Sarajevo - Sich verlieren um zu gewinnen
Hi Leute da draußen...
Ich googelte herum und fand dieses Forum und blieb - wie ihr seht - stecken, blieb hängen und ich starre auf meinen Schreibtisch, seh mir das Handy an und warte eigentlich darauf, dass es klingelt. Es rührt sich nicht, wie sollte es das auch, nach all dem was geschah, nach all den offenen Fragen, die sich aufdrängen, nach jenen Augenblicken, die man besser vergessen sollte, vernunftshalber schon.
Ich hatte mir geschworen, es würde mir nicht wieder passieren, als sie die Bürotüre aufmachte, sie mit einem Lächeln zwar Sympathie ausstrahlte aber ich insgeheim mich freute, dass sie rein optisch absolut nicht mein Typ war. Ich wunderte mich über meine Oberflächlichkeit, die ich ihr gegenüber brachte und gleichzeitig war ich erleichtert, dass sie (die Anzug-Aktenkoffer-Fraktion) dieses Mal jemanden einstellen würden, der nicht ein zweites Mal ein kleines Desaster anrichten könnte.
Ein kurzes "Hallo" dann wendete ich meinen Blick dem Monitor wieder zu und kümmerte mich den Rest des Tages um meinen Aktenstapel, der sich auf meinem Tisch angehäuft hatte.
Es vergingen mehrere Monate ohne das ich mich zu ihr hingezogen gefühlt hätte. Jeden Morgen zum Tresor, Code eintippen, Kaffee abstellen, das morgendliche Begrüßungsritual in der Firma, der Klatsch und Tratsch der Frauen zuhören etc. Es war so wie immer. Und eines Tages fragte ich mich, was ich über sie eigentlich wusste. Ich schätzte sie auf höchstens 21 Jahre, blonde Haare, blaue Augen, wusste, dass sie den Krieg in Ex-Yugoslawien mitgemacht hatte und das ihr Name schön und leicht auszusprechen war: Lisa. Konkret, direkt, verspielt, humorvoll...
Aber es kam so, wie es kommen musste. Ich glaube nicht an Schicksal oder an Zufall. Eines Abends, nach dem wir die Kassen im Tresor verstaut hatten, fragte sie mich, ob wir noch etwas trinken. Spontan antwortete ich "ja" und wir gingen in den Aufenthaltsraum unserers Geschäftes. Es saßen noch ein paar Mechaniker herum und aus einem Bier wurden vier. Und dann begann sie zu erzählen, dass Gott nicht existiert, dass die Kirche der größte Scheißverein auf Erden wäre... Sie war total außer sich und ich verstand gar nichts mehr. "Du hast ja keine Ahnung! Ich werde es dir einmal erzählen, wenn niemand zuhört!"
Nach drei Stunden war ich fahruntauglich, aber Lisa nahm ihren Schlüssel und sperrte ihr Auto auf. "Komm', ich bring dich nach Hause". Es endete in einem kleinen Verkehrsunfall und war total geschockt, wie sie dabei noch lauthals lachen konnte; die komplette rechte Seite des Autos war am Lack beschädigt. Ich weigerte mich weiterzufahren, aber sie flehte mich direkt an, nicht so ein Theater zu machen, denn die Bullen würden gleich kommen...
Wir fuhren also weiter, hatten beinahe noch einen Unfall und dann hielt sie ihren Wagen vor einem chinesischen Restaurant an. Es musste gegen Mitternacht gewesen sein, als ich völlig von Sinnen doch tatsächlich dort mit hinein ging. Wir nahmen in einem heil los überfüllten Restaurant platz und dann, dann begann sie zu erzählen: Vom Vater vergewaltigt mit fünf Jahren, den Krieg überlebt, mit der Mutter geflüchtet, von ihrem Ex-Freund fast zu Tode geprügelt, Intensivstation, Zeitungsberichte, Selbstmordversuche, Psychologen und Psychiater; diese Liste ist schier unendlich.
Fassungslosigkeit zeichnete mein Gesicht. Sie hielt meine Hand, spielte mit meinen Fingern: "Du hast so faszinierende Augen, Shinon; das passiert mir echt nicht bei jedem... Wer bist du nur? Was man nicht alles für Menschen beim arbeiten kennen lernt... Du..." Aber sie hatte einen Freund, der sie heiraten wollte und es geschah nichts weiter.
Am nächsten Morgen, holte sie mich wieder ab und wir fuhren ins Geschäft. Sie lächelte, und lächelte, und lächelte. Seit jenem Zeitpunkt war es um mich geschehen: Ich war verliebt. Warum? Das kann ich nicht wirklich erklären; ich glaube das suchen wir uns nicht aus, das passiert ganz einfach.
