Guten Tag!
Meine Geschichte ist etwas kompliziert. Ich probiere, mich kurz zu fassen.
Ich schätze den freundlichen und respektvollen Ton hier im Forum, vielleicht habt ihr auch für mich einen Rat oder eine Einschätzung.
Vor gut zwei Monaten habe ich (49) meinen geliebten Vater (79) verloren. Wir hatten ein aussergewöhnlich gutes Verhältnis und der Verlust ist für mich sehr schmerzhaft. Nach einer OP gab es Komplikationen, schwere Hirnschäden, Koma, und dann letztlich im seinen Sinne die Einstellung der lebensverlängernden Maßnahmen. Das ist eine sehr heftige Erfahrung. Er war vor der OP zwei Monate krank. Ich habe das Beste gehofft und mich aber auf das Schlimmste eingestellt. Ich habe mich gut von ihm verabschieden können, wofür ich sehr dankbar bin.
Genau in der Zeit, als mein Vater krank war, und ich mir große Sorgen um ihn gemacht habe, ist mir eine Frau (46) über den Weg gelaufen, nennen wir sie Nicole, in die ich mich vom Fleck weg heftig verliebt habe. Das ist bald vier Monate her. Wir verstehen uns sehr gut, auch vom Humor her, haben eine ähnliche Lebenseinstellung, schätzen ähnliche Freizeitaktivitäten... Schon beim dritten Date hat sie ihren Jungen (6) mitgebracht. Auch den habe ich gleich in mein Herz geschlossen und er hat mich auch gern. Seitdem treffen wir uns regelmäßig, meist zwei oder drei mal die Woche. Immer wieder auch mit dem Jungen, was ich immer besonders schön finde. Ich spiele mit dem Jungen, lese vor, wir essen gemeinsam Abendbrot. Wir haben den Jungen auch schon ein paar mal zusammen ins Bett gebracht. Das ist super schön. Sie ist Single, der Vater des Jungen lebt im selben Stadtteil, sie wechseln sich ab mit der Betreuung.
Zum Hintergrund ist es wichtig zu wissen: Ich bin die meiste Zeit meines Lebens zufriedener Single gewesen, bin in meinen beruflichen Tätigkeiten und meinen privaten Interessen voll aufgegangen. Ich bin selbstständig. Beziehungen haben nie länger als drei Jahre gehalten. In den letzten Jahren ist mir durch diverse Erlebnisse klar geworden, dass ich bestimmte Bedürfnisse und Ängste komplett ausgeblendet habe. Das klingt jetzt ein bisschen heftig, aber so richtig kapiert, dass es Liebe gibt, und was das eigentlich ist, habe ich erst jetzt. Also ob meine "Liebe" zur Arbeit ein Schutzpanzer gewesen wäre. Und der war schon recht brüchig und wackelig. Und Nicole hat ihn zum Einsturz gebracht. Plötzlich kann ich mir vorstellen, eine Familie zu haben. Plötzlich erscheint mir mein maximal freies Singleleben schal und langweilig.
Es ist auch so, dass ich zwar vielerlei Talente habe. Aber - auch mangels Erfahrung und aus Unsicherheit - gehört Flirten und Verführen nicht dazu. Ich habe mich zwar heftig um sie bemüht und tue es noch, aber eben "nur" auf der Ebene, dass ich mich sehr fürsorglich und zugewandt verhalten habe, zugehört, nachgefragt, lecker gekocht, Geschenke gemacht, Blumen mitgebracht, auch mal gesagt, wie gut es mir tut, mit ihr und auch mit dem Kind Zeit zu verbringen... Aber eben mich ansonsten sehr zurückgehalten. So peinlich mir das ist: ich bin fast 50 und in Sachen Flirt und Verführung so unbeholfen wie ein unsicherer Teenager.
Vor 6 Wochen habe ich all meinen Mut zusammengenommen, und ihre Hand genommen. Ihre Reaktion war verhalten positiv. Wir sind nicht darüber hinaus gegangen. Ich habe mich nicht mehr getraut. Das war für mich schon eine unglaubliche Leistung. Ich war schon immer schüchtern, aber so schlimm war es noch nie!!! Ich war auch noch nie so sehr verliebt und habe mich auch noch nie so verletzlich gefühlt, zumindest im Erwachsenenalter.
