Naja, wirklich eine erstaunlich reduktionistische Sichtweise auf die Welt. Um ehrlich zu sein, finde ich sie ziemlich falsch. Ich sehe aber viele Ursachen weswegen dieser Eindruck, es ginge nur um Sex und auch der Eindruck, das Leben und viele der Tätigkeiten, die wir tun seien sinnlos, leicht entstehen und sich festsetzen können. Ganz kurz gesagt hat es etwas damit zu tun, dass Sinn fehlt. Das hat wiederum viele Ursachen und ich mache hier kein Faß auf, möchte ja auch problemorientiert antworten. Wie viele andere und auch du selbst schon vermutet haben möchte ich auch darin übereinstimmen, dass Rauschmittelkonsum nicht in allen Fällen aber ziemlich oft die Folge dieser empfundenen oder reflektierten Sinnlosigkeit ist. Aber ich möchte einfach etwas entgegenhalten, indem ich ein etwas anderes Bild zeichne, dass du dir einfach mal durchlesen kannst und das vielleicht ausreicht um dich davon zu überzeugen, dass es nicht nur um Sex und Fortpflanzung geht.
Ich muss nicht leugnen, dass ich einen Überlebenstrieb habe und einen Geschlechtstrieb und dass es meinem Ich schmeichelt wenn mir jemand "verfallen" ist oder mit mir intim sein möchte, und trotzdem habe ich demgegenüber eine Distanzierungsmöglichkeit. Die erste besteht darin, daß mir das klar ist. Die zweite Stufe ist es, dass ich es bewerten kann. Die nächsthöhere Stufe ist, dass ich mich selbst wie von oben betrachten kann, dass ich mir selbst zumindest im Nachdenken über die Welt und mich selbst keinen privilegierten Platz einräumen muss, dass ich dort nur einer wie jeder andere bin. Anders gesagt, dass ich davon absehen kann, dass ich die eine besondere Person bin, auch wenn ich natürlich an diesen bestimmten Körper gebunden bin. Du fragst dich wahrscheinlich, warum ich so etwas schreibe, was ja in gewißer Weise banal ist aber zugleich doch wichtig: Ich schreibe es deswegen, weil diese unpersönliche Sicht auf die Welt etwas eröffnet, was einerseits Sinn vernichten kann aber andererseits neuen Sinn stiften kann. Sinn vernichten, wenn einem selbst deutlich wird, daß sein persönliches Glücksstreben praktisch von einem objektiven Standpunkt aus nicht wichtiger oder begründeter ist als der eines anderen Menschen (man kann das auch noch auf Tiere ausweiten aber das ist ein anderes Thema). Das kann dazu führen, dass man sein eigenes Wohlergehen relativiert oder im Extremfall gar den Sinn an seiner Einzelexistenz und das Interesse an allem was einem wichtig ist, verliert. Aber es kann auch dazu führen, dass man sich für das Wohlergehen anderer verstärkt einsetzt, da aus dieser objektiven Perspektive alle genauso wichtig sind wie man selbst und sich das zur Lebensaufgabe machen kann, allen, zumindest aber nach seinen Möglichkeiten denen bei denen man dies kann, zu helfen und ihnen Glück zu spenden. Natürlich hat man sich in diesem Falle davor zu hüten, sich ausnutzen zu lassen aber auch das ist wieder ein anderes Thema. Mir geht es nur darum zu zeigen, dass Sinn im Leben durchaus aufgespürt werden kann und dass diese Sichtweise eine Möglichkeit ist, diesen zu finden. Es ist natürlich auch möglich, dass man einfach so fühlt, dass einem das Wohlergehen anderer wichtig ist und in gewissem Rahmen fühlen das viele Menschen und sie handeln in bestimmtem Rahmen auch danach. Wenn der Sinn des Lebens nur darin bestünde zu kopulieren und seine Gene weiterzugeben und alles darauf reduzierbar wäre, müßte man auch sämtliche Freundschaften oder sämtliches Engagement für andere, das dem ersten Blick nach nichts mit der Steigerung der Kopulationsmöglichkeiten zu tun hat, als letztlich diese Chancen erhöhend entlarven, ob das bewußt oder unbewußt geschieht. Zuletzt würde man noch postulieren, dass immer, wenn Menschen sich ihr handeln anders erklären, sie einem Irrtum unterlaufen, weil Menschen auf der bewußten Ebene der Sprache eigentlich keine Verbindung zur biologisch determinierenden Ebene der Hirnprozesse etc. haben (an dieser Stelle würde man noch viele weitere Unklarheiten zu klären haben, aber das gehört jetzt auch nicht hierher; ein Einwurf: woher weiß ich, der ich ja garnichts über meine inneren Vorgänge weiß und sie nur irgendwie schöpfe und interpretiere, denn, dass meine dem Gehirn entstammende Intuition bezüglich des Biologismus, dann ausgerechnet wahr sein soll?). Man kann das versuchen, aber es ist nicht schwer, sich die Absurdität vorzustellen, die bei manchen dieser Versuche offenbar würde.
