Liebe Roya, ich danke Dir von Herzen, für Deine Antwort!
Ich habe mir eingeredet, dass ich aus absolut abgeklärten und überhaupt nicht naiven Gründen heirate. Das gemeinsame Sorgerecht, finanzielle Absicherung (er verdient sehr, sehr viel Geld und ist auf dem besten Weg Karriere zu machen) aber auch, weil bald eine große Operation ansteht, da man in meinem Unterleib (Eierstock) einen mindestens neun cm großen Tumor entdeckt hat, von dem man erst nach der Op weiß, ob er gut, oder bösartig ist. Ich wollte, dass mein Mann in dieser Situation rechtliche Möglichkeiten hat, falls etwas schief geht...
Aber während ich das schreibe merke ich, dass all dies eigentlich nur Argumente waren, die ich angeführt habe, um dieser ganze Idee vor mir , ihm und anderen einen Sinn zu geben, der verstanden wird. Ich denke, dass ich mir eigentlich mehr Sicherheit davon versprochen habe. Auch, wenn ich tief im Inneren doch weiß, dass es ein Trugschluss ist.
Mit einer Angsterkrankung ist es nicht einfach, sich sicher zu fühlen. Es ist ein ständiger Kampf gegen das Gefühl der Abhängigkeit zu einem anderen Menschen und die Ergebung darin. Wenn dann noch Faktoren hineinspielen, wie die Vertrauensunwürdigkeit, wird daraus die Hölle.
Natürlich hast Du recht, er hat vorher gelogen, warum sollte er es hinterher nicht tun! Ich denke, dass ich mich für unheimlich tolerant und realistisch gehalten habe, als ich mir bewusst gemacht hatte, dass wir unsere Probleme weiterhin haben werden, aber auch zukünftig Fortschritte bei deren Lösung machen werden, so hoffe ich. An die Lügen habe ich dabei merkwürdigerweise aber keinen Gedanken verschwendet. Irgendwie ging ich wie selbstverständlich davon aus, dass zumindest in der ersten Zeit solche Dinge nicht vorkommen würden. Ich nahm wohl an, die Euphorie hielte eine zeitlang an...
Mit den Sms ansich habe ich gar nicht das große Problem. Aber sie zeigen eben, dass er nach wie vor keinen professionellen Umgang mit seinen Mitarbeiterinnen pflegt. Da alle soetwas schreiben, ist mir klar, dass .... einfach auch im täglichen Kontakt so mit ihnen umgeht. Auch DAS stört mich gar nicht so. Was mich stört ist die Tatsache, dass ich ihm nicht zutrauen kann, dass er DANN ABER die nächste Grenze zieht. Wie mit seiner damaligen Arbeitskollegin, mit der er einen gemeinsamen Urlaub plante und heftig geflirtet hat- was sonst war, zb auf körperlicher Ebene werde ich wohl nie erfahren... Ich weiß, dass er da ganz unbeschwert ist, zu jedem nett, von jedem gemocht werden wollend, immer scherzend. Die Mädels verstehen das aber eben als Bereitschaft und genau DA wird es dann kritisch, wenn es darum geht, dass er ganz eindeutige Avancen bekommt!!!Denn einige Dinge wie Sex, Bestätigung, körperliche Nähe fallen mir manchmal eben schwer, obwohl ich mich ja sehr bemühe. Aber ich bin eben oft mit meiner Krankheit beschäftig. So weit, dass er wieder in irgendwas hineingerät soll es aber möglichst einfach nicht mehr kommen. Deswegen erwarte ich irgendwie, eine gewisse Professionalität von ihm. Ist das nicht auch normal, abgesehen von meinen Defiziten? Hätten nicht auch andere Frauen ein Problem damit, wenn ihr Partner mit vielen Frauen (als Chef) zusammen arbeiten würde und diesen ach so lockeren Umgang pflegen würde- UND ES SCHON EINMAL SCHIEF GEGANGEN WÄRE??? Ich meine, die stellen schon richtige Ansprüche, eine schrieb sogar am Tag unserer Hochzeit: "ist ja schön für Dich, dass Du heiratest, aber melde Dich gefälligst, ich versuche nicht umsonst Dich zu erreichen!!!" Anstatt zu sagen, dass er so nicht mit ihm zu reden hat, schreibt er irgendwas von wegen sie hätte jemand anders fragen können...
Und ja genau, er sagt meine Famile ist mir wichtiger. Aber wie oft soll es noch auf solche völlig überzogenen Vergleiche hinauslaufen, für die keine Notwendigkeit bestehen? Er muss doch irgendwie seine eigenen Grenzen haben. Ich habe damals gar nicht verlangt, dass er sowas zu seiner Ma sagt, weil mir einfach klar war, wie lächerlich das wirken würde, wo er doch sonst dazu einläd. Was ich wollte war, dass er seinen Umgang mit den MA an einen geschäftlichen anpasst. Oder ist das zuviel erwartet? Ist dass nicht eigentlich normal?
