Hallo Andreas,
ich habe mir nun mal deine Geschichte durchgelesen. Ich bin hier, da mir etwas ähnliches passiert ist. Nur war bei mir die Beziehung viel kürzer. Das Prinzip ist allerdings wohl das Gleiche.
Gleich mal vor weg: Meine Beziehung ist erstmal vorbei. Und ich versuche mich nun wieder so zu "regenerieren", dass ich bereit für eine neue Beziehung bin, mit wem auch immer. Wichtig ist mir vor allem aus meinen Fehler zu lernen. Dazu hilft es mir, dass man heute solche Geschichten, wie deine hier in Foren im Internent findet.
Noch etwas vor weg: Die ganze Geschichte, die sich ja über 12 (teilsweise sehr lange) Seiten hin zieht, habe ich nicht ganz gelesen, die ersten sechs Seiten habe ich aber vollständig gelesen und dann bin ich hier auf die letzte Seite gesprungen (falls sich jemand wundert, dass mir vielleicht ein Detail entgangen sein könnte). Ich sehe, dass seine grundsätzliche Haltung sich aber noch wenig geändert hat. Deshalb möchte ich mich dazu jetzt auch mal äußern.
Das Lesen hat mir geholfen vielleicht ein bisschen was auch über mich selbst zu verstehen. Vielleicht kann ich ja nun was zurück geben, indem ich mal meine Sicht der Dinge schildere:
Andreas, du bist zu Anfang der Beziehung ein anderer gewesen, deine Freundin hat von dir wahrscheinlich alles bekommen, was sie brauchte, deshalb hat die Beziehung auch so lange gedauert. Wie du dich dann in der Beziehung verhalten hast, bzw, was sich geädert hat, weiß ich nicht. Ich will auch gar nicht auf die Suche nach Schuld gehen. In eurer Beziehung hat deiner Freundin aber wohl ab irgendwann etwas gefehlt. Das wird ja auch deutlich, sie hat es ja auch gesagt. Was dabei auffällt ist, dass du jetzt sehr emotional bist. Mir erging es ähnlich. Ich denke ja, dass es bei uns Gemeinsamkeiten gibt, deshalb spekuliere ich jetzt mal herum:
Deine Freundin hat dich irgendwann mit anderen Augen gesehen, nachdem ihr irgendwas Wichtiges in der Beziehung gefehlt hat. Auf der Suche danach mag es sein, dass sie eine sehr rationelle Sicht auf dich und eure Beziehung entwickelt hat. Ob sie dabei die richtigen Schlüsse gezogen hat, ist mir nicht möglich zu beurteilen. Aber wenn man fast nur noch rationell auf die Beziehung sieht und der Partner dann sehr emotionell reagiert, wenn er schon etwas von den eigenen Überlegungen mitbekommt, dann gießt das emotionelle Verhalten eigentlich nur noch Öl ins Feuer der Zerstörung. Das kenne ich von einer weiter zurück liegenden Beziehung selbst. Das dies bei euch passiert ist, finde ich extrem offensichtlich bei allem, was ich hier gelesen habe. Ein "ich liebe dich" und ein "ich kämpfe um dich" kommt beim von Rationalität geprägten Teil der Partneschaft dabei nicht so an, wie du es emotional betrachtet vielleicht glaubst. Der subjektive Kontext ist schon zu verschieden.
Erstmal muß man sich in das hineinversetzen und versehen, was dem Anderen fehlt. Wenn deine Freundin sagt ihr fehle nun schon länger Irgendwas, dann muß ich sagen, dass dies klar ein Fehler von ihr war darüber nicht früher mit dir zu sprechen. Warum das nicht ging ist eigentlich eine der interessantesten offenen Fragen. Damit ist eine Chance vertan worden. Welchen Grund das auch immer hatte.
Der Punkt ist jedoch, dass du wirklich gut beraten bist dich abzufinden und rationell an die Sache zu gehen. Ich finde in einer intakten Beziehung haben die Partner eine Art Gleichtakt, sie sehe gemeinsam mit ähnlicher Perspektive auf Dinge und das führt zu Harmonie. Das genau ist irgendwann bei euch abhanden gekommen. Deine Sicht und weite Teile deiner Handlung helfen deiner Freundin nicht mehr weiter. Sie kommen ihr womöglich sogar störend vor in ihrer jetzigen Perspektive. Das schlimme ist, deine Perspektive, als emotionalerer Teil, vermeidet, dass du die Probleme, die sie sieht, erkennst. Wenn ihr wenigstens mal drüber gesprochen hättet... Aber das ist nun mal vertan.
Für dich, denke ich, ist es wichtig erstmal "runter" zu kommen, so hart das auch klingt.
Meine letzte Beziehung ging ähnlich zu Ende. Ich habe mich hinein gesteigert und bin außer emotional zu werden auch extrem devensiv und passiv geworden. Habe mir alles möglich gefallen lassen. Und alles so hin gedreht, dass es für sie einfach (aber auch langweilig) wurde. Ich bin Provokationen ihrerseits aus dem Weg gegangen. Ich sage mir jetzt, wäre ich womöglich zu gegebener Zeit auf den unausweichlichen Streit eingegangen, dann hätten bei ihr vielleicht die Emotionen ausbrechen können. Das hätte vielleicht einen schmerzlichen Streit für mich gegeben, aber es wäre heraus gekommen. Wir wären dann beide emotional gewesen. Wir hätten dann aber eine Chance für einen neuen Gleichtakt behabt. Wenn es aber erstmal zu einem Ungleichgewicht gekommen ist, wird es schwierig, meine ich. Ich muss darüber hinaus auch mal sagen, ich fürchte außerdem, dass es zu einem besonderen Problem wird, wenn Männer nur noch stark emotional reagieren. Ich bin ähnlich wie du ein sensibler Mensch und ich neige zur Harmonie. Manchmal muss man aber Disharmonie zulassen um einen Weg zurück zu finden. Und Frauen erwarten wohl auch, dass Männer gefälligst rationell sind und Initiative sollten sie auch meistens zuerst zeigen. Zumindest hat mir das meine Ex neulich fast so wortwörtlich gesagt.
Das ist aber nicht im Satz "ich liebe dich" und "ich kämpfe um dich" enthalten. Beides ist eher romantisch und passt nicht in die Situation. "Ich will darüber jetzt mal mit dir offen reden" passt viel besser in solche Situationen. Es sieht nämlich der Gefahr ins Auge.
Lieber Andreas, ich rate dir deine Haltung deiner Freundin gegenüber zu ändern. Werde rationell, sieh ein, dass du vor einem Scherbenhaufen stehst (den du vielleicht nicht mal hauptsächlich selbst angerichtet hast). Dann hast du eine Chance auf das zu blicken, was deine Freundin sieht und zu erkennen, was überhaupt noch möglich ist. Das können wir nämlich nicht sehen, da du zu uns aus deiner jetzigen Perspekive berichtest. Du mußt aber deine Perspektive ändern um richtig zu handeln (so dass deine Freundin damit etwas anfangen kann).
Ich hoffe das hilft dir in Form eines Rates.