halb leeres glas / halb volles glas

Ach ... man kann sich durchaus selbst lieben und dennoch dem „lieb-sein“ von anderen kritisch gegenüber stehen.

Wer lässt sich schon gerne die Tasche hinterher tragen ? Das hinterlässt immer ein schlechtes Gefühl.

Was bedeutet „lieb-sein“ überhaupt in diesem Zusammenhang ? Es gibt ja auch genügend Fälle, wo „liebe Menschen“ so sind, weil sie Angst haben, nicht geliebt zu werden. Den einzigen Weg, den sie finden, ist die Projizierung ihres Da-Seins, ihres Sinns auf andere Menschen.

Ob sie deshalb offenere Menschen sind, wage ich ernsthaft zu bezweifeln.

Aber es gibt auch noch andere liebe Menschen ...

Also ... ich bin ein Fan von lieben alten Damen. Ich denke da speziell an zwei, die auch schon über 80 sind und völlig hell im Kopf. Wahrscheinlich, weil meine beiden Großmütter starben, bevor es mich gab. Interessanterweise mag ich diese beiden alten Damen, weil sie eine starke Persönlichkeit aufweisen, die ihre eigenen Interessen und ihre eigene Meinung vertreten. Sie können sich hinter einen Menschen stellen, ohne die eigenen Individualität zu verlieren. Ich kann mich „bemuttern“ lassen ohne das Gefühl zu haben, etwas „dafür mehr geben zu müssen als ich bereit bin zu tun“. Ihr „liebsein“ schränkt mich nicht ein, es ist ein wechselseitiges Geben und Nehmen.

Und was heisst schon, was gut für einen ist ? Wenn der Bauch sagt, nein, ich mag das nicht annehmen, dann ist halt das nicht-annehmen in diesem Falle gut. Alles andere wäre Zwang und ein sich-verbiegen.

Denk ich mal so ...

*piep*

 
hallo schnuti!

das ist ja schön, dass du dich meldest, und dazu noch auf dieses eben für viele - und bis vor kurzem auch für mich nicht - ohne weiteres auf der hand liegende "problem"...

ich hab mich irgendwie ganz schön angestrengt mit dem mich-erklären heute und bin irgendwie ECHT geknickt davon...

es ist einfach unheimlich schwierig - für mich zumindest - da einen "geraden" weg zu finden, der einerseits eben das wirklich gute - und liebsein ist ja auch in meinen augen gut, bitte haltet mich nicht für eine zynikerin, die nur egoistische menschen mag - nicht negiert und andererseits aber meine beklemmungen mit lieben menschen endlich mal beseitigt.

ich glaub, ich hab diesen weg heute gefunden und beginne, mich selbst darauf zu bewegen, aaaber... es fällt mir RICHTIG schwer.

ich bin halt auch darauf gepolt, mich in menschen hineinzufühlen, ich bin durchaus auch "lieb" und bla, ich will ja wirklich niemandem was böses! und dann hab ich dennoch diese schwache seite... ausgerechnet die "lieben" haben bei mir keinen zugang zu meinem herzen.

no entry for nice guys

aber wie du sagst:

was heißt den "lieb-sein"?

Original von SchnutiWas bedeutet „lieb-sein“ überhaupt in diesem Zusammenhang ?
ja... ich hab zum ersten mal (für mich) die behauptung aufgestellt, dass manche sachen eben nicht wirklich lieb sind. ich kann es auch nicht anders bezeichnen, und an deinen worten sehe ich, dass meine ablehnung von lieben menschen aus vielen gründen herrühren kann. also, ich meine: es können viele verschiedene menschen "lieb" sein, und ich mag halt nur menschen, die wie deine beiden adoptiv-omis sind:

lieb-sein im sinne von geben und nehmen find ich gut. und ich kann von einem menschen, der stark ist und für sich selbst einsteht, auch gut und gerne etwas annehmen.

aber wer probleme mit sich hat und sozusagen aus diesen probs heraus lieb ist, der bringt mich irgendwie um den verstand, ich bin da scheinbar super-sensibel.

:]

verrückt...

ich hasse einfach das gefühl, in der pflicht zu sein. ich bin wirklich niemand, der nicht für andere menschen da sein möchte und helfen kann und will, und ich hab in meinem leben schon oft geholfen (und war somit "lieb"...), aber auch da war es irgendwie eine sache von stärke und nicht von schwäche...

weiß nicht...

altruismus ist eine christliche tugend (und die christlichen tugenden sind mir pfarrerstochter ja nicht die entferntesten... ;) ), andererseits wird barmherzigkeit und manchmal sogar die liebe belächelt... aber WEHE, man sagt richtig "nein danke" zu lieben menschen!

au weia, das geht halt irgendwie nicht

ich bin in meinem leben schon so viel mit "lieben" menschen konfrontiert gewesen, dass ich einfach gegen die meisten eine abneigung entwickelt habe (ich hatte schon mal erwähnt, dass ich gegen die linken christen in unserer nicht besonders modernen kirche eine ziemliche abneigung schiebe und auch dort eben die sogenannte nächstenliebe bei vielen als seltsame scheintugend empfinde... sorry, xoff, da bist du nicht mit gemeint, aber ich denk halt noch bis in die letzten winkel meines hirns über die sache nach...).

Original von SchnutiEs gibt ja auch genügend Fälle, wo „liebe Menschen“ so sind, weil sie Angst haben, nicht geliebt zu werden.
ja, das sind die, die alles mit einem hundeblick für einen tun.

sorry, aber solche bringen mich immer schier zum platzen, das kann und kann ich nicht ab...

du meinst, diese hundeblick-liebenden projizieren? ich dachte eigentlich immer, die hundeblick- und esoterick-hubber-flubber-leute fordern gegenleistung. das ist zwar tabu, jemand anderem schlicht zu sagen, dass man ihm nur deshalb so zuvorkommend behandelt, weil man sich das dann eben auch von ihm wünscht - also da fehlt es ja am altruismus, das ist so mehr "mit gutem vorbild voran" oder so -, aber es IST der wahre hintergrund.

und dann kommt eben so "unverständnis" auf, warum das, was die "lieben" geben, nicht zurückkommt... naja, weil ich mich zwar freue, wenn mich jemand bemerkt, nicht aber, wenn er sozusagen von mir nur (oder nicht nur, aber auch) "informationen" saugt, um dann später mit dem besagten hundeblick oder in irgendeiner transzendentalen art und weise die gegenleistung spiegelbildlich zu erwarten.

es fehlt mir einfach der mensch dahinter.

wenn ich jemanden, der seine umwelt studiert und alles so bereitet, dass es den anderen wohl recht sein mag, seine gegenleistung zu erbringen versuchte, ja entschuldigung, würde ich dann nicht nur einfach ihn studieren und was würde ich da sehen? nicht viel mehr ausser den weit aufgerissenen blick, der MICH anguckt und mir gerade mal wieder irgendwie in äußerst neugieriger art und weise etwas - ja was?? - weiß nicht, etwas abguckt?

kennst du das, schnuti? man steht irgendwo und denkt 'jetzt schaut er wieder und denkt nach, was ich so mache und was mir wichtig ist und wie ich was mache...' ich weiß nicht... dieses interesse habe ich mir auch schon häufig gewünscht, wenn es aber von dem "falschen" kommt, dann ist es irgendwie aufdringlich... ich kann den menschen nicht mehr in die augen schauen, die mich so studieren... ich hab angst, dass sie mich mit sentimentalem blick bis runter in den blinddarm betrachten, wenn ich sie durch meine fenster zur seele hineinschauen lasse...

:rolleyes:

ich will gerne etwas preisgeben von mir an jemandem, der es nicht einsaugt als ob er selbst es brauchen würde - warum braucht er es? hat er denn nichts eigenes?

ich will, dass ich mich gegebenenfalls jemandem schenken kann... ich will nicht, dass man mir mein sein abtastet, analysiert und irgendwie speichert, oder sogar: "absaugt"...

verstehst du mich?

complicado alles, nech...

:(

 
@Zitro,

boah, dein Italienisch ist echt klasse, das geht ja einiges ueber das hinaus, was wir in den 3 Semestern Uni gelernt haben (Hut ab!!), aber der Grund weshalb du es gelernt hast ist doch ein gaaaanz anderer, als der weshalb ich mir heute Abend noch das "Imperfetto" reinsauge.

Nur soviel zu Albano:

Wenn ich hier im Forum einmal einen thread finden sollte, mit dem Titel, was man auf gar keinen Fall tun solte, wenn es einem dreckig geht, man Liebeskummer hat oder sonstwie gerade vor dem Selbstmord steht, dann werde ich posten, dass man auf gar keinem Falle eine CD ebendieses Paerchens auflegen sollte, denn wenn man das macht sind einem die ewigen Jagdgruende gewiss.

Ich war ja auch mal Albano und Romina Power Fan und waehrend meines ersten Liebeskummers hoerte ich eine CD von denen rauf und runter und wenn ich jetzt eines dieser Lieder hoere bekomm ich sofort Liebeskummeraehnliche Symptome. Soviel zu meinen Erfahrungen mit Albano.

