hallo sternenzauber
ja, das freut mich, dass du etwas dazu sagst. tatsächlich ist das thema "lieb-sein" ein reichlich abseitig erscheinendes thema, ich hab jedenfalls noch nicht allzuviel gehör gefunden mit meinen problemen damit und wenn, dann zumeist nur in der ecke der zyniker.
ich weiß nicht, ob ich deshalb mit meinen problemen einfach sagen kann: scheinproblem, grenz dich einfach ab und finito
Original von SternenzauberWas ist denn bloss los mit unserer Welt?
hm ja
weiß auch nicht, was in der gesamten welt los ist. grundsätzlich habe ich auch wenig freude an der ellenbogen-gesellschaft. und wie ich deinem statement entnehmen darf, versuchst du ein licht ins dunkle zu tragen und bist einfach weiterhin lieb.
ja
das versuche ich auch. glaubt mir vielleicht keiner... nach dem, was ich hier gepostet habe...
ich hab nur einfach entdeckt, dass es so nicht funktioniert. jesus, das einzige genannte beispiel, dass ich ganz gut studiert habe, hat sein lieb-sein meines erachtens zu einem großteil auch deshalb in absolutem altruismus gelebt, weil er eben auch "göttlich" war.
klingt jetzt fies, nicht wahr?
es ist nunmal so, dass ich mein eigenes leben an dem bibel-zitat, dass @ chris1234 genannt hat ("liebe deinen nächsten wie dich selbst") mal revue passieren lassen habe. ich habe es sage und schreibe bis ins jahr 2003 und somit auf über 30 lebensjahre geschafft, göttlicher als der liebe gott sein zu wollen, bin da auch noch stolz drauf gewesen und hab geglaubt, mit meinem altruismus genau den "samen" zu säen, den christen nunmal laut kirche und bibel säen sollen: nächstenliebe ist eine tugend, und zwar die allererste tugend eines jeden christen.
erst im laufe meiner therapie kam mir der gedanke, dass ich das als normaler mensch aber nicht hinbekomme. und zwar nicht, weil ich so ein problembehaftetes etwas bin. sondern weil es einfach im menschlichen miteinander kein geben ohne nehmen gibt. der bibelspruch selbst - ein gebot, dass "gott" an die menschen gerichtet hat - besteht aus zwei ansätzen: selbstliebe steht gleichberechtigt neben der nächstenliebe.
aha
es kam mir genauso pervers vor wie dir, daraufhin erstmal von der seite, die altruistisch ist und die die nächstenliebe so schön und immerwährend praktiziert hat, etwas "abzuknapsen" und für die selbstliebe zu investieren. ich dachte, die schwache und in der welt so seltene nächstenliebe bricht dann vielleicht zusammen wie ein kartengerüst...
aber ich glaube JETZT, dass nächstenliebe nur dann wirklich das licht und die helligkeit in die welt bringen kann, wenn dahinter eine intakte und sich selbst akzeptierende persönlichkeit steht.
mein therapeut meint, dass christen wie nichtchristen in seiner praxis sich verlieren an die menschen um sie herum. er meint, die menschen hätten aufgehört, auf sich selbst zu hören, sich selbst überhaupt noch wahrzunehmen. wir sind sozialisiert. wir sind leistungsträger. aber diese von aussen an uns herangetragenen funktionen haben wir so sehr verinnerlicht, dass emotionen und unsere inneren stimmen dahinter zurückgetreten sind.
er sagt, es gibt keinen menschen, der keine innere stimme hat. es gibt auch keinen menschen, der keine emotionen besitzt. und das problem ist, dass wir den zugang dazu verloren haben. wir nehmen uns selbst nur noch verzerrt wahr, und eines tages wird uns bewußt, dass uns der halt fehlt und wir verzweifeln an der welt, die uns diesen halt nicht gibt.
wir lassen uns von der welt täglich ans kreuz schlagen mit der puren nächstenliebe, so hab ich die worte meines therapeuten für mich verstanden. und genauso hab ich mich auch gefühlt.
ich hab mich getreten, missverstanden und ungeliebt gefühlt. ich hab mich ausgenutzt und verraten gefühlt.
:]
und während ich meine lebensgeister immer mehr von diesem verrat, von dem ausgenutzt-fühlen und den ewigen missverständnissen drangsaliert gesehen habe, habe ich mir den einfachen gedanken erlaubt: 'ändere nicht die welt, sondern ändere dich selbst.'
das bedeutet keineswegs, dass man seine eigenschaften über bord zu werfen hat. nein. was es bedeutet, hab ich nur im groben verstanden, aber ich glaube, es bedeutet, dass man sich selbst liebt.
eine kleine bestätigung dieser selbst-liebe-theorie ist eben, dass ich das gefühl habe, lieb-sein und nett-sein ist leicht zu belächeln, leicht zu übersehen und leicht misszuverstehen, wenn es nicht von jemandem kommt, der es sich auch tatsächlich "leisten" kann. also ich will sagen:
wenn jemand, der mit sich selbst im einklang steht, der selbstbewußt ist und entsprechend auch die fähigkeit hat, sich von anderen abzugrenzen, gibt (lieb ist), dann wirkt es auch als gabe.
