Komm, geh. Hau ab.
Du hast dich für nichts zu entschuldigen und du musst mich nicht fragen, du bist mir gar nichts schuldig, eher ist es umgekehrt.
Wir kennen uns seit so vielen Jahren und du bist mein bester Freund.
Du bist der allerbeste Mensch, den ich kennengelernt habe, was sollte ich dir anderes wünschen, als dass du mit ihr glücklich wirst?
Die ganze Zeit über, immer habe ich mich gefragt, wenn du ein Mädchen kennengelernt hast und es dann wieder nichts wurde und du trotzdem nie unfair warst, nie böse und du mir in deiner Enttäuschung immer noch so tapfer vorgekommen bist, wie es sein kann, dass alle anderen das nicht sehen.
Das eine Mal, als du so böse bes*hissen wurdest von der einen. Oder das andere Mal, als dich die andere versetzt hat.
Ich fand´s so grenzenlos dumm. Gerade dich, der unzählige Nächte damit verbracht hat, mir einreden zu wollen, dass ich doch viel mehr Wert sei, als ich das glaubte.
Oder damit, mir zu erklären, was du dir überlegt hast, wie du in deiner Führungsposition Kritik übst, sodass sie nicht verletzend ankommt, sondern als Verbesserungsvorschlag aufgefasst wird.
Der mir gesagt hat, dass man gerade zu den unfreundlichen Menschen nett sein muss, gerade die noch zum Lachen bringen sollte, weil man so die Welt doch ein klein bißchen besser macht.
Der so oft viel besser zu allen war, als sie es verdient hätten, auch zu mir.
Der, wenn ich zickig war, in diesem blöden, mahnenden Ton zu mir gesagt hat: "Ey... fang keinen Streit an.", dass ich lachen musste und nur noch sagen konnte: "Will ich ja gar nicht."
Oder, als es mir so schlecht ging und jeder lieb gemeinte Trost und jeder Hinweis auf eine bessere Möglichkeit bei mir als gemeinste Kritik ankamen, selbst wenn ich so böse und gemein wurde, der mir das nie vorgeworfen oder mich aufgegeben hat, sondern nur gesagt: "Sei nicht so, ich bin doch einer von den Guten."
Der gesagt hat, dass er sich wünscht, dass ich endlich glücklich sein kann, weil er wüsste, dass ich mich doch so sehr darum bemühe.
Der mich nicht im Krankenhaus besuchen konnte, weil es ihm zu schwer gefallen wäre, mich so zu sehen.
Was glaubst du, wie ich mit dir gelitten habe, wie ich deine Selbstzweifel verflucht habe, wie ich nicht verstehen konnte, dass jemand wie du von sich sagen kann, er hätte zu wenig erreicht, er käme sich vor sich selbst ungenügend vor?
Ich habe mich immer gefragt, ob das außer mir niemand sieht, oder vielleicht doch und es dir einfach nicht zeigen oder sagen kann.
Ich habe mich sogar gefragt, ob das ist, weil man sich vor dir immer irgendwie selbst unzureichend vorkommt, es zwangsläufig muss, und ob du deswegen so wenige Menschen hast, denen du wirklich wichtig bist.
Als wir uns kennegelernt haben (ist das echt schon zehn Jahre her, wo sind die hin?) , da war ich vom ersten Abend an so verliebt in dich.
So sehr, dass ich dir an dem Abend noch sagen musste, dass ich gar nicht so alt bin, wie du dachtest und bis heute sagst du noch, wenn ich von "lügen" rede, dass es ja keine richtige Lüge gewesen ist, dass ichs nur erst später klargestellt habe.
Wie seltsam das Leben ist. Du warst auch verliebt und konntest es trotzdem nicht, obwohl ich dir immer gesagt habe, dass es doch nichts weiter als eine Zahl ist...
Und jetzt.... wie egal das geworden ist, wie oft du mir gesagt hast, wie beeindruckt du warst von unseren Gesprächen und dass du immer "etwas verknallt" in mich sein wirst.
Du bist so süß. Vermutlich werd´ ich´s auch immer etwas in dich sein...
Wer wäre ich also, wenn ich dir im Weg stehen wollte, wenn ich dich jetzt nicht gehen lassen würde, wo du ein Mädchen gefunden hast, was dich vergöttert?
Ich habe dich auch vergöttert, ich tu´s auch jetzt, aber wir waren nie bereit, unsere Leben zu einem gemeinsamen zu machen. Wir haben das immer angedacht, wie oft hast du mich gebeten, zurück zu kommen, wie oft haben wir davon gesprochen, dass du sicher auch hier einen Job finden würdest und als ich dieses Haus angeschaut habe....
Ja, ich wäre vermutlich den Schritt sogar mit dir gegangen, aber vermutlich nicht als Paar.
Ich weiß nicht warum, ich könnte mir keinen besseren Mann vorstellen, trotzdem hatte ich immer Angst, dich genau dann zu verlieren, dass wir alles verlieren, was wir so haben konnten und was wäre das für ein schlimmer Verlust gewesen...
Du hast genau das verdient, dass dich jemand anhimmelt, dass jemand alles für dich tut.
Also geh jetzt und sieh dir die Welt mit ihr an, ich weiß, dass du dir so ein Leben gewünscht hast.
Ich habe jedes Mädchen verflucht, was dich verletzt hat, nur die eine nicht, die die vielen Jahre vor mir und die wenigen danach mit dir geteilt hat.
Wie viele Stunden haben wir darüber gesprochen, wie oft habe ich meine Sätze umformuliert, versucht dir deinen Kopf zurecht zu rücken, dir deine Zweifel zu zerschlagen, damit du dich endlich dazu durchringen konntest, das zu tun, was notwendig war, um endlich damit abzuschließen.
Und dann deine Enttäuschung zu sehen, zu wissen, dass auch das notwendig ist, damit du loslassen kannst, deine Traurigkeit, dir nicht helfen zu können, nichts dagegen machen zu können, außer da zu sein, das hat mir mein Herz zerrissen.
Und darum... sieh zu, dass du glücklich wirst, du hast es dir verdient.
Ich muss das erst noch, das ist ok, ich bin noch immer klargekommen, oder?
Die Welt ist groß, es gibt viel zu sehen, jetzt hast du die Möglichkeit, also nutze sie.
Ich wünsche dir, dass du jetzt alles zurück bekommst und mir, dass du, falls du Schiffbruch erleidest, mich nicht vergessen hast.
Immer und zu jeder Zeit wird dir mein Leben offen stehen und ich werde dir immer helfen, so wie du mir auch immer geholfen hast.
Tja, Bester... wir waren schon gut zusammen...
Vielen Dank für den Tiefgang, für´s "Klartext reden" , für dich bei mir, für die Liebe, das mich-nicht-anlügen-können, für den Spaß (auch, neee warte, ganz besonders für unsere blöden und unvernünftigen Aktionen), dafür, dass du mich lange Zeit als einen der wichtigsten Menschen in deinem Leben hast haben wollen.
Jetzt heißt´s wohl Abschied nehmen, damit du das haben kannst, wonach wir immer für dich gesucht haben.
Und..... versau´s nicht wieder....