Und jetzt zu @sine und ihrer "lieb sein" Debatte.

Ich zaehle mich auch zu dieser Sorte Mann (oder kann man es ueberhaupt so nennen), die von den Frauen sofort in die "guter Kumpelschublade" gesteckt werden.

Hier in Perugia bin ich immer mit zwei total netten attraktiven Studentinen unterwegs und letzten Sonntag meinte eine doch glatt ich sei zu lieb fuer einen BWL Studenten. 8o

Ich bin eigentlich genauso wie sine diese Art von Mann beschreibt, den sie eigentlich nicht haben will. Und Frauen wie sine waren es meistens in die ich mich verliebte und die mir somit das Herz brachen. Nach allem was ich bisher ueber Frauen weiss, ist das aber kein boeser Wille, sondern die normative Kraft des Faktischen.

Ich bin deswegen auch keiner Frau boese deswegen, wenn sie mich als festen Freund und Partner ablehnen. Jeder hat eben seine eienen Vorstellungen und wenn die Chemie nicht stimmt ist es vielleicht wirklich besser es sein zu lassen.

In einer Zweierbeziehung gibt es immer einen der den "dominanten" Part einnimmt, die Fuehrungsrolle koennte man auch sagen (das Wort dominat hat in diesem Kontext nichts mit BDSM oder so zu tun).

Eine Kutsche funktioniert uebrigens aehnlich wie eine Zeierbeziehung. Ein Pferd uebernimmt immer den dominaten Part. Der Kutscher hingegen lenkt nur das dominantere Tier, das andere passt sich automatisch an.

Auch in einer Beziehung laest sich nicht alles mit den beliebten Kompromissen loesen. Meist ist es immer ein bstimmeter Partner, der dann quasi "nachgibt".

Mein Eindruck von Frauen, den ich in den 25 Jahren meines Lebens gewonnen habe ist der, dass Frauen natuerlich nicht herumkommandiert werden oder gar besessen werden wollen, aber sehrwohl wert darauf legen "gefuehrt" zu werden.

Dieses gefuehrt werden sehe ich eher so, wie dieses gefuehrt werden beim Tanzen. Charmant und stilvoll, keineswegs aufdringlich aber dennoch "fuehrend".

Viele Frauen aus meinem Freundeskreis finden Maenner die beim Tanzen nicht fuehren koennen regelrecht widerlich.

Manchmal habe ich auch fast den Eindruck gewonnen als "Arschloch" haette man mehr Chancen bei Frauen.

Ich hatte mir vor 7 Jahren deshalb mal die Frage gestellt, was ich tun muesste um ein Arschloch zu werden. Ich fragte mich welche Regeln ich beachten muesste, um eines zu werden.

Aber es gibt meines Wissens keine. Die Arschlochwerdung ist ein langwieriger Prozeß, dessen Fundament bereits in frühester Kindheit gelegt wird. Und wer bereits Lesen und Schreiben kannt, ist vermutlich schon zu alt für diese "Karriere".

Ich habe auch mal versucht, mich selbst zum Arschlochtum quasi 'umzuerziehen'. Mir wurde der Tip gegeben: "Einfach nicht auf zuviel Frauenversteher machen". Hat alles nichts genützt. Ich bin der gleiche Sack geblieben, der ich vorher war - nicht schlechter und nicht besser. "Ein liebenswertes Arschloch" eben.

Ich denke, dass das, was viele hier gesagt haben, nämlich dass man sich selbst erst einmal mit all seinen Stärken und Schwächen annehmen und akzeptieren muß, zwar wie eine Binse klingt, aber in Wahrheit der einzig richtige Weg ist. Man halte mich jetzt nicht für einen religiösen Schwärmer, aber der bekannte biblische Ausspruch "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst" fordert eben nicht nur die Liebe zum Nächsten - sondern in völlig gleichberechtigter Weise auch die Liebe zu dir selbst! Und die ist oft sehr viel schwerer, aber sie muß geleistet werden. Diese zweite Implikation jenes Satzes wird oft übersehen.

Ich denke, dass ich mich zumindest auf dem rechten weg befinde. Ein Arschloch will ich schon lange nicht mehr sein. Das ware mir dann doch zu bloed.

Ich bin ich und das ist gut so. Und eine Frau, die einen wirklich lieben Kerl wie mich nicht leiden kann, die soll es eben lassen. Ich habe keine Lust mehr mich deswegen aufzuregen. Jeder ist seines Glueckes Schmied.

Sich zu verstellen waere sinnlos. Ich will nicht so sein, wie irgendwelche andere Menschen insbesonders Frauen mich haben wollen. ich habe auch keine Lust mich zu verbiegen.

Es hat keinen Sinn, sich in Gewänder hüllen zu wollen, die vorne und hinten zu eng oder zu weit, zu lang oder zu kurz sind.

Überlegt doch mal, was passieren wuerde, wenn ich meinen Charakter an die Beduefnisse der Frauen anpassen muesste, um einen vermeintlich vorhandenen Markt zu bedienen, morgen sind solche Typen dann wider out und liebe Kerls dafür wieder angesagt. Soll ich mit deiner Persönlichkeit so umgehen wie mit einem Aktien-Portfolio?

Was nicht mehr zieht raus, was kurzfristige Rendite verspricht her mit? Auch im Leben gilt der Börsianer-Spruch: "Hin und her macht Taschen leer". Am Ende steht man da und weißt gar nicht mehr, wer man eigentlich ist. Da investiere ich doch lieber in langfristige Werte In meine Werte.

So, jetzt wollte ich noch ein Schlusswort schreiben, aber dieser verdammte Internetpoint schliesst seine Pforten und ich muss fuer heute aufhoeren.

Na ja, vielleicht ist das auch besser so.

Dieser Beitrag sollte keineswegs eine Kritik an der Partnerwahl von sines oder sonst wem sein, denn man kann wirklich nichts dafuer fuer seine Vorlieben und jeder sollte wirkich jemanden finden mit dem er gleucklich sein kann.

In diesem Sinne viele Gruesse aus dem jetzt leider doch noch verregnetem Perugia.

Liebe Gruesse

Chris :compi:

 
hallo chris

nee, weder du noch sonst irgendwer soll jetzt zum "arschloch" mutieren... :D

ich hab halt nur gemeint, das leben ist nicht dazu da, um sich jemand anderem IMMER unterzuordnen. glaub mir, ich bin nicht jemand, der softies ablehnt. es ist nur so, dass ich mich nicht zurechtfinde, wenn jemand nicht zu sich selbst steht.

von verlieben würde ich in dem zusammenhang nicht unbedingt reden wollen, es geht um das allgemeine miteinander klar kommen. mit frauen - in die ich mich (seltsamerweise...) gar nicht verliebe - ergeht es mir ja ganz genauso wie mit männern.

gruß

sine

 
Hui, ich bin gerade am Lesen und werde noch einen Beitrag schreiben, aber da ist mir etwas aufgefallen bei @chris1234 (hello:)) ), auf das ich noch einen draufsetzen will:

Original von chris1234... "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst" fordert eben nicht nur die Liebe zum Nächsten - sondern in völlig gleichberechtigter Weise auch die Liebe zu dir selbst! Und die ist oft sehr viel schwerer, aber sie muß geleistet werden. Diese zweite Implikation jenes Satzes wird oft übersehen....
Wenn wir den Satz, den chris aus der Bibel zittiert hat, genau anschauen, dass bedeutet das Wörtchen «wie» ja, dass ich es gleich tun soll wie ich es bei mir schon getan habe, das heisst, ich kann nur jemand anderes lieben, wenn ich schon herausgefunden habe, wie es ist, mich selbst zu leiben.

Odda?

Bis späta

;) Xoff

 
@sine

Vielen Dank für Deine Zeilen oben, von heute. Ich find' es schön, dass Du so offen und direkt hier schreibst, was in Dir und zwischen uns in diesen Tagen gespielt hat. Diese ungemeine Offenheit hat uns gefehlt in diesen Tagen, wir sind uns im persönlichen Kontakt viel weniger nah gekommen als beim Schreiben hier im Forum. Zu selten haben wir Tacheles geredet ( :) ) - waren wir deshalb da- wär wohl auch ein guter Ort für eine «Tacheles-Diskussion» in einem Buch;) )

Aber ich kann das so akzeptieren und finde es gut, wenn wir es hier wieder können.

Ich für meinen Teil habe versucht, auf der Reise zurück (es war ein wunderschöner Flug, in den Sonnenuntergang hinein mit spektakulären Wolkenformationen und einem RandomPlay aus einer Bibliothek von 35 Tagen ununterbrochener Musik im Ohr (nee, nee, ich bin kenn Anjeber... ;) )) und in den Stinden seither, ein wenig Ordnung in meine Seele zu bringen. Diese Tage waren für mich sehr intensiv.

Nun also, ich bin ein lieber Mensch.

Das wusste ich ja schon, zur Genüge.