Vor 4 Wochen dann noch mal maximaler Mut: Ich habe ihr endlich gesagt, wie schlimm ich in sie verliebt bin. Ihre Reaktion war kurz gesagt: Dass ihr das schon klar war, dass sie mich auch sehr schätzt und sich wohl fühlt in meiner Nähe, dass sie aber nicht "Feuer und Flamme" für mich ist. Ich habe sie dann gebeten, wenn sie meint, dass ich mit meinen Gefühlen auf dem Holzweg bin, mir das klar zu sagen. Sie meinte, dass sie das beim besten Willen nicht sagen kann. Also ein klares Jein.
Sie hat auch noch ein paar weitere bemerkenswerte Sachen gesagt: Dass sie keine Zweifel daran hat, dass ich es "hinkriegen" würde, meinen Platz in ihrer Familie zu finden – das ist also nicht das Thema. Und dass sie in der Vergangenheit oft am Anfang "Feuer und Flamme" war, es dann aber allzu oft nur ein "Strohfeuer" gewesen sei, und es ja auch einmal anders herum laufen könnte. Sie meinte auch, dass sie es mit mir nicht einfach "ausprobieren" möchte, um mich nicht zu verletzen, wenn es nicht "funktioniert". Hmmm. Ich würde es ja gern darauf ankommen lassen.
EDIT: Sie meinte weiterhin, dass sie mir dankbar sei, dass ich ihr nicht "die Pistole auf die Brust gesetzt habe", und dass ich "das gut gemacht habe", also mein Liebesgeständnis... Und ich habe gesagt, dass ich mir meiner Gefühle 100% sicher bin, daran glaube und Zeit habe.
Seitdem läuft alles genau wie vorher. Wir treffen uns oft, auch mit dem Jungen... Es geht nicht vor und nicht zurück. Ich hatte mir erhofft, mit einem Liebesgeständnis freier agieren zu können, mal ein etwas deutlicheres Kompliment zu machen oder so ...aber im Gegenteil bin ich von der Situation eingeschüchtert und verunsichert. Ich weiß nicht, soll ich warten, mich was trauen, was ich mich ja doch nicht traue... Ihr dürft nicht vergessen, ich bin auch immer noch sehr in Trauer. Der Winter, Corona, liegengebliebene Arbeit etc. macht mir einfach schwer zu schaffen.
Es gibt noch sehr viel mehr zu dem Thema zu schreiben, ich schicke das erst einmal ab und freue mich auf eure Fragen und Kommentare
Danke für die Aufmerksamkeit und herzliche Grüße
Kaffeetrinker
Meine Geschichte ist etwas kompliziert. Ich probiere, mich kurz zu fassen.
Ich schätze den freundlichen und respektvollen Ton hier im Forum, vielleicht habt ihr auch für mich einen Rat oder eine Einschätzung.
Vor gut zwei Monaten habe ich (49) meinen geliebten Vater (79) verloren. Wir hatten ein aussergewöhnlich gutes Verhältnis und der Verlust ist für mich sehr schmerzhaft. Nach einer OP gab es Komplikationen, schwere Hirnschäden, Koma, und dann letztlich im seinen Sinne die Einstellung der lebensverlängernden Maßnahmen. Das ist eine sehr heftige Erfahrung. Er war vor der OP zwei Monate krank. Ich habe das Beste gehofft und mich aber auf das Schlimmste eingestellt. Ich habe mich gut von ihm verabschieden können, wofür ich sehr dankbar bin.
Genau in der Zeit, als mein Vater krank war, und ich mir große Sorgen um ihn gemacht habe, ist mir eine Frau (46) über den Weg gelaufen, nennen wir sie Nicole, in die ich mich vom Fleck weg heftig verliebt habe. Das ist bald vier Monate her. Wir verstehen uns sehr gut, auch vom Humor her, haben eine ähnliche Lebenseinstellung, schätzen ähnliche Freizeitaktivitäten... Schon beim dritten Date hat sie ihren Jungen (6) mitgebracht. Auch den habe ich gleich in mein Herz geschlossen und er hat mich auch gern. Seitdem treffen wir uns regelmäßig, meist zwei oder drei mal die Woche. Immer wieder auch mit dem Jungen, was ich immer besonders schön finde. Ich spiele mit dem Jungen, lese vor, wir essen gemeinsam Abendbrot. Wir haben den Jungen auch schon ein paar mal zusammen ins Bett gebracht. Das ist super schön. Sie ist Single, der Vater des Jungen lebt im selben Stadtteil, sie wechseln sich ab mit der Betreuung.
