EineArtRoman

Larry merkte schon, dass schau weg war. Er dachte aber, dass schau einfach nur dringend musste. Vermutlich war es tatsächlich nur eine kurze Toilettenpause.

Ganz aussteigen wäre jetzt unvernünftig,  wo es doch Richtung Spreewald ging.

Larry zog also schnell die Notbremse. 

 
Matilda informierte sofort die Bahnpolizei; ohne Witze fuhr sie nicht weiter. Eine ganze Truppe machte sich auf den Weg und durchkämmte den Bahnhof von Rüdesheim. So wurde schau vom Jäger zum Gejagten. 

Francesco holte Kamera und Scheinwerfer aus seinem Gepäck und rannte ebenfalls los. Diese Szene war wie gemacht für seinen neuen Film. Er hiess: 

 
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"Sieben Jahre in Rüdesheim".

Pitt der Lokführer hat lange heimlich auf die Hauptrolle gehofft und war sichtlich enttäuscht. Beleidigt stieg er wieder in den Zug und fuhr los. 

 
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Es wurde auch finanziell langsam eng für ihn. Die Fixkosten für seine Villen liefen weiter; verkaufen konnte er wegen Corona nicht und diese Roman-Reise wurde immer teurer. Matilda hatte die gesamte Spreewald-Unterkunft (Luxusklasse natürlich) mit seiner Kreditkarte gebucht. 

Er brauchte wirklich dringend wieder eine Hauptrolle; die deutsche Bahn bezahlte alles andere als fürstlich. 

Vielleicht konnte er Francesco sein Drehbuch unterjubeln. Er hatte einen Klassiker umgeschrieben. "Von Liebeskummer verweht", war der Arbeitstitel. 

Ansonsten musste er wahrscheinlich nach Feierabend noch Rosis Servierwagen-Schicht übernehmen. 

 
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Die Suche nach schau verlief schleppend, Larry schaute in allen öffentlichen Toiletten nach, Matilda saß auf dem Boden und heulte..Leela hing alte Fahndungsfotos an Bäume und Laternen.  Minusch hat den WM3001 zum Metalldetektor umgebaut, da schau inzwischen einige Ersatzteile in sich trug. Aber von schau fehlte einfach jede Spur.. 

 
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Aufgrund der Fotos vom jungen schau (Fotos, auf denen schau älter als 25 war, waren von seinem Agenten schon vor Jahren weltweit aufgekauft und vernichtet worden) waren bereits zahlreiche Liebesbriefe auf dem Polizeiposten Rüdesheim eingetroffen. Zwei Polizisten sichteten die Briefe und trafen eine Vorauswahl. Falls schau wieder auftauchte, würde er nicht mehr lange Single sein. 

 
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"Wir müssen eine Belohnung aussetzen", sagte Francesco.

"Für meinen alten Freund kann ich meinen alten Hut opfern" sagte Larry mit zittriger Stimme.

"Und ich meinen schönen Bikini!"

 
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Matilda hatte aufgehört zu heulen und schrieb einen Liebesbrief an schau. Das Foto hatte sie sehr beeindruckt. 

Liebster Schau

i lieb di vo Härze

met Schmärze

i weiss nöd, was isch mit mir gscheh.

Was cha mer do mache bi settnige Sache, 

oh hät'i di doch gar nie gseh.*

Liebste Grüsse vom Bahnhof Rüdesheim. Deine Matilda
 

 
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Als die Schweizer Polizei in Rüdesheim anrief, musste Larry ans Telefon. Er hatte während der Zugreise einen Schweizerdeutsch-Fernkurs gemacht (eigentlich nur um Matilda zu beeindrucken). 

"Grüezi", sagte Larry.

Und dann: "Aha, momol, ja, guet, doch, i säges wieter."

Offenbar wurde schau in der Schweiz gesichtet. In Zürich, präzisierte Larry. Sicher ist man allerdings nicht. Sicher sei nur, dass die gesichtete Person einen Strohhut trug. 

 
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"Es ist nie zu spät, Leela", sagte Francesco. "Der Film wird weitergedreht, auch ohne schau. Spielst du die Hauptrolle?", fragte er sie.

 
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"Wirklich? Ich?" Leela konnte ihr Glück nicht fassen. Sie stellte sich vor, wie sie den Goldjungen im goldenden Bikini von Robert De Niro entgegen nimmt, sich unter Tränen bei ihren wundervollen Freunden bedankt und alle frenetisch applaudieren. Und wie der schöne A sie dann sogar wieder in seine Kontaktliste aufnimmt, und wer weiß,  vielleicht sogar mal "Hallo, alles ok?" schreibt...

