Übrigens.... Ich erlaube mir, hier in den nächsten Wochen meine Gedanken niederzuschreiben. Aus all diesen Texten werde ich versuchen, in den nächsten Wochen einen Brief zusammenzustellen, um mit ihr in Kontakt zu treten, sie zum Nachdenken anzuregen und wer weiss, vielleicht entsteht ja noch einmal was daraus...?
Liebe K.
Morgen ist es eine Woche her, seit du dich entschieden hast, unsere Beziehung zu beenden. Was ist seither passiert? Am Freitagabend war ich so leer, dass ich nicht mehr aus dem Haus gehen wollte. Diese Leere war aber immer noch besser als die grosse Ungewissheit, die ich eine ganze Woche ertragen musste. Wenn man im Ungewissen ist, kann man nur im Moment denken. Wenn aber eine Leere da ist, dann sieht man schon ein kleines Licht am Horizont und ich starre gebannt auf dieses Licht, dass sicherlich irgendwann wieder grösser wird.
Am Samstag ging ich dann richtig ab auf die Piste, ich soff von morgens halb elf bis Sonntagmorgen um halb drei, also knappe 16 Stunden lang! Am Sonntag war ich ebenfalls den ganzen Tag abgelenkt, ich war am Hockeymatch. Am Montag stürzte ich mich voll in die Arbeit und am Abend ging ich mit M. & L. ins Kino. Dort habe ich deine Freundin V. getroffen und zum ersten Mal seit der Trennung bekam ich eine kleinere Krise, weil sie mir sagte, dass es dir das Wochenende nicht besonders gut ging. Ich erkannte, dass nicht nur ich dich verloren habe, sondern du auch mich und es zeigt mir trotz allem, dass du unsere Beziehung nicht einfach von heute auf morgen vergessen kannst. Am Dienstag liess der Arbeitsrhythmus bereits wieder nach und am Abend im Kurs konnte ich mich kaum konzentrieren, erst recht ab dem Zeitpunkt, an dem dein SMS gekommen ist. Dieses SMS war so kalt, so gefühllos und es schmerzte mich, weil ich in diesem Moment das erste Mal einen Beweis erhielt, dass wir nicht mehr zusammen sind. Die folgende Nacht habe ich dementsprechend kaum geschlafen. Seit Mittwochmorgen geht’s mir aber wieder einigermassen, ich war fast 45 min joggen und das hat mir verdammt gut getan. Auch heute kann ich nicht unbedingt sagen, dass ich in einem riesigen Loch bin. Klar, ich wünschte, die Situation wäre nicht so, aber ich muss mich damit abfinden.
Ich habe mir seit Dienstag vorgenommen, mich vorerst nicht mehr bei dir zu melden, denn du musst nun einen Entscheid rechtfertigen und dich hinterfragen, ob er der richtige war. Nach wie vor klammere ich mich an einen Funken Hoffnung, dass ich dir ebenfalls so fehle, dass du uns die Chance auf einen Neuanfang geben wirst, doch daran wage ich momentan gar nicht zu denken. Ich liebe dich so, dass ich dir alle Zeit gebe, dass du dir deine Gedanken ordnen kannst. Von daher finde ich es gut, dass du (wenn auch erst nach meinem Drängen) die Beziehung beendet hast, weil eine Beziehung zu führen ohne Gefühle eine einzige Lüge ist.
A propos Gefühle: Ich stehe hier immer noch mit dutzenden Fragen, denn deine Erklärungsversuche letzten Freitag waren alles andere als klar für mich. Du hast gesagt, dass sich deine Gefühle geändert hätten. Diesen Schluss hast du daraus gezogen, weil du mich die Woche über nicht mehr richtig vermisst hast. Es zeigt mir aber trotzdem, dass du mit dir selber am Kämpfen bist, denn wie du mir auch schon gesagt hast, eigentlich lief unsere Beziehung ja super. Ich denke nicht, dass du von einem Tag auf den anderen nichts mehr empfunden hast, doch du weisst nicht, wie du diese Gefühle ordnen sollst, wenn du mich die Woche über nicht mehr bedingungslos vermisst hast.
Ich frage mich natürlich, was ich hätte anders machen können. Ich weiss es ehrlich gesagt immer noch nicht. Mir kommt es einfach so vor, dass ich dir in letzter Zeit einfach "langweilig" geworden bin. Du konntest dich 100% auf mich verlassen und nach einer gewissen Zeit, als du das merktest, hattest du nichts mehr zu kämpfen. Das ist doch eigentlich paradox, nicht? Jeder Mensch wünscht sich eine schöne und harmonische Beziehung, doch wenn dieser Zustand erst mal eingetreten ist, bekommen Menschen Angst vor ihrem eigenen Glück.
