Hallo alle,
vielen Dank für Eure Posts.
ich sitze derzeit beim Kunden und habe ein paar Minuten Pause bis zum nächsten Meeting.
@justine: danke für Dein Verständnis - ich glaube, Du trifft es mir Deiner Sicht der Dinge ziemlich genau, das, was ich momentan fühle und erlebe. Und auch die wiederkehrende Aussage unserer Psychologin (und ich glaube, sie ist mit ihren 65 Jahren erfahren und abgeklärt genug, solche Dinge zu sehen): "ich bin mir jetzt nicht so sicher, ob Sie sich wirklich trennen wollen - die Signale passen nicht zu den Aussagen" gibt mir das Gefühl, D. ist sich momentan über einiges noch nicht klar (auch die Aussage von D. in einem unserer Gespräche "ich bin einfach nur verwirrt" weist in die Richtung). Und: ich werde weiterkämpfen' - wohl wissend, dass der wirkliche Kampf um uns wohl erst noch bevorsteht, FALLS wir es nochmal versuchen sollten.
@lavara: danke - Du hast wahrscheinlich mit vielem recht - aber auch hier regiert halt das Gefühl über mein Hirn. Und - das ist halt ziemlich massiv in mir - ich bin ein Mensch, der Dinge gern mit anderen tut, teilt und teilhaben lassen will. Ich will Vertrauen haben und erwarte Vertrauen - und wenn ich jemanden liebe, gebe ich halt auch einen Teil von mir auf - diesmal anscheinend zu viel - nur das hab' ich zu spät festgestellt.
@ibr: "Das Gefühl ist weg - und das schon seit Jahren": diese Aussage stelle ich massiv in Frage - ansonsten müsste ich sie tatsächlich der Lüge bezichtigen (Verhalten, Mails, Telefonate, Aussagen, ...) - und das schon seit Jahren. Und davon gehe ich jetzt mal nicht aus. Man kann Gefühle nicht erzwingen - nein - aber man kann auch nur Gefühle auslösen, die der jeweils andere zulassen will - das ist mir alles klar. Aber da sie ihre Gefühle nicht kommuniziert - (ich rede von den Gefühlen, nicht von den NICHT-Gefühlen) kann ich wieder nur interpretieren - und das werde ich - was sie betrifft - nicht mehr tun.
Ich habe nicht das Gefühl, dass D. über ihr zukünftiges Leben nachdenkt - ich habe viel mehr, das Gefühl, dass sie momentan einfach alles laufen lässt und nicht über viel nachdenkt - und wenn, dann merke ich nichts davon. Sie legt die Karten nicht auf den Tisch - meine Mutter hat gemeint "sie lässt sich eine Hintertür offen" - ich glaube das nicht - aber ich verstehe, woher der Gedanke kommt. Ich glaube viel eher, sie hatte in den vergangenen Jahren aus irgendeinem Grund Angst, über ihre Gefühle zu sprechen (vielleicht, weil sie nicht "schwach" dastehen wollte - sie sieht sich gerne als toughe Businessfrau) oder, weil sie mich/die Beziehung nicht belasten wollte. Sie tut es aber jetzt auch nicht - nicht mal unter der Anleitung/Führung in unserem ersten Paargespräch - nicht mal in der kontrollierten Umgebung.
Angst, mir den Boden unter den Füssen wegzuziehen: diese Frage kam auch von unserer Psychologin an sie: "D, glauben Sie, Andreas wird mit der Trennung fertigwerden? - ihre Antwort darauf: "ja, das glaube ich schon - ich weiß zwar nicht, ob er mit jemanden darüber redet, was seine Familie weiss und ob er (richtige) Freunde hat mit denen er darüber spricht ... ich weiß ja wem ich was erzähle" - (ja, hab' ich schon festgestellt, dass sie verschiedenen Leuten jeweils kleine/unterschiedliche Teile erzählt: von "ich hab' Schluss gemacht" bis zu "es hat nicht mehr funktioniert" bis zu "ich will einfach nur allein sein - mit den Tieren"). Interessant ist nur, das mich diese Freunde - ähnlich wie ich - von den Socken waren und mich darauf angesprochen haben um meine Version zu hören.
@Letizia: sie will derzeit nicht - das ist mir klar. der springende Punkt ist "derzeit" - und das ist auch etwas die Angst, die ich habe. Es wäre vielleicht leichter - für beide - wenn ich die Trennung einfach akzeptieren würde - wenn ich mich auf die rationale Ebene begeben und ausziehen würde - so auf die Art: "OK - Du hast es so gewollt" und aus. Nur erstens hätte ich das Gefühl, mich selbst zu verraten. Und zweitens bin ich mir nicht sicher, ob das nicht ein Fehler wäre was die Beziehung betrifft - ich habe das Gefühl, D. braucht Zeit, sich selbst klar zu werden, was sie wirklich will.
Was das Paargespräch bringen soll: es soll uns ermöglichen, auch außerhalb wieder miteinander zu sprechen - auch über UNS und unsere Gefühle miteinander zu sprechen - und das kann in einem Gespräch nicht erreicht werden (noch dazu hat uns die Psychologin ja erst kennengelernt). Ich verstehe Leute einfach nicht, die bei den geringsten Schwierigkeiten einfach aufgeben - anstatt etwas Geduld zu haben und an den Problemen Schritt für Schritt zu arbeiten um die Gesamtsituation zu verbessern. Wenn ich das in meinem Berufsleben tun würde - getan hätte - würde ich schon lange unter irgendeiner Brücke leben oder als Hilfsarbeiter schuften. Ich wurde manchmal als Pessimist bezeichnet - einer, der alles negativ sieht und das auch kommuniziert (und das in einem US-"think positive"-Konzern) - ich stehe aber auf dem Standpunkt, dass ein Problem zuerst auf den Tisch/angesprochen/analysiert werden muss - erst dann kann man was dafür tun, dass es verschwindet oder verbessert wird. Das Aussitzen und warten, dass Dinge von alleine besser werden hat nur ganz selten funktioniert (siehe auch unsere Beziehung und die Aussage D.: "ich hab' geglaubt/gehofft, es wird wieder besser").
Und, Letizia, es MACHT mich fertig, über was mir momentan reden - mich interessieren derzeit weder Wasserbetten, Kaninchen, Einkaufslisten noch andere Dinge des täglichen Lebens - es ist aber einfach nicht möglich mit ihr über UNS zu reden - alleine die Frage "wie stellst Du Dir eigentlich Weihnachten vor" hat zum Ergebnis gehabt, dass sie wieder "zu gemacht" hat (meine Mutter hätte gesagt: "schnippisch geworden ist").
Ja, wir haben zu wenig miteinander geredet - ich konnte es scheinbar akzeptieren - sie nicht. Und das führt uns wieder zum Punkt: was nun?
liebe Grüße,
Andreas