Entschuldigung für den krassen Titel, aber ich denke das ist die richtige Beschreibung für die Art und Weise, wie der wichtigste Mensch meines Lebens von mir gegangen ist...
Es fällt mir nicht leicht, das alles aufzuschreiben, da es sich um das bitterste Kapitel handelt, das ich bisher erleben musste. Aber es interessiert mich einfach, was andere darüber denken. Ich hab jetzt eine Weile in diesem Forum gelesen und finde es einfach toll, dass es so viele liebe Menschen wie euch gibt, die anderen in solch schwierigen Zeiten Trost und Halt geben.
Ich habe mich jetzt auch entschlossen, mich zu registrieren und meine Geschichte zu erzählen.
Ich habe beim Aufschreiben versucht, mich so kurz wie möglich zu fassen, habe dann aber gemerkt, dass es nicht geht. Zu lange war die Zeit, zu wichtig erscheinen mir viele Dinge, um alles im Gesamten betrachten zu können. Vielleicht schafft es ja wirklich jemand, alles bis zum Schluss zu lesen. Falls nicht, ist es immerhin für mich eine Gelegenheit, alles zu rekapitulieren.
Ich (weiblich, 26) lernte meinen Exfreund im Sommer 2002 in einem Internetforum kennen. Ich war damals 17 Jahre alt und Schülerin. Er war 19 und ebenfalls noch Schüler. Er kam aus Deutschland, ich aus Österreich, wir wohnten genau 475 Kilometer auseinander. Es war meine erste Beziehung und für ihn war es auch die erste (ok, er hatte kurz davor etwas mit einer anderen, aber nur sehr kurz und nur "online", sie haben sich nie getroffen).
Er schrieb mich an, weil ihm die Art wie ich schrieb gefiel. Wir waren uns gleich sympathisch und chatteten dann mehrere Monate lang jeden Tag. Wir wurden gute Freunde. Bis irgendwann von ihm die Idee bzw. der Wunsch forciert wurde, sich mal zu treffen. Gesagt getan, an einem Wochenende im August besuchte er mich, wir hatten die Wohnung für uns allein, weil meine Eltern noch auf Urlaub waren.
Wir küssten uns zum ersten Mal, als wir Herr der Ringe, Teil 1, anschauten, bei der Szene in Moria.
Es funkte, und ab da waren wir zusammen.
Mir war sehr mulmig zumute, weil ich nicht sicher war, ob ich eine Fernbeziehung eingehen wollte, über eine so große Distanz und dann auch noch als Schülerin mit wenig finanziellen Mitteln für regelmäßige Treffen.
Doch unsere Liebe war stark genug. Wir schafften es irgendwie, uns ca. einmal im Monat zu sehen. Die Abschiede waren immer die Hölle auf Erden und man lebte eigentlich nur noch bis zum nächsten Wiedersehen. Es war eine sehr intensive Zeit. Das ging fast 2 Jahre lang so.
Wir waren von Anfang bis zum Schluss zwei sehr "kuschelige" Menschen, wir hingen ständig aufeinander und alle fanden, wir wären so ein liebes Paar. Wir versprachen uns, für immer zusammen zu bleiben. Er sagte mir, er wolle niemals einer anderen gehören. Wir häuften unzählige Kuscheltiere an (unser "Zoo"), hatten unzählige Spitznamen füreinander und einen sehr liebevollen Umgang von beiden Seiten.
Im Sommer 2004 war ich mit der Schule fertig, und er mit dem Zivildienst. Die Weichen für unsere Leben wurden also neu gestellt und wir waren uns sicher, dass wir ab jetzt zusammen sein wollten, und zwar für immer. Nur wo? Keiner wollte gern von zuhause weg.
Wir bewarben uns bei mir zuhause, bei ihm zuhause und in der Mitte und ließen das Schicksal entscheiden.
Er bekam eine Ausbildungsstelle in Frankfurt und ich einen Studienplatz in der Nähe seines Heimatortes. Damit war die Entscheidung quasi gefallen.
Es war jedoch sehr schwierig für mich, meine Heimat aufzugeben, weil meine Mutter mir ziemlichen Druck machte, dass ich doch nicht von ihr weg ziehen könne. Da meine ältere Schwester ihren Mann ebenfalls im Internet kennen gelernt hatte und 800 km weit weg wohnt, wollte sie ihre zweite Tochter nicht auch noch verlieren.
Aber ich musste eine Entscheidung treffen, und ich entschied mich für ihn, weil er das wichtigste in meinem Leben war.
Wir wohnten bei seinen Eltern im Haus, die extra für uns ihren Dachboden zu einer Wohnung umgebaut hatten. Ich bin also quasi vom einen ins andere Elternhaus gezogen, könnte man sagen...
Ich fing an, Soziale Arbeit zu studieren. Ich hatte anfangs große Angst davor...ein anderes Land, neue Umgebung, keine Freunde, und das Studium traute ich mir sowieso nicht richtig zu. Aber ich schaffte es. Ich bekam gute Noten und gewann mehr Selbstvertrauen.
Er machte seine Ausbildung, die ihm ziemlich gut gefiel.
Wir waren glücklich, dass wir nun endlich zusammen wohnten. Der Umstellung von Fernbeziehung auf "Nahbeziehung" hat bei uns tadellos funktioniert. Langfristig gesehen war unser Plan: Wir machen beide erstmal unsere Ausbildungen fertig, danach denken wir dann ans Heiraten und Kinderkriegen. Wir waren uns beide einig, dass wir mal Kinder wollen.
In seiner Familie herrschte und herrscht immer noch ein sehr enges Familienleben. Seine zwei Schwestern haben je einen Mann und 3 Kinder, und beide wohnen im gleichen Ort. Jeden Samstag kamen alle zum Frühstücken, jeden Sonntag alle zu Mittagessen (das waren dann, inkl. uns 14 Mann!) , unter der Woche oft nachmittags kam eine der Schwestern mit Kindern zu Kaffee und Kuchen, oft auch Vormittags zum Frühstück, und fast jede Nacht schlief eines der Enkelkinder in dem ehemaligen Kinderzimmer meines Exfreundes.
Man kann also wirklich sagen, dass es einen ziemlichen Trubel dort gab, was ja normal ist mit Kindern. Nur war es eben für mich, die in ihrer eigenen Familie die jüngste war und ohne jüngere Kinder oder gleichaltrige Geschwister aufgewachsen ist, etwas ungewohnt. Oft habe ich mich dann dem samstäglichen Frühstück auch entzogen, weil es für mich einfach zu krass war, kurz nach dem Aufstehen in so großer, gesprächiger und turbulenter Runde zu frühstücken. (Ich muss auch sagen, dass ich meine Studentenzeit ziemlich genossen habe, was das lange schlafen anbelangt).
Ich habe jeden einzelnen seiner Familie gern gemocht, war gern mit ihnen zusammen, nur irgendwann hab ich dann auch wieder meine Ruhe gebraucht und bin in unsere Wohnung hoch gegangen.
Warum ich das extra erwähne, wird sich später noch zeigen.
