Sarajevo - Sich verlieren um zu gewinnen

Shinon

Erfahrener Benutzer
10. Dez. 2006
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Sarajevo - Sich verlieren um zu gewinnen

Hi Leute da draußen...

Ich googelte herum und fand dieses Forum und blieb - wie ihr seht - stecken, blieb hängen und ich starre auf meinen Schreibtisch, seh mir das Handy an und warte eigentlich darauf, dass es klingelt. Es rührt sich nicht, wie sollte es das auch, nach all dem was geschah, nach all den offenen Fragen, die sich aufdrängen, nach jenen Augenblicken, die man besser vergessen sollte, vernunftshalber schon.

Ich hatte mir geschworen, es würde mir nicht wieder passieren, als sie die Bürotüre aufmachte, sie mit einem Lächeln zwar Sympathie ausstrahlte aber ich insgeheim mich freute, dass sie rein optisch absolut nicht mein Typ war. Ich wunderte mich über meine Oberflächlichkeit, die ich ihr gegenüber brachte und gleichzeitig war ich erleichtert, dass sie (die Anzug-Aktenkoffer-Fraktion) dieses Mal jemanden einstellen würden, der nicht ein zweites Mal ein kleines Desaster anrichten könnte.

Ein kurzes "Hallo" dann wendete ich meinen Blick dem Monitor wieder zu und kümmerte mich den Rest des Tages um meinen Aktenstapel, der sich auf meinem Tisch angehäuft hatte.

Es vergingen mehrere Monate ohne das ich mich zu ihr hingezogen gefühlt hätte. Jeden Morgen zum Tresor, Code eintippen, Kaffee abstellen, das morgendliche Begrüßungsritual in der Firma, der Klatsch und Tratsch der Frauen zuhören etc. Es war so wie immer. Und eines Tages fragte ich mich, was ich über sie eigentlich wusste. Ich schätzte sie auf höchstens 21 Jahre, blonde Haare, blaue Augen, wusste, dass sie den Krieg in Ex-Yugoslawien mitgemacht hatte und das ihr Name schön und leicht auszusprechen war: Lisa. Konkret, direkt, verspielt, humorvoll...

Aber es kam so, wie es kommen musste. Ich glaube nicht an Schicksal oder an Zufall. Eines Abends, nach dem wir die Kassen im Tresor verstaut hatten, fragte sie mich, ob wir noch etwas trinken. Spontan antwortete ich "ja" und wir gingen in den Aufenthaltsraum unserers Geschäftes. Es saßen noch ein paar Mechaniker herum und aus einem Bier wurden vier. Und dann begann sie zu erzählen, dass Gott nicht existiert, dass die Kirche der größte Scheißverein auf Erden wäre... Sie war total außer sich und ich verstand gar nichts mehr. "Du hast ja keine Ahnung! Ich werde es dir einmal erzählen, wenn niemand zuhört!"

Nach drei Stunden war ich fahruntauglich, aber Lisa nahm ihren Schlüssel und sperrte ihr Auto auf. "Komm', ich bring dich nach Hause". Es endete in einem kleinen Verkehrsunfall und war total geschockt, wie sie dabei noch lauthals lachen konnte; die komplette rechte Seite des Autos war am Lack beschädigt. Ich weigerte mich weiterzufahren, aber sie flehte mich direkt an, nicht so ein Theater zu machen, denn die Bullen würden gleich kommen...

Wir fuhren also weiter, hatten beinahe noch einen Unfall und dann hielt sie ihren Wagen vor einem chinesischen Restaurant an. Es musste gegen Mitternacht gewesen sein, als ich völlig von Sinnen doch tatsächlich dort mit hinein ging. Wir nahmen in einem heil los überfüllten Restaurant platz und dann, dann begann sie zu erzählen: Vom Vater vergewaltigt mit fünf Jahren, den Krieg überlebt, mit der Mutter geflüchtet, von ihrem Ex-Freund fast zu Tode geprügelt, Intensivstation, Zeitungsberichte, Selbstmordversuche, Psychologen und Psychiater; diese Liste ist schier unendlich.

Fassungslosigkeit zeichnete mein Gesicht. Sie hielt meine Hand, spielte mit meinen Fingern: "Du hast so faszinierende Augen, Shinon; das passiert mir echt nicht bei jedem... Wer bist du nur? Was man nicht alles für Menschen beim arbeiten kennen lernt... Du..." Aber sie hatte einen Freund, der sie heiraten wollte und es geschah nichts weiter.

Am nächsten Morgen, holte sie mich wieder ab und wir fuhren ins Geschäft. Sie lächelte, und lächelte, und lächelte. Seit jenem Zeitpunkt war es um mich geschehen: Ich war verliebt. Warum? Das kann ich nicht wirklich erklären; ich glaube das suchen wir uns nicht aus, das passiert ganz einfach.