Zum Hintergrund ist es wichtig zu wissen: Ich bin die meiste Zeit meines Lebens zufriedener Single gewesen, bin in meinen beruflichen Tätigkeiten und meinen privaten Interessen voll aufgegangen. Ich bin selbstständig. Beziehungen haben nie länger als drei Jahre gehalten. In den letzten Jahren ist mir durch diverse Erlebnisse klar geworden, dass ich bestimmte Bedürfnisse und Ängste komplett ausgeblendet habe. Das klingt jetzt ein bisschen heftig, aber so richtig kapiert, dass es Liebe gibt, und was das eigentlich ist, habe ich erst jetzt. Also ob meine "Liebe" zur Arbeit ein Schutzpanzer gewesen wäre. Und der war schon recht brüchig und wackelig. Und Nicole hat ihn zum Einsturz gebracht. Plötzlich kann ich mir vorstellen, eine Familie zu haben. Plötzlich erscheint mir mein maximal freies Singleleben schal und langweilig.
Es ist auch so, dass ich zwar vielerlei Talente habe. Aber - auch mangels Erfahrung und aus Unsicherheit - gehört Flirten und Verführen nicht dazu. Ich habe mich zwar heftig um sie bemüht und tue es noch, aber eben "nur" auf der Ebene, dass ich mich sehr fürsorglich und zugewandt verhalten habe, zugehört, nachgefragt, lecker gekocht, Geschenke gemacht, Blumen mitgebracht, auch mal gesagt, wie gut es mir tut, mit ihr und auch mit dem Kind Zeit zu verbringen... Aber eben mich ansonsten sehr zurückgehalten. So peinlich mir das ist: ich bin fast 50 und in Sachen Flirt und Verführung so unbeholfen wie ein unsicherer Teenager.
Vor 6 Wochen habe ich all meinen Mut zusammengenommen, und ihre Hand genommen. Ihre Reaktion war verhalten positiv. Wir sind nicht darüber hinaus gegangen. Ich habe mich nicht mehr getraut. Das war für mich schon eine unglaubliche Leistung. Ich war schon immer schüchtern, aber so schlimm war es noch nie!!! Ich war auch noch nie so sehr verliebt und habe mich auch noch nie so verletzlich gefühlt, zumindest im Erwachsenenalter.
Vor 4 Wochen dann noch mal maximaler Mut: Ich habe ihr endlich gesagt, wie schlimm ich in sie verliebt bin. Ihre Reaktion war kurz gesagt: Dass ihr das schon klar war, dass sie mich auch sehr schätzt und sich wohl fühlt in meiner Nähe, dass sie aber nicht "Feuer und Flamme" für mich ist. Ich habe sie dann gebeten, wenn sie meint, dass ich mit meinen Gefühlen auf dem Holzweg bin, mir das klar zu sagen. Sie meinte, dass sie das beim besten Willen nicht sagen kann. Also ein klares Jein.
Sie hat auch noch ein paar weitere bemerkenswerte Sachen gesagt: Dass sie keine Zweifel daran hat, dass ich es "hinkriegen" würde, meinen Platz in ihrer Familie zu finden – das ist also nicht das Thema. Und dass sie in der Vergangenheit oft am Anfang "Feuer und Flamme" war, es dann aber allzu oft nur ein "Strohfeuer" gewesen sei, und es ja auch einmal anders herum laufen könnte. Sie meinte auch, dass sie es mit mir nicht einfach "ausprobieren" möchte, um mich nicht zu verletzen, wenn es nicht "funktioniert". Hmmm. Ich würde es ja gern darauf ankommen lassen.
EDIT: Sie meinte weiterhin, dass sie mir dankbar sei, dass ich ihr nicht "die Pistole auf die Brust gesetzt habe", und dass ich "das gut gemacht habe", also mein Liebesgeständnis... Und ich habe gesagt, dass ich mir meiner Gefühle 100% sicher bin, daran glaube und Zeit habe.
Seitdem läuft alles genau wie vorher. Wir treffen uns oft, auch mit dem Jungen... Es geht nicht vor und nicht zurück. Ich hatte mir erhofft, mit einem Liebesgeständnis freier agieren zu können, mal ein etwas deutlicheres Kompliment zu machen oder so ...aber im Gegenteil bin ich von der Situation eingeschüchtert und verunsichert. Ich weiß nicht, soll ich warten, mich was trauen, was ich mich ja doch nicht traue... Ihr dürft nicht vergessen, ich bin auch immer noch sehr in Trauer. Der Winter, Corona, liegengebliebene Arbeit etc. macht mir einfach schwer zu schaffen.
Es gibt noch sehr viel mehr zu dem Thema zu schreiben, ich schicke das erst einmal ab und freue mich auf eure Fragen und Kommentare
Danke für die Aufmerksamkeit und herzliche Grüße
Kaffeetrinker
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