sine,
es sind gerade diese kleinen dinge (milchschnitte, damit man "was isst", handauflegen beim autofahren, zusammen im selben bett liegen... usw usf...), die mich oberglücklich machen in einer beziehung.
:] ...da sprichst du mir aus der Seele.
Bin genau so ein Mensch. Ich glaube, ich war schon immer ein sehr genauer Beobachter. Das merke ich eigentlich ständig - wenn ich unter Leuten bin. Ich achte auf alles mögliche, schaue mir gern fremde Menschen an, höre gern Gesprächen zu, wenn ich im Zug sitze. (Natürlich so unauffällig wie möglich
). Und ich präge mir diese Bilder sehr gründlich ein. Dementsprechend intensiv und bunt ist auch meine Fantasie, sind auch meine Erinnerungen. Ich konnte es schon als Kind nie verstehen, wenn andere gesagt haben, sie machen sich nie Gedanken darüber, wie die Charaktere eines Buches genau ausschauen...
Ich bin so jemand, der sich ein und dieselbe Sache ganz lange ansehen kann. Und wirklich einfach nur ansehen und das in mich "aufnehmen", was ich da sehe. Bilder, Farben, Gesichter...deswegen habe ich es auch geliebt einfach lange in sein Gesicht zu schauen, es "in mich aufzusaugen", bis er manchmal schon gefragt hat, was denn los sei (weil ich eben so gucke...).
Auch mit Gerüchen geht es mir so - die strömen praktisch in mich rein.
Und ich kann mich wahnsinnig über Kleinigkeiten freuen, mich richtig daran "hochziehen", ja.
Deswegen, sine, erzähl mir ruhig alle deine kleinen Geschichten, ohne zu fragen. Ich finde, bei dir sind sie immer voll von genauen, kleinen Beobachtungen - so zum Beispiel auch die ganze Knutschi-Sache - gerade deswegen lese ich das alles auch unheimlich gerne!
Eben diese Kleinigkeiten lassen das Ganze - also eine Beziehung meine ich - nicht an der Oberfläche schwimmen sondern setzen es eine Ebene höher.
Wenn auch nur für mich.
Gerade deswegen habe ich auch diese vielen, kleinen Momente im Kopf. Habe etwas Angst, dass viel davon irgendwann verloren geht.
Wie er einmal eine Erdbeere auf die Straße gestoßen hat, ein Auto drübergefahren ist und wir uns gefreut haben wie kleine Kinder,
wie er seine Hand immer an eine ganz bestimmte Stelle meines Po's platziert hat,
wie ich meinen Kopf auf seinem Schoß liegen hatte und er mir die Haarsträhnen, die ins Gesicht gefallen sind, hinter mein Ohr gestrichen hat,
wie ich mit meinem Ohr auf seinem nackten Rücken lag und das Brummen seiner tiefen Stimme gehört habe,
naja, das könnte ich jetzt noch ewig weiterführen. Aber das ist jetzt wohl eher schlecht, tut im Moment eh nur weh.
Und zu der Nacht, die du beschrieben hast - sie war scheinbar genauso eine, wie "unsere".
... er war mir so fremd plötzlich, er war gar nicht mehr da in wahrheit.
die nacht ängstigte mich geradezu, ich hab meinen freund damals trotzdem noch umarmt und er mich, aber für mich war es strange ohne ende.
"strange" ist wohl das, was es am ehesten beschreibt.
Gefühlsmäßig war es auf jeden Fall das "Schlimmste", was ich je erlebt habe. Also schlimm in dem Sinne, dass es so seltsam war, furchtbar und schön, fremd und vertraut.
Wir lagen uns gegenüber im Bett, ich habe ihn pausenlos angeguckt, er mir die ganze Zeit den Kopf gestreichelt und mir ebenfalls in die Augen geblickt.
Auch wir hatten keinen Sex in dieser Nacht, auch wir lagen uns in den Armen.
Was für eine befremdliche Situation, eben alles unwirklich.
Wir lagen da wie immer, und doch war alles anders, weil wir beide wussten, dass es nie wieder so wird wie vorher. Ich hatte das Gefühl, mir würde das alles das Herz rausreißen.
Und es ist ihm auch nahegegangen, das weiß ich, er hat auch kaum geschlafen in der Nacht. Deswegen verstehe ich ihn jetzt auch umso weniger.
Vielleicht hat er nach dieser Nacht beschlossen, dass er seinen Gefühlen endgültig einen Riegel vorschieben muss...
Diese Bahnhofs-Szene gab es auch bei uns. Nur, dass ICH in den Zug gestiegen bin, er mich zuvor in den Arm genommen und mir versprochen hat, dass wir uns wiedersehen.
Und dann saß ich im Abteil mit drei anderen Männern, habe noch aus dem Fenster geguckt, er ist noch ein kleines Stück mitgelaufen mit dem fahrenden Zug, bis er verschwunden war...
Auch bei mir hat sich das eingebrannt, und diese Bilder kommen als plötzlicher Gedankenblitz wieder diese Tage - ganauso, wie man es von plötzlichen, kurzen Flashbacks aus Filmen kennt.
Tja, und was ich mit der Milchschnitte mache - mal sehen...vielleicht isst sie meine Mitbewohnerin ja auch heimlich auf...