Ja, du bist auch zu spät, es war eine andere Zeit ausgemacht, kommt dann "Ist das ein Vorwurf?", und dann redet er wieder 2 Stunden nicht mit mir. Wenn ich es klären möchte, sagt er höchstens was beleidigendes, oder er meint: "Ich gehe jetzt ins Bett, und tschüss...". Dann heule ich regelmäßig, bitte, dass er es doch einsieht, dass ich nicht so ins Bett gehen muss, er sieht mich nicht an, liegt im Bett zur Wand gedreht. Wenn ich ihn bitte, mich anzuschauen, dreht er sich zu mir um, macht aber die Augen zu und meint genervt "Was denn noch?" Ich habe in so einer Situation vor den Kindern schon mal Schreikrämpfe vor Kummer gekriegt, da meinte er noch nach Wochen, ich wäre aggressiv, es würde niemanden geben, der es mit mir aushält. Ich lag wie ein Häufchen Elend auf dem Fußboden und heulte, und er machte die Tür von außen zu und ging ins Bett. Davor sagte er: Danke, morgen hab ich voll Stress auf Arbeit, danke, dass ich wegen dir nicht ausgeschlafen bin. Ich mach dich morgen früh auch wach, wenn ich zur Arbeit gehe, das kannst Du wissen...
Es gibt so viele Sachen, die ich aufzählen könnte. Zu viele.
Vielleicht fällt Euch als Außenstehenden spontan ein, was bei uns schief läuft.
Ich weiß es nicht.
Bin ich zu häßlich (glaub ich nicht), bin ich zu fordernd, verlange ich zu viel von ihm, bin ich zu nervig?
Ich sitz da und bin nur traurig, habe Heimweh nach meinen Eltern, fühle mich gefangen.
Eigentlich müsste ich ihn verlassen, aber er ist der Hauptverdiener. Beim Thema Auszug meinte er, kannst Du machen, aber die Kinder bleiben bei mir oder du kriegst keinen Unterhalt.