Ich bewundere euren Optimismus. Leider aber solltet ihr erst einmal Informationen zum narzisstischen Verhalten lesen.
Natürlich kann man jetzt in die letzte Faser analysieren - wie viel Grad zu heiss der Schoppen einmal war und welche Auswirkungen das nach sich zieht.
Es wird nicht so sein, dass er irgendetwas Böses im Schilde führt oder quälen möchte. Er wird auch hochsensibel sein. Denn er spürt ja sofort, ob jemand abspringen möchte. Und dann geht er eben dagegen an, damit das nicht passieren kann.
Das Problem ist mehr sein Repertoire an Verhalten, das er zur Verfügung hat, um mit den Problemen der Welt und sich selber umzugehen.
Unter der Annahme, dass er der Beste und Grösste ist, kann alles andere ja nur ihm zu dienen. Wer sich ihm nicht unterwirft oder ihn anhimmelt, der ist selber Schuld, weil er etwas verpasst oder ihn in seiner Gloriosität verkennt. Aber gleichzeitig kann das nicht sein, sodass er eben alle Hebel in Bewegung setzt, damit sein Umfeld immer wieder daran erinnert wird, wer er ist.
Und wenn du nun ständig an ihn denkst, versuchst zu verstehen, warum er so ist, möglichst selber ein Verhalten dir aneignest, wodurch du ihn nicht aus den Reserven lockst: Das ist für ihn schon einmal ein wunderbarer Vorteil.
Denn weil du dich so sehr mit ihm beschäftigst, ist er dir nicht egal. Jetzt müsstest du ihm nur noch mehr unterwürfig daherkommen und die Sache wäre geritzt. Alles in Butter, Friede, Freude, Eierkuchen.
Aber so ist es dann eben doch nicht. Denn er braucht die ständige Bewunderung, die Achtung, er braucht Leute, die ihn hochheben. Und wenn das nicht einfach kommt, dann holt er sich das: Er unterdrückt dich, macht dich schlecht, beschimpft dich und erhebt sich dadurch über dich, weil ER ja der bessere Mensch ist.
Das geht dann eine Zeit lang so, und du überlegst eben: Was muss ich an mir ändern, damit er befriedigt ist? Aber das geht auch nicht, weil ja gar nicht du die Ursache bist, warum er sich minderwertig fühlt. Er braucht das Objekt, das er schlechtmachen kann, um sich besser zu fühlen. Und egal, was du tust, es ist immer falsch.
Also wirst du dich mit der Zeit einfach verlieren. Nach ein paar Jahren weisst du nicht mehr, wer du bist, was richtig und falsch ist. Der einzige Halt in deinem Leben ist ER und seine Unterdrückungen, die immer wieder mit diesen 1 % Hochleben abwechseln. Das 1 % bleibt extrem haften und wird der Hoffnungsfunke: Warum kann es nicht immer so sein? Es geht doch, weil man immer wieder sieht. Nur nicht permanent. WARUM? Was mache ICH falsch?
Und verheerend ist natürlich der Umstand, dass du und er prima aufeinanderpassen. Er findet in dir das Objekt, das ihn hochleben lässt, während du in ihm das fehlende Puzzleteilchen siehst zu deinem Glück.
Wie Magnete halten beide Teile zusammen, es geht nicht mit, aber auch nicht ohne.
Das ist die totale "Amour fou". Und von aussen betrachtet strotzt sie nur so vor Energie, vor Liebe, vor Liebesbeweisen, Schwüren, Dramen - das pralle Leben. Inbegriff der Liebe in allen Filmen. Vorbild für unser Dasein.
Wie muss einem da eine normale Beziehung vorkommen? 0815, uninteressant, langweilig, öde? Ohne Spannungsbögen?
Was kannst du tun?
1. Ihn ändern? Vergiss es.
2. Dich ändern? Ja schon, aber wohin?
3. Zusammenbleiben? Warum nicht? Du weisst ja, wie er tickt und was permanente Begleiter einer solchen Beziehung sein werden.
4. Auseinandergehen? Wenn du mehr willst vom Leben, als von einem Narzissten abhängen und seinen Lauenen ausgesetzt sein: Ja, siehe Punkt 1.