Natürlich könnte man eine biologische Doppelstrategie fahren: 1) Alles Handeln dient der Vermehrung der Kopulationschancen und der Chancen zur Fortpflanzung oder derjenigen seiner Angehörigen (also z.B. Kinder und Enkel). Und 2) zugleich wird unser Leben durch einen quasi deterministischen Selbsterhaltungstrieb angefeuert, selbst wenn wir persönlich keinen Sinn im Leben mehr hätten (man beachte auch, was die vorausgesetzte Wahrheit dieser Theorie über die erste Theorie, der Sinn sei die Fortpflanzung aussagt). Nimmt man dann noch dazu, dass 3) wir keinen subjektiven Zugang zu unseren Bestimmungsgründen haben und uns nur etwas vormachen wenn wir unseren Handlungen Sinn zusprechen (denn eigentlich ist ja insgeheim alles durch 1 und 2 bestimmt), so dürfte man für jedes Beispiel und für jede Situation die in der wirklichen Welt wirklichen Menschen wiederfährt (nicht nur sich selbst), das argumentative Rüstzeug haben, alles immer mit seinen 3 Theorien zu erklären. Aber wenn man dies tut, dann übersieht man, dass man 3 Theorien postuliert, die praktisch nicht "falsch gemacht" werden können und die sich gegenseitig stützen und damit immer zu dem gewünschten Ergebnis führen. Dem Ergebnis, dass man alles mit ihrer Hilfe erklären kann. Man hat sich total immunisiert in einem Zirkel von Theorien, deren Gültigkeit man voraussetzt bzw. an die man glaubt. Man setzt voraus was zu zeigen ist und die Ergebnisse, die man durch diese Sichtweise bekommt (in Folge der Umdeutungen aller Phänomene so lange, bis sie in die Theorien passen) stärken wiederum die Theorie. Mehr ist das nicht.
Das besondere des menschlichen Lebens und Erlebens ist aber gerade all das, was aus der Reihe fällt und was "erlebt" wird. Anders gesagt: Das Erleben und das was wir unserem Erleben für eine Bedeutung geben, also das was wir nur in der Ichperspektive erfahren, ist der Schatz und zugleich bedarf jede Bedeutung und jeder Sinn einer Toleranz mit der Ichperspektive, ganz gegen diese kann eine in der objektiven Perspektive gewonnene Bedeutung nicht handlungswirksam werden und nur zu Unglück führen [Ein sehr angenehmer Zustand ist hingegen, den Sinn vorzufinden und das vielleicht auch garnicht bewußt, sondern einfach völlig sinnerfüllt zu leben, wie es vielleicht dem Dasein mancher Tiere aber auch mancher Menschen innewohnt]. Hier zeigt sich, was es heißt, dem Leben keinen persönlichen Sinn und dem Tun keine Bedeutung geben zu können und stattdessen Bedeutung in großen, alles erklärenden, dem Anschein nach wissenschaftlichen Theorien zu suchen: Es bedeutet, dass man seine ureigenste Ichperspektive hinterfragt und ihre Bedeutung leugnet.
