Neid und Eifersucht, beide sind Masken mit 2 Seiten. Typisch Jänner, Janus lässt grüßen.
Was aus dem Neid, oder auch der Eifersucht, gemacht wird liegt so stark an der Person, die ihn spürt...
Sie kann ihn positiv nützen, indem sie hellhörig wird, was er sagen will, der Neid. Was genau ist es, dass diese Gefühle in mir hervorruft? Warum ist es mir wichtig, das auch zu haben oder zu sein? Wie kann ich das auch erreichen? Und: wenn ich meine wütenden Emotionen kurz vorüberziehen lasse und den Menschen, auf den ich neidig bin, so objektiv wie möglich betrachte - dann ist er doch viel zu verletzlich und schön um ihn in einem Gewitter meiner Emotionen zu verletzen.
Ich habe dann für mich und über mich gelernt und bin ein Stück gewachsen. Dem anderen habe ich dann nicht geschadet.
Sie kann ihn negativ nutzen, sich von ihm überwältigen lassen. Im Zorn dem Menschen schaden, der etwas hat oder ist, das ich eigentlich gerne sein möchte. Ich schaffe es nicht, ein Stück zu diesem Ziel hin zu wachsen, und mache dafür den Menschen, den ich beneide, klein. Ich verletze ihn, da ich glaube, nicht sein zu können was er ist und weil ich zu schwach bin, meine Emotionen zu managen.
Ich habe etwas Wunderbares verworfen und einem schönen, verletzlichen Menschen geschadet.
Beide Seiten sind in der "Ich - Form" von mir umschrieben, was insofern nicht ganz einfach war, als ich die destruktive Seite so praktisch nicht kenne von mir. Ich kenne Neid und Eifersucht auch, selten aber doch, aber ich beschäftige mich dann damit. Es würde mir zutiefst zuwider laufen, dem Gegenüber zu schaden, es zu verletzen und klein zu machen: das wäre nicht ich. Ein Teil von mir bewundert das Gegenüber ja auch, und sagt: wow, so etwas schönes ist ein Wunder. Be-wundern eben. Und wenn man sich dann gut kennenlernt finde ich immer heraus, dass man sich gar nicht so unähnlich ist. Es ist konstruktiv, aufregend und schön.
Vor einigen Tagen hat mir, auf einer Party, eine Kollegin coram publico das berühmte "Ich muss mit Dir reden" ausgesprochen. Bewusst auch so, dass mir fröstelt, und den Umstehenden freilich gleich mit. An der Bar dann, immernoch recht "öffentlich", hat sich folgendes begeben:
Sie sieht mit in die Augen, hebt die Brauen, lächelt süffisant und sagt zu mir/über mich: "So etwas von falsch!" Sie genießt den Moment, den Triumph, mich gerade zu verletzen und kostet ihn richtig aus. Sie sitzt dabei am Barhocker, ein wenig zurückgelehnt, ich stehe und blicke zurück in ihre Augen. Ich hebe, ein wenig fragend, meine Augenbrauen. Sie holt Luft und wirft die erste Erklärungsphrase vor mich - wegen einer E-Mail, die ich den Kollegen eines Schauspielkurses gesendet habe. "Ja? Was soll damit sein?!" - ich gebe mich bewusst entspannt und geerdet sachlich, auch wenn ich innerlich gerade einen starken Stich in der Herzgegend spüre. Dieser Moment der Demütigung, dem man nicht entkommen kann, nackt vor dem Kadi, der Schreckmoment den sie lächelnd zu dehnen versucht. Blickkontakt ungebrochen. Sie rudert 1 Millimeter zurück und erklärt, sie müsse mir das nun ehrlich sagen, ganz ehrlich also in spitzem Ton SIE finde das nicht ok von mir. Und was genau, ja, jetzt beginnt sie in den Worten zu kramen.
Der Hintergrund war nämlich, dass ich wegen einer Sportprüfung bei einer völlig unentgeltlichen Übungsperformance eines Schauspielkurses, die just for fun angesetzt war, gefehlt habe. Anfang Dezember war das. Es geht um Improvisationstheater, also Theater, das im Augenblick entsteht und nicht vorbereitet wird. Hab das damals früh genug per Mail bescheid gegeben, war kein Ding. 2 Tage vor dieser Performance brach ein Mailkrieg los, wer der 3 Gruppen zu je 12 Schauspielern denn nun welche Formate performen würde, man "kämpfte" um Formate und bekriegte sich, ganz vorne dabei eben diese Kollegin. Das ganze rieb sich schrecklich auf, ich war an dieser Stelle froh, nicht dabei zu sein, ganz ehrlich. Ich schrieb meinen Gruppenkollegen also ein Mail, dass sie ohnehin 1 A super sind und es tatsächlich egal sein wird, welches Format sie spielen. Dass sie sogar umso spontaner und besser sein werden, je weniger sie wissen, was auf sie zukommt. Und ich mich auf die Fotos freue.