Im Sommer 2005 fing ich an, vom einen auf den anderen Tag regelmäßig Sport zu machen. Ich war, je älter ich geworden war, immer dicker geworden, und ich wollte diesen Teufelskreis stoppen. Ich hatte genug Disziplin, um es durchzuhalten. Ich nahm dauerhaft 10 Kilo ab (mittlerweile sogar 15) und fühlte mich einfach super in meinem Körper. Meinem Freund gefiel es sehr. Er ließ sich sogar anstecken, so dass das Radfahren zu unserem gemeinsamen Hobby wurde. Wir kauften uns richtig gute Räder und unternahmen bis zum Schluss viele schöne Touren zusammen.
Obwohl ich Heimweh hatte, war ich glücklich in Deutschland. Ich hatte mich eigentlich so gut wie damit abgefunden, dort zu bleiben.
Wäre nicht meine Mutter gewesen, die mir wirklich ständig, ob direkt oder auf der Psychoschiene, ein schlechtes Gewissen einredete, weil ich sie quasi "verlassen" habe. Mich nervte das sehr, gleichzeitig war ich nicht stark genug, ihr klipp und klar zu sagen, dass sie sich damit abfinden soll. Weil ich natürlich auch Heimweh hatte und sie mir leid tat...
Das Ende des Studiums nahte, und ich sollte im Anschluss ein Anerkennungsjahr machen. Meine Mutter gab mir Tipps, wie und wo ich zuhause in Österreich etwas finden könne. Ich bewarb mich und bekam promt eine sehr interessante Stelle. Die Aussicht, wieder nach Hause zu gehen, eine sichere Stelle anzutreten die mich auch interessierte, war sehr verlockend. Zumal es in Deutschland sehr schwierig war, etwas zu finden...
Ich sprach mit meinem Freund darüber. Er hatte mittlerweile seine Ausbildung fertig und war von seinem Betrieb übernommen worden. Es gefiel ihm gut dort, obwohl er sich auch überlegte, ob er nicht auch noch studieren soll...
Er willigte dann ein, mit mir nach Österreich zu kommen, obwohl es wirklich sehr schwer für ihn war, seinen sicheren Job und auch seine Familie, mit der er emotional eng verbunden war, aufzugeben.
Er tat es für mich, weil er mich liebte und bei mir sein wollte. Er hat mir quasi das gleiche Geschenk gemacht, das ich ihm 3 Jahre zuvor gemacht hatte.
Wir fingen also nochmal neu an in Österreich. Wir bezogen unsere erste eigene Wohnung und richteten sie gemütlich ein. Wir wohnten in einer größeren Wohnsiedlung, wo auch viele Kinder wohnen. Dementsprechend laut geht es oft draußen zu, wenn sie spielen, so dass ich ab und zu das Fenster zumachte, um es ruhig zu haben (wieder: der Grund warum ich das erwähne, kommt später...)
Ich fing an zu arbeiten, traute mir wie immer anfangs gar nichts zu, aber Schritt für Schritt wurde ich immer selbstbewusster.
Er fing ein Studium in der Nähe meines Heimatortes an, welches ihm sehr gut gefiel. Er hatte richtig viel Spaß dabei und er schien den richtigen Weg für sich gefunden zu haben. Er fand auch viele neue Freunde an der Fachhochschule, was mich sehr freute, weil es sein großes Heimweh etwas minderte.
Wir lebten von dem was ich verdiente und von seinem Bafög. Außerdem erhielt er noch etwas Unterstützung von seinen Eltern.
Wir hatten eine so schöne Zeit. Wir waren für uns allein, wir waren unabhängig, konnten uns ein bisschen etwas leisten. Wir gingen unseren gemeinsamen Hobbies nach: wir liebten beide Kino, Filme und Serien, fuhren gerne Fahrrad miteinander und kauften uns Anfang 2008 einen lieben Goldhamster, den wir Buffy tauften. Buffy war fast wie unser Kind, wir behandelten sie so gut wie wahrscheinlich kaum jemand sonst einen Hamster behandelt. Wir opferten einiges von unserer ziemlich kleinen Wohnung für eine richtig große "Hamstervilla“, studierten stundenlang verschiedenste Hamster-Ratgeber und taten auch sonst alles, damit es Buffy gut ging.
Als Ausgleich für die Gemeinsamkeiten hatte auch jeder seine eigenen Hobbies, ich meine Musik und er sein Fußball, Formel 1 und die Playstation.
Wir hatten eigentlich alles, was man sich wünschen kann.
Außer vielleicht einen gemeinsamen Freundeskreis. Was sich aber natürlich durch die zwei Länderwechsel auch schwierig gestaltete, sich langfristig etwas stabiles aufzubauen.
Im Nachhinein merke ich aber, wie wichtig es gewesen wäre, und zwar von beiden Seiten, sich in dieser Hinsicht mehr zu bemühen.
Anfang 2009 fing er an, davon zu sprechen, dass er ein Auslandssemester in Finnland machen wolle. Natürlich war ich nicht wirklich begeistert beim Gedanken, für mehrere Monate von ihm getrennt zu sein. Viele Menschen sagten zu mir: "Was, du lässt ihn das wirklich machen? Ich könnte das nicht." Ja, ich ließ es ihn machen. Ich wollte ihm diese Lebenserfahrung nicht nehmen, wenn es wirklich sein Wunsch war. Ich wollte nicht, dass später eventuell Vorwürfe kamen, a la "wegen dir konnte ich damals kein Auslandssemester machen".
Er ging also nach Finnland, studierte dort und lernte unzähligen Menschen aus der ganzen Welt kennen. Mit ihnen machte er natürlich ordentlich Party und viele Ausflüge. Wir chatteten jedoch fast jeden Abend, oft ließ er auch die Webcam eingeschaltet, so dass ich ihm beim Einschlafen zusehen konnte. Ich vermisste ihn sehr und er schrieb mir immer wieder in seiner lieben Art, dass er mich auch vermisst. Einmal besuchte ich ihn für eine Woche und wir hatten eine schöne Zeit.
Leider war unser Hamster Buffy mittlerweile gestorben, was uns unendlich traurig machte. Gleich nach meiner Rückkehr aus Finnland holte ich einen weiteren Hamster, den wir Merlin tauften.
Zu Weihnachten 2009 sollte er endlich aus Finnland wiederkommen. Ich freute mich so sehr, ihn endlich wieder bei mir zu haben. Es würden schöne Weihnachten werden - dachte ich.
Er kam wieder und war total komisch. Er redete kaum etwas, war sehr in Gedanken versunken und in ziemlich melancholischer Stimmung. Ich fragte ihn mehrmals, was los sei. Er meinte, er würde eben seine Freunde aus Finnland so vermissen. Und er sagte dann auch, dass es schwierig sei, sich wieder an dieses "alte" Leben zu gewöhnen.
Ich sagte zu ihm, dass dies aber das "richtige" Leben sei, und dass das Leben nicht nur aus locker studieren und Party machen besteht...