Das tust du vielleicht, auf jeden Fall aber erlebst du das Spannungsverhältnis was sich ergibt, wenn subjektives Erleben in der ersten Person auf eine objektivierte (im Sinne von distanzierte) Perspektive trifft und man beide nicht einigermaßen friedlich und konfliktfrei vereinbaren kann. Die Ursache dafür, dass du das tust, hast du vermutlich schon genannt: Deine Unzufriedenheit mit deinen Erlebnissen, deinen Schmerz an dir selbst bzw. an dem Körper in dem dein Geist gefangen bzw. an den er gebunden ist, haben, so glaube ich, einfach dazu geführt, dass du diesen Erlebnissen ihre Bedeutung nimmst, dass du ihre Wirklichkeit, ihren Sinn objektivierst und damit zum verschwinden bringst. Und zwar auf eine Weise objektivierst, dass das Leben und Streben in der Ichperspektive geradezu lächerlich wirkt weil du es als fremdbestimmt (durch die Biologie) entlarvst und damit ein Grund gegeben ist, sich weniger mit dem eigenen Erleben zu identifizieren um in der Folge weniger daran zu leiden, weil es ebens eine Bedeutung und seinen Sinn verloren hat, weil dieses Streben sowieso determiniert ist und alles persönliche Unglück damit aus dem eigenen Verantwortlichkeitsbereich fällt. Weiterhin gehst du den nächsten Schritt und versuchst dadurch, dass du diese Zusammenhänge entschleiert hast, dich von diesem Leben, diesem fremdbestimmten Streben zurückzuziehen. Aber hier ist auch schon ein kleiner logischer Bruch: Wie soll, wenn doch alles auf Kopulation ausgerichtet (ich formuliere es stark: determiniert) ist, durch Denken und letztlich Wollen, ein Verzicht darauf erreicht werden können? Das ist ja unmöglich wenn nicht zugleich anderes gilt: Es ist nicht determiniert und auch anderes Wollen und Streben kann gewollt werden. Und auch so bist du ja an deine Ichperspektive gebunden und musst diesen spannungsreichen Zustand also erleben. Dein Dilemma ist, dass du die Ichperspektive eigentlich entwerten willst, aber du es erstens nicht kannst und zweitens es eigentlich andererseits wiederum nicht willst, weil sie gleichzeitig "alles" ist was du hast und weil nur sie die schönsten und tiefsten Befriedigungen ermöglicht (das siehst du ja auch). Das ist dein Konflikt. Es geht also darum, sie nicht zu entwerten sondern sie umzugestalten und auch deine objektive Perspektive von oben umzubestimmen, weg vom kruden Biologismus. Das ist möglich, denn der Biologismus hat diese ja auch noch nicht immer besetzt gehalten und genauso kann er auch wieder abgelöst werden.
Ich bin jetzt vielleicht weit vom Thema abgekommen aber eins ist glaube ich noch ganz wichtig. Wenn es dir gelingt, meinetwegen deiner theoretischen Arbeit oder anderen Tätigkeiten einen Sinn zu geben, dann kann das zum Beispiel so funktionieren, indem du von einer objektiven Perspektive aus siehst, dass du andere Menschen direkt oder indirekt durch deine Taten erfreuen kannst oder ihnen für sie Gutes tun kannst. Denn wie ich oben schrieb, in einer gesunden objektiven Perspektive achtet man das Wohlergehen anderer so wie das eigene (zumindest auf dieser Ebene; mit der Ichperspektive muß man dann freilich noch Kompromiße schließen, da man ohne diese gar nicht lebens- und handlungsfähig ist und diese auch selbst nach Erfüllung strebt). Und so betrachtet kann es erfüllend sein, wenigstens erfüllend hinsichtlich der Vernunft, auch für andere zu leben und ich möchte wetten, dass das, wenn du nicht zu sehr verkümmert bist, zudem in der Ichperspektive gute Gefühle hervorzaubert (in deinen Worten, dass das auch vom Glückszentrum belohnt wird und das vielleicht gar langfristiger). Die das Leben in beiderlei Hinsicht lebenswerter machen. Soweit die Theorie. Praktisch ist eine Veränderung dahingehend eine ganz schön schwere Aufgabe. Eine Lebensaufgabe.