Ich fasste zusammen und überlegte mir was ALLES DAGEGEN stand:

1. Ihr Freund

2. mit dem sie zusammen wohnt

3. der ihr einen heiratsantrag gemacht hatte

4. meine arbeitskollegin

5. ich werde bald ihr vorgesetzter

Ich schüttelte den Kopf, als ich mir diese Liste durchlas und warf den Zettel in den Papierkorb. Lisa. Lisa. Egal. Lisa. Die nächsten Wochen wurden dafür nicht leichter, ganz im Gegenteil. Es begann mit SMS in der Nacht, die sie mir schickte, es begann mit kleinen Mails unter der Arbeitszeit, sie dachte einfach an mich.

Und wie in jeder Firma gab es vor kurzem diese Weihnachtsfeier... Sturz betrunken hatte ich mich an eine Frau heran gemacht, während Lisa von einem anderen, sturz Betrunkenen angemacht wurde. Wir teilten förmlich die Eifersucht. Irgendwann in der Früh fragte sie mich, ob ich diese Frau lieben würde. Diese Frage hatte so viel Ironie in sich, so dass ich laut verneinte. Sie lächelte mich ein wenig düster an. "Provozier mich nicht, Lisa..." sagte ich. "Ich kann provozieren, so lange ich will, Shinon. Ich bin aus Yugoslavien, schon vergessen?". Dann ging sie plötzlich und ich hinter ihr her. Sie legte ihren Mantel an und sie sagte:"Wir sprechen weiter, wenn ich die Firma verlassen habe" und sie küsste mich halb auf den Mund. "Ich hab dich lieb, ich dich auch."

Um vier Uhr in der Früh warteten wir dann auf das Taxi; es war ihr so kalt, dass ich sie herzog zu mir und sie lag ein paar Minuten in meinen Armen. Wir gingen weiter in eine andere Disko, feierten weiter und tanzten. Seit dieser Nacht vor drei Tagen, habe ich nichts mehr von ihr gehört und fühl mich nur noch scheiße.

Wenn man sich das so durchliest, könnte man meinen, das klingt doch alles so, wie es sein sollte - einfach perfekt. Und da liegt der Haken, denn ich glaube nicht daran, dass Lisa es ernst mit mir meint. Sie verarscht mich.

Wenn jemand den Nerv gehabt hat, das hier zu lesen, soll mir bitte eine Antwort schreiben, denn ich kenn' mich im Moment gar nicht mehr aus. Hatte sie die Wahrheit gesagt? "Wenn wir nicht mehr zusammenarbeiten..." Und dann? Was wird dann sein, wenn ich noch weiter geduldig warte? Wird sie ihren Freund verlassen, wie sie es mehrfach schon gesagt hatte? Oder bin ich einer Borderline-Frau zum Opfer gefallen, die unter Alkohol einfach nur den Verstand abschaltet?

HILFE!

 
P.S.

Wo bringst du mich hin? Ich kenne den Weg nach Hause, es ist ein leiser Ort.

Gib mir bescheid, wenn du bereit bist und sei es bitte genau jetzt.Pünktlich. Sag mir

wie ich verhindern kann, dich nicht zu küssen, sag mir wo die Sterne stehen.

Halte nach mir Ausschau, wenn ich nicht da bin, es gibt immer ein Licht.

Ich kann nicht. Ich darf nicht. Ich lege dein Gesicht in meine Hände und du nimmst

mich mit, es regnet, verstehst du, es regnet. Du führst mich, denkst dir, du würdest

mich an die Hand nehmen können. Selbstbetrug. Ich wandere mit meinm Blick um dich,

verwandle mich dabei, existiere in diesen Momenten. Dort bin ich wahr, dort bin ich

erfunden. Und ich fühle. Einfach so, auf mich zugeschnitten, für mich verpackt.

Und sind wir? Nein, sind wir nicht. Glaubst du? Ich glaube für mich, für mich, dass

du es ernst meinst. Ich taufe mich mit Feuer, lege deinen Namen in mich hinein,

behandle ihn gut, spreche ihn aus, wenn du nicht hinhörst, denn du sollst mich

nicht so, so sehen.

Meine Engel wissen nicht mehr weiter. Den deinen wurden die Flügel gestutzt. So

in der Luft zu hängen, Bäume ausreißen zu können, wenn der Wald bereits gerodet ist

darf nicht sein. Mein Licht entgeht dir nicht, es ist Wunschgedanke. Du verfolgst

es, aber bleibst weiterhin im Dunkeln, denn dort sieht dich niemand, so wie du

wirklich bist. So wissen sie nichts von Vergangenem, sind ahnungslos, gestehen

dir keine Hilfe zu, denn sie können es nicht: Verstehen.