Womit mir aber sine die Augen geöffnet hat, und zu was ich auch gesagt habe, dass es stimmt, ist die Frage der Liebsein-Inflation und das Verschwinden als Persönlichkeit. Zu viel des Guten. Des Lieben, wohl eher.

Für diese Erkenntnis und vor allem für die fundierte und emotionale Formulierung bin ich Dir sehr dankbar, @sine! Auf der Fahrt mit der S-Bahn zum Flughafen, beim Nachdenken und Abschiednehmen von der Stadt, habe ich mir vorgenommen, Dich zu bitten, darüber noch was zu schreiben. Danke, dass Du es schon von Dir aus getan hast (und danke, Universum, dass Du mir diese Präzisierung geschickt hast;) )

Ich habe mich selber noch selten so unsicher erlebt, wie diese Tage! Oder besser gesagt, es ist der Gipfel der Entwicklung der letzten Jahre, vielleicht meines ganzen Lebens. Ich habe das Liebsein falsch verstanden und im Grunde gegen mich selber verwendet.

Lieb sein an für sich will ich nicht aufhören. So bin ich und so werde ich hoffentlich immer sein.

...dass Du, @sine, und ich so nicht zusammen passen, empfinde ich keineswegs als Problem, schliesslich war diese Frage nie ein Beweggrund für mich, Dich zu besuchen - aber auch ich habe mir natürlich diese Frage gestellt, schliesslich bin ich Mann und Du bist Frau;)

Aber wenn das Liebsein inflationär ist, wenn es aus der Giesskanne kommt, wenn es auch bedeutet, dass eigene Meinungen und Forderungen, Vorstellungen und Wünsche vernachlässigt werden, wenn das eigene Sein unter, hinter oder sonstwo Inferiores hingestellt wird im Kontakt zu anderen Menschen, dann wird es unerträglich - und da kann ich Dich @sine, sehr gut verstehen.

Ich habe mich verloren. Und damit habe ich - ausser hier im Forum - auch rund um mich fast alle Freundschaften verloren. Die Geschichte mit der Ex und auch die mit dem besten Freund und den Sommerferien, aber auch andere Geschichten, die ichhier gar nicht ausgebreitet habe, sind die Folge meiner Selbstaufgabe. (da merk ich grad, dass ich eigentlich in meinem Thread schreiben sollte, aber ich lass es mal hier stehen, kann's ja immr noch entsprechend editieren, wenn Du's lieber nicht hier hättest, sine)

Im - falschen - Glauben, ich dürfe keine eigenen Interessen haben, die ich verfolge, ich müsse den anderen so vieles wie möglich recht machen und auf keinen Fall unangenehm sein, habe ich vergessen, zu mir zu schauen. Und die letzten Tage war das ganz extrem, aber ich kenn' dieses Muser sehr gut - habe immer schon so funktioniert und mich gefragt, was denn «falsch» sei, warum ICH nicht auf MEINE Kosten käme (welch blöder Ausdruck!), sondern immer nur damit beschäftigt bin, so lieb wie möglich zu sein und/oder alles recht zu machen, womöglich sogar noch die Verantwortung zu übernehmen, dass es meiner Umwelt auch gut gehe.

Das ist wohl das sicherste Rezept, sich selber ins Unglück zu reiten...

Vergiss Dich selber im Dienst der anderen :klatsch:

Und dass eine Powerfrau wie @sine damit nicht umgehen kann ist nichs anderes als logisch. Damit kann wohl keine umgehen. Meine Ex konnte es auch nicht (jaja, @sine, ich habe zwar gesagt, dass diese Geschichte schon sehr voran gekommen ist, aber ich hab sie hier schon mindestens zweimal ewähnt - werd' ich jetzt dafür gerügt, oder gibt's eine Wespe dafür?). Und die Exfrau auch nicht. Und die davor auch nicht. Und die DAVOR war die, die sich dann irgendwann einmal dafür entschuldigt hat, dass sie so gemein zu mir gewesen sei und mich so ausgenutzt habe... 8o

Also da muss was geschehen und darüber muss ich mir erst mal klar werden, wie ich's anstellen soll, schliesslich muss ich da ein 41 jahre altes Muster brechen, einen alten Irrglauben beseitigen in meiner Seele, grundlegende Ängste bekämpfen und mit ganz grossen Zweifeln aufräumen.

Diese Diskussion werde ich aber in meinem Thread führen;)

Nun aber zum Liebsein, so wie ich es verstehe - und was auch der Ausgangspunkt ist für mein Verhalten, mein Sein, meine Motivation...

Grundsätzlich bin ich ein lieber Mensch und ein «Verwöhner». Das bedeutet, dass ich anderen, solchen, denen ich nahestehe, aber auch an der Arbeit oder sonstwo, wenn immer möglich Liebes entgegenbringe, uneingeschränktes Vertrauen und sehr grossen Respekt zolle.

Mein Ideal ist der klassische Gentleman mit Stil und Charme. So etwa wie der James Bond, den Sean Connery gespielt hat, oder halt all die Charaktere, die von den grossen Schauspielern verkörpert wurden (nicht dass Ihr meint, ich würde in einer surrealen Filmwelt leben, das sind einfach Beispiele, die alle kennen).

Das zeigt sich in erster Linie darin, dass ich Werte hoch halte, die wohl antiquiert sind und meistens miss verstanden werden. Kleinigkeiten oft, aber für mich wesentlich. Manchmal ein wenig kniggemässig. Türe aufhalten zum Beispiel, oder in den Mantel helfen, Vortritt lassen, Danke sagen, etwas nicht als selbstverständlich annehmen, grosszügig sein, zuvorkommend, nicht aufdringlich, respektvoll, zurückhaltend, höflich, anständig, aufmerksam, gesittet, stilvoll, lieb.

Eben.

Das will und werde ich nicht ändern, kann ich gar nicht.

Und da passen wir nicht zusammen @sine. Zum Glück möchte ich sagen, stell Dir mal vor, eine Fernbeziehung! nee, ohne mich! sine mem (? - Latein ist schon laaaaange her...aber «Deklination» kann ich wenigstens noch schreiben;) )

Also, jetzt geht's daran, die Inflation noch zu besprechen. Drüben.

...ob ich wohl noch zum Schlafen komme...egal, hab genug Energie, gell:))

Danke für's Lesen;)

:schmatz: Xoff

 
hallo xoff

das ist wirklich gut, dass du es so siehst wie ich: uns ist etwas emotional bewegendes und wichtiges passiert und es ist etwas, was man im forum irgendwie verposten kann.

das ist stark von dir und zeigt eben stärke und nicht "lieb-sein" :) )!

so

nur zwei sachen...

es gehört für menschen, die anders leben, natürlich schon fast grundlegend mit dazu, dass sie verallgemeinern. ich finde nicht, dass ich eine powerfrau bin, die "natürlich" mit jemandem, der "lieb" ist nicht zurechtkommt.

einige die mich kennen und erlebt haben, dass ich mich seit den fünf jahren meiner selbständigkeit auch verändert haben, glauben, mein beruf wird von mir sozusagen auf das privatleben "angewendet".

vielleicht hätte ich mir das sogar am ende auch selbst einreden lassen, aber an sich glaub ich, dass ich genauestens zu trennen weiß. ich BIN privat jemand anders als beruflich; ich spiele keine rolle wie im job, ich verwässere nicht und ich konkretisiere nicht, nein: privat ist mir sehr wichtig, dass der machtanspruch, der in meinem job sehr im vordergrund steht, möglichst keine rolle spielt und dass alles ehrlich und mit wohlwollen geschieht.

aber das kannst du vielleicht nicht sehen, denn viele menschen assoziieren einfach sehr viel mit meinem job.

ich habe nicht von ungefähr seit neuestem die these, mein job an sich könnte einer beziehung auch entgegenstehen.

so

die zweite sache ist ja wieder volle pulle "mein" thema!

"Liebe deinen Nächsten wie dich selbst"
wir hatten dieses thema bereits einmal gehabt. ich hatte es in meinem alten thread gehabt und auch in deinem alten thread hatten wir dazu worte verloren.

in meiner therapie hat es über 1 1/2 jahre gedauert, bis mir bewußt geworden ist, dass ich bisher NIE den zweiten teil dieses spruchs wahrgenommen hatte.