Ich muss nicht leugnen, dass ich einen Überlebenstrieb habe und einen Geschlechtstrieb und dass es meinem Ich schmeichelt wenn mir jemand "verfallen" ist oder mit mir intim sein möchte, und trotzdem habe ich demgegenüber eine Distanzierungsmöglichkeit. Die erste besteht darin, daß mir das klar ist. Die zweite Stufe ist es, dass ich es bewerten kann. Die nächsthöhere Stufe ist, dass ich mich selbst wie von oben betrachten kann, dass ich mir selbst zumindest im Nachdenken über die Welt und mich selbst keinen privilegierten Platz einräumen muss, dass ich dort nur einer wie jeder andere bin. Anders gesagt, dass ich davon absehen kann, dass ich die eine besondere Person bin, auch wenn ich natürlich an diesen bestimmten Körper gebunden bin. Du fragst dich wahrscheinlich, warum ich so etwas schreibe, was ja in gewißer Weise banal ist aber zugleich doch wichtig: Ich schreibe es deswegen, weil diese unpersönliche Sicht auf die Welt etwas eröffnet, was einerseits Sinn vernichten kann aber andererseits neuen Sinn stiften kann. Sinn vernichten, wenn einem selbst deutlich wird, daß sein persönliches Glücksstreben praktisch von einem objektiven Standpunkt aus nicht wichtiger oder begründeter ist als der eines anderen Menschen (man kann das auch noch auf Tiere ausweiten aber das ist ein anderes Thema). Das kann dazu führen, dass man sein eigenes Wohlergehen relativiert oder im Extremfall gar den Sinn an seiner Einzelexistenz und das Interesse an allem was einem wichtig ist, verliert. Aber es kann auch dazu führen, dass man sich für das Wohlergehen anderer verstärkt einsetzt, da aus dieser objektiven Perspektive alle genauso wichtig sind wie man selbst und sich das zur Lebensaufgabe machen kann, allen, zumindest aber nach seinen Möglichkeiten denen bei denen man dies kann, zu helfen und ihnen Glück zu spenden. Natürlich hat man sich in diesem Falle davor zu hüten, sich ausnutzen zu lassen aber auch das ist wieder ein anderes Thema. Mir geht es nur darum zu zeigen, dass Sinn im Leben durchaus aufgespürt werden kann und dass diese Sichtweise eine Möglichkeit ist, diesen zu finden. Es ist natürlich auch möglich, dass man einfach so fühlt, dass einem das Wohlergehen anderer wichtig ist und in gewissem Rahmen fühlen das viele Menschen und sie handeln in bestimmtem Rahmen auch danach. Wenn der Sinn des Lebens nur darin bestünde zu kopulieren und seine Gene weiterzugeben und alles darauf reduzierbar wäre, müßte man auch sämtliche Freundschaften oder sämtliches Engagement für andere, das dem ersten Blick nach nichts mit der Steigerung der Kopulationsmöglichkeiten zu tun hat, als letztlich diese Chancen erhöhend entlarven, ob das bewußt oder unbewußt geschieht. Zuletzt würde man noch postulieren, dass immer, wenn Menschen sich ihr handeln anders erklären, sie einem Irrtum unterlaufen, weil Menschen auf der bewußten Ebene der Sprache eigentlich keine Verbindung zur biologisch determinierenden Ebene der Hirnprozesse etc. haben (an dieser Stelle würde man noch viele weitere Unklarheiten zu klären haben, aber das gehört jetzt auch nicht hierher; ein Einwurf: woher weiß ich, der ich ja garnichts über meine inneren Vorgänge weiß und sie nur irgendwie schöpfe und interpretiere, denn, dass meine dem Gehirn entstammende Intuition bezüglich des Biologismus, dann ausgerechnet wahr sein soll?). Man kann das versuchen, aber es ist nicht schwer, sich die Absurdität vorzustellen, die bei manchen dieser Versuche offenbar würde.
