Bist Du Dir da sicher? Alles was man kategorisch ausschließt, schließt man aus seinem Leben aus und verbannt es gewißermaßen in die Nicht-Existenz. So beraubt man sich selbst seiner Entfaltungsmöglichkeiten. Das ist natürlich erlaubt.
Vielleicht verstehe ich es einfach nicht ...
Du hast für so ziemlich alles ein Aber in der Tasche, was?
Das ist manchmal tatsächlich auffällig ...
Sogar wenn Du ein Kompliment bekommst. Das nenne ich erhebliche Schwierigkeiten damit mal etwas anzunehmen. Wie Du schon selbst sagst, hast Du mit dem Akzeptieren so Deine Schwierigkeiten.
Ich habe in dieser Beziehung schon viel gelernt und arbeite weiter daran. Ich glaube, wenn mir jemand ein Kompliment macht, tut er das aus gutem Grund und manchmal vielleicht auch weil er mir ein gutes Gefühl vermitteln will. Warum also sollte ich das nicht annehmen? Ich tus in letzer Zeit nicht mehr ab, sondern bedanke mich einfach dafür und freue mich darüber.
Mit Deiner Begründung verlässt Du übrigens wieder Deine grenze. Wenn Jemand Dich auf einen Sockel stellen will, soll er. Das ist seine Sache. Wenn er dann nicht mehr ran kommt, auch wieder seine Sache. Denk nicht für Andere mit und vor allem denke nicht dafür mit was gut für sie wäre oder sein könnte. Lass sie das selbst herausfinden.
Du hast recht. Eigentlich hat das mehr mit meinem Selbstbild zu tun, als mit der Sicht, die andere auf mich haben. Ich versuche einfach auf dem Boden zu bleiben. Ich will mich selber nicht als etwas Besseres als Andere sehen und wenn ich auf einen Sockel gehoben werde, laufe ich Gefahr zu glauben, dass ich Vermessen werde. Ich mag aber selber bescheidene Leute mehr als arrogante. Deshalb versuche ich Bescheidenheit und Mässigung zu lernen. Dennoch hast du irgendwie recht, eigentlich hat das nichts damit zu tun, was mir gesagt wird, sondern damit, wie ich damit umgehe.
Du freust Dich über Kritik? Doch Masoschist
Also ich nicht, mir tut die erstmal weh. Ist halt jeder anders.
Ich freue mich über
konstruktive Kritik! Sicher tut die auch weh, aber sie hilft und bringt dich weiter. Manchmal braucht es auch seine Zeit, Kritik anzunehmen, weil man es erst nicht wahrhaben wollte. Und ein anderes mal hält man es für Blösinn und bleibt dabei.
Wenn Deine Motivation jedoch nicht Weiterentwicklung sondern Verbessung ist, dann scheinst Du nicht viel von Dir zu halten wenn Du da Verbessungsbedarf siehst.
Ich glaube ich habe ein gesundes Selbstbewusstsein. Ich weiss was ich kann und bin und bin auch stolz darauf. Aber ich weiss auch, dass man immer wieder neue Dinge lernen kann, und man sich weiterentwickeln/verbessern kann, auch ganz neue Fähigkeiten erlernen kann.
Weil Du den Weg, etwas Gutes, vielleicht auch Liebe geschenkt zu bekommen, also etwas annehmen noch nicht so richtig findest. Du hast noch die "aber da muß ich doch was für tun/leisten" Scheuklappen auf.
Hm ... ich glaube nicht, dass das auf mich zutrifft. Vielleicht meinst du das: Ich glaube nicht an die Liebe auf den ersten Blick. Das ist höchstens Schwärmerei. Diese begründet ein Interesse aus dem man jemanden kennenlernt. Das führt dann dazu, dass man das Interesse an diesem verliert oder es sich verstärkt. Daraus entsteht dann Verliebtheit. Von Nichts kommt nichts. Irgendwas muss man schon tun, aber man kann sich Liebe weder erkaufen noch erarbeiten. Und nach einem Grund zu suchen, warum man sich verliebt oder eben nicht habe ich längst aufgegeben. Es passiert eben, oder eben nicht. Es ist immer ein Risiko und entweder man lässt sich darauf ein, oder man lehnt es ab.
