Original von Deep_ThoughtHöre ich dann noch Bullshit wie 'Warum willst Du UNS das antun...', könnte ich kotzen! Wenn Eltern ihre Kinder lieben, dann tun sie das bedingungslos und helfen auf JEDEM Lebensweg, den das Kind einschlagen mag. Das Wort Dankbarkeit taucht dort nicht einmal mehr auf.
ich schaff es nicht, mir selbst auf die schliche zu kommen, was ich denn gerne hätte, wenn ich dieses "leben" aufgeben würde.
also versuch ich's nochmal von der "seite", denn dass die frage ansteht, was mein lebenswunsch ist, das denke ich ebenfalls.
und zwar wegen des großen ausrufezeichens und der alles erhellenden glühbirne, die über meinem kopf aufgeht, wenn ich die kleinen "schachzüge" meiner eigenen vergangenheit nochmal in diesem lichte betrachte, dass ich ein leben lebe, um eine schuld bei meinen eltern abzutragen. ein verzwungenes und gehemmtes leben. ein leben nach dem motto: leben ist arbeit.
ich arbeite, und zwar in jeder situation und ununterbrochen. ich arbeite auch für freundschaften und für beziehungen. ich werde zwar immer bezichtigt als pascha (in weiblicher form), als verwöhnt, als sonstwas, aber es bringt mich immer nur noch eher dazu, mich zu sorgen, mich zu kümmern, mich auf irgendetwas, was mit meinen mitmenschen zu tun hat, einzustimmen, mich zu stärken, irgendwie halt immer und immer wieder millionenmal gedanken kreisen zu lassen, bis für jede noch so kleine und alltägliche situation von mir ein szenario ersonnen ist.
die letzten jahre haben mir geholfen, meine rolle in solchen szenarien klarer zu erkennen und mir nicht nur die statistenrolle zu geben. ich bin auch nicht die hauptperson. aber ich bin jemand, und diesen "jemand" kann ich gut und gerne und mit dem, was ich "standing" nenne, vertreten.
aber...
die worte, dass das alles nicht mein leben ist, waren schon während des studiums immer meine eigenen worte gewesen. im job hab ich das auch noch ne weile gedacht. ich hab nur nie geglaubt, dass ich noch andere möglichkeiten haben könnte.
nur mal so zur erläuterung: nehmen wir mal die jüngsten beiden beispiele in meinem leben, die ja sogar forums-bekannt sind in gewisser weise: kandidat nr. 1 und kandidat nr. 2.
also, bei kandidat nr. 2 ist es nicht ganz so offensichtlich, dass ich da eine flucht eine erlösung gesucht habe, denn ich denke, da war schon ganz vieles NULL intendiert von mir und kam einfach so. aber: ich wäre gern partnerin eines mannes, ich würde furchtbar gern mit meinem partner zusammenleben (ist schon IMMER mein traum gewesen, hat sich aber nur mit meinem kiffie mal für ein unerträgliches jahr verwirklichen lassen, dieser traum). es stünde zur debatte, wieviele autos, wieviele wohnungen, wieviele jobs und möglicherweise wieviele kinder wir hätten. ich würde sicher mein leben geändert haben - oder zu meinem jetzigen gestanden haben, wenn er den hausmann hätte mimen wollen -, und es war mir SO WAS von RECHT, lieber hätte ich es nicht haben können.
bei kandidat nr. 1 hingegen war das besondere, dass er mir in meiner arbeit helfen sollte. er hatte explizit ZWEI aufgaben: er sollte mir im büro helfen und endlich endlich die ersehnte hilfskraft werden, die ich mir bis heute nie hab leisten können (*lechz*). und aufgabe nr. zwei war: er sollte mich auf die materiellen werte einpeitschen, die ja offensichtlich in mein wesen partout nicht reinpassen wollen.
jemand, der sich mit parfum von oben bis unten vollstäubt, dass ich irgendwie nur denke: 'und wer bezahlt dieses parfum, das sind ja deziliter-mengen', jemand, der den ansatz hat, er braucht markenklamotten und letztlich so lange dafür aktiv ist, bis er sie auch wirklich HAT, der könnte mich doch prima überzeugen, massig geld zu verdienen. ich wollte mir einfach eine scheibe abschneiden. ich wollte sozusagen meine eltern perpetuieren.
jaja
viele dinge passen unter der sichtweise, dass ich nicht das richtige tue beruflich, sehr gut in's bild.
tja
mit der antwort auf die große frage bleib ich dennoch erstmal säumig...
ich weiß die antwort nicht. vielleicht finde ich die antwort eines tages. suchen tue ich - sozusagen undercover - schon sehr lange nach dem beruf, nach dem ort im leben, wo ich hin möchte.
ich find aber nichts. weder die kunst zieht mich im übermass an. noch das reisen. computer nicht. autos nicht.
boach
es gibt viele berufe
ich fürchte, nur bei einer sache hatte ich eben beim grübeln so einen minimalen touch, dass mir DAS vielleicht auch dauerhaft gefallen könnte:
ich mag tiere, und pflanzen anzubauen interessiert mich ebenfalls.
wie wär's mit nem bauernhof?