Natürlich könnte man eine biologische Doppelstrategie fahren: 1) Alles Handeln dient der Vermehrung der Kopulationschancen und der Chancen zur Fortpflanzung oder derjenigen seiner Angehörigen (also z.B. Kinder und Enkel). Und 2) zugleich wird unser Leben durch einen quasi deterministischen Selbsterhaltungstrieb angefeuert, selbst wenn wir persönlich keinen Sinn im Leben mehr hätten (man beachte auch, was die vorausgesetzte Wahrheit dieser Theorie über die erste Theorie, der Sinn sei die Fortpflanzung aussagt). Nimmt man dann noch dazu, dass 3) wir keinen subjektiven Zugang zu unseren Bestimmungsgründen haben und uns nur etwas vormachen wenn wir unseren Handlungen Sinn zusprechen (denn eigentlich ist ja insgeheim alles durch 1 und 2 bestimmt), so dürfte man für jedes Beispiel und für jede Situation die in der wirklichen Welt wirklichen Menschen wiederfährt (nicht nur sich selbst), das argumentative Rüstzeug haben, alles immer mit seinen 3 Theorien zu erklären. Aber wenn man dies tut, dann übersieht man, dass man 3 Theorien postuliert, die praktisch nicht "falsch gemacht" werden können und die sich gegenseitig stützen und damit immer zu dem gewünschten Ergebnis führen. Dem Ergebnis, dass man alles mit ihrer Hilfe erklären kann. Man hat sich total immunisiert in einem Zirkel von Theorien, deren Gültigkeit man voraussetzt bzw. an die man glaubt. Man setzt voraus was zu zeigen ist und die Ergebnisse, die man durch diese Sichtweise bekommt (in Folge der Umdeutungen aller Phänomene so lange, bis sie in die Theorien passen) stärken wiederum die Theorie. Mehr ist das nicht.
Das besondere des menschlichen Lebens und Erlebens ist aber gerade all das, was aus der Reihe fällt und was "erlebt" wird. Anders gesagt: Das Erleben und das was wir unserem Erleben für eine Bedeutung geben, also das was wir nur in der Ichperspektive erfahren, ist der Schatz und zugleich bedarf jede Bedeutung und jeder Sinn einer Toleranz mit der Ichperspektive, ganz gegen diese kann eine in der objektiven Perspektive gewonnene Bedeutung nicht handlungswirksam werden und nur zu Unglück führen [Ein sehr angenehmer Zustand ist hingegen, den Sinn vorzufinden und das vielleicht auch garnicht bewußt, sondern einfach völlig sinnerfüllt zu leben, wie es vielleicht dem Dasein mancher Tiere aber auch mancher Menschen innewohnt]. Hier zeigt sich, was es heißt, dem Leben keinen persönlichen Sinn und dem Tun keine Bedeutung geben zu können und stattdessen Bedeutung in großen, alles erklärenden, dem Anschein nach wissenschaftlichen Theorien zu suchen: Es bedeutet, dass man seine ureigenste Ichperspektive hinterfragt und ihre Bedeutung leugnet.