alle anderen gaben sind keine geschenke, sie sind an einem unsichtbaren gummiband an den lieben menschen geknüpft, der erwartungen damit verbindet, und wenn es nur das kleine glück sein mag, nicht negiert, nicht verlassen, nicht beschissen und nicht verachtet zu werden.
wer hingegen frei ist von solchen befürchtungen und in sich selbst ruht, weil er sein leben lebt, der ist nicht auf zuspruch oder ähnliche "danksagungen" für seine gaben und für sein lieb-sein angewiesen.
und die gnade ist, dass die gaben eines starken menschen auch angenommen werden, dass sie eben nicht missverstanden werden und dass einem starken menschen auch nicht nachgesagt werden kann, er schleimt sich ein oder er versucht, sich anzubiedern.
vielleicht stimmt meine beobachtung, dass ein mensch "stark" sein sollte, wenn er etwas schenken will, so auch nicht 100%ig. ich kann mich da nicht so ganz treffend ausdrücken, daher auch mein hinweis auf das zitat von nelson mandela: solange man man selbst ist, bekommt man nicht nur das licht, was man aussendet, zurück, sondern ermuntert andere, ihr licht ebenfalls strahlen und wirken zu lassen.
andersherum gesagt: die welt wird wohl nicht viel besser allein durch altruisten. sie wird auch besser durch selbstverwirklicher, die die stärke besitzen, anderen etwas zu geben.
Original von Sternenzauberob er ZU lieb ist, das liegt dann in den Händen seines Gegenübers. (...) Man kann aber auch vertauens- und respektvoll mit dieser geschenkten Liebe umgehen - sie annehmen, sich ob ihr freuen, im besten Fall von seiner eigenen Liebe zurückschenken.
o.k.
und da ich weder xoff's portemonnaie "geklaut" habe noch ihn sonst irgendwie ausgenutzt habe, frage ich: darf man vielleicht auch einem lieben menschen gegenüber sagen, dass er verschwindet hinter seiner liebe für andere?
ich verstehe wohl, dass es zwei wege gab, mit meiner situation klar zu kommen.
der eine weg: distanz, schweigen, abgrenzen, warten, bis ich mal die innerliche verfassung habe, mich an dem lieb-sein des anderen zu ergötzen.
der andere weg: mitteilung meiner beklemmungen, von einem anderen menschen, den ich vor lauter altruismus nicht mehr sehen kann, etwas anzunehmen und mitteilung meines gefühls, dass ich die gaben - also das lieb-sein - nicht mehr ernst nehmen kann, weil es einfach inflationär ist.
Original von SternenzauberDu Xoff, bist lieb - unbestritten. Du bist sogar sehr lieb. Du bist aber nicht zu lieb. Mir nicht. Ich liebe dieses Dein lieb sein. Es eröffnet mir Welten in unserer Freundschaft
ja
und das ist ein eingeständnis zwischen xoff und mir: UNSERE freundschaft ist eben nicht so weit. WIR sind nicht in einem stadium, in dem dieses lieb-sein seinen wert und seinen platz ganz selbstverständlich inne hat.
ich war bis zum beginn des offline-kennenlernens auch deiner ansicht gewesen, @ sternenzauber. ich glaube, ich kann auch hier im forum in DIESEM medium xoff's art mit genau demselben ernst und dem verständnis, auch mit dem mir so wichtigen geben UND nehmen annehmen.
die geschichte von xoff und den lieben menschen und der bösen sine ist auch eine geschichte vom unterschied zwischen online-welt und offline-welt.
aber das möchte ich - ehrlich gesagt - nicht so sehr vertiefen. nur so viel: wir alle nehmen menschen ganzheitlicher wahr, wenn wir ihnen gegenüberstehen. die online-welt zeigt uns einen ausschnitt, und hier im forum zeigt sie uns einen SEHR schönen ausschnitt von menschen, die aber auch aus mehr als nur aus gedanken und worten bestehen.
das forum lässt seiten an den forumsmitgliedern aufleuchten, die wirklich selten sind, die hier auch gelebt werden können, ohne dass man sich um die sonstigen dinge, die einen menschen ausmachen, kümmern muss.
ich weiß... man sollte sagen: wer hier im forum eine so große persönlichkeit zeigt, den müsste man auch im ganzen annehmen können, egal, was sich einem für ein bild bietet, wenn man sich offline kennenlernt. ich weiß. um so frappierender für mich, dass es - gerade auch bei mir - nicht so WAR.
Original von SternenzauberEher ist es so, dass wenn dann Menschen die eben so lieb sind, verletzt und in Frage gestellt werden - sie sich fragen "..uups, was habe ich bloss falsch gemacht..?" - anstatt mal einfach davon auszugehen, dass der Andere ganz schlicht und ergreifend ein Problem damit hat.
ja
ich will nicht allzu nervig sein mit meinen gedanken dazu, aber dazu würde ich gerne sagen: vielleicht HÄTTE ich KEIN problem mit demjenigen menschen, der mir "zu" lieb erscheint, wenn ich nicht glauben würde, jede kritik - aber auch das ausbleiben von kritik - führt in dem unsicheren menschen vor mir zu großem schmerz und zu noch größer werdenden unsicherheit. vielleicht IST das der grund, weshalb ich als erstes einmal die distanz suche von jemandem, der unsicher ist.
denn ich WILL niemanden verletzen. ich will es nicht.
und doch tue ich es, und das tut mir leid.
--- cut ---