Wo also bringst du mich hin? Ich warte immer noch darauf, dass du mich mit nimmst,

denn es ist ein leiser Ort, an den ich nicht mehr zurück will.

 
Hallo Shinon,

Das ist wirklich eine verdammt traurige Geschichte. ;(

Auf mich macht Lisa den Eindruck, als würde sie ihre traumatische Vergangenheit und eine höchstwahrscheinlich daraus resultierende Angst, anderen Menschen zu vertrauen, hinter einer sehr lauten, sehr selbstbewussten Maske verstecken. Es wird schwer sein, wirklich an sie ranzukommen. Obwohl sie andererseits ja doch ziemlich offen zu sein scheint.

Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass sie dich ausschließlich verarscht. Sie wird sicher etwas für dich empfinden, auch wenn es vielleicht nicht dieselbe Art Liebe ist, die du ihr entgegenbringst und die du ihr von ihr wünschen würdest. Sie wirkt, als würde sie extrem für den Moment leben. Mir würde es auch zu denken geben, wie sie mit ihrem Freund umgeht. Sie will ihn heiraten, aber sie zieht mit dir um die Häuser und küsst dich? Ohne die genauen Umstände zu kennen - das ist kein schöner Charakterzug und du solltest dir überlegen, ob du mit einer solchen Frau leben möchtest und könntest.

Ich glaube, mehr als warten und sich zurückziehen kannst du erstmal nicht machen. Schau, wie sich die ganze Sache entwickelt. Versuch herauszufinden, ob sie es wirklich wert ist, dass du dir Hoffnungen auf sie machst. Und: Sie ist es, die jemand anders heiraten will; sie ist es, die auf dich zukommen müsste, falls sie dich so sehr liebt, dass sie ihren Freund für dich aufgeben würde.

Ich wünsch dir von ganzem Herzen, dass du aus dieser Situation mit einem guten Ende rauskommst. :trost:

 
Hallo Briseis!

Erstmals danke für deine Antwort! Allerdings ist es genau umgekehrt: ER will sie heiraten, und ich hatte vergessen zu erwähnen, dass sie die Verlobung bereits aufgelöst hat vor vier Wochen - sagt sie zumindest.

Ja abwarten... Ich hoffe ich habe so viel Geduld. Ich brauch für gewöhnlich relativ lange bis ich mich in jemanden "verlieben" kann und

sie ist eben jene Frau nach zwei Jahren, bei der mir das passiert ist.

Eines jedenfalls kann ich sagen: Freundschaft ist in diesem Punkt absolut fehl am Platz. Sollte es schlecht ausgehen, dann muss ich den Kontakt abbrechen, wenn einer von uns beiden die Firma verlässt.

Lg Shinon

 
ALS ENGEL GELTEN

Erst heute habe ich erfahren, dass ich "ewas" verhindert habe. Ich habe meiner engsten Mitarbeiterin erzählt, was zwischen mir und Lisa läuft.

Sie war total erstaunt darüber, wusste davon nichts, bis auf den weiblichen Instinkt, den jede Frau hat zu wissen, daas ein Mann etwas von einer Frau will.

Kurzum hatte sie sich selbst an jemanden von der "Reklame-Abteilung" (Marketing) heran geschmissen, der seit etwa ein halben Jahr erst verheiratet war und ein drei Monate altes Baby hatte... Ich redete ihr zu, die Finger von ihm zu lassen (man bedenke er ar mit 24 ein Model) denn dass würde nur "böses Blut fördern"....

Und tatsächlich war er sich seiner Verantwortung NICHT bewusst und lud meine besagte Arbeitskollegin auf "Sex" ein... Ich war sprichwörtlich fassungslos als ich das heute erfuhr... Solch eine Charakterlosigkeit!!!! Aber sie erinnerte sich an meine Worte und so geschah es nicht....

Es war purer Zufall, dass ich mich eingemischt hatte, denn ich überlegte lange einzugreifen. Zum Glück tat ich es.Zum Glück. Für all diejenigen die glauben es wäre okay gewesen: Fuck you off!!!! Denn wenn man schon neu geborenene Kinder hat, sollte man sich trotz aller Ausgelassenheit im Klaren sein, was man damit bewirkt!!!

Und sich der VERANTWORTUNG bewusst sein; wenn man sich dessen nicht bewusst ist, dann heiratet man später bzw. hat erst später KINDER, denn die leiden am meisten an solchen Missständen.

 
Ich glaube ich habe mir die Antwort selbst gegeben... Macht es Sinn? Wo renne ich da nur wieder hin... So ein Quatsch und bin noch so dumm, mich unterkriegen zu lassen. Schluss damit. Basta.

Sie hat jetzt zwei Wochen Urlaub und bin froh, sie nicht sehen zu müssen.