Ich fasste zusammen und überlegte mir was ALLES DAGEGEN stand:
1. Ihr Freund
2. mit dem sie zusammen wohnt
3. der ihr einen heiratsantrag gemacht hatte
4. meine arbeitskollegin
5. ich werde bald ihr vorgesetzter
Ich schüttelte den Kopf, als ich mir diese Liste durchlas und warf den Zettel in den Papierkorb. Lisa. Lisa. Egal. Lisa. Die nächsten Wochen wurden dafür nicht leichter, ganz im Gegenteil. Es begann mit SMS in der Nacht, die sie mir schickte, es begann mit kleinen Mails unter der Arbeitszeit, sie dachte einfach an mich.
Und wie in jeder Firma gab es vor kurzem diese Weihnachtsfeier... Sturz betrunken hatte ich mich an eine Frau heran gemacht, während Lisa von einem anderen, sturz Betrunkenen angemacht wurde. Wir teilten förmlich die Eifersucht. Irgendwann in der Früh fragte sie mich, ob ich diese Frau lieben würde. Diese Frage hatte so viel Ironie in sich, so dass ich laut verneinte. Sie lächelte mich ein wenig düster an. "Provozier mich nicht, Lisa..." sagte ich. "Ich kann provozieren, so lange ich will, Shinon. Ich bin aus Yugoslavien, schon vergessen?". Dann ging sie plötzlich und ich hinter ihr her. Sie legte ihren Mantel an und sie sagte:"Wir sprechen weiter, wenn ich die Firma verlassen habe" und sie küsste mich halb auf den Mund. "Ich hab dich lieb, ich dich auch."
Um vier Uhr in der Früh warteten wir dann auf das Taxi; es war ihr so kalt, dass ich sie herzog zu mir und sie lag ein paar Minuten in meinen Armen. Wir gingen weiter in eine andere Disko, feierten weiter und tanzten. Seit dieser Nacht vor drei Tagen, habe ich nichts mehr von ihr gehört und fühl mich nur noch scheiße.
Wenn man sich das so durchliest, könnte man meinen, das klingt doch alles so, wie es sein sollte - einfach perfekt. Und da liegt der Haken, denn ich glaube nicht daran, dass Lisa es ernst mit mir meint. Sie verarscht mich.
Wenn jemand den Nerv gehabt hat, das hier zu lesen, soll mir bitte eine Antwort schreiben, denn ich kenn' mich im Moment gar nicht mehr aus. Hatte sie die Wahrheit gesagt? "Wenn wir nicht mehr zusammenarbeiten..." Und dann? Was wird dann sein, wenn ich noch weiter geduldig warte? Wird sie ihren Freund verlassen, wie sie es mehrfach schon gesagt hatte? Oder bin ich einer Borderline-Frau zum Opfer gefallen, die unter Alkohol einfach nur den Verstand abschaltet?
HILFE!
Hi Leute da draußen...
Ich googelte herum und fand dieses Forum und blieb - wie ihr seht - stecken, blieb hängen und ich starre auf meinen Schreibtisch, seh mir das Handy an und warte eigentlich darauf, dass es klingelt. Es rührt sich nicht, wie sollte es das auch, nach all dem was geschah, nach all den offenen Fragen, die sich aufdrängen, nach jenen Augenblicken, die man besser vergessen sollte, vernunftshalber schon.
Ich hatte mir geschworen, es würde mir nicht wieder passieren, als sie die Bürotüre aufmachte, sie mit einem Lächeln zwar Sympathie ausstrahlte aber ich insgeheim mich freute, dass sie rein optisch absolut nicht mein Typ war. Ich wunderte mich über meine Oberflächlichkeit, die ich ihr gegenüber brachte und gleichzeitig war ich erleichtert, dass sie (die Anzug-Aktenkoffer-Fraktion) dieses Mal jemanden einstellen würden, der nicht ein zweites Mal ein kleines Desaster anrichten könnte.
Ein kurzes "Hallo" dann wendete ich meinen Blick dem Monitor wieder zu und kümmerte mich den Rest des Tages um meinen Aktenstapel, der sich auf meinem Tisch angehäuft hatte.
Es vergingen mehrere Monate ohne das ich mich zu ihr hingezogen gefühlt hätte. Jeden Morgen zum Tresor, Code eintippen, Kaffee abstellen, das morgendliche Begrüßungsritual in der Firma, der Klatsch und Tratsch der Frauen zuhören etc. Es war so wie immer. Und eines Tages fragte ich mich, was ich über sie eigentlich wusste. Ich schätzte sie auf höchstens 21 Jahre, blonde Haare, blaue Augen, wusste, dass sie den Krieg in Ex-Yugoslawien mitgemacht hatte und das ihr Name schön und leicht auszusprechen war: Lisa. Konkret, direkt, verspielt, humorvoll...
Aber es kam so, wie es kommen musste. Ich glaube nicht an Schicksal oder an Zufall. Eines Abends, nach dem wir die Kassen im Tresor verstaut hatten, fragte sie mich, ob wir noch etwas trinken. Spontan antwortete ich "ja" und wir gingen in den Aufenthaltsraum unserers Geschäftes. Es saßen noch ein paar Mechaniker herum und aus einem Bier wurden vier. Und dann begann sie zu erzählen, dass Gott nicht existiert, dass die Kirche der größte Scheißverein auf Erden wäre... Sie war total außer sich und ich verstand gar nichts mehr. "Du hast ja keine Ahnung! Ich werde es dir einmal erzählen, wenn niemand zuhört!"