Das wahrscheinlich nicht. Du denkst viel zu rational um auf so einen Schluß zu kommen. Dennoch glaube ich, daß Du Dir daraus eine stabile Verbindung erhoffst, Dankbarkeit vielleicht, jemand der mal für Dich da ist oder ähnliches.
Vielleicht eher, dass es mich von meinen eigenen Problemen ablenkt. Ich war auch schon für Menschen da, bei denen ich wusste, dass sie mir das niemals zurückgeben können. Wenn ich spüre, dass man mich braucht bin ich eben da, wenn man mich nicht braucht, ok, dann eben nicht. Aber es ist auch einfach schön, zu wissen, dass man jemandem helfen konnte. Und wenn jemand dankbar ist für die Hilfe freue ich mich natürlich immer sehr darüber.
Direkt ist eben direkt. Also fragen, betteln bis hin zur Aufdringlichkeit. Indirekt ist unter Instrumentalisierung eines Mediums. Hilfe zum Beispiel.
Wie gesagt, einige Freundschaften sind tatsächlich entstanden, weil ich in schweren Momenten für die betreffende Person da war. Aber die meisten definitiv nicht.
Absolut. Genau das nutzt Du ja aus.
Ich hab auch schon vielen Leuten geholfen, die jetzt nicht zu meinen Freunden gehören. Ich erwarte nicht, dass aus Hilfeleistung eine Freundschaft entsteht.
Und was ist Deine Motivation dahinter?
Vielleicht weil ich gerne gebraucht werde. Oder weil ich weiss, dass mir das auch gut tun würde, wenn jemand an mich denkt, oder für mich da ist. Vielleicht auch weil ich mich in der Verantwortung sehe, zu helfen, wenn ich erkenne, dass das benötigt wird. Ich glaube einfach, das gehört zu einer funktionierenden Gesellschaft.
Nicht so wörtlich. Mit Berührungsängsten meinte ich Kontaktängste zu Anderen und zwar dann, wenn es nur darum geht einfach nur Du selbst zu sein, ohne was zu leisten, zu tun, zu helfen.
Was genau meinst du mit "ich selbst sein"? Du meinst, ich habe Angst davor, dass Andere erfahren, wie sensibel und unsicher ich eigentlich bin? Hat davor nicht jeder Angst? Im Endeffekt tragen wir doch alle gewisse Masken, die wir erst nach einer gewissen Zeit lüften, nachdem man Vertrauen aufbauen konnte.
Die ganze Welt ist eine Bühne, und alle Frauen und Männer bloße Schauspieler...
(William Shakespeare – 1564-1616 – in „Wie es euch gefällt“)
Was ist so wichtig an dem Bild von der Beziehung zu ihr, daß Du versuchst es in's rechte Licht zu rücken?
Ich hab halt das Gefühl ich steh hier ein bisschen am Pranger. Dabei mache ich mir eigentlich keine Vorwürfe. Meiner Meinung nach habe ich in dieser Beziehung nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt. Im Nachhinein ist man immer schläuer, aber ich bin überzeugt, dass ich mir nichts vorzuwerfen brauche.
Na da hast Du's doch. Nackte Angst!
Richtig. Sie ist genau da in mein Leben getreten, als ich angefangen habe, diese Angst zu erkennen und daran zu arbeiten, nicht allen Menschen mit meinen Besonderheiten, mit meinem Sarkasmus und Misstrauen zu begegnen. Ich hab das den Leuten oft direkt an den Kopf geworfen, wohl auch um zu testen wie sie damit umgehen. Ich arbeite an diesem Problem, und habe auch schon sehr gute Rückmeldung erhalten. Einige Freunde haben in letzer Zeit zu mir gesagt: "Du bist offener geworden". Das war schön, und ich möchte das weiterführen, weil es auch mich selber befreit.