hallo rabe!
das find ich ja toll, dass du dich äußerst!
dein posting finde ich inhaltlich aber schwer zu beantworten. am liebsen hätte ich dir geantwortet, dass ich mich schon entschieden habe und diese gedanken, die du beschreibst - und auch die darin enthaltenen fragen - schon so oft angedacht habe, dass nun auch mal gut sein mag.
es war IMMER meine innigste frage, wieso ich mich so abgrenze von juristischen dingen, während eine menge leute für glück darin aufgehen. ich habe, um mir selbst auf die schliche zu kommen - und auch in der vermutung, dass ich wohl nur pubertär bin in meiner anti-haltung - lange einfach vieles ausprobiert.
Original von rabe[...] es haben sich auch ein paar details geaendert und vielleicht war das alles was noetig war. was genau ist es, was dich an deinem beruf stoert? gibt es bereiche, die dir aber doch gefallen? ist es v.a. das riskio der selbststaendigkeit oder ist es der beruf an sich?
ich habe genau auf diese details gesetzt und geglaubt, das würde wohl nur bequemlichkeit und vielleicht sogar auch eine mangelnde belastbarkeit sein, die mir wohl in jedem job nen strick drehen würde. ich habe mir vieles geleistet, und die selbständigkeit gehört zu den guten dingen, weil ich mich nicht bewerben musste bei diesen ekel-spackos, die aus leben jura machen und auch noch stolz drauf sind.
:schief:
diese "details", wozu ja auch gehört hat, dass ich intuitiv ein fachgebiet gewählt habe, dem ich nach wie vor am meisten zugetan geblieben BIN... wozu auch die letzte tolle sache, die ich mir vor einem jahr geleistet habe, gehört, nämlich, dass ich von zu hause aus arbeiten kann (gott, darüber bin ich vielleicht FROH)... also diese details ziehen es nicht raus.
ich erwäge, ob ich mich mit meinen selbstbeschimpfungen, wonach es mir doch supergut gehen MÜSSTE und andere leute neidisch wären, wenn sie das machen könnten und bla (o-ton meiner mom viele jahre lang... *kotz*) und die sich daraus ableitenden "schlussfolgerungen", wonach ich pubertär geblieben bin auch mit 35, schon immer "anders" war und "sein wollte" als die anderen und bläh, dass diese selbstbeschimpfungen mich nur noch tiefer unter der wasseroberfläche halten, die ich nur noch selten erreiche, um mal luft zu holen und aufzuatmen.
ich hatte mal eine phase, in der ich mich beruflich sehr ungluecklich gefuehlt habe, aber auch keine wirklichen alternativen zu meinem derzeitigen beruf gesehen habe. Und das hat mich erst recht ungluecklich gemacht, denn ich hab so gar keinen ausweg gesehen. ich glaube, wenn ich gewusst haette, was ich wirklich wirklich will, dann haette ich dafuer auch ein weiteres studium auf mich genommen, aber oft ist ja das problem, dass man das eben nicht weiss...
du sagst es sehr richtig, rabe: auch ich weiss nicht, und zwar GAR nicht, was besser ist. und schon kommt der zweifel und flüstert, dass ich mit genau derselben unentschlossenheit schonmal das "falsche" gemacht habe, sonst würde ich jetzt nicht als anwältin dasitzen, obwohl ich mich darin unwohl fühle.
aber punkt 1:
keiner weiß es 100%, o.k., jedenfalls die meisten wissen es nicht. es gibt auch menschen, die einen traumberuf auf dem schirm haben, aber ich gehöre nicht dazu. ich kann zwischen traum und wunsch und realität nicht unterscheiden, und nichts zieht mich wirklich volle power an. manchmal wäre ich gerne hausfrau / bauersfrau. manchmal wäre ich gerne webdesignerin (den job GIBT es - glaube ich - gar nicht mehr). ich fand reiseleiterin oder politikerin auch schon mal nicht uninteressant.
aber an allen "jobs" hängt der zweifel: als reiseleiterin flüchte ich mich letztlich nur noch mehr in einsamkeit und oberflächlichkeit, als politikerin erst recht.
als webdesignerin bohre ich vielleicht übermorgen heftig und stark gelangweilt in der nase, ohne vision, wie man das gebastel vor dem computer auch zu einem dem menschen-zugewandten job ummodeln könnte. ach ja, lehrerin hatte ich erwogen, aber so what, was ist, wenn ich nicht teenager und / oder volljährige unterrichten könnte (was ich lieber täte) am ende *nerv*.
als haus- / bauernfrau hab ich halt den riesenvorteil, dass die verantwortung für kohle wegfällt und ich zu meinem ernährer in der form von beziehung stehe, die ich als innig und (hoffentlich) ehrlich empfinde. diese oberflächlichen arbeitsverhältnisse, dieses gemeinsame streiten für eine sache bis zur persönlichen selbstaufgabe im normalen arbeitsleben, was macht denn das für einen sinn, wenn ich beim nächsten wirtschaftlichen problem dann doch gekickt werde im berufsleben? dann doch lieber gleich die persönliche / private ebene ansteuern, gell, was war das früher doch vielleicht für eine schöne zeit, als man noch die großfamilie unterstützte und das haus pflegte und den ehemann stärkte.
aber natürlich nagt auch an diesem bild die frage, ob ich romantisiere und ob ich die unfreiheit nicht verniedliche, die in diesem lebensentwurf drinsteckt: suche ich die persönliche und wirtschaftliche abhängigkeit, um mein leben als arbeitskraft auf dem markt als gescheitert betrachten zu dürfen? suche ich mein abstellgleis? was kommt danach? ist mein leben nicht zu ende, wenn ich mich nicht mehr fordere (wobei die frage, ob familienleben nicht fordert, wohl eher falsch formuliert klingt...
)?
naja und allem voran: woher diese familie nehmen???
man kann so perfekt weitergrübeln und seufzend wohl nur zu dem ergebnis kommen: dass uns das leben mal hierhin führt und mal dahin. wir können diesen lebenweg beeinflussen, aber ich finde den "perfekten job" nicht, ohne ihn IRGENDWO und irgendwie zu suchen.
also gehe ich einfach los, ich vertraue diesmal allerdings sehr viel mehr auf meine innere stimme als damals, wo ich mein studium begonnen hatte.
was ich mit bwl will, hab ich ausgekaspert und schon (vor monaten vermutlich) geschrieben hier. es geht um mehere dinge, ich kann es jedenfalls gut gemeinsam mit dem beruf, den ich schon ausübe, verbinden.
gruß
sine