Ciao,

Shinon

 
Hi Shinon!

Weißt du was? Du hast eine unheimlich interessante Art zu schreiben. Ja, ich habe mich durchgekämpft, durch deine Texte, aber irgendwie schreibst du so schön, dass es fast spannend war. Das nur so nebenbei. Die eigentliche Geschichte ist wohl leider weniger schön...

Jemanden Schwierigeres zum Verlieben, hättest du dir wohl kaum aussuchen können. :) Bei dem, was Lisa alles durchmachen musste, muss es sicher schwer für sie sein, überhaupt noch zu vertrauen.

Umso erstaunlicher finde ich es, dass sie dir alles erzählt hat. Mir kommt die Geschichte fast unwirklich vor...So viele schreckliche Sachen. Es fällt bestimmt nicht leicht darüber zu reden. Aber sie hat es getan. Mit DIR. Und ich denke, das ist ein sehr, sehr großer Vertrauensbeiweis, oder nicht? Allein schon, dass sie mit dir darüber geredet hat, zu dir dieses Vertrauen hatte, zeigt doch, dass sie dich sehr gern hat.

Ob es mehr ist kann wohl nur sie sagen. Sie redet mit dir über solche Dinge, sie küsst dich, sie hat ihre Verlobung aufgelöst. Das sind doch alles gute Zeichen!

Warum glaubst du, sie verar**** dich? Hab ich nicht verstanden. Du schreibst sonst nichts darüber ,oder? Wegen ihres Freundes?

Habt ihr denn überhaupt schonmal richitg darüber geredet? Was du fühlst, was sie fühlt? Was du willst, was sie will? Vielleicht solltet ihr das mal tun.

Ansonsten kannst du wohl wirklich nichts machen, als abwarten und die Dinge laufen lassen....

Liebe Grüße!

Amidala

 
Hui, danke für dein Kompliment! Wurd da jetzt aber gaaanz rot im Gesicht... Danke jedenfalls!

So, du fragst die, worüber ich mich eigentlich beschwere... Na ja, alle sagen, lass die Finger davon und sie haben schon recht irgendwie, denn es sah eben so aus, als würde sie ein Spiel anfangen, das ich nur verlieren kann. Durch Worte allein lassen sich gewisse Augenblicke, Gesichtszüge, Anzeichen nur schwer wiedergeben, die ich an Menschen erkenne. Es ist nur mein persönlicher Eindruck, denn ich glaube, dass ich Menschen gut einschätzen kann. Nur bei ihr speziell tue ich mir echt schwer. Ich glaubte an ihr gutes Herz, aber spürte dennoch diese andere Komponente, die mir gar nicht gefiehl.

Amidala, sei mal ehrlich: Frauen erkennen schneller, wenn ein Mann sie liebt und nachdem was geschehen ist, muss sie es wissen. Vor zwei Tagen war sie doch noch in der Firma (eigentlich hat sie ja Urlaub) und hat mich schon wieder gefragt, ob ich die eine lieben würde; sie hätte mich gesehen mit ihr herum knutschen... Quatsch. Aber ja.

Und das Reden... Ich bin ein komunikativer Mensch, das musst du mir glauben, aber diese Worte über die Lippen springen zu lassen ist bekanntlich nicht leicht. Erst recht nicht, wenn man tagtäglich miteinander arbeiten und auskommen muss, wenn du verstehst. Ich habe mir - wie du sagst - eine Menge "Probleme" angelacht, aber wie ich selbst sagte: Das entscheidet man manchmal nicht selbst für wen man alles tun würde; manchmal ist es einfach so und muss es akzeptieren und man muss auch akzeptieren, dass es wichtig ist, sonst wäre ich nie hier in diesem Forum gelandet; alles hat einen Grund, ich glaube fest daran.

Ich warte ab. Und Amidala du hast ja recht: Sie hat mir diese Dinge anvertraut aber du musst mir eines glauben: Sie war bis jetzt nicht die Einzige, die sich bei mir ausgeschüttet hat. Ich könnte dir auf anhieb zehn Frauen nennen, die das selbe in kürzester Zeit getan haben. Warum? Ich scheine für solche Dinge eine Art Magnet zu sein und manchmal hätte ich mir schon gewünscht, es gäbe mehr als nur Freundschaft; nach drei Jahren Single - Dasein habe ich sprichwörtlich die Schnautze gestrichen voll. Ich kann nicht immer nur den "good-boy-part" spielen, wenn du verstehst. Ich kann ja auch ziemlich fies und gemein sein, wenn ich will *gg* :yeah:

Okay... Danke für's lesen und vielleicht bis bald!