Er hatte an diesen Weihnachten auch immer sein Handy dabei und ließ es nicht aus den Augen. Einmal sah ich, dass er eine neue sms von einer gewissen "V...." bekommen hatte, las sie aber nicht. Ich frage ihn, ob er eine andere kennen gelernt hätte. Er sagte nein.
Im Januar meinte er, er wollte noch einmal nach Finnland fliegen, da er noch etwas Ferien hatte. Er wolle noch einmal seine Freunde dort besuchen.
Ich sagte nein. Ich wollte es nicht. Ich hatte so lange auf ihn gewartet und jetzt wollte ich nicht mehr, dass er geht, rein schon aus finanziellen Gründen.
Er tat es trotzdem. Er buchte einfach einen Flug ohne mein Einverständnis. Ich war sauer, aber er beschwichtigte mich, tröstete mich, es sei ja nur eine Woche. Schrieb mir während er dann oben war viele liebevolle sms, u.a. dass er sich freue bald wieder bei mir zu sein.
Als er dann wieder da war, war er immer noch ziemlich komisch. Es gab lauter kleine Anzeichen, die mich stutzig machten, auch, dass er seinen Laptop auf einmal mit einem Passwort geschützt hatte.
Er verneinte die Frage, ob er eine andere habe, immer wieder. Aber ich ließ nicht locker, bohrte immer weiter, da ich einfach spürte, dass etwas nicht in Ordnung war. Schließlich gab er zu, dass er in Finnland eine Chinesin kennen gelernt hätte (die ebenfalls dort ein Auslandssemester machte) und diese eine Woche bei ihr verbracht hätte. Sie hätten sich geküsst, aber nicht miteinander geschlafen.
Als Gründe gab er an, dass ich nunmal seine erste Freundin gewesen sei und dass er unsicher wäre, ob ich wirklich mit ihm Kinder wolle. Außerdem sagte er, dass die Leidenschaft nachgelassen habe und dass er das in unserer Beziehung vermisst hätte. (Zumindest letzteres hätte er ja mal vorher erwähnen können…und sich nicht gleich einer anderen zuwenden…). Er sagte sogar, dass er angefangen habe, ein bisschen Chinesisch zu lernen – er, der sich sonst überhaupt nicht für Fremdsprachen interessierte.
Für mich brach eine Welt zusammen. Niemals hätte ich damit gerechnet, dass er untreu sein könnte. Aber es war passiert.
Nachdem er es mir gestanden hatte, weinte er die ganze Nacht, er hielt mich in den Armen und wollte mich gar nicht mehr los lassen. Noch am Morgen war er so fertig, dass er nicht aufstehen wollte. Ich sah, dass er es aus tiefstem Herzen bereute.
Es gibt ja unterschiedliche Meinungen zu dem Thema, ob man Fremdgehen verzeihen kann/soll. Ich habe es ihm verziehen...für mich kam es gar nicht in Frage, auch nur im Entferntesten an eine Trennung zu denken. Ich liebte meinen Freund und für mich wäre es das Schlimmste gewesen, ihn zu verlieren. Die Sache mit der Chinesin war erledigt. Er hatte sie bei Facebook nicht mehr als Freundin und auch nicht mehr im Handy gespeichert (Während der nächsten Monate kontrollierte ich auch öfters sein Handy und fand keine Spuren von ihr).
Ich ging zu meiner Frauenärztin und ließ mir eine neue Pille verschreiben, um bei mir die Lust etwas zu erhöhen, was – laut meiner Ansicht jedenfalls – auch wirkte. Zwar keine Wunder, aber ich merkte schon eine Verbesserung.
Irgendwann sagte er dann, er wolle an den Bachelor noch den berufsbegleitenden Master dranhängen, das bedeutete noch 2 weitere Jahre Studium. Ich sagte ihm, dass ich damit nicht glücklich bin, weil ich eigentlich darauf gewartet hatte, dass er anfängt zu arbeiten. Mein Plan wäre gewesen, dass wir uns 2, 3 schöne Jahre machen wo wir es uns auch finanziell mal richtig gut gehen lassen können, und dann langsam ans Kinder kriegen denken können. Er beschwichtigte mich, dass er doch mit einem Master-Abschluss gleich um einiges mehr verdienen würde, was ja auch von Vorteil wäre, wenn wir eine Familie gründen würden. Ich willigte wieder ein. Wieder wollte ich ihm seine Pläne nicht verbauen.
Die Zeit im Jahr 2010 war nicht immer einfach. Es war mir bewusst, dass unsere Beziehung wegen seinem Fremdgehen einen Knacks hatte, der sich nie mehr rückgängig machen ließ. Eine furchtbar bittere Erkenntnis. Jedes mal wenn ich die Worte Finnland oder China hörte, fiel mir alles wieder ein...ich besprach dies mit meiner Supervisorin, weil ich nicht wusste, wie ich langfristig damit klarkommen sollte. Sie meinte, ich müsse unbedingt mit ihm ein klärendes Gespräch führen, wie es mit unserer Zukunft weitergeht, ob sich unsere Pläne noch decken, ob Deutschland oder Österreich, etc. Dies tat ich noch am gleichen Abend und unser Gespräch gab mir keinen Anlass zur Sorge, wir hatten noch die Selben Vorstellungen. Ich war beruhigt und das Leben nahm seinen gewohnten Gang. Er verhielt sich normal, schickte liebevolle sms und E-Mails wie eh und je.
Im Juli, während der Fußball WM, stellte ich meinen Desktop-Hintergrund auf ein Bild von Lionel Messi um. Als er das sah, fing er aus heiterem Himmel wieder ganz bitterlich an zu weinen. Er rückte damit heraus, dass Lionel Messi der Lieblingsspieler von eben jener Chinesin gewesen sei. Alles kam nun wieder in ihm hoch. Er hielt mich wieder in den Armen und wollte mich nicht mehr loslassen. Stundenlang weinte er und konnte sich nicht beruhigen. Er sagte da auch Dinge wie: "Ich habe dich gar nicht verdient"...er hatte ein sehr schlechtes Gewissen. Ich sagte ihm, dass es okay sei und wir doch zusammen wären und alles in Ordnung sei...
Er hatte dann Ferien und verbrachte die Wochen bei sich zuhause in Deutschland. Er wollte jeden Tag mit mir skypen. Originalzitat: "Ich muss jeden Tag einmal mit meiner Maus sprechen, sonst bin ich nur unglücklich". Es war ihm sogar ein Bedürfnis, mich morgens mit dem Handy aufzuwecken. Er betonte stets, wie sehr er mich vermisste.
Natürlich war ich sehr glücklich in dieser Zeit...da mir mein geliebter Freund seine Liebe so sehr zeigte und mir das Gefühl gab, dass er glücklich mit mir war. Ich hatte dann Urlaub, fuhr dann ebenfalls nach Deutschland für ca. 2 Wochen, wo wir eine schöne freie Zeit miteinander verbrachten. Wir kauften Fußballschuhe und spielten Fußball, gingen ins Kino, gingen essen,...wie immer einfach.
