Du kannst stolz auf dich sein.
Wir haben die halbe Nacht zusammen gesessen und geredet. Tatsächlich. Richtig geredet. Bis ich eingeschlafen bin.
Ich habe dir gesagt, ich werde nicht fahren, wenn du dann allein zuhause sitzt.
Und ich hatte meine Zweifel, aber es scheint dir ernst zu sein.
Als du mir das alles gesagt hast und ich lachen musste und gesagt habe, dass ich dir GENAU dafür vorher den Kopf abreißen wollte, weil du DAS nie verstanden hast.... du hast gesagt "Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung" und hast gegrinst und ein "als ob...." dahinter gesetzt.
Doch, doch....
Es sind kleine Schritte, aber du fängst wirklich an, dir keine Ausreden mehr zu suchen, es nicht mehr nur zu sagen, sondern es auch wirklich umzusetzen.
Und ich erwarte gar nicht, dass du so bist, wie du gestern warst. Dass du nachts noch runter gehst und mein Auto umparkst. Dass du mich weckst mit den Worten "Ich hab dir was zu essen geholt.".
Dass du lieber schlecht schläfst, als mich zu wecken und mir zu sagen, dass ich in deinem Bett gefälligst Platz machen soll für dich.
Ich erwarte nur, dass du weiter gehst auf diesem Weg.
Auch wenn du dann bald umziehen wirst. Auch wenn ich mich sicher oft allein hier fühlen werde, wenn du weg bist.
Auch, wenn ich jetzt gar nicht darüber nachdenken will, wie mies es mir manchmal gehen wird, wenn ich nicht mehr "mal eben" zu dir fahren kann. Ich weiß, das wird kommen, aber im Moment fühle ich das noch nicht. Das ist ganz gut so. Ich will mich auch viel lieber noch etwas über dein neues Leben freuen, dir mit der neuen Wohnung helfen, die erste Nacht zusammen mit dir dort schlafen, dir helfen, wieder richtig auf die Beine zu kommen.
Das war lieb von dir gestern.
Als in dieser Diskussion mein Name fiel, dich einfach dumm zu stellen und zu fragen, was ich denn nun darin verloren hätte.
Mir macht´s aber auch nichts aus, ich kenne diese Argumentation durch dich schon zur Genüge, der Unterschied ist nur, dass du mir nicht so egal bist.
Ich weiß, dass du Rückschläge haben wirst.
Dass du so viel zu verarbeiten hast, was du jahrelang verdrängen konntest.
Dass du manchmal aufgeben willst und ich jedes Mal wieder auf´s Neue daran kaputt gehe und mich jedes Mal wieder fragen werde "Warum?".
Ich weiß das ganz genau. Ich bin ja nicht so naiv, zu glauben, damit wäre es getan.
Und ich kenne mich... ich werde dann wieder hier sitzen und mich fragen, ob das die Mühe Wert ist, ob ich dir so egal bin und warum du das nicht verstehst. All das, was wir schon hatten.
Aber wenn ich dich dann sehe, wie jetzt... wie du wirklich vorwärts kommst, wie du wirklich anfangen willst zu klettern... dann wird mir das in dem Moment wieder Kraft geben.
Aber immer erst, wenn ich denke, es geht nicht mehr. Immer erst, wenn ich völlig verzweifelt bin.
Ich hoffe, dass du nie vergisst, warum du mir das Wert bist.
Und dass du irgendwann verstehst, dass DU das Wert bist.
Sicher darfst du dir jetzt den ganzen Tag Fragen anhören, was mit uns denn wäre.
Deine Mutter hat sich etwas zu sehr bemüht, "normal" zu wirken und sich nicht anmerken zu lassen, was sie denkt, als sie zu dir kam und mich gesehen hat.
Es wäre fast schon einfacher, zu sagen, dass wir ein Paar sind, dann müsstest du nicht jedem jedes Mal auf´s neue erklären, dass wir nie etwas anderes außer Freunde waren und wohl auch nie etwas anderes sein werden.
Wenn ich´s nicht besser wüsste, ich würd´s auch nicht glauben...
Schon komisch.... dass die besten Beziehungen, die ich hatte, nie welche waren...