Lg Shinon

 
Freier Text

Keine Bewegung, erstarrt. Uhren sagen, was auch immer sie mir jetzt sagen wollen; Nacht. Unruhen ziehen durch deine spärlich beleuchtete Straße, durch deine Wohnungstüre, hinein in den abgedunkelten Flur, bis in dein Zimmer, unter dein Bett. Die Stille hat dich erwischt und

Unruhen lassen dich im Nichtlicht erkennen, dass du nichts unternehmen kannst, dich schlafen zu legen. Machtlos und doch von Angst befreit, alles zur selben Zeit erzählst du dir, jemanden angetroffen zu haben.

Du wolltest nicht, du konntest aber nicht anders. Du sahst weg und aber siehst jetzt im Dunkeln hin, in die Bilder deiner Gedanken, die nicht enden. Du hattest dir vorgenommen, keine Fragen mehr zu stellen, dafür erscheinen sie dir in einer noch größeren Anzahl an Unbeantwortetem, hinein geworfen in die Nacht, eingebracht von diesem Mensch, von dem du nicht weißt, was er in diesem Moment für oder gegen dich tut; du weißt nur, dass du einen Anfang entdeckt hast, eine mögliche Lösung und stehst doch vor diesem Rätsel.

Und es ist deine Nacht in der du verstanden hast, dass du allein gar nicht mehr so wichtig bist, sondern dass jemand wichtigeres an deine Türe geklopft hat.

Guten Morgen.

 
Ich glaube, ich schreibe hier ein Tagebuch...

Keine Nachricht, kein Wissen. Wunder zu Weihnachten, die sich nur in unseren Köpfen manifestiert haben, von der uns das Kind in uns erzählt.

Kein Lebenszeichen, es vergeht dennoch ein Atemzug nach dem anderen. Man glaubt, eine Liebe würde genügen, damit der andere das Selbe spürt. Nein, es braucht unwiderruflich zwei, die teilen, unwiderruflich das Gegenüber, das einem dieses Wunder wieder beibringen kann, das einen wieder glaubhaft machen kann, dass es tatsächlich so etwas wie Weihnachten gibt. Ich bin egoistisch, wenn ich so denke, denn wenn ich hinaus sehe, weiß ich, wie viel von uns ganz andere große Probleme haben. Deswegen erscheint es mir Unwichtig und zur selben Zeit zerreißt es mich.

Verrückt nach jemanden zu sein, heißt auch, verrückte Dinge zu tun. Womöglich bin ich nicht zurechnungsfähig, aber dennoch ist es das Beste, das einem widerfahren kann.

 
Ich kann deine Gedanken sehr gut verstehen. Was ich nur nicht einschätzen kann, ist ob du einfach Angst hast verar**** zu werden, aus den üblichen Gründen:" Verliebt und Angst davor verletzt zu werden", oder ob du tatsächlich ein Gespür dafür hast. Stimmt schon, wenn es solche Augenblicke und Momente gibt, die kann man schlecht in Worten wiedergeben. Wenn du das könntest wüsstest du vermutlich genauer was los ist. Aber genauso, wie es solche Momente bei euch gibt, scheint es ja auch viele Anzeichen zu geben, dass ihr wirklich etwas an dir liegt!

Ich finds allerdings schon recht besorgnis-erregend, wenn du dieses Gefühl hast und deine Freunde dir auch davon abraten...

Du hast dein Herz schon ziemlich an sie gehängt, hat man so den Eindruck. Aber wenn du dieses Warnungs-Gefühl hast, dann sollstest du die "Norbremse" lieber früher ziehen, als später, oder? Ich meine nciht , dass du sie vergessen sollst. Aber mit ihr REDEN.

Ja, es ist das schwierigste der Welt. Aber wie soll es denn sonst weitergehen? Du sollstest dich wirklich trauen und wenn es noch so schwer ist. Immerhin hast du hinterher die Gewissheit. Und ich glaube nicht, dass sie dir eine positive Antwort geben könnte, die eine Lüge wäre. Wenn sie dann versucht dich zu verar***** wirst du das sicherlich merken. So gut lügt niemand.

Ich kenne die Sache, mit dem Zusammenarbeiten und sich jeden tag sehen. Ich mache es gerade durch und bei mir ist es schief gelaufen. es ist so ziemlich das schreckliche, was passieren kann, glaub ich. Aber da muss man dann halt durch.

Glaubst du nicht, es ist das Risiko wert? Würdest du es nicht noch mehr bereuen, wenn du es nicht versucht hast?

 
Hi Amidala!

Danke für deine Worte. Ist schon ein Stück Wahrheit dran, dass Angst dahinter steckt; habe leider schlechte Erfahrungen in den vorigen Beziehungen gemacht und bin sozusagen "gebranntmarkt".