Ich find es super, dass chris1234 davon geredet hat, denn es ist wirklich ein gängiges problem, dass die menschen diesen bibelspruch zwar kennen und eigentlich auch verstehen, aber weder sich noch die zweite hälfte des spruches ERNST nehmen!

der zweite teil - "liebe dich selbst" - klingt so einfach, nicht?

vielleicht erinnert sich noch wer an einen thread über weiß nicht unendlich viele seiten, der hieß "ohne partner besser dran, oder?" und da hat jemand erstaunlich viele klippen überspringen müssen, bis sie endlich einen der maßgeblichen gründe, weshalb SIE (die posterin) sich nicht wirklich selbst hat lieben können, kennengelernt und auch lieben gelernt (oder beseitigt?) hat.

diese posterin bin ich.

ich glaub, wenn chris dann schreibt, "arschlöcher" seien einfach die gewinner, und das will er nicht sein und schließlich habe er eigenschaften, die zu ihm gehören und die werde er nunmal beibehalten, egal was "frauen wie sine" dazu meinen, dann gehen die argumente von chris an dem, was ich erlebt und in mir selbst gefunden habe, vorbei so wie als ob ich in einem gefrorenen meer ganz unten sitze und ich sehe jemanden oben über das eis gehen. der typ oben auf dem eis findet sich mutig und glaubt, er sieht ganz klar und alles ist hell und - in dieser hinsicht zu recht - er glaubt, er ist er und dabei wird es auch immer bleiben.

oder es ist wie ein kind, dass sich in einer ecke eines hauses versteckt hat, während ein makler das haus fremden zeigt (scheinbar) ohne zu verstehen, dass sich noch mehr als nur das sichtbare in einem haus befindet.

bin gespannt, ob chris, der ja echt ein toller typ ist und viele dinge versteht (hätte nicht gedacht, dass du ein "lieber" bist, chris... ;) ... ich dachte, du bist "mehr"), ob er nicht auch mal der ahnung, die in jedem von uns ist, folgt gedanklich und vielleicht auch zu sehen beginnt, dass wir nicht in der welt sind, um geliebt zu werden für unsere eigenschaften oder trotz unserer eigenschaften.

sondern wenn wir geliebt werden, dann ist das ein geschenk. das "grundprogramm" ist, dass wir uns selbst lieben!

ich kann es nicht besser beschreiben, um was es geht. ich selbst habe auch zwänge in meinem leben gehabt und habe sie vielleicht (oder bestimmt?) jetzt noch (immer, wenn ich unausgeglichen bin, staune ich, aber es IST halt immer noch so).

ich erhebe mich über niemanden, wenn ich meine sichtweise äußere. ich mache auch niemanden klein. im gegenteil, glaub mir chris, es hat an mir gezehrt, die problematik für mich in meinem hirn und meinem herzen zu begreifen und "zu bearbeiten", es hat vor allem total an mir gezehrt, dass ich dann etwas gesagt habe.

denn wie du wird eben nicht geglaubt, dass ich nicht deshalb etwas ablehne, um mich selbst "besser" zu fühlen. ich vergleiche mich durchaus mit anderen menschen, und selbst wenn ich manchmal in der jüngsten zeit glaube, ich stehe in einem anderen denkgerüst, in einem anderen lebensabschnitt oder mir geht's einfach grad gut, selbst wenn ich so denke, denke ich noch lange nicht: 'ich bin besser, der andere ist schlechter'.

vielleicht glaubt @ zitro, ich hab es aus den büchern von tepperwein, aber ich hab es seit frühester kindheit von meinen eltern eingeimpft bekommen:

jeder mensch ist einzigartig und in seiner eigenart liebenswert, ein wunderwerk.

ich bin jemand, der individualismus für unheimlich wichtig hält. nie und nimmer will ich, dass alle menschen gleich ticken (und es sollen eben erst recht nicht alle menschen "arschlöcher" werden).

ich WILL menschen, die indivuduell sind. ich halte es ehrlich gesagt für eine unterstellung, dass ich mit menschen, die anders sind als ich, angeblich nicht zurechtkommen soll ("frauen wie sine"...).

in dieser individualität wünsche ich mir nur, dass jeder den anderen genauso akzeptiert mit seiner individualität. und wenn ein individuum zum anderen sagt: 'hoppala, wo bist du denn, ich kann dich kaum noch sehen und erkennen, bist du denn noch individuell oder welche antimaterie hat dich da befallen?', dann klingt das vielleicht für den betroffenen nur deshalb wie abfällige kritik, weil es ja einen geben muss, der schuldig ist an der unsicherheit, die man zunächst einmal vermittelt bekommt vielleicht.

vielleicht bekommt ein individuum auch KEINEN zweifel und keine unsicherheit vermittelt von der kritik eines anderen individuums!

weiß man's...

:)

so, ich kann mein wahnsinns-lebensratgeber-büchlein von frau rubin nicht mehr finden, aber ich hatte es schonmal irgendwo zitiert: es ist ein zitat von mandela, der sinngemäß meint, wir alle seien verpflichtet, uns selbst hell scheinen zu lassen. denn nur neben jemandem, der sein eigenes licht nicht unter den scheffel stellt und hell erleuchten lässt können andere es wagen und auch rein und frei es überhaupt schaffen, ihr licht ebenfalls erstrahlen zu lassen.

steht also alle auf und lasst eure lichter scheinen.

gruß

sine

p.s.: ach so, interessiert es, wieso ich überhaupt kritik geäußert habe? du, xoff, meinst ja, ich hätte "zu spät" tacheles geredet. was heißt denn "zu spät?

aber ich darf daraus vielleicht ableiten, dass DU der ansicht bist, kritik ist gut.

ich habe jedenfalls das maul aufgemacht, weil mir unser verhältnis wichtig ist. du gehst mich etwas an, xoff, und du hattest pech mit mir, dass du dinge in mir angerührt hast, die ich kaum bewältigen konnte... aber es ist passiert und ich habe es dir mitgeteilt, damit du unsere probleme verstehst. es ist nicht kritik im sinne von "verbesserungsvorschlag" gewesen, sondern MEINE sicht von unserer situation.

 
hi nochmal

ich bin so fertig, echt erschöpft.

ich denke, das können schuldgefühle sein, die jetzt einfach rumoren und ich kann es nicht abstellen, naja, ich glaube, ich muss es versuchen, aber es gelingt mir nicht.

ich hab den schreibtisch voll arbeit und möchte gerne, dass ich mich da reinbegeben kann in die arbeit. es gelingt mir nur mässig.

:(

gruß

sine

 
Meine Lieben

Ich verwende diesen Ausdruck ganz bewusst – weil das Wort „lieb“ mir nicht nur ein Wort ist, sondern verbalisiertes Gefühl das ich zum Ausdruck bringen will. Ich muss gestehen, ich habe meine Mühe mit dieser Diskussion, des Auseinanderpflückens von „lieb sein“.

Ich habe ein Problem, wenn man über das "zu-lieb" sein diskutieren muss. Ich finde, die Welt krankt eher am Gegenteil. An den Ellbogenmenschen, an den Egoisten, an den dominanten ICH's. Und dann stossen wir uns daran, dass der Andere lieb ist. Zu lieb. Was ist denn bloss los mit unserer Welt?

Ich - und ihr Alle, wir sind hier gelandet, weil jemand mit uns alles andere als lieb umgegangen ist. Wir erwarten uns hier von lieben Menschen ein offenes Ohr. Und bekommen sogar Hilfe. Wildfremde Menschen nehmen sich gegenseitig ernst, nehmen sich an. DAS IST LIEB!

Ich kann daran nichts verwerfliches finden.

Auf diesem "zu lieb" wurde nun herumgeritten - und für mich wird dieser Begriff ad absurdum geführt. Zu lieb würde für mich bedeuten: Dem Anderen zu liebe lieb sein. Und nur deswegen. Lieb sein um Nutzen draus zu schlagen. Zu lieb wäre Selbstaufgabe.

Und jetzt kommt der grosse Haken für mich an der Sache: Ein Mensch ist lieb oder er ist es nicht - ob er ZU lieb ist, das liegt dann in den Händen seines Gegenübers. Nutzt man nämlich die Liebe eines Menschen aus, dass kann man das locker als: "Phaa - der Andere ist halt zu lieb - selber schuld" abtun. Man kann aber auch vertauens- und respektvoll mit dieser geschenkten Liebe umgehen - sie annehmen, sich ob ihr freuen, im besten Fall von seiner eigenen Liebe zurückschenken.

Mir kommt diese Diskussion schon ein bisschen so vor, wie die Situation, der ich oft (berufshalber) in der Schule begegne: Der Schläger, der Täter probiert sich aus der Situation zu winden mit dem Satz: "Der andere hat sich halt nicht gewehrt...", als würde dies Grund sein, annehmen zu dürfen, man könne weiter auf einen Menschen einschlagen.

Der Dieb sagt: "Er hat es mir einfach gemacht - das Portemonnaie sass ganz locker in der Hosentasche und guckte raus - ich brauchte nur zuzugreifen".

Der Vergewaltiger macht zu seiner Entschuldigung geltend, die Frau sei aber auch ach so reizvoll angezogen gewesen, hätte ihn sogar angelächelt und somit „es“ doch förmlich herausgefordert. Leuchtet uns doch ein. Oder?

Du Xoff, bist lieb - unbestritten. Du bist sogar sehr lieb. Du bist aber nicht zu lieb. Mir nicht. Ich liebe dieses Dein lieb sein. Es eröffnet mir Welten in unserer Freundschaft - und ich weiss, Du bist es aus Dir heraus, weil Du auch so sein möchtest und eigentlich den Anspruch haben dürftest, dass damit gut umgegangen wird. Klar, Du bist ein Mensch der feinfühligst probiert, alles in Anstand, Würde und eben auch mit der nötigen Portion Liebe zu regeln. Man zeige mir hier den Fehler.....