In dieser Zeit äußerte er auch die Idee, dass wir uns unbedingt einen zweiten Hamster kaufen sollten. Ich war etwas skeptisch wegen unserem begrenzten Platz, aber schlussendlich öffnete ich mein Herz für ein zweites Haustierchen, einen Zwerghamster namens Fräulein Hamsterin.
Dann kam der Herbst und mit seinem Master-Studium sollte für unsere Beziehung auch eine harte Zeit der Entbehrung beginnen. Er hatte eine Teilzeitstelle bei einer Bank gefunden, die ihm richtig Spaß machte. Wir hatten nur noch den Sonntag für uns beide, was nicht sehr viel war...und an diesem Tag musste er auch oft lernen.
Für mich war es letzten Herbst an der Arbeit sehr stressig...sogar so sehr, dass ich - im Nachhinein betrachtet - kurz vor einem Burn Out stand.
Aber immerhin hatte ich meinen Partner, der mir eine Stütze war und auf den ich mich immer verlassen konnte...
Im Dezember kauften wir uns ein neues Auto, weil das alte nicht mehr durch den Tüv kam. Er freute sich und hatte richtig viel Spaß mit dem neuen Auto.
Anfang des Jahres wurde es dann bei mir etwas besser mit der Arbeitsbelastung. Mein Freund war viel mit seinem Studium und der Arbeit beschäftigt, alles ging seinen gewohnten Gang.
Am 1. Februar dieses Jahres schrieb er mir eine sms, dass er mich mit dem Auto von der Arbeit abholen würde. Und er müsse etwas wichtiges mit mir besprechen. Mir war wegen dieser Formulierung ziemlich mulmig zumute, da er normalerweise sowas nicht schrieb.
Das war die längste Autofahrt meines Lebens. Ich hatte solche Angst. Ich fragte ihn immer wieder, worum es denn ginge. Als wir endlich im Parkhaus waren, kam dann die Antwort: "Ums heiraten". Ich: "Ist heiraten etwas schlimmes?".
Dann kam es.
"Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dich zu heiraten."
"Ich denke nicht, dass du eine liebe Mama sein kannst".
„Ich bin schon lange unglücklich und die Liebe ist einfach nicht mehr da“.
"Ich denke, es ist besser, wenn ich gehe".
Er sagte, er habe bereits alle seine Sachen aus der Wohnung geräumt und habe ein Zimmer in der Stadt bezogen, in der er studiert, in einem Studentenheim.
Wir waren bis dato 8 1/2 Jahre zusammen gewesen; für mich war es von Gott gegeben, Schicksal und Bestimmung für immer.
Vielleicht könnt ihr euch vorstellen, wie hart ich in diesem Moment auf den Boden geknallt bin. Kein einziges Mal während der Beziehung sagte er, dass ihn etwas stört, und zwar so massiv, dass er sogar an der ganzen Beziehung zweifelt. Alles was ich habe, sind tonnenweise lieber Mails und sms, die so glücklich klingen wie eh und je, mit Spitznamen, das volle Programm. Kein „Schatz, mir gefällt nicht, dass…“ oder „Schatz, es muss sich dies oder jenes ändern“. Nichts dergleichen kam.
Ich ging in die Wohnung, er hatte alle seine Sachen ausgeräumt.
Er schwankte dann zwar noch, brach auch in Tränen aus, und sagte, er brauche Abstand, um es sich zu überlegen.
Am 16. Februar kündigte er an, mich zu besuchen und er würde mir seine Entscheidung mitteilen.
An diesem Abend hatte ich einen fremden Menschen vor mir, der so eiskalt und zynisch war, dass es kaum zu fassen war. Ein Mensch, mit dem ich 8 ½ Jahre glücklich war und der jetzt so tat, als hätte es nie etwas Positives in dieser Zeit gegeben. Er sagte, es wäre vorbei und ich solle ihm sagen, dass ich ihn los lasse.
Auf Facebook und meinVZ kündigte er mir die Freundschaft, und gleichzeitig auch meiner Familie und allen Personen, die er durch mich kenne gelernt hatte. Auch alle Passwörter im Internet von gemeinsam benutzten Seiten waren bereits geändert.
Von seiner Seite folgte dann ein totales Ignorieren meinerseits. Keine Antwort auf Mails, sms oder Telefonanrufe. Meine Mutter war – wie ich – total fassungslos und erreichte ihn dann am Arbeitsplatz. Sie redeten ziemlich lange, hauptsächlich über das Thema Kinder. Er sagte ihr, es habe ihn gestört dass ich zu wenig mit seinen (und meinen) Nichten und Neffen gespielt hätte, und auch wenn ich genervt das Fenster zugemacht hätte wenn die Kinder draußen laut waren. Sie bat ihn, mir zu schreiben.
Ich bekam 2 längere Mails mit Erklärungen. Kurz zusammengefasst: Ihn störte die Routine, die seiner Meinung nach bei uns geherrscht hätte (z.B solche Dinge, dass ich oft die gleiche Runde mit dem Rad fahren wollte), ihn störte dass wir keinen gemeinsamen Freundeskreis hatten (gab aber gleichzeitig zu, sich auch selber nie darum bemüht zu haben) und dass er Heimweh hatte. Er hätte mich zwar „sehr, sehr, sehr lieb“, würde aber keine Liebe mehr für mich empfinden. Er sehe ein, dass es ein großer, großer Fehler von ihm gewesen wäre, dass er nie angesprochen hätte, was ihn stört. Er wäre dazu zu feige gewesen. Nächstes Mal würde er das besser machen. (Aha…die nächste Partnerin bekommt dann diese Chance…ich habe keine einzige bekommen).
Weiterhin schrieb er: „Du bist in der Lage, andere Menschen sehr, sehr glücklich zu machen. Und wenn andere Menschen glücklich sind dank dir, bist du auch glücklich. Ich durfte das viele Jahre genießen. Aber jetzt lass mich bitte wieder los.“ Und „Halt die Augen offen nach neuen Möglichkeiten“.
Seit der Trennung gab es 3 – quasi von mir erzwungene – Treffen, bei denen hauptsächlich ich geredet habe. Bei einem überreichte ich ihm ein liebevoll gebasteltes Heftchen, mit allen schönen Zukunftsplänen, die wir hatten, sehr detailreich ausformuliert. In seiner Stellungnahme dazu zählte er bloß die Dinge auf, die er sich am wenigsten vorstellen konnte und schrieb: „das meinst du sowieso nicht ernst und sagst es nur, um mir zu gefallen“. Und dann beschwerte er sich noch, dass in dem Heftchen nicht stand, dass wir wieder nach Deutschland zurück gehen. Und außerdem „Ich möchte nicht deine Zeit verschwenden in dem mir nachtrauerst oder nachrufst“.
Bis auf sehr wenige Antworten seinerseits, wurde alles, was von meiner Seite kam, komplett ignoriert. Dies deshalb, sagte er, weil ihm gewisse Leute geraten hätten, mich zu ignorieren, damit ich mir keine weiteren Hoffnungen mehr mache. Wer diese Leute sind, weiß ich nicht.