Ich hab mit meinem Personalchef nicht direkt mit ihm gesprochen darüber, aber auch er hat angemerkt, dass Beziehungen unter Arbeitskollegen meistens schief gehen; aber er sieht solche Dinge relativ locker, was ich kaum glauben kann; es gäbe noch einige Personen in unserem Unternehmen die Ähnliches durchgemacht hätten, mit der Konsequenz eben, dass ein zusammen arbeiten nicht mehr möglich war. Ich sehe es gleich. Grundvoraussetzung wäre, dass ich oder sie die Firma verlassen, alles andere würde mit Bestimmtheit nicht gut ausgehen, so wie in deinem Fall (Anm.: Arbeitet ihr noch zusammen?).

Ich werde es ihr sagen, wenn ich fix eine neue Stelle gefunden habe bzw. doch noch studieren gehe im nächsten Herbst. Ich würde nicht wegen ihr gehen, sondern weil mich mein Job etwas langweilt. Aber ich muss die Gewissheit haben, dass ein "Ende" in jenem Unternehmen absehbar wird, alsdann kann ich "frei" sein und "frei" darüber sprechen.

Bis dahin weiß ich auch nicht so recht, was ich tun werde. Sie ist jetzt so oder so im Urlaub und so bleibt mir genug Zeit, mich noch umzusehen... *g*

Und ja: Ich liebe sie.

Lg Martin

 
Ja, ich denke, dass ist eine gute Idee, zu warten, bis du etwas neues gefunden hast. Das bietet sich ja an, wenn dir dein Job im Moment sowieso nicht so recht gefällt. Wenn für dich die Möglichkeit besteht, warum nicht!

Ich glaube nicht, dass sochle Beziehungen grundsätzlich schief gehen. Ich kann mich noch nicht ganz Entscheiden zwischen, "es ist weil man zuviel aufeinander hockt" oder "wenn es so nicht funktioniert, hätte es anders auch nicht funktioniert"...

Aber ich denke, es erleichtert das ganze wirklich, wenn man beruflich getrennte Wege geht. Und sollte es nicht funktioniert haben, ist es schrecklich sich immernoch sehen zu müssen.

Zu mir: Naja, was heißt arbeiten...Ich mache Abitur und gehe dementsprechend noch zu Schule. Ich habe zusammen mit ihm Unterricht und ich sitze auch noch neben ihm. Ich hätte jetzt die Möglichkeit von ihm weg zu kommen, aber ich schaffe es einfach nicht. Aber eigentlich ist es das Schlimmste, was man sich antun kann.

Na, du hast ja, solange sie im Urlaub ist noch Zeit zu überlegen =) Wie gesagt, du solltest wohl einfach so weiter machen, wie bisher. Dich mit ihr Treffen, weiter Vertrauen aufbauen. Und je mehr du mit ihr machst, desto mehr wirst du wohl auch merken, wie ernst sie es meint!

LG

Amidala

 
Wie ernst sie es meint...

Wie bringt man jemanden dazu, einen zu lieben? Es ist ein Ding der Unmöglichkeit. Das mit deinem Schulkollegen tut mir leid. Aber ich kenne das auch in der Schule, war auch so in der Abitur-Klasse; ist scheiße mit anderen Worten.

Egal. Alles egal.

Lg Shinon

 
23.12.2006

Lange schon fort. Lange schon weg. Sie will einfach nicht kommen. Weihnachten ist schon lange nicht mehr das, was es einmal war. Es lebt in den Augen von Kindern, sie machen es uns vor.

Zum ersten Mal wird das ein Weihnachten, wie es sich keiner wünscht. Einen gebrochenen Vater zu Hause, verurteilt ein Leben am Rande der Gesellschaft zu führen. Man hat ihm seine Kraft genommen, seine Standhaftigkeit, seine Freude am Leben selbst, in dem jeder einzelne Lichtblick zählt, den es nur geben kann. Was kann dann an Weihnachten noch schön sein? Ich dachte, sich zu verlieben könnte schön sein, könnte für mich dieser Lichtblick sein, damit nicht auch ich noch in diese Depressivität falle. Aber Fakt ist, dass diese, vermeintliche Liebe wieder dorthin zurückgekehrt ist, wo sie hingehört und wo ich für sie nicht sein kann: In ihrem Herz, denn es gehört mir nicht, denn sie hat es nicht an mich zu verschenken.