Das tust du vielleicht, auf jeden Fall aber erlebst du das Spannungsverhältnis was sich ergibt, wenn subjektives Erleben in der ersten Person auf eine objektivierte (im Sinne von distanzierte) Perspektive trifft und man beide nicht einigermaßen friedlich und konfliktfrei vereinbaren kann. Die Ursache dafür, dass du das tust, hast du vermutlich schon genannt: Deine Unzufriedenheit mit deinen Erlebnissen, deinen Schmerz an dir selbst bzw. an dem Körper in dem dein Geist gefangen bzw. an den er gebunden ist, haben, so glaube ich, einfach dazu geführt, dass du diesen Erlebnissen ihre Bedeutung nimmst, dass du ihre Wirklichkeit, ihren Sinn objektivierst und damit zum verschwinden bringst. Und zwar auf eine Weise objektivierst, dass das Leben und Streben in der Ichperspektive geradezu lächerlich wirkt weil du es als fremdbestimmt (durch die Biologie) entlarvst und damit ein Grund gegeben ist, sich weniger mit dem eigenen Erleben zu identifizieren um in der Folge weniger daran zu leiden, weil es ebens eine Bedeutung und seinen Sinn verloren hat, weil dieses Streben sowieso determiniert ist und alles persönliche Unglück damit aus dem eigenen Verantwortlichkeitsbereich fällt. Weiterhin gehst du den nächsten Schritt und versuchst dadurch, dass du diese Zusammenhänge entschleiert hast, dich von diesem Leben, diesem fremdbestimmten Streben zurückzuziehen. Aber hier ist auch schon ein kleiner logischer Bruch: Wie soll, wenn doch alles auf Kopulation ausgerichtet (ich formuliere es stark: determiniert) ist, durch Denken und letztlich Wollen, ein Verzicht darauf erreicht werden können? Das ist ja unmöglich wenn nicht zugleich anderes gilt: Es ist nicht determiniert und auch anderes Wollen und Streben kann gewollt werden. Und auch so bist du ja an deine Ichperspektive gebunden und musst diesen spannungsreichen Zustand also erleben. Dein Dilemma ist, dass du die Ichperspektive eigentlich entwerten willst, aber du es erstens nicht kannst und zweitens es eigentlich andererseits wiederum nicht willst, weil sie gleichzeitig "alles" ist was du hast und weil nur sie die schönsten und tiefsten Befriedigungen ermöglicht (das siehst du ja auch). Das ist dein Konflikt. Es geht also darum, sie nicht zu entwerten sondern sie umzugestalten und auch deine objektive Perspektive von oben umzubestimmen, weg vom kruden Biologismus. Das ist möglich, denn der Biologismus hat diese ja auch noch nicht immer besetzt gehalten und genauso kann er auch wieder abgelöst werden.
Ich bin jetzt vielleicht weit vom Thema abgekommen aber eins ist glaube ich noch ganz wichtig. Wenn es dir gelingt, meinetwegen deiner theoretischen Arbeit oder anderen Tätigkeiten einen Sinn zu geben, dann kann das zum Beispiel so funktionieren, indem du von einer objektiven Perspektive aus siehst, dass du andere Menschen direkt oder indirekt durch deine Taten erfreuen kannst oder ihnen für sie Gutes tun kannst. Denn wie ich oben schrieb, in einer gesunden objektiven Perspektive achtet man das Wohlergehen anderer so wie das eigene (zumindest auf dieser Ebene; mit der Ichperspektive muß man dann freilich noch Kompromiße schließen, da man ohne diese gar nicht lebens- und handlungsfähig ist und diese auch selbst nach Erfüllung strebt). Und so betrachtet kann es erfüllend sein, wenigstens erfüllend hinsichtlich der Vernunft, auch für andere zu leben und ich möchte wetten, dass das, wenn du nicht zu sehr verkümmert bist, zudem in der Ichperspektive gute Gefühle hervorzaubert (in deinen Worten, dass das auch vom Glückszentrum belohnt wird und das vielleicht gar langfristiger). Die das Leben in beiderlei Hinsicht lebenswerter machen. Soweit die Theorie. Praktisch ist eine Veränderung dahingehend eine ganz schön schwere Aufgabe. Eine Lebensaufgabe.
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