....Fortsetzung folgt....
Es fällt mir nicht leicht, das alles aufzuschreiben, da es sich um das bitterste Kapitel handelt, das ich bisher erleben musste. Aber es interessiert mich einfach, was andere darüber denken. Ich hab jetzt eine Weile in diesem Forum gelesen und finde es einfach toll, dass es so viele liebe Menschen wie euch gibt, die anderen in solch schwierigen Zeiten Trost und Halt geben.
Ich habe mich jetzt auch entschlossen, mich zu registrieren und meine Geschichte zu erzählen.
Ich habe beim Aufschreiben versucht, mich so kurz wie möglich zu fassen, habe dann aber gemerkt, dass es nicht geht. Zu lange war die Zeit, zu wichtig erscheinen mir viele Dinge, um alles im Gesamten betrachten zu können. Vielleicht schafft es ja wirklich jemand, alles bis zum Schluss zu lesen. Falls nicht, ist es immerhin für mich eine Gelegenheit, alles zu rekapitulieren.
Ich (weiblich, 26) lernte meinen Exfreund im Sommer 2002 in einem Internetforum kennen. Ich war damals 17 Jahre alt und Schülerin. Er war 19 und ebenfalls noch Schüler. Er kam aus Deutschland, ich aus Österreich, wir wohnten genau 475 Kilometer auseinander. Es war meine erste Beziehung und für ihn war es auch die erste (ok, er hatte kurz davor etwas mit einer anderen, aber nur sehr kurz und nur "online", sie haben sich nie getroffen).
Er schrieb mich an, weil ihm die Art wie ich schrieb gefiel. Wir waren uns gleich sympathisch und chatteten dann mehrere Monate lang jeden Tag. Wir wurden gute Freunde. Bis irgendwann von ihm die Idee bzw. der Wunsch forciert wurde, sich mal zu treffen. Gesagt getan, an einem Wochenende im August besuchte er mich, wir hatten die Wohnung für uns allein, weil meine Eltern noch auf Urlaub waren.
Wir küssten uns zum ersten Mal, als wir Herr der Ringe, Teil 1, anschauten, bei der Szene in Moria.
Es funkte, und ab da waren wir zusammen.
Mir war sehr mulmig zumute, weil ich nicht sicher war, ob ich eine Fernbeziehung eingehen wollte, über eine so große Distanz und dann auch noch als Schülerin mit wenig finanziellen Mitteln für regelmäßige Treffen.
Doch unsere Liebe war stark genug. Wir schafften es irgendwie, uns ca. einmal im Monat zu sehen. Die Abschiede waren immer die Hölle auf Erden und man lebte eigentlich nur noch bis zum nächsten Wiedersehen. Es war eine sehr intensive Zeit. Das ging fast 2 Jahre lang so.
Wir waren von Anfang bis zum Schluss zwei sehr "kuschelige" Menschen, wir hingen ständig aufeinander und alle fanden, wir wären so ein liebes Paar. Wir versprachen uns, für immer zusammen zu bleiben. Er sagte mir, er wolle niemals einer anderen gehören. Wir häuften unzählige Kuscheltiere an (unser "Zoo"), hatten unzählige Spitznamen füreinander und einen sehr liebevollen Umgang von beiden Seiten.
Im Sommer 2004 war ich mit der Schule fertig, und er mit dem Zivildienst. Die Weichen für unsere Leben wurden also neu gestellt und wir waren uns sicher, dass wir ab jetzt zusammen sein wollten, und zwar für immer. Nur wo? Keiner wollte gern von zuhause weg.
Wir bewarben uns bei mir zuhause, bei ihm zuhause und in der Mitte und ließen das Schicksal entscheiden.
Er bekam eine Ausbildungsstelle in Frankfurt und ich einen Studienplatz in der Nähe seines Heimatortes. Damit war die Entscheidung quasi gefallen.
Es war jedoch sehr schwierig für mich, meine Heimat aufzugeben, weil meine Mutter mir ziemlichen Druck machte, dass ich doch nicht von ihr weg ziehen könne. Da meine ältere Schwester ihren Mann ebenfalls im Internet kennen gelernt hatte und 800 km weit weg wohnt, wollte sie ihre zweite Tochter nicht auch noch verlieren.
Aber ich musste eine Entscheidung treffen, und ich entschied mich für ihn, weil er das wichtigste in meinem Leben war.
Wir wohnten bei seinen Eltern im Haus, die extra für uns ihren Dachboden zu einer Wohnung umgebaut hatten. Ich bin also quasi vom einen ins andere Elternhaus gezogen, könnte man sagen...
Ich fing an, Soziale Arbeit zu studieren. Ich hatte anfangs große Angst davor...ein anderes Land, neue Umgebung, keine Freunde, und das Studium traute ich mir sowieso nicht richtig zu. Aber ich schaffte es. Ich bekam gute Noten und gewann mehr Selbstvertrauen.
Er machte seine Ausbildung, die ihm ziemlich gut gefiel.
Wir waren glücklich, dass wir nun endlich zusammen wohnten. Der Umstellung von Fernbeziehung auf "Nahbeziehung" hat bei uns tadellos funktioniert. Langfristig gesehen war unser Plan: Wir machen beide erstmal unsere Ausbildungen fertig, danach denken wir dann ans Heiraten und Kinderkriegen. Wir waren uns beide einig, dass wir mal Kinder wollen.
In seiner Familie herrschte und herrscht immer noch ein sehr enges Familienleben. Seine zwei Schwestern haben je einen Mann und 3 Kinder, und beide wohnen im gleichen Ort. Jeden Samstag kamen alle zum Frühstücken, jeden Sonntag alle zu Mittagessen (das waren dann, inkl. uns 14 Mann!) , unter der Woche oft nachmittags kam eine der Schwestern mit Kindern zu Kaffee und Kuchen, oft auch Vormittags zum Frühstück, und fast jede Nacht schlief eines der Enkelkinder in dem ehemaligen Kinderzimmer meines Exfreundes.
Man kann also wirklich sagen, dass es einen ziemlichen Trubel dort gab, was ja normal ist mit Kindern. Nur war es eben für mich, die in ihrer eigenen Familie die jüngste war und ohne jüngere Kinder oder gleichaltrige Geschwister aufgewachsen ist, etwas ungewohnt. Oft habe ich mich dann dem samstäglichen Frühstück auch entzogen, weil es für mich einfach zu krass war, kurz nach dem Aufstehen in so großer, gesprächiger und turbulenter Runde zu frühstücken. (Ich muss auch sagen, dass ich meine Studentenzeit ziemlich genossen habe, was das lange schlafen anbelangt).
Ich habe jeden einzelnen seiner Familie gern gemocht, war gern mit ihnen zusammen, nur irgendwann hab ich dann auch wieder meine Ruhe gebraucht und bin in unsere Wohnung hoch gegangen.
Warum ich das extra erwähne, wird sich später noch zeigen.