Ich höre die Kritik der Weihnacht, die aus den beleuchteten Häusern dringt. Schlagworte wie „Konsumrausch“ wird in die Weihnacht, ins Dunkel der Welt hinaus gebrüllt. Ich höre Menschen, die weinen, so laut, dass es einem kalt über den Rücken fährt. Ich höre Menschen streiten, in der Vorweihnachtszeit noch mehr, als sonst, höre wie die Hand eines Mannes gegen das Gesicht einer Frau und eines Kindes donnert. Ich höre einen Bettler auf der Straße, der laut mit den Zähnen klappert und friert. Ich höre eine alte Frau, deren Mann schon lange gestorben ist und deren Kinder weit weg gezogen sind. Ich höre Stimmen aus dem Waisenhaus, höre Stimmen aus dem benachbarten Seniorenheim. Ich höre einen Soldaten, der das Bild seiner Frau unter seinen Helm gesteckt hat und eisern seine Waffe umklammert. Ich höre die Kranken im Krankenhaus, höre den Nachbarn, wie er zu heilig Abend seinen Laptop aus dem Geschäft nicht schließen kann, wild auf der Tastatur herum tippt und bereits die dritte Flasche Rotwein öffnet. Ich höre oberhalb von mir, dass eine Party gefeiert wird auf der die Menschen hauptsächlich sich selbst feiern, ohne einen Gedanken an andere zu verschwenden. Ich höre lautes Gelächter, später lautes Stöhnen.

Ich höre die Kritik der Weihnacht, aber kann – so viel ich mich auch anstrenge – ihn nicht hören, was er sagt. „Ich bringe euch den Frieden – ich bin das Licht der Welt“ lese ich. Aber wo bist du nach 2000 Jahren? Hast du uns Menschen, die, wir dich brauchen, vergessen?

Dennoch frohe Weihnachten!

 
Hey Martin/ Shinon, (wie auch immer...)

Der Text berührt einen richtig. Ich könnte mal wieder anfangen zu heulen...

Leider stimmt so viel, von dem was du schreibst. Man kann kaum etwas dagegen sagen. Ich wollt nur sagen, du bist hier nicht der einzige, der so denkt. Ich wünschte auch, ich könnte einmal mit den Fingern schnipsen und die Feiertage sind vorbei. Keine Geschenke, keine aufgelegte fröhliche Stimmung, keine großen Familienzusammenkünfte. Ähnlich würde ich es auch gern mit Silvester machen. Man wird ja regelrecht dazu verdonnert an Weihnachten glücklich zu sein. Und wie endet das ganze? Vielleicht sogar weinend im Bett...

Aber es ist nunmal so. Auch die drei Tage gehen vorbei! Wahrscheinlich schneller als man denkt. Vielleicht sollte man wenigstens versuchen es positiv zu sehen. Es gibt auch schöne Seiten an Weihnachten, auch wenn wir sie dieses Jahr vielleicht nicht sehen. Denk doch mal an die glücklichen Kinder, die schon ganz aufgeregt sind, sich auf die Geschenke und das Zusammensein freuen! Allein dafür lohnt sich doch Weihnachten, oder nicht?

Was ist mit IHR?

Ich wünsch dir trotzdem schöne Festtage!

Amidala

 
Sie ist zu ihm zurück. Sie ist in Wien. Habe seit 14 Tagen nichts mehr von ihr gehört. Es war ein Traum, Amidala.

Ja, vielleicht wegen den Kindern rentiert es sich. Danke für deine Worte, ich nehme sie heute und morgen Abend mit in meinen Gedanken.

Dir frohe Weihnachten!!!

Liebe Grüße

Martin

 
In einem verzerrten Spiegelbild, ist es nicht meine Realität, die für mein Draußen Gültigkeit hat, für das Draußen aller. Ausgeredet, versagt, versprochen, für das Draußen aller. Eingeklemmt, weggesperrt, um zu ignorieren, um Ignorant gegenüber sich selbst zu sein, sich in Fragen zu ertränken und mit der Zeit zu lernen, dennoch durstig zu bleiben, versuchen sich Dinge zu erklären, die aus eigener Sicht keinen Sinn ergeben, ein Möchtegern-Mensch zu sein, der man überhaupt nicht ist, ein Rand zu sein, ein Rand, der das Außen des Lebens beschreibt. Eine Sichtweise, die keiner kennt, eine Sichtweise, die so manches in ein anderes Licht rückt und dadurch verrückt zu werden, weil man fast den Eindruck gewinnt, genau damit zu verlieren, nicht angepasst, nicht konform, einfach nicht gültig zu sein, beinahe unangenommen.

All dieser Liebe zum trotz bin ich für dich draußen, ich weiß das und kann nicht rein. Ich kann nichts sagen, weil ich nicht darf; das Spielzeug würde kaputt gehen, die Regeln dieses Spiels würden gebrochen werden, alle Freundschaft, die du in dir hast würde zu Trauer und Asche verregnet werden. Kleine Gewissensbisse, mundgerecht, kleine Schuldzuweisungen für einen Moment lang, danach stiller Abschied und ein Versprechen, sich nicht wieder sehen zu wollen. Vernunft und Verstand stellen sich als Feinde vor, denen man bereitwillig die Hand reicht. Und das ist das Ende eines Traums, das Ende unserer Bekanntschaft, die flüchten wird, auseinander geht, den geschehenen Dingen abschwört. Es ist das Ende des Nachdenkens.