Ich hatte diese Krise auch einmal, weil man in solchen Glücksmomenten dazu neigt, Ängste zu entwickeln. Ängste, dass man plötzlich aus dem Traum gerissen werden könnte. Ängste, dass der Partner plötzlich verletzen könnte. Ich habe aber dieses Problem gelöst, weil ich erkannte, dass wir im Hier und Jetzt leben und dass man die Glücksmomente so lange geniessen soll, wie sie da sind.
Im Januar habe ich deutlich gemerkt, wie du dich von mir distanziert hast. Hätte ich darauf früher reagieren sollen? Hätte ich irgendwas Spontanes machen sollen, damit dein Feuer wieder zu brennen begann? Ich denke schon. Ich habe mich von dir mit der Bemerkung "hinhalten" lassen, dass es halt immer wieder solche Phasen gebe, wo es nicht so gut laufen würde. Deshalb habe ich nicht krampfhaft versucht, diesen eigentlich doofen Zustand zu verändern und habe dich gewähren lassen. Du hast mir immer wieder beteuert, dass du momentan wieder recht gerne im Ausgang seist und ich habe dir nie Steine in den Weg gelegt dabei, denn ich habe dir vertraut. Ich habe dir vertraut, dass wir uns nach der Fastnacht wiederum mehr Zeit füreinander nehmen würden und ich habe mich so extrem darauf gefreut. Doch in dieser Phase hast du begonnen, dich von mir zu entfernen. Habe ich dir in dieser Phase zu wenig Rückhalt gegeben Kerstin?
Ich frage mich dauernd, was du wohl dieses Wochenende machen wirst. Am Freitag und Samstagabend wirst du sicherlich mit deinen Kolleginnen irgendwo in einem Restaurant hocken wie üblich, denn Feste sind ja nicht gross. Aber was machst du den Samstag und den Sonntagnachmittag über? Wirst du zu Hause fernsehen? Wirst du mit deinen Eltern weggehen? Wirst du wiederum mit deinen Kolleginnen abmachen oder wirst du versuchen, deine Gedanken zu ordnen? Hast du bereits mit mir abgeschlossen und arbeitest an deinem Leben ohne mich? Fragst du dich manchmal, ob es einen Neubeginn geben kann?
Ich weiss, dass du noch nie einen Neubeginn gewagt hast. Du bist eine Frau, die sich extrem auf ihr Gefühl verlässt. Wenn du einen Entscheid getroffen hast, hast du nie zurückgeblickt, immer nur nach vorne und dein Leben dementsprechend gestaltet. Am letzten Freitag hattest du bereits einen Entscheid getroffen, als wir uns getroffen haben. Ich hätte noch stundenlang auf dich einreden können, doch du hast total abgeblockt und amchtest mir sogar Vorwürfe, weil du das Gefühl hattest, ich versuche dich zu überreden! Dies hätte aber auch keinen Sinn gehabt, denn es muss von dir die Bereitschaft ausgehen, es noch einmal zu versuchen. Ich kann und vor allem will dich nicht dazu überreden! Denn du bist extrem stur. Ja, stur! Ich habe diesen Charakterzug an dir immer geliebt und gewöhnlich haben wir trotzdem gute Kompromisse eingehen können. Doch hast du dich nicht schon einmal gefragt, ob dir deine Sturheit und dein Stolz Chancen verbauen könnten?
Einen Fehler machen ist eine Sache, einen Fehler eingestehen, braucht schon mehr Kraft, aber einen Schritt zurückzugehen, um einen Fehler zu korrigieren, braucht eine Menge Kraft und vor allem Ehrlichkeit mit sich selber. Bist du immer ehrlich gegenüber dir selber Kerstin? Ich darf nicht daran denken, was passiert, wenn du dir sagst, ja ich habe einen Fehler gemacht, aber zu stolz bist, ihn zu korrigieren. Ich hoffe, du stehst du deinen Fehlern. Fehler eingestehen, ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Kraft, von purer reiner Kraft!
Was bezwecke ich eigentlich mit diesem und den folgenden Briefen, die ich in de nächsten Zeit hier am PC für mich selber verfassen werde? Die Wunschvorstellung wäre natürlich, dass alles wieder wie in unseren glücklichen Tagen sein könnte. Dazu müssen aber beide bereit sein, am Neubeginn zu arbeiten und auf den anderen einzugehen. Deshalb wünsche ich mir nichts mehr, als dass wir uns neu kennen lernen dürfen! Wie zwei Fremde Personen aufeinander zugehen und versuchen, den anderen zu verstehen und sich für ihn zu verausgaben.
Doch sollte das nicht klappen, so helfen mir diese Briefe sicherlich, dich loszulassen und dir eine glückliche Zukunft zu wünschen. Vergessen kann ich dich nie, und mehr als eine flüchtige Freundschaft zu dir könnte ich ebenfalls nie aufbauen, denn dafür hast du mich zu sehr verletzt an letztem Freitag. Doch wenn du bereit bist für einen Neubeginn, so wird auch diese Wunde heilen, da bin ich mir sicher!
Wie findet ihr diesen Brief?