Im Sommer 2005 fing ich an, vom einen auf den anderen Tag regelmäßig Sport zu machen. Ich war, je älter ich geworden war, immer dicker geworden, und ich wollte diesen Teufelskreis stoppen. Ich hatte genug Disziplin, um es durchzuhalten. Ich nahm dauerhaft 10 Kilo ab (mittlerweile sogar 15) und fühlte mich einfach super in meinem Körper. Meinem Freund gefiel es sehr. Er ließ sich sogar anstecken, so dass das Radfahren zu unserem gemeinsamen Hobby wurde. Wir kauften uns richtig gute Räder und unternahmen bis zum Schluss viele schöne Touren zusammen.
Obwohl ich Heimweh hatte, war ich glücklich in Deutschland. Ich hatte mich eigentlich so gut wie damit abgefunden, dort zu bleiben.
Wäre nicht meine Mutter gewesen, die mir wirklich ständig, ob direkt oder auf der Psychoschiene, ein schlechtes Gewissen einredete, weil ich sie quasi "verlassen" habe. Mich nervte das sehr, gleichzeitig war ich nicht stark genug, ihr klipp und klar zu sagen, dass sie sich damit abfinden soll. Weil ich natürlich auch Heimweh hatte und sie mir leid tat...
Das Ende des Studiums nahte, und ich sollte im Anschluss ein Anerkennungsjahr machen. Meine Mutter gab mir Tipps, wie und wo ich zuhause in Österreich etwas finden könne. Ich bewarb mich und bekam promt eine sehr interessante Stelle. Die Aussicht, wieder nach Hause zu gehen, eine sichere Stelle anzutreten die mich auch interessierte, war sehr verlockend. Zumal es in Deutschland sehr schwierig war, etwas zu finden...
Ich sprach mit meinem Freund darüber. Er hatte mittlerweile seine Ausbildung fertig und war von seinem Betrieb übernommen worden. Es gefiel ihm gut dort, obwohl er sich auch überlegte, ob er nicht auch noch studieren soll...
Er willigte dann ein, mit mir nach Österreich zu kommen, obwohl es wirklich sehr schwer für ihn war, seinen sicheren Job und auch seine Familie, mit der er emotional eng verbunden war, aufzugeben.
Er tat es für mich, weil er mich liebte und bei mir sein wollte. Er hat mir quasi das gleiche Geschenk gemacht, das ich ihm 3 Jahre zuvor gemacht hatte.
Wir fingen also nochmal neu an in Österreich. Wir bezogen unsere erste eigene Wohnung und richteten sie gemütlich ein. Wir wohnten in einer größeren Wohnsiedlung, wo auch viele Kinder wohnen. Dementsprechend laut geht es oft draußen zu, wenn sie spielen, so dass ich ab und zu das Fenster zumachte, um es ruhig zu haben (wieder: der Grund warum ich das erwähne, kommt später...)
Ich fing an zu arbeiten, traute mir wie immer anfangs gar nichts zu, aber Schritt für Schritt wurde ich immer selbstbewusster.
Er fing ein Studium in der Nähe meines Heimatortes an, welches ihm sehr gut gefiel. Er hatte richtig viel Spaß dabei und er schien den richtigen Weg für sich gefunden zu haben. Er fand auch viele neue Freunde an der Fachhochschule, was mich sehr freute, weil es sein großes Heimweh etwas minderte.
Wir lebten von dem was ich verdiente und von seinem Bafög. Außerdem erhielt er noch etwas Unterstützung von seinen Eltern.
Wir hatten eine so schöne Zeit. Wir waren für uns allein, wir waren unabhängig, konnten uns ein bisschen etwas leisten. Wir gingen unseren gemeinsamen Hobbies nach: wir liebten beide Kino, Filme und Serien, fuhren gerne Fahrrad miteinander und kauften uns Anfang 2008 einen lieben Goldhamster, den wir Buffy tauften. Buffy war fast wie unser Kind, wir behandelten sie so gut wie wahrscheinlich kaum jemand sonst einen Hamster behandelt. Wir opferten einiges von unserer ziemlich kleinen Wohnung für eine richtig große "Hamstervilla“, studierten stundenlang verschiedenste Hamster-Ratgeber und taten auch sonst alles, damit es Buffy gut ging.
Als Ausgleich für die Gemeinsamkeiten hatte auch jeder seine eigenen Hobbies, ich meine Musik und er sein Fußball, Formel 1 und die Playstation.
Wir hatten eigentlich alles, was man sich wünschen kann.
Außer vielleicht einen gemeinsamen Freundeskreis. Was sich aber natürlich durch die zwei Länderwechsel auch schwierig gestaltete, sich langfristig etwas stabiles aufzubauen.
Im Nachhinein merke ich aber, wie wichtig es gewesen wäre, und zwar von beiden Seiten, sich in dieser Hinsicht mehr zu bemühen.
Anfang 2009 fing er an, davon zu sprechen, dass er ein Auslandssemester in Finnland machen wolle. Natürlich war ich nicht wirklich begeistert beim Gedanken, für mehrere Monate von ihm getrennt zu sein. Viele Menschen sagten zu mir: "Was, du lässt ihn das wirklich machen? Ich könnte das nicht." Ja, ich ließ es ihn machen. Ich wollte ihm diese Lebenserfahrung nicht nehmen, wenn es wirklich sein Wunsch war. Ich wollte nicht, dass später eventuell Vorwürfe kamen, a la "wegen dir konnte ich damals kein Auslandssemester machen".
Er ging also nach Finnland, studierte dort und lernte unzähligen Menschen aus der ganzen Welt kennen. Mit ihnen machte er natürlich ordentlich Party und viele Ausflüge. Wir chatteten jedoch fast jeden Abend, oft ließ er auch die Webcam eingeschaltet, so dass ich ihm beim Einschlafen zusehen konnte. Ich vermisste ihn sehr und er schrieb mir immer wieder in seiner lieben Art, dass er mich auch vermisst. Einmal besuchte ich ihn für eine Woche und wir hatten eine schöne Zeit.
Leider war unser Hamster Buffy mittlerweile gestorben, was uns unendlich traurig machte. Gleich nach meiner Rückkehr aus Finnland holte ich einen weiteren Hamster, den wir Merlin tauften.
Zu Weihnachten 2009 sollte er endlich aus Finnland wiederkommen. Ich freute mich so sehr, ihn endlich wieder bei mir zu haben. Es würden schöne Weihnachten werden - dachte ich.
Er kam wieder und war total komisch. Er redete kaum etwas, war sehr in Gedanken versunken und in ziemlich melancholischer Stimmung. Ich fragte ihn mehrmals, was los sei. Er meinte, er würde eben seine Freunde aus Finnland so vermissen. Und er sagte dann auch, dass es schwierig sei, sich wieder an dieses "alte" Leben zu gewöhnen.
Ich sagte zu ihm, dass dies aber das "richtige" Leben sei, und dass das Leben nicht nur aus locker studieren und Party machen besteht...