oh je
da komm ich ja her... hätte ich mich nicht nach konstanz "abgesetzt", dann hätte ich im ort meinen allerallerersten freund gehabt. er war bei der feuerwehr gewesen und hieß thorsten. er sah fantastisch aus für unsere dorfverhältnisse. ich war niedliche 19. er ein zwei jahre älter.
im ganzen dorf hat mich kein typ je 100%ig angemacht. denn keiner konnte sich vorstellen, mit meinem vater zu kommunizieren über die frage, wer bei wem schläft und überhaupt mieden alle unser (pfarr-) haus wie der teufel das weihwasser.
kann ich ja verstehen im nachhinein. damals aber dachte ich, ich hab die pest und hab es primär auf mich bezogen. herrje. ich hatte doch NULL erfahrung mit typen! woher sollte ich eigentlich ÜBERHAUPT wissen, was man so tut und lässt in einer sogenannten beziehung?
ich meine, wie pubertierende sich abgrenzen von ihren eltern, wie pubertierende auch neue menschen (partner z.b.) an vielleicht ranggleiche positionen in ihrem leben heben wie früher allein die eltern inne hatten, nun, das GAB's bei mir halt NIE. allein freundinnen haben meine eltern "akzeptiert", männer / jungs oder so gab's halt nie.
also
thorsten
feuerwehrmann, verantwortungsbewußt, studiert irgendeinen kack, den er übrigens auch nur seinen eltern zuliebe studiert hat - konnte man verwenden nämlich für: die ÜBERNAHME DES HOFES. also: thorsten war bauer in spe. jetzt IST er bauer.
thorsten hat irgendeine carmen geheiratet, hat mir meine mom erzählt, und anscheinend auch ein oder zwei kinder produziert. als mein vater gestorben war, wohnte meine mom noch einige zeit im pfarrhaus weiter und im frühjahr oder sommer nach dem begräbnis gab es ein fest. es wäre das fest gewesen, an dem mein daddy in den ruhestand entlassen worden wäre, wenn er nicht schon vorher "blau" gemacht hätte.
die stimmung war gedrückt und meine mom und ich waren irgendwie ein klein bisschen beobachtet. meine mom wohnte ohne "status" und fühlte sich ausgestoßen (in einer pfarrwohnung darf und muss der PFARRER mit familien wohnen. fehlt der pfarrer heißt es - vielleicht verständlicherweise - ciao). ich hab mich zeit meines lebens zu hause ausgestoßen gefühlt und auch diese rückkehr ins dorf war wie immer eine reise zurück ins dunkel.
ja
besagter thorsten erschien auf der bildfläche und war tatsächlich mann's genug, mit mir ein paar worte zu wechseln. und ich hatte einen flash, der war filmreif: thorsten war gealtert, ich vermutlich auch (ich stand da mit meinen dreadlocks, 30 jahre.... *lach*). aber ich sah während unseres gesprächs sein gesicht von damals wieder.
das ist etwas seltsames... bei meiner großen liebe kann ich auch, wenn ich seine stimme höre und ihn sehe (was ja nun schon länger nicht mehr der fall war und vielleicht auch nie mehr der fall sein wird), manchmal wie ein erinnerungsfoto plötzlich sein gesicht von damals erkennen, wie er halt aussah, als "alles" begann.
naja
thorsten hat es eigentlich nicht so weit in mein herz geschafft wie meine große liebe... glaube ich. aber ich weiß es nicht.
wir waren beide jedenfalls sehr beklommen wegen meines daddies, aber wir sprachen eher über unser jähes beziehungsende, als ich damals mit 19 dann nach konstanz gegangen bin. er erzählte von seiner frau und vom hof, und ich hörte nur raus: und da wären wir, wenn wir damals weitergemacht hätten, wo du gegangen bist.
er hat wohl die ansicht, das sei nichts für mich.
ich weiß es nicht. für mich stellt sich die frage weniger, was an thorstens leben was "für mich ist" und was nicht, sondern eher, wie er darauf kommt, dass eine liebschaft mit 19 ein leben lang hält und trägt.
aber ich muss zugeben: es klang so, als hätte er einen solchen gedanken. und ich muss zugeben: ich kann ihn nicht widerlegen. und hab auch die hoffnung, dass es so oder anders nochmal oder wie auch immer so kommt. dass ich eine tragfähige bindung eingehe.
*seufz*
joach
das besondere am hof-leben ist eben, dass man 100% auf den partner angewiesen ist. da ist nichts mit "schatz, wann hast du schluss, ich hol dich von der arbeit ab". da rackern beide rund um die uhr für einen mittelschweren hungerlohn. jeder hat klare aufgaben und da läuft auch nichts mit "heute pflügen wir mal das feld gemeinsam mit unserem neuen traktor" oder so...
das weiß ich.
und doch ist es mir nicht unlieb, mir so ein leben vorzustellen. ich mag zum beispiel ställe, kühe, hühner, schweine...
ich kann mich auch mit schlachten und keine ahnung was anfreunden. ICH. ja ich.
und ich mag auch trecker reparieren, trecker fahren. ich mag den verkehr aufhalten mit einem doppelspänner zuckerrüben. ich mag gummistiefel. ich mag keinen regen.
ups
na, dann bleib ich doch büro-hengst
gruß
sine