Du bist der Gentleman, der höfliche, rücksichtsvolle Mann mit Stil - ok, ich wage sogar zu sagen: Einer der noch genau weiss, was sich "gehört". Ich kanns geniessen. Ich finde aber ganz und gar nicht, dass Du Dich deswegen hinten anstellst.

Eher ist es so, dass wenn dann Menschen die eben so lieb sind, verletzt und in Frage gestellt werden - sie sich fragen "..uups, was habe ich bloss falsch gemacht..?" - anstatt mal einfach davon auszugehen, dass der Andere ganz schlicht und ergreifend ein Problem damit hat. Das hat aus meiner Sicht aber nicht in erster Linie mit "zu lieb" zu tun. Eher mit einer gewissen Unsicherheit und - zugegebenermassen auch ab und an mit falscher Rücksichtnahme.

Und wenn sich jemand in Gegenwart eines lieben Menschen nicht gut fühlt, dann hat dies auch ganz sicher seinen Grund....den ich aber da nicht in der Person des lieben Menschen suchen würde.

Ich würde eher den Finger auf die wunden Stellen des Gegenübers halten, vielleicht sollte man sich in Sachen Sensibilität nicht nur auf sich abstützen - sensibel sein einzig und alleine für sich, das wäre mir zu sehr Ich-bezogen.

Was ich noch sagen möchte: Mit lieb sein mein ich das Gefühl, dass man dem Andern direkt aus dem Herzen vermittelt - nicht das "schleimen" und fishing for compliments. Ich meine schon das, was Xoff bist: Lieb. Einfach lieb, weil es sein Wesen ist.

Ich wage mir diese Aussage so frisch von der Leber weg zu machen, erlaube mir dies einfach mal so als Tatsache in den Raum zu stellen – weil der Xoff mir persönlich ein Herzensanliegen ist, ich ihn als lieben Menschen, als wunderbaren Freund, in einer Art und Weise schätze, die mir eine solche Aussage gestattet. Dafür kenne ich ihn gut genug.

Ich verstehe auch Deine Sicht der Dinge, Sine, respektiere sie und kann einiges nachvollziehen. Mein Statement zu dieser Angelegeheit soll auch nicht den Anspruch haben zu sagen, was jetzt gut und richtig - oder aber was falsch und unwahr ist. Nein, dass steht mir nicht zu. Dass ist eine zu persönliche Angelegenheit und nichts ist freier und mir heiliger als die persönliche Meinung.

Dies ist meine Meinung, nur meine. Und ich mache sie hier so öffentlich, weil es mir wichtig erscheint, dass dieses Thema von allen nur möglichen Seiten beleuchtet und angeschaut wird.

Es war mir einfach ein Bedürfnis, mein Verständnis und Empfinden für das „lieb sein“ euch darzulegen.

Du bist lieb, Xoff. Im Grunde Deines Wesens und durch und durch. Und bleibe das auch. Möge das Wort "lieb" seinen Wert behalten und jetzt nicht so einen schalen Beigeschmack bekommen.

Xoff und ich sind uns sehr ähnlich in der Art mit dem lieb sein umzugehen. Und vielleicht ist es auch der Grund, warum ich da jetzt so „unlieb“ mich fauchend und mit gesträubtem Fell in die Arena stelle. Wahrscheinlich fühle ich mich da auch ganz persönlich tangiert.

Ich finde es aber auch gut und wertvoll, dass wir dieses Thema mal so richtig angehen und uns Gedanken darüber machen. Es scheint mir in einer guten Art zu geschehen. Nicht zu lieb, aber lieb genug.

Und wenn ich jetzt abschliessend sage: Ich hab euch lieb – dann meine ich das genau so.

Wunderschönen Tag euch Allen, einen, der es lieb mit euch meint.

Von Herzen, einem sehr engagierten Herzen

Sternenzauber

 
hallo sternenzauber

ja, das freut mich, dass du etwas dazu sagst. tatsächlich ist das thema "lieb-sein" ein reichlich abseitig erscheinendes thema, ich hab jedenfalls noch nicht allzuviel gehör gefunden mit meinen problemen damit und wenn, dann zumeist nur in der ecke der zyniker.

ich weiß nicht, ob ich deshalb mit meinen problemen einfach sagen kann: scheinproblem, grenz dich einfach ab und finito

Original von SternenzauberWas ist denn bloss los mit unserer Welt?
hm ja

weiß auch nicht, was in der gesamten welt los ist. grundsätzlich habe ich auch wenig freude an der ellenbogen-gesellschaft. und wie ich deinem statement entnehmen darf, versuchst du ein licht ins dunkle zu tragen und bist einfach weiterhin lieb.

ja

das versuche ich auch. glaubt mir vielleicht keiner... nach dem, was ich hier gepostet habe...

ich hab nur einfach entdeckt, dass es so nicht funktioniert. jesus, das einzige genannte beispiel, dass ich ganz gut studiert habe, hat sein lieb-sein meines erachtens zu einem großteil auch deshalb in absolutem altruismus gelebt, weil er eben auch "göttlich" war.

klingt jetzt fies, nicht wahr?

es ist nunmal so, dass ich mein eigenes leben an dem bibel-zitat, dass @ chris1234 genannt hat ("liebe deinen nächsten wie dich selbst") mal revue passieren lassen habe. ich habe es sage und schreibe bis ins jahr 2003 und somit auf über 30 lebensjahre geschafft, göttlicher als der liebe gott sein zu wollen, bin da auch noch stolz drauf gewesen und hab geglaubt, mit meinem altruismus genau den "samen" zu säen, den christen nunmal laut kirche und bibel säen sollen: nächstenliebe ist eine tugend, und zwar die allererste tugend eines jeden christen.

erst im laufe meiner therapie kam mir der gedanke, dass ich das als normaler mensch aber nicht hinbekomme. und zwar nicht, weil ich so ein problembehaftetes etwas bin. sondern weil es einfach im menschlichen miteinander kein geben ohne nehmen gibt. der bibelspruch selbst - ein gebot, dass "gott" an die menschen gerichtet hat - besteht aus zwei ansätzen: selbstliebe steht gleichberechtigt neben der nächstenliebe.

aha

es kam mir genauso pervers vor wie dir, daraufhin erstmal von der seite, die altruistisch ist und die die nächstenliebe so schön und immerwährend praktiziert hat, etwas "abzuknapsen" und für die selbstliebe zu investieren. ich dachte, die schwache und in der welt so seltene nächstenliebe bricht dann vielleicht zusammen wie ein kartengerüst...

aber ich glaube JETZT, dass nächstenliebe nur dann wirklich das licht und die helligkeit in die welt bringen kann, wenn dahinter eine intakte und sich selbst akzeptierende persönlichkeit steht.

mein therapeut meint, dass christen wie nichtchristen in seiner praxis sich verlieren an die menschen um sie herum. er meint, die menschen hätten aufgehört, auf sich selbst zu hören, sich selbst überhaupt noch wahrzunehmen. wir sind sozialisiert. wir sind leistungsträger. aber diese von aussen an uns herangetragenen funktionen haben wir so sehr verinnerlicht, dass emotionen und unsere inneren stimmen dahinter zurückgetreten sind.

er sagt, es gibt keinen menschen, der keine innere stimme hat. es gibt auch keinen menschen, der keine emotionen besitzt. und das problem ist, dass wir den zugang dazu verloren haben. wir nehmen uns selbst nur noch verzerrt wahr, und eines tages wird uns bewußt, dass uns der halt fehlt und wir verzweifeln an der welt, die uns diesen halt nicht gibt.

wir lassen uns von der welt täglich ans kreuz schlagen mit der puren nächstenliebe, so hab ich die worte meines therapeuten für mich verstanden. und genauso hab ich mich auch gefühlt.

ich hab mich getreten, missverstanden und ungeliebt gefühlt. ich hab mich ausgenutzt und verraten gefühlt.

:]

und während ich meine lebensgeister immer mehr von diesem verrat, von dem ausgenutzt-fühlen und den ewigen missverständnissen drangsaliert gesehen habe, habe ich mir den einfachen gedanken erlaubt: 'ändere nicht die welt, sondern ändere dich selbst.'

das bedeutet keineswegs, dass man seine eigenschaften über bord zu werfen hat. nein. was es bedeutet, hab ich nur im groben verstanden, aber ich glaube, es bedeutet, dass man sich selbst liebt.

eine kleine bestätigung dieser selbst-liebe-theorie ist eben, dass ich das gefühl habe, lieb-sein und nett-sein ist leicht zu belächeln, leicht zu übersehen und leicht misszuverstehen, wenn es nicht von jemandem kommt, der es sich auch tatsächlich "leisten" kann. also ich will sagen:

wenn jemand, der mit sich selbst im einklang steht, der selbstbewußt ist und entsprechend auch die fähigkeit hat, sich von anderen abzugrenzen, gibt (lieb ist), dann wirkt es auch als gabe.

alle anderen gaben sind keine geschenke, sie sind an einem unsichtbaren gummiband an den lieben menschen geknüpft, der erwartungen damit verbindet, und wenn es nur das kleine glück sein mag, nicht negiert, nicht verlassen, nicht beschissen und nicht verachtet zu werden.

wer hingegen frei ist von solchen befürchtungen und in sich selbst ruht, weil er sein leben lebt, der ist nicht auf zuspruch oder ähnliche "danksagungen" für seine gaben und für sein lieb-sein angewiesen.

und die gnade ist, dass die gaben eines starken menschen auch angenommen werden, dass sie eben nicht missverstanden werden und dass einem starken menschen auch nicht nachgesagt werden kann, er schleimt sich ein oder er versucht, sich anzubiedern.

vielleicht stimmt meine beobachtung, dass ein mensch "stark" sein sollte, wenn er etwas schenken will, so auch nicht 100%ig. ich kann mich da nicht so ganz treffend ausdrücken, daher auch mein hinweis auf das zitat von nelson mandela: solange man man selbst ist, bekommt man nicht nur das licht, was man aussendet, zurück, sondern ermuntert andere, ihr licht ebenfalls strahlen und wirken zu lassen.

andersherum gesagt: die welt wird wohl nicht viel besser allein durch altruisten. sie wird auch besser durch selbstverwirklicher, die die stärke besitzen, anderen etwas zu geben.