Er hatte an diesen Weihnachten auch immer sein Handy dabei und ließ es nicht aus den Augen. Einmal sah ich, dass er eine neue sms von einer gewissen "V...." bekommen hatte, las sie aber nicht. Ich frage ihn, ob er eine andere kennen gelernt hätte. Er sagte nein.
Im Januar meinte er, er wollte noch einmal nach Finnland fliegen, da er noch etwas Ferien hatte. Er wolle noch einmal seine Freunde dort besuchen.
Ich sagte nein. Ich wollte es nicht. Ich hatte so lange auf ihn gewartet und jetzt wollte ich nicht mehr, dass er geht, rein schon aus finanziellen Gründen.
Er tat es trotzdem. Er buchte einfach einen Flug ohne mein Einverständnis. Ich war sauer, aber er beschwichtigte mich, tröstete mich, es sei ja nur eine Woche. Schrieb mir während er dann oben war viele liebevolle sms, u.a. dass er sich freue bald wieder bei mir zu sein.
Als er dann wieder da war, war er immer noch ziemlich komisch. Es gab lauter kleine Anzeichen, die mich stutzig machten, auch, dass er seinen Laptop auf einmal mit einem Passwort geschützt hatte.
Er verneinte die Frage, ob er eine andere habe, immer wieder. Aber ich ließ nicht locker, bohrte immer weiter, da ich einfach spürte, dass etwas nicht in Ordnung war. Schließlich gab er zu, dass er in Finnland eine Chinesin kennen gelernt hätte (die ebenfalls dort ein Auslandssemester machte) und diese eine Woche bei ihr verbracht hätte. Sie hätten sich geküsst, aber nicht miteinander geschlafen.
Als Gründe gab er an, dass ich nunmal seine erste Freundin gewesen sei und dass er unsicher wäre, ob ich wirklich mit ihm Kinder wolle. Außerdem sagte er, dass die Leidenschaft nachgelassen habe und dass er das in unserer Beziehung vermisst hätte. (Zumindest letzteres hätte er ja mal vorher erwähnen können…und sich nicht gleich einer anderen zuwenden…). Er sagte sogar, dass er angefangen habe, ein bisschen Chinesisch zu lernen – er, der sich sonst überhaupt nicht für Fremdsprachen interessierte.
Für mich brach eine Welt zusammen. Niemals hätte ich damit gerechnet, dass er untreu sein könnte. Aber es war passiert.
Nachdem er es mir gestanden hatte, weinte er die ganze Nacht, er hielt mich in den Armen und wollte mich gar nicht mehr los lassen. Noch am Morgen war er so fertig, dass er nicht aufstehen wollte. Ich sah, dass er es aus tiefstem Herzen bereute.
Es gibt ja unterschiedliche Meinungen zu dem Thema, ob man Fremdgehen verzeihen kann/soll. Ich habe es ihm verziehen...für mich kam es gar nicht in Frage, auch nur im Entferntesten an eine Trennung zu denken. Ich liebte meinen Freund und für mich wäre es das Schlimmste gewesen, ihn zu verlieren. Die Sache mit der Chinesin war erledigt. Er hatte sie bei Facebook nicht mehr als Freundin und auch nicht mehr im Handy gespeichert (Während der nächsten Monate kontrollierte ich auch öfters sein Handy und fand keine Spuren von ihr).
Ich ging zu meiner Frauenärztin und ließ mir eine neue Pille verschreiben, um bei mir die Lust etwas zu erhöhen, was – laut meiner Ansicht jedenfalls – auch wirkte. Zwar keine Wunder, aber ich merkte schon eine Verbesserung.
Irgendwann sagte er dann, er wolle an den Bachelor noch den berufsbegleitenden Master dranhängen, das bedeutete noch 2 weitere Jahre Studium. Ich sagte ihm, dass ich damit nicht glücklich bin, weil ich eigentlich darauf gewartet hatte, dass er anfängt zu arbeiten. Mein Plan wäre gewesen, dass wir uns 2, 3 schöne Jahre machen wo wir es uns auch finanziell mal richtig gut gehen lassen können, und dann langsam ans Kinder kriegen denken können. Er beschwichtigte mich, dass er doch mit einem Master-Abschluss gleich um einiges mehr verdienen würde, was ja auch von Vorteil wäre, wenn wir eine Familie gründen würden. Ich willigte wieder ein. Wieder wollte ich ihm seine Pläne nicht verbauen.
Die Zeit im Jahr 2010 war nicht immer einfach. Es war mir bewusst, dass unsere Beziehung wegen seinem Fremdgehen einen Knacks hatte, der sich nie mehr rückgängig machen ließ. Eine furchtbar bittere Erkenntnis. Jedes mal wenn ich die Worte Finnland oder China hörte, fiel mir alles wieder ein...ich besprach dies mit meiner Supervisorin, weil ich nicht wusste, wie ich langfristig damit klarkommen sollte. Sie meinte, ich müsse unbedingt mit ihm ein klärendes Gespräch führen, wie es mit unserer Zukunft weitergeht, ob sich unsere Pläne noch decken, ob Deutschland oder Österreich, etc. Dies tat ich noch am gleichen Abend und unser Gespräch gab mir keinen Anlass zur Sorge, wir hatten noch die Selben Vorstellungen. Ich war beruhigt und das Leben nahm seinen gewohnten Gang. Er verhielt sich normal, schickte liebevolle sms und E-Mails wie eh und je.
Im Juli, während der Fußball WM, stellte ich meinen Desktop-Hintergrund auf ein Bild von Lionel Messi um. Als er das sah, fing er aus heiterem Himmel wieder ganz bitterlich an zu weinen. Er rückte damit heraus, dass Lionel Messi der Lieblingsspieler von eben jener Chinesin gewesen sei. Alles kam nun wieder in ihm hoch. Er hielt mich wieder in den Armen und wollte mich nicht mehr loslassen. Stundenlang weinte er und konnte sich nicht beruhigen. Er sagte da auch Dinge wie: "Ich habe dich gar nicht verdient"...er hatte ein sehr schlechtes Gewissen. Ich sagte ihm, dass es okay sei und wir doch zusammen wären und alles in Ordnung sei...
Er hatte dann Ferien und verbrachte die Wochen bei sich zuhause in Deutschland. Er wollte jeden Tag mit mir skypen. Originalzitat: "Ich muss jeden Tag einmal mit meiner Maus sprechen, sonst bin ich nur unglücklich". Es war ihm sogar ein Bedürfnis, mich morgens mit dem Handy aufzuwecken. Er betonte stets, wie sehr er mich vermisste.
Natürlich war ich sehr glücklich in dieser Zeit...da mir mein geliebter Freund seine Liebe so sehr zeigte und mir das Gefühl gab, dass er glücklich mit mir war. Ich hatte dann Urlaub, fuhr dann ebenfalls nach Deutschland für ca. 2 Wochen, wo wir eine schöne freie Zeit miteinander verbrachten. Wir kauften Fußballschuhe und spielten Fußball, gingen ins Kino, gingen essen,...wie immer einfach.