Tatsächlich ist das beim Improvisationstheater so.
Ich hätte mich nicht wichtig machen dürfen, wenn ich beim Auftritt nicht dabei bin, das wurde mir nun erklärt. Und dieses Mail hätte ja viele, viele (und freilich ungenannte!) Schauspieler der Gruppe sehr verärgert. Eine ging sogar auf den Lehrer zu mit ihrer Beschwerde, hört hört! Und "falsch" sei ich, da ich die Gruppenschauspieler als 1A super bezeichnet habe, da ich angeblich meiner, mich gerade heruntermachenden, Kollegin gesagt hätte, die Gruppe sei nicht gut. Also so ein völliger Quatsch! Im Gegenteil waren nämlich das ihre eigenen Worte, zu denen ich nichts sagte, damals, vor dem Bahnhof. Bevor ich etwas sagen konnte ging es schon weiter damit, wen sie aller nicht möge usw usf - ich nahm dann eine andere Route nach Hause.
Was schon stimmt ist, dass es ein (Un-) Sympathieproblem gibt in ebendieser Gruppe. Und ein Neid und Eifersuchsproblem. Vor allem durch weibliche Kolleginnen. Dass einige herausgefunden haben, dass ich auch Geld mit dem Schauspiel verdiene hat es natürlich verschlimmert, am Rande erwähnt. Ich bin vor kurzem deshalb ausgestiegen, weil ich spürbar ausgeschlossen werde. Offiziell bin ich aus terminlichen Gründen gegangen. In meiner Abschiedsmail schrieb ich freundlich rhetorisch, dass ich nun quasi der erste offizielle Fan der Gruppe sei und mich freuen würde, wenn sie mich am Laufenden hielten. Rhetorik. Wurde von meiner Kollegin als "falsch" und "hinterhältig" kritisiert, da sie ja mir ja unterstellt, ich hätte gesagt die Gruppe sei schlecht. Irre, oder?!
Nach einiger Zeit - in der sie doch wirklich weiterredete als sei nichts gewesen - kam mein Mann hinzu. Er hat das Gespräch bis dahin nicht gehört. Ich war immernoch innerlich baff und versuchte so tun tun, als sei nichts gewesen, vor meinem Mann, Scham. Sie begann, eine abwesende Kollegin, die scheinbar mit dem Lehrer einen Flirt beginnt, zu beleidigen, redete sie schlecht, (wieder Neid?), ich sprach immer wieder für die Kollegin, wollte einige Male raus aus dem Gespräch. Schämte mich vor meinem Mann für ihr Gewäsch. Es folgte noch einiges Selbstlob ihrerseits, das auch etwas absonderlich war, dann kam ein Programmpunkt, Ende der Situation.
Ich war 2 Tage traurig, verletzt, down.
An der Länge meines Textes sehe ich gerade, dass es mich noch immer so beschäftigt.
Der Neid, die Eifersucht, die so schlimm sind dass der Mensch, den man beneidet, verletzt werden muss.
Ich sollte lernen, mich selber besser zu beschützen.
Diesen neidigen Menschen sehe ich kommende Woche wieder bei einem anderen Training. Welche Selbstschutz - Strategien schlagt ihr vor?
PS: Ich beisse mich in den Po, mir so lange Monate ihre negativen und selbstmitleidigen Geschichten angehört zu haben. Und ihr Gewäsch. Sie ist 40, übergewichtig, hatte noch nie einen Freund, keine Arbeit, schwierige Kindheit. Ich bin 10 Jahre jünger, habe gemodelt und fast den gleichen Körper wie damals, bin mit meinem Mann auf der Party, habe Studium, Job, Erfolg im Schauspiel, auch eine schwierige Kindheit. Ich hab sie immer wieder ermutigt, aufgemuntert, stand ihr zur Seite, hab sie getröstet, unterstützt. Hab ihr die Komplimente, die sie umbedingt erfischen wollte, gegeben. Hab ihre Sticheleien geschluckt, darüber hinweg gesehen, viel zu lang. Ich hätte mich schon viel früher zurückziehen sollen.
Ich könnte ganz dringend die eine oder andere Umarmung brauchen.