Original von Sternenzauberob er ZU lieb ist, das liegt dann in den Händen seines Gegenübers. (...) Man kann aber auch vertauens- und respektvoll mit dieser geschenkten Liebe umgehen - sie annehmen, sich ob ihr freuen, im besten Fall von seiner eigenen Liebe zurückschenken.
o.k.

und da ich weder xoff's portemonnaie "geklaut" habe noch ihn sonst irgendwie ausgenutzt habe, frage ich: darf man vielleicht auch einem lieben menschen gegenüber sagen, dass er verschwindet hinter seiner liebe für andere?

:)

ich verstehe wohl, dass es zwei wege gab, mit meiner situation klar zu kommen.

der eine weg: distanz, schweigen, abgrenzen, warten, bis ich mal die innerliche verfassung habe, mich an dem lieb-sein des anderen zu ergötzen.

der andere weg: mitteilung meiner beklemmungen, von einem anderen menschen, den ich vor lauter altruismus nicht mehr sehen kann, etwas anzunehmen und mitteilung meines gefühls, dass ich die gaben - also das lieb-sein - nicht mehr ernst nehmen kann, weil es einfach inflationär ist.

Original von SternenzauberDu Xoff, bist lieb - unbestritten. Du bist sogar sehr lieb. Du bist aber nicht zu lieb. Mir nicht. Ich liebe dieses Dein lieb sein. Es eröffnet mir Welten in unserer Freundschaft
ja

und das ist ein eingeständnis zwischen xoff und mir: UNSERE freundschaft ist eben nicht so weit. WIR sind nicht in einem stadium, in dem dieses lieb-sein seinen wert und seinen platz ganz selbstverständlich inne hat.

ich war bis zum beginn des offline-kennenlernens auch deiner ansicht gewesen, @ sternenzauber. ich glaube, ich kann auch hier im forum in DIESEM medium xoff's art mit genau demselben ernst und dem verständnis, auch mit dem mir so wichtigen geben UND nehmen annehmen.

die geschichte von xoff und den lieben menschen und der bösen sine ist auch eine geschichte vom unterschied zwischen online-welt und offline-welt.

aber das möchte ich - ehrlich gesagt - nicht so sehr vertiefen. nur so viel: wir alle nehmen menschen ganzheitlicher wahr, wenn wir ihnen gegenüberstehen. die online-welt zeigt uns einen ausschnitt, und hier im forum zeigt sie uns einen SEHR schönen ausschnitt von menschen, die aber auch aus mehr als nur aus gedanken und worten bestehen.

das forum lässt seiten an den forumsmitgliedern aufleuchten, die wirklich selten sind, die hier auch gelebt werden können, ohne dass man sich um die sonstigen dinge, die einen menschen ausmachen, kümmern muss.

ich weiß... man sollte sagen: wer hier im forum eine so große persönlichkeit zeigt, den müsste man auch im ganzen annehmen können, egal, was sich einem für ein bild bietet, wenn man sich offline kennenlernt. ich weiß. um so frappierender für mich, dass es - gerade auch bei mir - nicht so WAR.

Original von SternenzauberEher ist es so, dass wenn dann Menschen die eben so lieb sind, verletzt und in Frage gestellt werden - sie sich fragen "..uups, was habe ich bloss falsch gemacht..?" - anstatt mal einfach davon auszugehen, dass der Andere ganz schlicht und ergreifend ein Problem damit hat.
ja

ich will nicht allzu nervig sein mit meinen gedanken dazu, aber dazu würde ich gerne sagen: vielleicht HÄTTE ich KEIN problem mit demjenigen menschen, der mir "zu" lieb erscheint, wenn ich nicht glauben würde, jede kritik - aber auch das ausbleiben von kritik - führt in dem unsicheren menschen vor mir zu großem schmerz und zu noch größer werdenden unsicherheit. vielleicht IST das der grund, weshalb ich als erstes einmal die distanz suche von jemandem, der unsicher ist.

denn ich WILL niemanden verletzen. ich will es nicht.

und doch tue ich es, und das tut mir leid.

--- cut ---

 
--- cut ----

es ist eine müssige frage, dabei nach der schuld zu suchen und die frage zu stellen, wer hier eigentlich die größeren probleme hat... find ich. ich hab nicht behauptet, ich sei problemfrei.

ich hab nur behauptet, in meiner welt hätte ich gerne xoff und nicht nur die große wolke des liebseins, mit der er sich umgibt und hinter der ich ihn nicht mehr erkennen kann.

fühl dich bitte nicht verletzt davon, sternenzauber! betrachte mich als ein phänomen, vielleicht BIN ich aus deiner sicht ja eine sorte "ellenbogenmensch". das bin ich aber nicht.

ich verlasse einen schauplatz, wenn ich dem anderen dort nur wehtun kann. ich gebe durchaus nach. und ich befinde mich niemals an irgendeinem ort - also bin ich weder auf einem wettkampf noch in einem boxring -, wo ich jemand anderem wehtun möchte. und dennoch geschieht es.

so wie chris1234 sich von den attraktiven mädels hat sagen lassen, er sei "zu lieb für einen bwler". es hat den beigeschmack des hilflosen, des ewig verzeihenden und des machtlosen, wer als "zu lieb" bezeichnet wird, fühlt sich vermutlich wie jemand, der als "zu naiv" bezeichnet wird.

lieb-sein sind große eigenschaften. aber es gibt meiner ansicht nach auch zu lieb, und mein bescheidener versuch, diese für mich existente tatsache zu verstehen und zu deuten war eben, dass jemand, der zu lieb ist, den gleichklang von geben und nehmen nicht mehr kennt und zudem sich selbst hinter seinen bemühungen nicht nur zurückstellt, sondern irgendwann sogar vielleicht verliert.

gruß

sine

 
Original von sinejesus
... ups... :) dieses beispiel hattest nicht DU, @ sternenzauber, sondern @ xoff in seinem thread genannt, sorry (hatte ich vorher gelesen und war mir präsent, von daher also die vermengung eurer statements... sorry nochmals):

Original von xoffIch will mich nicht in das allgemeine Fahrwasser des grossen Misstrauens und des globalen Argwohns hineingeben, sondern strebe dann schon viel lieber «Spinnern» wie dem guten Menschen von Sezuan, Gandhi, Jesus, Siddharta, Franz von Assisi, Martin Luther King oder anderen nach.
gruß

sine

 
Liebe "böse" Sine :) )

...und das meine ich jetzt durchaus liebevoll und absolut nicht provokativ. Alleine dadurch, dass Du Dir solche Zeit für Deine Antwort genommen hast, dass Du darüber nachdenkst und erklärst - alleine das zeigt mir ja ganz viel Liebes in Dir. Man kann immer in vielerlei Art und Weise mit Dingen umgehen, sie von diversen Seiten betrachten - Du tust das für mich auf einer spannenden, nachvollziehbaren und auch durchaus annehmbaren Ebene. Ich freue mich darüber.

Ich nehme Dir absolut nichts übel oder fühle mich verletzt, nein - ich schätze das sehr, mit Dir mich über dieses Thema auseinander setzen zu können. Dass wir uns gegenseitig den Raum geben und nehmen ist ja DAS Gute. Und wir verstehen uns glaube ich sehr klar.

Deinen langen Post werde ich mir durch alle Fasern meines Hirnes - und dann durch die meines Herzens fliessen lassen. Und Antwort gibt es auf jeden Fall. Du hast ein paar sehr kluge, gute Dinge gesagt - die würde ich gerne mit Dir vertiefen, mit Dir diskutieren, bei Dir nachfragen, mich Dir erklären. Empfinde es als Bereicherung. Ich glaube, wir trampeln uns da keineswegs auf den Zehen rum - mit Dir würde ich gerne mal an einem Tisch sitzen, Dich richtig vis-à-vis haben und dann so dolle loslegen. Wir haben das Zeug zu fairen Sparringspartnern. Im positiven Sinn gemeint.

