Wir regen uns nicht auf, weil du nicht innerhalb einer Woche eine Kehrtwende vollziehen kannst.
Aber es muss dir schon zu denken geben, das du dich hier über ihn beklagst, und dann sofort ihn in Schutz nimmst und hunderte von Ausreden bringst, wenn wir etwas sagen, das eben dazu führt, dass es auseinandergeht.
Und wenn ich es richtig verstanden habe, dann willst du das ja nicht mehr so, wie es ist.
Er will aber auch nicht anders, weil es ihm so passt. Ich meine, welcher Mann hat nicht gerne eine Frau an seiner Seite, die so willenlos mitgeht, wie du?
Doch ein Opfer? Er:
Es so schwer Schluss zu machen, weil er mir nicht zuhört und nicht akzeptiert. Sondern macht einfach so weiter. Respektlos halt
Man könnte sagen, dass er respektlos ist.
Aber du kannst dich auch fragen warum er das überhaupt kann. Und da ist eben deine Rolle zu sehen: Du lässt es zu. Du alleine.
natürlich hast du wenig oder gar keine Erfahrung mit Männern, wenn er deine erste Beziehung ist. Und man könnte von Pech sprechen, dass du gerade an ein solches Männerexemplar geraten bist.
Nun denkst du, so wie er macht, so ist das eben. Und die Frau hat keinen Willen und muss sich in jedem Fall unterordnen.
Nun ja, diese Zeiten sind länger vorbei, es gibt die Emanzipation, es gibt Metoo und viele Demonstrationen.
Nein, es ist nicht richtig, was er macht. Und du spürst es auch, aber du hast Angst, dass du alleine bleiben wirst, wenn du dich von ihm trennst. Dann lieber den Spatz in der Hand als die Taube in der Bratpfanne.
Interessant ist ja auch dies: Du fühlst dich stark angezogen von Männern, die ihren Willen und ihre Dominanz durchdrücken.
Meinst du nicht, dass es den Männern auch so geht? Dass sie sich angezogen fühlen von Frauen, die wissen, was sie wollen? Und dass ein sich unterordnendes Etwas zwar hübsch ist für lustige Stunden, aber im Grunde genommen den Stellenwert einer Angestellten hat?
Da gibt es einige Arbeit. Ist schon klar, man kann nicht aufstehen und sagen: Heute bin ich X. Das geht nur für ein paar Minuten und solange man alleine ist. Spätestens wenn der Pöstler klingelt, ist man wieder ICH.
Aber wenn du ihn wieder triffst, dann kannst du darauf achten, wie du reagierst, warum und was du gerne anders hättest. und auch sachte in diese Richtungen gehen. Es wird nicht der grosse Wurf sein, bei dem dir alles gelingt, aber es wird eine Stufe auf der Treppe sein, die du erklimmen möchtest.
Es ist wie mit den Beziehungen: Man kann nicht einfach warten und dann annehmen, dass die erste Beziehung die supertolle ist. Man steigt auch nicht einfach aufs Rad und kann fahren. Und schreiben lernen mussten wir mühsam während einiger Jahre.
So ist das eben auch mit Beziehungsdingen: Man muss es lernen. Man muss daran herumfeilen. Nicht an ihm, an dir selber. Du musst lernen, die auszudrücken und bei deiner Meinung zu bleiben. Kompromisse eingehen.
Und er muss das auch lernen. Bisher war das nicht notwendig, aber solltet ihr zusammen bleiben, dann ist das dringend notwendig. Und es kann schon sein, dass der Herr der Schöpfung nicht bereit dazu ist, weil er es eben auch nie gelernt hat und können musste. Dann geht es eben auseinander und er geht zu nächsten Frau, die "keine Probleme" macht.