 
Letzter Eintrag




Es wird mein letzter Eintrag hier sein - so glaube ich zumindest.

Etwas Wut auf mich selbst. Etwas müde, etwas aufgedreht. Etwas wie Liebe, sie gehört nicht dorthin, wo ich sie hinwünsche. Lisa hat einen Verlobungsring am Finger. Er stammt nicht von mir. Ich nahm es zur Kenntnis, nahm davon Notiz, überspielte es mit einem Lächeln auf dem Gesicht, dass sich meine Geschichten immer wieder ins Leere verlaufen und sie nichts davon merkt. Irgendwie war es mir bewusst, irgendwie lag es auf der Hand. Sie liebt ihn immer noch und dagegen kann ich nichts unternemen mehr. Ich belasse es dabei und verabschiede mich von denjenigen, die den einen oder anderen Beitrag hinterlassen haben. Ich bin nicht ganz am Boden zerstört, aber das muss ich erst einmal weg stecken. Und ich merke, wie sinnlos das hier ist, denn es wird sich nichts ändern, wenn ich nicht wieder aufstehe und abwarte, sehe, wohin es mich dieses Mal verschlägt. Ich werde meine Kündigung einreichen und auf Suche gehen.

Es ist ein neues Jahr angebrochen: Neue Chancen und vielleicht wenn "er da oben" auch für mich ein wenig Glück übrig hat, dann klappt es vielleicht endlich einmal.

Und das Lisa geht dennoch an dich:

"Und er sank. Und er versuchte nichts. Und er machte keine Anstalten, veränderte nichts an seiner Situation. Er war umgeben, umfangen. Er war genau dort, wo er immer sein hätte müssen. Er fand zu sich, er fand sich wieder.

Und all das binnen eines Moments. Und all das binnen eines Kontakts, zwischen diesem einen Blick in ihre blauen Augen. Sie vergaß nicht zurück zu lächeln, sie vergaß nicht ihm verstehen zu geben, dass er noch atmen sollte, während er immer weiter glaubte, abzudriften, denn sie hatte ihn mit dieser Geste seine Hand fest umschlossen und hielt ihn zurück; sie hielt ihn am Leben, er wusste das.

Er sah sich gezwungen, er sah sich frei. Er sah sich in Zukunft und sah nicht zurück. Er sah, was geschehen musste. Und er brachte kurz Ordnung in seine Gedanken, aber etwas in ihm lehnte es insgeheim ab. Diese Stimme verlangte von ihm, sie bat nicht. Sie forderte, es gelang ihm nicht, sie zu ignorieren. Und sie fragte: „Wenn etwas sein Ende finden würde, plötzlich, ohne Vorwarnung, was hättest du zuvor getan?“

So entdeckte er die Unausweichlichkeit und es kam ihm nicht als Missverständnis, als Täuschung vor. Dieses eine Mal war die Sicherheit auf seiner Seite, er und sein kleiner Mond, der am Himmel seine bahnen zog. Er und der Regen, sein Wegbegleiter. Er und sein mit ihm verbündetes Nichtlicht, das so dunkel strahlen konnte, das er glaubte verrückt zu werden.

Und sie änderte, was andere nicht ändern hätten können allein durch dieses Lächeln, denn es war bis jetzt immer noch die Unaufmerksamkeit, die uns das nicht sehen hat lassen, wie im Kleinen die Dinge zum Großen heran wachsen.

Das teile ich dir mit, das gebe ich an dich weiter, ganz gleich was kommen wird." (geschrieben im November 2006).

Ich lieb dich und deswegen muss ich gehen, das wirst du verstehen.

Danke an Amidala und Briseis!

Shinon

 
Dann noch ein letztes mal: Hi Martin!

Es tut mir leid, dass es so gekommen ist. Liebeskummer ist eine Sache, die ich echt keinem Menschen wünschen würde.

Aber es freut mich, dass du sagst, du bist nicht ganz am Boden zerstört. Das ist immerhin ein Anfang. Eine Liebe loszulassen ist ein Prozess und begonnen hast du ihn wohl schon. Es wird besser werden!

Du machst es genau richtig: Schaust positiv auf das neue Jahr. Und du hast recht, es bringt sicherlich viele neue Chancen mit sich. Dafür kannst du ja auch selbst sorgen. Dir einen neuen Job zu suchen, ist da ein guter Anfang!

Ich wünsche dir, dass "er da oben" wirklich ein bisschen Glück für dich übrig hat, dies Jahr ein schönes für dich wird und dass du vielleicht mal die richtige findest!

Alles Gute!

Amidala