In dieser Zeit äußerte er auch die Idee, dass wir uns unbedingt einen zweiten Hamster kaufen sollten. Ich war etwas skeptisch wegen unserem begrenzten Platz, aber schlussendlich öffnete ich mein Herz für ein zweites Haustierchen, einen Zwerghamster namens Fräulein Hamsterin.
Dann kam der Herbst und mit seinem Master-Studium sollte für unsere Beziehung auch eine harte Zeit der Entbehrung beginnen. Er hatte eine Teilzeitstelle bei einer Bank gefunden, die ihm richtig Spaß machte. Wir hatten nur noch den Sonntag für uns beide, was nicht sehr viel war...und an diesem Tag musste er auch oft lernen.
Für mich war es letzten Herbst an der Arbeit sehr stressig...sogar so sehr, dass ich - im Nachhinein betrachtet - kurz vor einem Burn Out stand.
Aber immerhin hatte ich meinen Partner, der mir eine Stütze war und auf den ich mich immer verlassen konnte...
Im Dezember kauften wir uns ein neues Auto, weil das alte nicht mehr durch den Tüv kam. Er freute sich und hatte richtig viel Spaß mit dem neuen Auto.
Anfang des Jahres wurde es dann bei mir etwas besser mit der Arbeitsbelastung. Mein Freund war viel mit seinem Studium und der Arbeit beschäftigt, alles ging seinen gewohnten Gang.
Am 1. Februar dieses Jahres schrieb er mir eine sms, dass er mich mit dem Auto von der Arbeit abholen würde. Und er müsse etwas wichtiges mit mir besprechen. Mir war wegen dieser Formulierung ziemlich mulmig zumute, da er normalerweise sowas nicht schrieb.
Das war die längste Autofahrt meines Lebens. Ich hatte solche Angst. Ich fragte ihn immer wieder, worum es denn ginge. Als wir endlich im Parkhaus waren, kam dann die Antwort: "Ums heiraten". Ich: "Ist heiraten etwas schlimmes?".
Dann kam es.
"Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dich zu heiraten."
"Ich denke nicht, dass du eine liebe Mama sein kannst".
„Ich bin schon lange unglücklich und die Liebe ist einfach nicht mehr da“.
"Ich denke, es ist besser, wenn ich gehe".
Er sagte, er habe bereits alle seine Sachen aus der Wohnung geräumt und habe ein Zimmer in der Stadt bezogen, in der er studiert, in einem Studentenheim.
Wir waren bis dato 8 1/2 Jahre zusammen gewesen; für mich war es von Gott gegeben, Schicksal und Bestimmung für immer.
Vielleicht könnt ihr euch vorstellen, wie hart ich in diesem Moment auf den Boden geknallt bin. Kein einziges Mal während der Beziehung sagte er, dass ihn etwas stört, und zwar so massiv, dass er sogar an der ganzen Beziehung zweifelt. Alles was ich habe, sind tonnenweise lieber Mails und sms, die so glücklich klingen wie eh und je, mit Spitznamen, das volle Programm. Kein „Schatz, mir gefällt nicht, dass…“ oder „Schatz, es muss sich dies oder jenes ändern“. Nichts dergleichen kam.
Ich ging in die Wohnung, er hatte alle seine Sachen ausgeräumt.
Er schwankte dann zwar noch, brach auch in Tränen aus, und sagte, er brauche Abstand, um es sich zu überlegen.
Am 16. Februar kündigte er an, mich zu besuchen und er würde mir seine Entscheidung mitteilen.
An diesem Abend hatte ich einen fremden Menschen vor mir, der so eiskalt und zynisch war, dass es kaum zu fassen war. Ein Mensch, mit dem ich 8 ½ Jahre glücklich war und der jetzt so tat, als hätte es nie etwas Positives in dieser Zeit gegeben. Er sagte, es wäre vorbei und ich solle ihm sagen, dass ich ihn los lasse.
Auf Facebook und meinVZ kündigte er mir die Freundschaft, und gleichzeitig auch meiner Familie und allen Personen, die er durch mich kenne gelernt hatte. Auch alle Passwörter im Internet von gemeinsam benutzten Seiten waren bereits geändert.
Von seiner Seite folgte dann ein totales Ignorieren meinerseits. Keine Antwort auf Mails, sms oder Telefonanrufe. Meine Mutter war – wie ich – total fassungslos und erreichte ihn dann am Arbeitsplatz. Sie redeten ziemlich lange, hauptsächlich über das Thema Kinder. Er sagte ihr, es habe ihn gestört dass ich zu wenig mit seinen (und meinen) Nichten und Neffen gespielt hätte, und auch wenn ich genervt das Fenster zugemacht hätte wenn die Kinder draußen laut waren. Sie bat ihn, mir zu schreiben.
Ich bekam 2 längere Mails mit Erklärungen. Kurz zusammengefasst: Ihn störte die Routine, die seiner Meinung nach bei uns geherrscht hätte (z.B solche Dinge, dass ich oft die gleiche Runde mit dem Rad fahren wollte), ihn störte dass wir keinen gemeinsamen Freundeskreis hatten (gab aber gleichzeitig zu, sich auch selber nie darum bemüht zu haben) und dass er Heimweh hatte. Er hätte mich zwar „sehr, sehr, sehr lieb“, würde aber keine Liebe mehr für mich empfinden. Er sehe ein, dass es ein großer, großer Fehler von ihm gewesen wäre, dass er nie angesprochen hätte, was ihn stört. Er wäre dazu zu feige gewesen. Nächstes Mal würde er das besser machen. (Aha…die nächste Partnerin bekommt dann diese Chance…ich habe keine einzige bekommen).
Weiterhin schrieb er: „Du bist in der Lage, andere Menschen sehr, sehr glücklich zu machen. Und wenn andere Menschen glücklich sind dank dir, bist du auch glücklich. Ich durfte das viele Jahre genießen. Aber jetzt lass mich bitte wieder los.“ Und „Halt die Augen offen nach neuen Möglichkeiten“.
Seit der Trennung gab es 3 – quasi von mir erzwungene – Treffen, bei denen hauptsächlich ich geredet habe. Bei einem überreichte ich ihm ein liebevoll gebasteltes Heftchen, mit allen schönen Zukunftsplänen, die wir hatten, sehr detailreich ausformuliert. In seiner Stellungnahme dazu zählte er bloß die Dinge auf, die er sich am wenigsten vorstellen konnte und schrieb: „das meinst du sowieso nicht ernst und sagst es nur, um mir zu gefallen“. Und dann beschwerte er sich noch, dass in dem Heftchen nicht stand, dass wir wieder nach Deutschland zurück gehen. Und außerdem „Ich möchte nicht deine Zeit verschwenden in dem mir nachtrauerst oder nachrufst“.
Bis auf sehr wenige Antworten seinerseits, wurde alles, was von meiner Seite kam, komplett ignoriert. Dies deshalb, sagte er, weil ihm gewisse Leute geraten hätten, mich zu ignorieren, damit ich mir keine weiteren Hoffnungen mehr mache. Wer diese Leute sind, weiß ich nicht.
....Fortsetzung folgt....
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