"Dann wird es aber ein Drama, oder gar eine Tragikomödie" warnte Matilda sofort.

"Stimmt", nickte Francesco enttäuscht, "dann müssen wir wohl in Zürich weiter drehen. Und wir brauchen einen neuen, passenden Titel. Kann mir jemand "Catch Me If You Can" in Schweizerdeutsch übersetzen?"

 
"Fang mi wänns chasch!" rief Minusch begeistert und lief los. So schnell wie es ihr nur möglich war! 

 
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Francesco hechtete mit der Kamera hinterher. Er keuchte, er fluchte, aber er blieb dran. 

"Ich spiele doch die Hauptrolle", rief Leela und rannte den beiden nach. 

Das Telefon auf dem Posten klingelte schon wieder. Die Polizisten riefen nach Larry. 

"Es war schon wieder die Schweizer Polizei", rapportierte er als er zurück bei Matilda war, die am Bahnhof die momentane Homebase der Spreewald-Gesellschaft bewachte. Rosi versorgte alle regelmässig mit Essen. 

"Was ist mit schau?", fragte Matilda. 

Larry: "Es war eine Fehlsichtung. Der Mann in Zürich war nicht schau, sondern ein Doppelgänger namens schauschau."

Matilda: "Ein Chinese?"

Larry: "Das weiss die Polizei nicht. Der Doppelgänger ist kurz nach der Sichtung ebenfalls verschwunden."

Matilda: "Von wem wurde schauschau gesehen?"

Larry: "Von einem Herrn S.Schauer aus Zürich."

Matilda: "Wir sollten ihn anrufen; vielleicht weiss er mehr als er der Polizei gesagt hat."

Larry: "Er ist auch verschwunden."

 
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Da klingelte plötzlich wieder das Telefon - zum dritten Mal, diesmal waren es die Chinesen. Glücklicherweise hat Leela mal versucht, ihren Liebeskummer mit einer SprachApp zu vertreiben. In weiser Voraussicht hat sie damals gleich die lifetime-Version gewählt und für schlappe 200 €  20 Sprachen erlernt.  Das (und vieles mehr) hätte ihr keiner der Anwesenden zugetraut, umso mehr staunten sie, als sie plötzlich fließend Mandarin sprach.

"Und?" fragte Matilda ungeduldig. Was sagen sie?

"春节" antwortete Leela.

"Und was heißt das?"

"Die Chinesen laden ein zum Neujahrsfest! Matilda, wir nehmen wieder die Transsibirische Eisenbahn!" rief Leela hocherfreut.

"Und schau?" fragte Minusch.

"Ach, ja, schau.. den haben sie auch..Schau hatte keinen Doppelgänger.  Pitt hatte einen,  der echte Pitt hat die Hollywood Hills letztes Jahr nicht verlassen, Matilda hat die ganze Zeit mit einem chinesischen Geheimagenten geknutscht. Dann haben die Chinesen schau entführt. Da er ihnen aber nichts verraten wollte, sind sie bereit ihn frei zu lassen. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte ist allerdings..." 

 
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...Der echte Schau ist tatsächlich ein Mandarin mit italienischen Vorfahren....

ciao ciao war landesweit in China bekannt als : „Tschau“ 

ein Weggefährte Mao Tse Tungs, der sich gerne als Schau ausgab Alias Ciao. 
Damit war es klar: Echter Betrug war gar nicht möglich- denn Tschau war in Wirklichkeit Zorro - der Typ mit der FF2 Maske 😷 

 
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"Wen willst du abholen?", fragte Matilda. 

"Schau, schauschau, Tschau oder ciaociao?"

Und dann dachte sie, dass das egal sei. "Wir holen alle ab, die uns die Chinesen liefern. Wenn wir Glück haben, ist der echte schau dabei. Müssen wir dafür den falschen Pitt zurückbringen?"

Für sich überlegte Matilda, dass schau wahrscheinlich gar nicht abgeholt werden wollte. War seine Flucht aus dem Zug nicht auch der Versuch, aus dem Roman zu türmen?  Vielleicht hätte sie statt Spreewald lieber Ferien am Meer buchen sollen. Schau brauchte doch seine Arche. 

 
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