Als "böse" sehe ich Dich keineswegs, Sine. Oh nein. Du bist halt einfach anders als ich - was weder besser noch schlechter ist. Es ist unser gutes Recht und ich anerkenne, respektiere das. Bin ja schliesslich "eine Liebe :D "

Und wenn dieser Eindruck enstanden ist, ich würde da die Karten von "böse" und "lieb" verteilen wollen, denn soll er hiermit korrigiert werden. Nein nein, ich will mich darüber unterhalten und nachfragen und sagen wie ich das sehe. Nicht urteilen.

Wir sehen es aus verschiedenen Standpunkten und Richtungen - ich finde das spannend. Du auch? Erklären wir uns einander, wir können dabei nur gewinnen. Eindrücke, Ansichten, vielleicht Einsichten.

Also - ich denk gerne an Deinen Worten rum und melde mich wieder.

Unterdessen liebe Grüsse

Sternenzauber

 
Original von SternenzauberWir sehen es aus verschiedenen Standpunkten und Richtungen - ich finde das spannend. Du auch? Erklären wir uns einander, wir können dabei nur gewinnen. Eindrücke, Ansichten, vielleicht Einsichten.
hallo sternenzauber

ja ich finde es sogar sehr spannend. ich wäre froh, wenn der druck, der seit dem auftauchen dieses problems irgendwie da ist und auch heute noch auf mir lastet, einfach verschwinden würde, aber das tut er nicht.

ich merke einfach, dass mich dieses problem mit der frage, ob es ein "zu lieb" denn gibt oder nicht gibt, sehr beschäftigt. es ist etwas, was ich - wie schon erwähnt - bereits einige male erlebt habe, aber bisher war ich immer völlig hilflos gewesen.

ich beuge mich gerade der last dieses drucks und versuche einfach, es einmal zu verstehen und zu durchleuchten. dass du dich dafür interessierst und mir dabei hilfst, ist genau das, was ich mir von einem lieben menschen wünsche...

wenn es dich interessiert und es dir etwas gibt, ist es für mich am allerleichtesten. wenn du mir etwas gibst und ich merke, ha, aber sie hat ihre eigene meinung und sie handelt zwar mit verständnis, aber nicht in jeder faser ihres seins im "einklang" und in "harmonie" mit mir, dann finde ich das nicht nur ehrlich, sondern einfach schön.

ich bin auch ganz interessiert, deine sicht zu verstehen. ich weiß nicht... es mag schon sein, dass ich nach aussen oft eine harte schale gezeigt habe.

aber mein lebenslauf ist der eines braven mädchens, das nie anecken wollte, bis es mich dann spät (wie ich finde) zu einer kleinen pubertären phase getrieben hat, dieses "es allen recht machen wollen". ich hab damals so "revolutionäre" sachen begonnen ;) wie mir den ort meines praktischen studiums OHNE die mitsprache meiner eltern auszusuchen, und da war ich 25 jahre alt. danach gab es noch ein paar abgrenzungsübungen: weiter in wohngemeinschaften leben, anarschistische frisur gerade auch im berufsleben (dreadlocks). ähm. und MEHR nicht. ansonsten und auch zwischendurch immer wieder mal: die liebe tochter, die es den eltern und eigentlich der ganzen welt recht machen möchte.

das waren für mich enorme klimmzüge, diese dinge.

und knapp 10 jahre später, in denen ich das ich-selbst-sein und das mit-anderen-möglichst-harmonisch-sein versucht habe, zu einer etwas ausgeglicheneren und normaleren sache wieder werden zu lassen, kommt mir hier eine meiner ältesten "läuse" über meine auch nicht mehr ganz jugendliche leber gelaufen, baut sich dort frech auf und sagt:

'sine, sine, du musst noch viel lernen.'

sei doch mal mein "laus-translater", @ sternenzauber.

:) )

gruß

sine

 
Hmm ... ich habe jetzt nicht die ganze Diskussion verfolgt ...

sicher ist es richtig zu sagen, es ist verkehrte Welt, das lieb-sein so zu diskutieren. In einer Welt, die gerade an dem so mangelt. In der Egoismus und Ignoranz an der Tagesordnung sind. Aber für den einzelnen mag die Welt nicht unbedingt ein Kriterium sein. Das ist mir zu allgemein. Wenn der einzelne Schwierigkeiten mit bestimmten Verhaltensweisen hat, ist das völlig legitim. Deshalb kritisiert Sine nicht die lieben Menschen an sich und stellt sicher auch nicht den Mangel an Liebe infrage. Das eine hat mit dem anderen überhaupt nichts zu tun. Es geht doch immer nur um einzelne Menschen.

So wie ich das sehe ... und das sage ich jetzt als jemand, dem vorgeworfen wird, selbst zu den zu-lieb-sein-und-ständig-sich-ausnutzen-lassen-Personen zu gehören *gg* ... wenn man auf ein "zu-lieb-sein" stösst, auf ein aufdringliches zu-lieb-sein, dann kann das einfach ablöschen. Punkt.

Naja. Ist doch auch nicht schlimm, oder ? Jeder Jeck ist halt anders ...

Mal ein Beispiel von zu-lieb-sein, sorry, wenn ich mich nehme ...

Ich war auch zu lieb ... viel zu lieb in meiner Ehe, 18 Jahre lang. War so lieb, dass selbst meine Schwiegereltern nicht verstehen konnten, wie ich es so lange bei meinem Mann ausgehalten habe ... hmm ... einfach, weil ich wusste, dass unter der harten Schale ein weicher Kern ist, butterweich, der leider von einer hohen Mauer umzogen war ... mein zu lieb-sein zu meinem Mann hat ihn jedenfalls gestört ... ich war als Individuum für meinen Mann nicht mehr sichtbar. Habe ihm kein Paroli geboten ... weil ich nicht anders kann. Weil ich furchtbar harmoniesüchtig bin. Weil ich Streitereien hasse. Er hat streiten wollen. Mit Absicht. Das ging so lange gut, bis meine Liebe weg war.

Hmm ... er und ich ... wir haben uns 18 Jahre lang unendlich verbogen um zusammen leben zu können ... obwohl wir uns liebten. Das ist schlimm. Er braucht den Widerpart und ich jemanden, mit dem ich verschmelzen kann.

So isset.

Mein Freund ... mein Leben ... den ich vor einem Jahr hier im Forum kennen- und liebengelernt habe, bezeichnet sich als "Frauenversteher" und verflucht es gleichzeitig. Er hatte unendlich viel Verständnis für seine Frau bewiesen und die hat die Gutmütigkeit ausgenutzt. Bis seine Liebe weg war.

Und jetzt ?

Da treffen auf einmal zwei "lieb-sein" Leute aufeinander ... und was passiert ? In dem Jahr habe ich mich wie nie zuvor gezankt ... mit meiner neuen Liebe *gg*. Weil wir so gleich sind im Wesen und so verschieden in der Mentalität. Weil eine lebhafte Kölnerin auf einen ruhigen Schweizer traf. Weil der Schweizer ein halber Perser ist und schon mal den Turbo-Gang einlegt .... Weil wir endlich eine Streitkultur entwickeln konnten. Weil wir nach jedem Streit die Versöhnung fanden. Weil jeder Streit unsere Liebe wachsen liess. Weil der Streit mit Liebe überwunden wurde. LIEBE. Davon abgesehen gibt es kaum ein Problem "von außen" das unsere Beziehung belastet, was der liebe Gott nicht über uns ausgeschüttet hätte in dem letzten halben Jahr ... (Höhepunkt ist eine zweifach gebrochene Wirbelsäule, die sich mein Schatz vor zehn Tagen zugezogen hat bei einem Unfall :-( ... ja, er kann noch laufen, er hatte einen Schutzengel ... :) ... und dann 700 km weit weg sein ... *heul* ... und sich immer wieder sagen, es gibt schlimmeres, er hätte tot sein können ... da denke ich nur an @Dalena).

Hmm ... ich kann von mir aus nur sagen, dass ich es zwar nicht schlimm finde zu lieb zu sein, aber es ist schlimm, wenn die Persönlichkeit dahinter verschwindet. Man darf sich nicht aufgeben. Für niemanden. Denn was hat man denn sonst ? Man darf auch nicht erwarten, dass sich jemand anderes für einen aufgibt ... denn man sucht doch das Gegenüber ... die Persönlichkeit.

Ich habe mich jedenfalls in diesem schlimmen letzten Jahr selbst gefunden ... ohne dass ich mein Wesen zu sehr verbiegen musste ... im Gegenteil. Habe jemanden gefunden, mit dem ich verschmelzen kann ... der gibt und nimmt. Hmm ... jeder bringt das ein was er kann ... gewertet wird nicht. Der eine ist nicht mehr oder weniger wert als der andere. Man muss sich nicht beweisen und muss daher auch nicht zuviel von sich selbst geben, was man nicht will.