Nach drei Stunden war ich fahruntauglich, aber Lisa nahm ihren Schlüssel und sperrte ihr Auto auf. "Komm', ich bring dich nach Hause". Es endete in einem kleinen Verkehrsunfall und war total geschockt, wie sie dabei noch lauthals lachen konnte; die komplette rechte Seite des Autos war am Lack beschädigt. Ich weigerte mich weiterzufahren, aber sie flehte mich direkt an, nicht so ein Theater zu machen, denn die Bullen würden gleich kommen...
Wir fuhren also weiter, hatten beinahe noch einen Unfall und dann hielt sie ihren Wagen vor einem chinesischen Restaurant an. Es musste gegen Mitternacht gewesen sein, als ich völlig von Sinnen doch tatsächlich dort mit hinein ging. Wir nahmen in einem heil los überfüllten Restaurant platz und dann, dann begann sie zu erzählen: Vom Vater vergewaltigt mit fünf Jahren, den Krieg überlebt, mit der Mutter geflüchtet, von ihrem Ex-Freund fast zu Tode geprügelt, Intensivstation, Zeitungsberichte, Selbstmordversuche, Psychologen und Psychiater; diese Liste ist schier unendlich.
Fassungslosigkeit zeichnete mein Gesicht. Sie hielt meine Hand, spielte mit meinen Fingern: "Du hast so faszinierende Augen, Shinon; das passiert mir echt nicht bei jedem... Wer bist du nur? Was man nicht alles für Menschen beim arbeiten kennen lernt... Du..." Aber sie hatte einen Freund, der sie heiraten wollte und es geschah nichts weiter.
Am nächsten Morgen, holte sie mich wieder ab und wir fuhren ins Geschäft. Sie lächelte, und lächelte, und lächelte. Seit jenem Zeitpunkt war es um mich geschehen: Ich war verliebt. Warum? Das kann ich nicht wirklich erklären; ich glaube das suchen wir uns nicht aus, das passiert ganz einfach.
Ich fasste zusammen und überlegte mir was ALLES DAGEGEN stand:
1. Ihr Freund
2. mit dem sie zusammen wohnt
3. der ihr einen heiratsantrag gemacht hatte
4. meine arbeitskollegin
5. ich werde bald ihr vorgesetzter
Ich schüttelte den Kopf, als ich mir diese Liste durchlas und warf den Zettel in den Papierkorb. Lisa. Lisa. Egal. Lisa. Die nächsten Wochen wurden dafür nicht leichter, ganz im Gegenteil. Es begann mit SMS in der Nacht, die sie mir schickte, es begann mit kleinen Mails unter der Arbeitszeit, sie dachte einfach an mich.
Und wie in jeder Firma gab es vor kurzem diese Weihnachtsfeier... Sturz betrunken hatte ich mich an eine Frau heran gemacht, während Lisa von einem anderen, sturz Betrunkenen angemacht wurde. Wir teilten förmlich die Eifersucht. Irgendwann in der Früh fragte sie mich, ob ich diese Frau lieben würde. Diese Frage hatte so viel Ironie in sich, so dass ich laut verneinte. Sie lächelte mich ein wenig düster an. "Provozier mich nicht, Lisa..." sagte ich. "Ich kann provozieren, so lange ich will, Shinon. Ich bin aus Yugoslavien, schon vergessen?". Dann ging sie plötzlich und ich hinter ihr her. Sie legte ihren Mantel an und sie sagte:"Wir sprechen weiter, wenn ich die Firma verlassen habe" und sie küsste mich halb auf den Mund. "Ich hab dich lieb, ich dich auch."
Um vier Uhr in der Früh warteten wir dann auf das Taxi; es war ihr so kalt, dass ich sie herzog zu mir und sie lag ein paar Minuten in meinen Armen. Wir gingen weiter in eine andere Disko, feierten weiter und tanzten. Seit dieser Nacht vor drei Tagen, habe ich nichts mehr von ihr gehört und fühl mich nur noch scheiße.
Wenn man sich das so durchliest, könnte man meinen, das klingt doch alles so, wie es sein sollte - einfach perfekt. Und da liegt der Haken, denn ich glaube nicht daran, dass Lisa es ernst mit mir meint. Sie verarscht mich.
Wenn jemand den Nerv gehabt hat, das hier zu lesen, soll mir bitte eine Antwort schreiben, denn ich kenn' mich im Moment gar nicht mehr aus. Hatte sie die Wahrheit gesagt? "Wenn wir nicht mehr zusammenarbeiten..." Und dann? Was wird dann sein, wenn ich noch weiter geduldig warte? Wird sie ihren Freund verlassen, wie sie es mehrfach schon gesagt hatte? Oder bin ich einer Borderline-Frau zum Opfer gefallen, die unter Alkohol einfach nur den Verstand abschaltet?
HILFE!