Oh, wow. Ich würde mich hier auch gern einklinken.
Hallo Leo
Als ich mir hier eben die letzten zwei Seiten durchgelesen hatte, konnte ich irgendwann über gar nichts anderes mehr nachdenken als diese Waschbrettbauchwette. Mein Grundgedanke war: Wie kam es denn zu dieser Wette? Gut, möglicherweise wurde darüber auf den sechs vorangegangnen Seiten schon eingegangen, ich hole das Lesen gleich noch nach. Aber ich frage mich dennoch, aus welchem Grund man eine solche Wette zum einen annimmt und zum anderen überhaupt abschließt. Die Motivation, wenn du das für dich alleine tust, müsstest du doch ohnehin haben. Eine "Animation" per Wette sollte also nicht erforderlich sein. Ging es also tatsächlich darum, dieses Mädel am Ende für dich zu begeistern?
Dazu will ich dir mal eine sehr persönliche Geschichte erzählen, die mich heute noch schockiert.
Vor einer Weile entdeckte mein ehemals bester Freund, den ich seit zehn Jahren kannte, irgendwelche Gefühle für mich, jedenfalls angeblich. Es entstanden einige vertraute Situationen, bis er nach einem Wochenende bei mir bemerkte, dass er plötzlich seinen Verstand gegen sein Herz kämpfen lässt. Sein Herz wollte angeblich, sein Verstand hingegen nicht. Erklärungen bekam ich keine, auf Nachfrage hin, warum er das nicht zulassen will und so plötzlich alles abblockt, hörte ich: "Weil es nicht gut wäre." Ah ja. Ich sagte ihm noch, dass er entweder keine Gefühle hat oder diese Gefühle, die er hat, nicht einfach verdrängen kann, weil sie wiederkommen würden. Er sagte, er könnte garantieren, dass sowas nicht mehr vorkommt.
Einige Monate später, nachdem ich hart mit mir zu kämpfen hatte, um die Sache überhaupt wieder rein freundschaftlich laufen lassen zu können, besuchte ich ihn und wir gingen - wie immer - Kaffeetrinken. Wieder bei ihm zuhause druckste er irgendwann rum, er müsse mir etwas sagen, aber es sei ihm unangenehm. Ich musste ein bisschen nachhaken, bis er mich fragte, ob mir im Café nicht irgendwelche Blicke seinerseits aufgefallen seien. Nein, nicht wirklich. Langer Rede kurzer Sinn: Angeblich hatte er immer noch diese Gefühle für mich, fühle sich zu mir hingezogen und all das. Ich sagte ihm, dass diese Einsicht reichlich spät käme und musste innerlich in mich reinlachen. Hatte ich ihm genau das nicht vorhergesagt? Wie war das mit der Garantie?
Ich stand irgendwann auf und wollte ins Bad, musste an seinem Sitzplatz vorbei. Da ich noch mitten in einem Satz steckte, blieb ich solange im mittlerweile relativ dunklen Raum stehen. Ich sah umrisshaft, wie er aufstand, dachte, er wollte in die Küche gehen, plötzlich merkte ich aber, dass er direkt vor mir stand, die Arme um mich legte und mich zu sich ranzog. Normalerweise hätte ich mich gefreut, das war so eine Szene à la Hollywoodfilm. Aber vor dem Hintergrund des Geschehenen konnte ich mich überhaupt nicht freuen, ganz im Gegenteil.
Wir haben uns noch eine ganze Weile unterhalten und ich fuhr irgendwann nach Hause. Passiert war zwischen uns gar nichts und ich war emotional extrem distanziert, wohl ein Selbstschutz. Am nächsten Tag hörte ich von ihm. Und ich war weniger überrascht als er mir mitteilte, dass er sich das alles nochmal durch den Kopf gehen lassen hat und nun doch nicht "könne". Dieses Mal wollte ich es allerdings doch mal ganz genau wissen und habe wieder nicht aufgegeben. Ich bekam auch tatsächlich eine Antwort: Ich entspreche optisch nicht dem, was er als Freundin haben will. Genaugenommen sagte er es noch deutlicher, aber ich will hier nicht so sehr ins Detail gehen. Er meint, ich müsste mich dringend bei einem Facharzt operieren lassen, um dem Schönheitsideal zu entsprechen, das er an eine Freundin stellt. By the way: Die, mit der er jetzt zusammen ist, ist alles andere als gutaussehend, aber okay.
Was ich damit sagen will: Was du für dich machst, ist das eine. Ich denke, man kann auch tatsächlich dann eine optische Änderung an sich
für sich selbst durchführen, weil man dann von anderen mehr akzeptiert wird. Auch das ist etwas, was einem letzten Endes selbst zugute kommt. Ich bin mir nicht sicher, ob ich jetzt richtig verstanden werde. Für mich zählt, dass ich unter bestimmten Dingen zu leiden habe, weil meine Umgebung mich teilweise so nicht akzeptiert, siehe nicht zuletzt dieser "Freund", der selbstverständlich keiner mehr ist. Sorge ich nun dafür, dass diese Dinge, wegen derer ich nicht akzeptiert werde, korrigiert werden, so steigert das mein Selbstwertgefühl, mein Selbstbewusstsein, ich kann anders auf Menschen zugehen, sie entgegen mir entsprechend anders. Ich tue das also
für mich und gleichzeitig doch
aufgrund der anderen. Jedem recht machen kann man es nicht. Das darf man auch nicht. Aber sich selbst kann man es recht machen. Und darauf solltest du achten, was diese Waschbrettbauchwette betrifft.
Wäre ich an deiner Stelle, könnte ich das Mädchen noch so toll finden. Wenn sie mich nur mit einer entsprechenden optischen Veränderung als Partner in Betracht ziehen würde, dann wäre mir klar, dass ihre Wertvorstellungen ganz anders gelagert sind als meine eigenen. Ich wäre zu stolz, um in dem Fall, dass sie mich mit Waschbrettbauch will, tatsächlich auch mit ihr zusammenzukommen.
Ich denke, woran du vielleicht arbeiten könntest, wenn du wolltest, ist deine eigene Wahrnehmung. So wie du dich empfindest, so strahlst du auf andere aus. Und genau so antworten dir auch viele. Heißt: Find dich selbst so wie du bist liebenswert, dann finden es tatsächlich auch andere. Sicherlich nicht jede®, aber das muss ja auch nicht sein.
Liebe Grüsse
Kathi