Das hier fand ich schön, Sine:

... ich will, dass ich mich gegebenenfalls jemandem schenken kann... ich will nicht, dass man mir mein sein abtastet, analysiert und irgendwie speichert, oder sogar: "absaugt"...
verstehst du mich?
Liebe Sine ... ich verstehe Dich da sehr gut ... als ich mich gegen meinen Mann und für meinen Freund entschieden habe, schrieb ich meinem Freund ein langes Mail. Ich meinte zu ihm, dass ich nun frei sei ... innerlich frei für ihn. Nur freie Menschen können sich verschenken. Ich habe ihm aus freien Willen heraus meine Liebe geschenkt. Und er hat sie angenommen und mir seine Liebe geschenkt. Eins sein ohne sich aufzugeben. Das ist es.

Boah ... soviel hab ich hier noch nie geschrieben :)

Grüße

von Schnuti

 
Original von SchnutiBoah ... soviel hab ich hier noch nie geschrieben :)
hallo schnuti

solange du das "viele" nicht geschrieben hast, weil du lieb bist (jedenfalls nicht allein aus diesem grund...), sondern weil es dir spass macht ... schön!

:) )

hey hey

natürlich ist die welt einfacher, wenn es einfach passt zwischen zwei menschen. so stellt man es sich jedenfalls manchmal vor...

aber siehe: auch und gerade (?) bei euch zwei "lieben" menschen hat es auch differenzen gegeben... so ist es nunmal, kein grund, die flinte ins korn zu werfen.

das tut mir leid, wenn dein freund jüngst einen schweren unfall hatte, arme schnuti :trost: ich hoffe, du musst dich nicht zu sehr und zu lange sorgen, sondern überstehst die zeit und kannst ihm beistehen und - naja - du selbst bleiben.

hm

was ich denke, ist, dass ich vielleicht auch große hemmungen habe, mich zu öffnen. joach... könnte schon sein. ich erzähl zwar immer und auch ausführlich über mich selbst, ich bin auch immer ehrlich und alles. und dennoch bin ich halt einfach aufgeregt, wenn es darum geht, sich jemand anderem mitzuteilen.

ich hab mich in den letzten monaten ziemlich genau betrachtet, und im rückblick hab ich das für mich erstaunliche fazit gezogen, dass ich keine großen sprünge mache, sondern nur kleine schritte. *trippel*

vielleicht ist ein grund, weshalb ich so unter druck komme bei "lieben" menschen, dass ich das gefühl habe, sie appellieren zu sehr an mich, mich zu öffnen?

:rolleyes:

k.a.

*grübel*

naja

grüßchen!

sine

 
Ach was, ich bin ja gar nicht so lieb, nein, ich bin ein purer Egoist und schreibe nur, weil es mir Spass macht *gg*

Sine, Du willst Dich öffnen und hast Dich schon weiter geöffnet und größere Schritte gemacht, als Dir bewusst ist, denke ich mal. Wenn Dir ein "lieber Mensch" begegnet (wobei ich wirklich Mühe habe damit, dass sich jemand ständig selbst als zu lieb bezeichnet und über die Ignoranz der Umwelt dann sein Bedauern äußert .. :), dann findest Du keine "natürliche" Grenze zwischen Deiner neu gewonnenen Offenheit und dem - ich sag es mal provokativ - "quasi-offenen-Wesen-des-lieben-Menschen-der-dir-da-gerade-gegenübersteht", weil Du ihn nicht vor den Kopf stossen willst.

Das merkst Du dann und machst zu. Und stösst ihn damit vor den Kopf.

Ist nicht schlimm, finde ich. Man könnte es ja auch umgekehrt betrachten, oder ? Wieso nimmt sich ein "lieber Mensch" das Recht heraus, zu offen zu Dir zu sein oder zu nahe an Dich heranzutreten ? Ist er am Ende gar nicht so lieb ? Fehlt es gar an Sensitivität ?

Hmm ...

Liebe Grüße

Schnuti

 
Original von SchnutiWieso nimmt sich ein "lieber Mensch" das Recht heraus, zu offen zu Dir zu sein oder zu nahe an Dich heranzutreten ? Ist er am Ende gar nicht so lieb ? Fehlt es gar an Sensitivität ?
huhu

naja

die idee, dass offene menschen mir eine forderung entgegenbringen, die ich nicht erfüllen möchte, ohne mir schritt für schritt dafür zeit und auch ANLASS zu nehmen und zu finden, ist ja eine pure unterstellung... weiß gar nicht, ob sie stimmt!

nee, "liebe" menschen habe ich in die ecke gestellt, "offene" menschen nicht mal.

hm ist wohl sehr interpretatorisch von mir... würd ich gern nur mal angedacht haben, ist aber glaub ich nicht der schlüssel zum schatzkästchen der erkenntnis.

hey

NATRÜRLICH kriegt von mir keiner nen orden verliehen, wenn er behauptet, sich für mich zu interessieren, wenn er dabei dann meine grenzen nicht abtastet, wenn er dabei sich nicht versichert, dass wir eine gemeinsame basis haben und wenn er - zu allem übel - vielleicht noch gnadenlos themen absaugt, ohne selbst etwas von sich zu geben und zu zeigen!

dafür gibt es bei mir zero points, es geht einfach nicht. das wäre ja, als ob jemand zu mir sagt: 'zieh dich aus', obwohl ich weder beim arzt bin noch im bett mit ihm noch ein vertrauensverhältnis noch irgendein anlass besteht!

hm

aber die menschen, die in sich selbst eine neigung zum liebsein verspüren, ziehen sie uns etwa in eine vertrauensvolle ecke? überspringen sie "eine stufe" und kommen unter weglassung von smalltalk und gemeinsamen erlebnissen direkt zur huschel-kuschel-ecke und zum hm... wozu? zum äh ja.... zu dingen wie: 'der abend mit dir ist einfach wundervoll' (erster abend, aha... :rolleyes: ) oder 'du hast eine TOTAL ansprechende art' ( :schief: ) und naja...

ist es denn wirklich ein kompliment, wenn vor mir jemand in andacht und freude versinkt, ohne dass ich ihn kenne?

hmm

tue ich das mit menschen denn gar nie mals... doch... wenn ich ver-liebt 8o bin!

dann geht auch in dem moment die sonne auf, wo dieser schwarm von mir oder mein liebespartner die bildfläche betritt! da! da ham wa's!!!

die "zu-lieben" menschen bringen mich in verlegenheit, weil ich ihr verhalten mit "verliebtsein" allenfalls erklären könnte! mit schwärmerei!

aha... soso...

heißt das, ich hab so unendlich viele komplexe, dass ich mir ein positives urteil nicht schenken lassen möchte, sondern erarbeitet haben möchte?

:schief:

glaub ich eigentlich nicht... hm.

ich mach es so: selbst WENN ich jemand auf den ersten blick toll nett super interessant und schlicht gut unterhaltsam stressarm und prima finde, dann latsch ich trotzdem nicht los und sage ihm das rund um die uhr zu jeder gelegenheit trag ihm die tasche rolle den roten teppich aus vor ihm und sag mit einem grinsen von einem ohr zum anderen: 'lass es dir einfach gut gehen'.

:(

nee

sag ich nicht

aha

und schon sind wir wieder beim thema "böse böse welt ohne nächstenliebe".

:rolleyes:

wenn nun ALLE immer nen roten teppich unterm arm mitnehmen würden und täglich und dauernd allen anderen menschen, die sie irgendwie nett finden würden, diesen ausrollen würden, wäre die welt dann schöner?

?(

sie wäre wohl voller roter teppiche... :D

gott

sollten wir diesen gedanklichen knoten irgendwann mal entknotet bekommen, schreiben wir ein philosophisches buch über die liebe, das verliebtsein, das lieb-sein und die menschen ohne roten teppich.

oh oh

gruß

sine

 
Ja das stimmt ... offen sein hat nichts mit lieb-sein in dem Sinne zu tun.

War auch missverständlich formuliert (heute ist nicht mein Tag, kämpfe die ganze Zeit mit dem "ich selbst bleiben unter erschwerten Bedingungen" :rolleyes: ). Mir ging es eigentlich um diesen Druck den Du hast, bei "lieben" Menschen, sie würden an Dich appellieren, Dich zu öffnen. Und wieso sie das überhaupt machen ... resp. erwarten ... es vielleicht "offen zeigen" dass sie dies erwarten. Aber etwas "offen zeigen" hat nichts mit Offenheit zu tun. Sondern mit einer Erwartungshaltung an Dein SEIN.

sollten wir diesen gedanklichen knoten irgendwann mal entknotet bekommen, schreiben wir ein philosophisches buch über die liebe, das verliebtsein, das lieb-sein und die menschen ohne roten teppich
Ein Buch darüber zu schreiben ist nicht mal die schlechteste Idee. Aber die Philosophie würde ich weglassen.

Liebe Grüße

Schnuti

 
Original von SchnutiEin Buch darüber zu schreiben ist nicht mal die schlechteste Idee. Aber die Philosophie würde ich weglassen.
:) )

was ist das dann für ein buch? doch bitte...


kein.....

8o 8o 8o

LEBENSRATGEBER!!!!!!!!!!!!!!!



*kreischt*

gruß

sine :D