Ich habe mir den Satz schon so oft vorgebetet. Ich habe mich schon sehr, sehr weiter entwickelt, in dieser Beziehung. Ich möchte ihn gar nicht umkrempeln. Aber es gibt Dinge, die kann ich beim besten Willen nicht hinnehmen. Ja, irgendwie hoffe ich aber, dass er reifer wird mit der Zeit und sich wie ich weiter entwickelt. Ich bin ja bereit meinen Teil dazu beizutragen. Ich bin wirklich nicht kontrollsüchtig, oder übertrieben eifersüchtig. Und weißt Du warum? Weil ich immer mehr merke, dass ich mich aus Angst und feigheit immer und immer mehr in eine Frau entwickle, die gar nicht wissen will, was ihr Mann so treibt. Ja, solange er mich liebt ist mir eigentlich alles egal, hauptsache er bleibt und ich kann mich darauf verlassen.
Das ist so armselig, aber es ist das Resultat. Akzeptieren kann ich sein Verhalten nicht- verlassen kann ich ihn aufgrund meiner Abhängigkeit auch nicht, also habe ich wohl Größtenteils resigniert. Nachdem das damals war, mit der Ma habe ich monatelang gebraucht, bis ich überhaupt wieder sein Handy anfassen konnte, selbst wenn er mich darum gebeten hat ein Gespräch für ihn anzunehmen, etc. Aber manchmal begehre ich wohl doch auf.
Dabei hatte alles so gut angefangen. Er war so ehrlich und ich habe IMMER klar gestellt, dass ich NIEMALS etwas anderes akzeptieren würde. Ich könnte heulen, wenn ich bedenke, wie sinnlos er das Vertrauen eigentlich ruiniert hat. Blöde Dummheiten, die eigentlich nicht nötig gewesen wären. Mit seiner Mutter kann ich viel reden, wir stehen uns sehr nahe. Von ihr weiß ich, dass er immer schon schwer einschätzbar war. Sie sagt sogar völlig unverblühmt, dass er sich immer selbst an nächsten stand und leichtfertig gelogen hat, wenn es vorteilhaft war. Dass er egozentrisch ist kann ich nicht bestätigen- er tut viel für mich. Auch wenn er bspw. selbst krank ist.
Leider sind seine Eltern überhaupt nicht konsequent- immer noch nicht. Das ist ein großes Problem, denn ich merke, dass ich manchmal oft zur Mutter werde (gemacht werde!!!) gegen die rebelliert wird. Ich fühl mich damit VÖLLIG überfordert, denn ich kann keine Konsequenzen vollziehen, oder Sanktionen verhängen. Ich bin seine Freundin. Ich kann nur mit ihm reden und sagen, was mich stört.
Neulich im Gespräch habe ich seine Mutter gebeten, wenigstens mal anzufangen, bestimmte Regeln durchzuziehen. Wie zB, dass er nicht alles stehen und liegen lässt. Irgendwie hab ich mir erhofft, dass sie damit nachholt, was ich nicht geben kann und will. Aber sie sagt dann "aber ich sage ihm doch schon immer und immer wieder, dass er seine Sachen wegräumen soll..." Ich hab vorgeschlagen, die Sachen einfach in sein Büro zu legen, da muss er es schliesslich ordentlich halten. Und ich wette dreimal und öfter ist es nicht notwendig, denn ... ist nämlich wirklich nicht dumm.
Naja, so kämpfe ich wohl weiter auf verlorenem Posten.
Thema war und ist die Beziehung schon, in der Therapie.Naja, bisheriges Resume: Ich brauche aufgrund der Erkrankung viel Sicherheit und Verlässlichkeit und die hat mein Partner nicht. Wir besprechen viele Situationen und auch mein Arzt ist der Meinung, das vieles nicht nur aus meiner Angstperspektive daneben ist, sondern auch so. Er hat mir auch geraten noch nicht zu heiraten, solange ich einfach noch nicht aus blosser Willenskraft handeln kann, sondern von meiner Angst bestimmt werde.
---leise sprech--- ich hab es Niemandem gesagt, sondern die Hochzeit durchgezogen =(
Ich bin nicht übermässig eifersüchtig. Mein Mann reist viel, verbringt mit seinen MA und dem Job mehr Zeit, als mit mir, hat mich schon oft belogen und hintergangen und mich schwer enttäuscht. Ich denke, dass ich dafür sogar sehr zurückhaltend bin. Aber ich gebe zu, dass ich es nicht aus Großherzigkeit bin, sondern aus Angst.